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Zu Gast bei

Arche Noah

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Gertrud Hartl ο Arche Noah

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Zu Gast bei

Arche Noah

Über 100 einfache und inspirierende
Lieblingsrezepte mit erntefrischer Vielfalt

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Mit Fotografien von Luzia Ellert

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Inhalt

Vielfalt im Kochtopf – mit bunten Obst- und Gemüseschätzen!

Über fast vergessene Obst- und Gemüsesorten und ihre Verwendung in der Küche

Blattgemüse & Salate

Meldenfesttagssuppe

Hopfensprossen spargelig zubereitet

Nudeln mit Brennnesseln

Borretschstängel auf spanische Art

Eierspeise mit Brennnesseln, Gutem Heinrich und Quendel

Endivienstrudel

Gierschsuppe

Korianderblättercreme

Lammröllchen im Mangoldblatt

Neuseeländer Spinatstrudel

Grüne Päckchen aus Neuseeländer Spinatblätternoder Mangold

Nudeln mit Löwenzahnblütenknospen

Studentenblumensuppe

Sommerportulaksuppe

Grüner Spargel gedünstet

Spargelzichoriensalat

Smoothies

Grüner „Guten Morgen“-Smoothie

Paradeiser-Smoothie

Marillen-Ribisel-Smoothie

Bohnen & Linsen und ihre Verwandten

Puffbohnencreme

Bunter Linsensalat

Linsengemüse

Fisolen-Rote Rüben-Salat

Paradeiser-Linsen-Suppe

Salat von der Spaghettibohne ‚Metro‘

Getreide & Pseudocerealien

Hirselaibchen

Einkornpalatschinken

Honig-Salz-Brot aus Lichtroggen

Buchweizen-Zucchini-Laibchen

Haferrahmdalken

Duranand mit Pilzen

Einkornrisotto mit Melde und Malabarspinat

Emmersalat auf italienische Art

Süßer Hirseauflauf

Gegrillte/gekochte Maiskolben

Erdäpfel / Kartoffeln

Erdäpfelkas

Buntes Erdäpfelrösti mit Rosmarin und Apfelkren

Mühlviertler Leinöl-Erdäpfel

Erdäpfeltorte

Kürbis & Gurken

Butternusskürbis-Ragout

Gurkengemüse

Kürbissoufflé

Gefüllte Kürbisblüten

Süßsauer eingelegter Kürbis

Kraut & Rüben, Wurzeln & Knollen

Grünkohlschnecken

Grünkohlchips

Gemüsepalatschinken

Pikanter Karotten-Nuss-Kuchen

Krautfleckerl

Krautknödel

Pastinaken mit Nüssen

Krautschnitzel

Nudeln mit Fenchel, Zitrone und Chili

Ofengemüse Markthalle 9, Berlin Kreuzberg, mit Cremepolenta

Marinierte Staudensellerie mit Forelle

Rote Rüben-Aufstrich

Überbackene Gelbe Rote Rüben

Pasta mit Roten Rüben

Schwarzwurzeln mit Curryobers

Rote Rüben ganz schlicht

Wurzelgemüse ganz schlicht

Sellerie-Birnen-Suppe

Herbstliche Spitzkrautküchlein mit bunten Senf-Salaten

Palmkohlsalat

Pasta mit Brokkoli und Tomaten

Eingelegte Radieschen in Verjus

Yaconchips

Yaconkuchen mit Erdmandeln

Paradeiser, Paprika & Melanzani

Apfel-Paradeis-Gemüse

Gefüllte bunte Paprika auf dreierlei Paradeissauce

Gebratener grüner Chili

Bratchili auf Hunan-Art

Gazpacho für den Sommer

Artischocken auf süditalienische Art

Gefüllte Paradeiser mit Mascarpone-Soufflé

Melanzaniaufstrich

Gegrillte Paprika mit Ziegenkäse

Überbackene Melanzani

Rojos con Crema

Paradeiser-Ricotta-Creme

Zwiebeln

Thymian-Knoblauch-Butter

Gegrillte Frühlingszwiebeln

Schnittknoblauchaufstrich

Pesto von der Winterheckenzwiebel

Nüsse & Samen

Hanfölaufstrich

Walnussverhackertes

Mohnkrapfen

Nussmonde

Sauerrahm-Haselnuss-Schmarren mit Äpfeln und Haselnussöl

Süßkartoffelbrot mit Camelinaöl

Weißmohnkuchen

Obst

Karottenkuchen

Marillen-Ribisel-Ricotta-Soufflé

Nussschnecken mit Asperl-Erdmandel-Fülle

Holunderblütenmuffins

Gebratene mediterrane Feigen

Feigenmarmelade

Apfelauflauf

Linzerkuchen mit Quittengelee

Ribisel-Jostabeeren-Kuchen

Rhabarber mit Streuseln

Quitten gebacken zum Naschen

Quitten mit Honig und Mandeln

Topfenauflauf mit Früchten

Zwetschkenkuchen mit Nussstreuseln

Essigzwetschken

Anhang

Wie man Gemüse, Obst und Nüsse richtig aufbewahrt und lagert

Danke

Über Gertrud Hartl und Arche Noah

Bezugsquellen & Verwendete Literatur

Glossar

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Vielfalt im Kochtopf – mit bunten Obst- und Gemüseschätzen!

Gegessen werden, genussvoll gewürdigt werden, einverleibt werden – das ist die Überlebenschance für Nutzpflanzen, die vom Aussterben und Vergessen-Werden bedroht sind. Pflanzen, die ihren Platz in unserer Welt durch die Standardisierung und In-dustrialisierung unseres Ernährungssystems fast verloren hätten. Pflanzenvielfalt würde es ohne die Nutzung durch den Menschen gar nicht geben. Mit vielen von ihnen verbindet uns eine jahrtausendealte Kulturgeschichte – auch wenn wir sie heute kaum mehr kennen.

Denn von den unzähligen kultivierten Pflanzen, die es weltweit gibt, verwenden wir nur wenige für die tägliche Mahlzeit. Vieles spricht dafür, diese Palette wieder zu erweitern: der Genuss einer natürlich gegebenen Fülle, die Anregungen für unsere kulinarische Kreativität, der Beitrag zur Erhaltung unserer Gesundheit durch vielseitige Ernährung.

Wie können in Vergessenheit geratene Kulturpflanzen ihren Weg zurück in die Küