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Über dieses E-Book

3 Wochen Thailand mit Cocktails, Schirmchen, Strand und Meer – das war der Plan! Stattdessen verbringt Sebastian den Sommerurlaub in seinen uralten Lieblingsshorts auf der Terrasse. Er schimpft über den viel zu kleinen Pool, stört sich an der Bademode seiner geliebten Christina und wird beim Versuch intim mit ihr zu werden auch noch von ihrem Bruder gestört, der sich für ein paar Tage bei den beiden einquartiert.
Aber schlimmer geht immer, denn nur einen Tag später steht Christinas kleine Schwester Anna vor der Tür. Sie und Sebastian haben nur eine Gemeinsamkeit: ihre Abneigung füreinander. Trotzdem kommen sich die beiden in kürzester Zeit näher als moralisch akzeptabel ist …

Impressum

dp Verlag

Überarbeitete Neuausgabe März 2017

Copyright © 2020 dp Verlag, ein Imprint der dp DIGITAL PUBLISHERS GmbH
Made in Stuttgart with ♥
Alle Rechte vorbehalten

E-Book-ISBN: 978-3-96087-155-2
Taschenbuch-ISBN: 978-3-96087-507-9

Copyright © 2016, Mika Karhu im Selfpublishing
Dies ist eine überarbeitete Neuausgabe des bereits 2016 bei Mika Karhu im Selfpublishing erschienenen Titels Brathering Interruptus (ISBN: 9783839189269).

Covergestaltung: ARTC.ore
unter Verwendung eines Motivs von
shutterstock.com: © Aljna
Lektorat: Janina Klinck

Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Sämtliche Personen und Ereignisse dieses Werks sind frei erfunden. Etwaige Ähnlichkeiten mit real existierenden Personen, ob lebend oder tot, wären rein zufällig.

Abhängig vom verwendeten Lesegerät kann es zu unterschiedlichen Darstellungen des vom Verlag freigegebenen Textes kommen.

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dp Verlag

Mein erstes Buch. Wie konnte das passieren …

Als ich im Sommer 2015 angefangen habe, am Brathering zu schreiben, wusste ich ehrlich gesagt noch nicht einmal, was es wird. Ein paar aufgeschriebene Gedankenfetzen, eine weitere Kurzgeschichte oder doch mehr?

Irgendwann fand ich Gefallen an den Akteuren, schrieb weiter. Schnell waren es 100 Seiten und ich merkte, dass ich nicht aufhören wollte.

So viele Ideen, Erinnerungen und Anekdoten kamen mir in den Sinn, schienen brauchbar, mussten genutzt werden.

Leider fand sich niemand, der mir sagte, dass ich es lassen, um Gotteswillen kein Buch schreiben soll.

Schon war ich bei Seite 200 und wusste nicht, wie aufhören, wie einen guten Abschluss finden?

Nach weit über 350 Seiten beendete ich das Schreiben, löschte, korrigierte und korrigierte erneut und löschte wieder.

Was übrig geblieben ist, haltet ihr in der Hand.

Ich wünsche euch eine tolle Zeit mit diesem Buch.

 

Euer Mika Karhu

 

PS: Rypeli rules!

 

 

 

 

 

 

„Wie ist die Welt doch groß und weit“, sprach die Alte, als sie einen Stock zur Saunaluke hinaussteckte.

Finnisches Sprichwort

 

 

 

 

 

Für die, die ich liebe.

Für die, die ich schätze.

Für die, die mich geprägt haben.

Für die, die mich gelehrt haben, Bücher zu lieben.

Für die, die mich gelehrt haben, das Leben zu lieben.

VON KIFFENDEN RATTEN

Das Thermometer auf der Terrasse stand bei kuscheligen 35°C und es ging kein Lüftchen. Ich schlürfte an einem halben Liter kühlem Bier, während meine bessere Hälfte sich einen selbstgemixten Cocktail gönnte. Die Zubereitungszeit dieses sehr obstlastigen und blasphemischerweise alkoholfreien Getränks dauerte meinem Gefühl nach länger, als es die Dinosaurier auf unserem schönen Planeten ausgehalten hatten, aber das spielt hier keine Rolle.

Als Abkühlung diente uns ein Pool im Garten, der zwar nicht besonders groß, aber für gelegentliche Erfrischungen vollkommen ausreichend war. Selbstverständlich hätten wir uns auch ein riesengroßes Planschbecken in den Garten stellen können. Eines von der Sorte, das die Nachbarn neidisch erzittern ließ. Hätten wir können!

Wenn einem eine solche Anschaffung aber erst in den Sinn kommt, nachdem es zwei Wochen lang gefühlte 60°C heiß ist, ziehen die Preise – dem Kapitalismus sei Dank – natürlich an. Ende des vergangenen Sommers, als unser alter Pool sein Dasein beim Abbau beendete, hatte ich noch groß getönt: „Christina, Schatz! Den neuen Pool kauf ich im Winter! Da ist es günstiger. Das wird ein ganz großer!“

Allerdings hatte ich weder im Winter noch im Frühling und auch nicht im Frühsommer irgendeinen Gedanken an den neuen Pool verschwendet. Als es, wie gesagt, heiß wurde, bezahlte ich zähneknirschend den dreifachen Preis für ein Drittel der Größe. Karl Marx hatte recht!

Okay, normale Menschen fuhren im Sommer auch in den Urlaub und fristeten ihr Dasein nicht auf der Terrasse. Wollten wir ja genauso machen, hatten geplant all-inclusive nach Thailand zu fliegen. Drei Wochen Cocktails mit Schirmchen, Strand und Meer. Da habe ich bei der Buchung im vergangenen Herbst mal ganz spendabel nicht auf den Euro geschaut, und Christina ist regelrecht schwindelig geworden, als die Kreditkartenabrechnung im Briefkasten lag.

Aber es kam wie gesagt anders. Christinas Arbeitskollegin hatte sich ein paar Tage vor unserem Reiseantritt – beim Versuch, den nahegelegenen Kletter- und Erlebniswald ohne Sicherungsseil zu durchpflügen – einige Knochen verrenkt und war daraufhin zur weiteren Verwertung ins Krankenhaus gebracht worden. Christina durfte dann für „Kletterwaldmonika“, wie ich sie seitdem nenne, die Klienten der darauffolgenden Woche übernehmen. Nachdem der Ärger sich gelegt hatte, schlug ich vor, die restlichen zwei Wochen einfach zu Hause zu verbringen.

Die Hitze hatte, sofern man männlich war und so wie ich auf der Terrasse vor sich hin vegetierte, einen Vorteil: Die zehn Jahre alten Lieblingsshorts reichten als Bekleidung vollkommen aus! Christina sah das natürlich anders und war stets korrekt, wenn auch leicht, bekleidet. Die einzige Ausnahme stellten ihre Besuche im Pool dar, bei denen ich sie im Badeanzug bewundern durfte.

„Warum trägst du eigentlich keinen Bikini, Schatz?“, schlug ich – natürlich vollkommen uneigennützig – vor, als Christina sich mit einem Handtuch bewaffnet zum Schwimmbecken begab. Sie tippte sich an die Stirn und schüttelte den Kopf. Ihr neuer vielfarbiger Badeanzug, der jedes Chamäleon in einen Burnout getrieben hätte, tat sich ein wenig schwer damit, ihren üppigen Busen zu verbergen. Ferner versuchte ihr hübscher Hintern permanent, den Stoff, der eigentlich über ihren Pobacken hätte liegen sollen, aufzufressen. Aber das konnte ja um Gotteswillen niiieeemals damit zusammenhängen, dass er eventuell doch eine Nummer zu klein war. Aber Hauptsache 50 % Nachlass im Outlet!

Nach ihrem Ausflug in den Pool, bei dem sie streng darauf achtete, dass ihre Haare nicht nass wurden, legte sie sich auf eine Sonnenliege und döste vor sich hin. Ich holte mir ein neues Bier und setzte mich wieder auf einen der von ihr vor kurzem erworbenen „Designer-Terrassensessel mit stufenlos klappbarer Lehne und farblich wunderbar passenden Kissen“. Sonderangebot bei QVC, war ja klar!

Die Sessel hatten, vier Stück an der Zahl, so viel gekostet wie mein Satz Alufelgen im letzten Frühling. Hatte Christina noch die Hölle heraufbeschworen, als sie die vier Pakete in die Garage hatte schleppen müssen, weil ich nicht da war, wurde Kritik an den besagten Sitzgelegenheiten – ratet mal, wer sie zusammenbauen durfte – mit giftigem Blick im Keim erstickt. Noch heute klingelt es mir in den Ohren, dass die Standardfelgen doch auch ausgereicht hätten. Ich hätte sie natürlich genau jetzt mit dem dezenten Hinweis darauf, dass Plastikstapelstühle auf einer Terrasse auch ausreichten, an ihr Gemaule von damals erinnern können, verwarf den Gedanken aber sogleich. Ich hatte eine bessere Idee!

„Schatz!?“, flüsterte ich.

Keine Reaktion.

„Schaaatz!?“, sagte ich etwas lauter, und sie nahm die Sonnenbrille ab und sah mich genervt an.

„Sebastian, was ist denn?“, fragte sie, und mir war klar, dass das der vollkommen falsche Moment für meine Eingebung war – aber egal.

„Sex?“

Christina richtete sich auf und schaute mich ungläubig an. „Wie bitte?“

„Sex!“, wiederholte ich dümmlich grinsend.

„Du spinnst doch!“, sagte sie, nahm ein Buch und legte sich wieder hin.

Wenn es darum ging, am Sonntagnachmittag ins Museum zu gehen oder anderweitig kulturelle Einrichtungen zu besuchen, war meine Spontaneität vorausgesetzt. Versuchte ich aber, in einem Anflug von Selbstaufopferung, unsere Spezies nicht aussterben zu lassen, war das falsch.

Ich musste es offenbar anders anstellen. Nach einem großen Schluck Bier und einem liebevoll gehauchten Rülpser, stand ich auf und schlich, ohne Christina aus den Augen zu lassen, mit einem vagen Plan zum Pool. Sie reagierte nicht auf mich, war in ihr Buch vertieft und grinste amüsiert vor sich hin. Ich hielt kurz inne und schaute auf das Cover, welches ein Erdmännchen zeigte, das mit weit aufgerissenen Augen in einem Wanderschuh saß. Kackte das Vieh etwa da rein? Wer dachte sich so ein Cover aus? Was war das für ein Buch?

Auf dem Rückweg vom Pool peilte ich Christina an, stellte mich hinter sie und begann sanft ihren Nacken zu massieren.

„Das funktioniert so auch nicht!“, sagte sie grinsend, ließ mich aber gewähren. Schon hatte ich meine Lippen an ihrem Hals und damit den Hamster fast im Laufrad. Das Massieren ließ ich bald in ein Streicheln übergehen, welches sich aus dem Schulterbereich entfernte und ihr Dekolleté anstrebte. Langsam ließ sie das Buch mit dem drogensüchtigen Nager sinken und gab sich meiner erprobten Behandlung hin. Jetzt, da sich meine prämierten Künstlerhände ihren Brüsten näherten, war auch zu erkennen, dass es ihr gefiel, denn kalt war es definitiv nicht.

Mit einem geseufzten „Mhhh“ drehte sie ihren Kopf zu mir, lächelte mich an und flüsterte: „Wie schaffst du das nur immer?“

Übung Mädchen, jahrelange Übung! Denn ganz ehrlich, wenn ich immer warten würde, bis du mal Lust hast …, lag es mir auf der Zunge, aber stattdessen flüsterte ich ihr: „Genieß es einfach“, ins Ohr.

Schon hatte sie sich aufgerichtet und ihren Du-hast-mich-fast-soweit-Blick aufgelegt, da klingelte es an der Tür.

ARSCHKACKSAUDRECKMISTSCHEISSE!, dröhnte es durch meine Hirnwindungen und ich zischte gendergerecht: „Ich werde ihn/es/sie/Genderx töten!“

Während Christina sich ihr Kleid anzog und ins Haus ging, suchte ich nach etwas, an dem ich meine Wut abreagieren konnte. Da lernte das Erdmännchen fliegen.

Ein paar Minuten später erschien Christina mit einem jungen Mann auf der Terrasse, der weder nach der Deutschen Post noch nach den Zeugen Jehovas aussah – und Bofrost hatte andere Mützen.

Als ich missgelaunt näher kam, erkannte ich Christinas kleinen Bruder Markus, der mich freundlich grüßte und von mir ein: ARSCHLOCH! Ich wollte Sex mit meiner Madame und ich hatte sie fast soweit. Raus aus meinem Haus und komm nie wieder hierher! Ich verfluche dich und alle deine Nachkommen!, verdient gehabt hätte. Doch ich schluckte meinen Ärger hinunter, grüßte zurück und fragte, ob Interesse am gemeinsamen Genuss eines kühlen Bieres bestand.

Während Markus und ich uns der Gerstenkaltschale hingaben, informierte mich Christina darüber, dass Markus ein paar Nächte bei uns pennen würde, da er sein Klassentreffen habe, aber ja nicht mehr hier in der Gegend wohnen würde, und dass sie mir das schon am Vortag hatte sagen wollen, es aber vergessen hätte. Außerdem würde sie am kommenden Tag mit ihrer besten Freundin Franziska in ein Outlet fahren und das hätte sie mir auch vergessen zu sagen – oder doch nicht?

Aus meinen Ohren schien Blut zu fließen. Ich steckte die Finger hinein, um es zu überprüfen.

Christina stoppte ihren Redeschwall und fragte, was ich da täte. „Ich säubere meine Ohren“, sagte ich mit argloser Miene.

„Du bist ekelig!“, tadelte sie mich, drehte sich um und ging ins Haus.

Der restliche Nachmittag verlief wie folgt.

Markus und ich: Bier.

Christina: sauer.

Markus und ich: noch mehr Bier.

Christina: weigert sich zu kochen.

Markus und ich: bestellen Pizza.

Christina: isst provokativ Salat. (Mein Angebot, ihr ein paar meiner Sardellen als Deko für ihr Gemüse abzugeben quittiert sie mit einem bösen Blick.)

Christina:  bietet Sex an, wenn ich das Trinken einstelle.

Ich: zu betrunken.

Christina: verschwindet gruß- und kusslos im Bett.

Ich und Markus:  trinken noch ein paar Bier. 

Als ich am nächsten Morgen aufwachte, war Christina schon auf dem 100.000-Kilometer-Trip in ihr geliebtes Fashion-Outlet, und ich bewunderte, nachdem ich die Decke zurückgeschlagen hatte, respektvoll meine Morgenpracht …

Moment, da war doch noch was! Eine lustige Begebenheit des vergangenen Abends ist hier noch mitteilenswert. Während Markus und ich die Pizza inhaliert hatten, fragte Christina mich, ob ich ihr Buch gesehen hätte. Ich hatte mich mit unschuldigem Gesichtsausdruck am Kopf gekratzt, und sie war präziser geworden: „Das von heute Nachmittag aus dem Garten, von Tommy Jaud!?“

„Das mit der zugekifften Ratte? Nö!“, hatte ich gelogen und mit den Schultern gezuckt.

Aber wieder zurück zum von einem geschmeidigen Kater begleiteten Aufwachen. Vor der Espressomaschine lag ein Zettel von Christina, der mir mitteilte, dass ich vor 20:00 Uhr nicht mit ihr rechnen sollte. Salat und Hähnchenbrust seien im Kühlschrank, alternativ Pizza im Tiefkühler. Darunter stand: Ich finde es nicht schön, wenn du so viel trinkst. Wir sollten darüber reden. Bussi Christina. Daneben der Versuch eines Smileys.

Nachdem ich mir zwei Kaffee und eine Kopfschmerztablette in den Hals geworfen hatte, begutachtete ich das Haus und gab mich meinem Putzfimmel hin. Markus beschäftigte sich derweil damit, im Bett des Gästezimmers ein Sägewerk zu eröffnen, und schien sehr erfolgreich.

Ich putzte mich voller Elan durch das Haus. Im Schlafzimmer angekommen, dachte ich sehnsüchtig an Christina und grinste bei dem Gedanken daran, was wir hier schon so alles miteinander angestellt hatten.

Ich ließ meinen Blick durch das Zimmer streifen und entdeckte neben ihrem Schuhschrank eine Reisetasche, auf der ein Zettel mit dem Vermerk „aussortiert“ klebte. Neugierig öffnete ich die Tasche. Neben zwei Sommerkleidern, ein paar Freizeithosen, einem Jeansrock, einer Jacke und ein paar T-Shirts, blitzten mich verschiedene sexy Unterwäschekombinationen an.

Wahrscheinlich waren diese von ihr aussortiert worden, weil sie sich mit den Jahren von Konfektionsgröße 36 auf 40 hochgearbeitet hatte und diese hier allesamt ein S auf dem Schildchen trugen.

Neugierig leerte ich den Inhalt der Tasche auf dem Bett aus und begutachtete den kleinen Wäscheberg. Neben den bereits erwähnten Dingen lagen vor mir noch Socken, mehrere Negligés und Feinstrumpfhosen. Zu guter Letzt entdeckte ich einen schwarzen Nylon-Catsuit.

Diesen hatte ich ihr vor ein paar Jahren auf einer Erotikwebseite bestellt, für die ich – woher auch immer – einen Gutschein hatte.

Das fummelige Teil war von ihr aufgrund einer Öffnung an der zentralen Stelle als „plump“ abgelehnt worden. Mein Hinweis darauf, dass mir das beim Kauf nicht aufgefallen war, half herzlich wenig, und so kam ich nie in den Genuss, sie darin zu bestaunen.

Warum ich hier so detailliert von dieser Tasche erzähle? Glaubt mir, ihr Inhalt wird noch für reichlich Irritationen sorgen, aber dazu später.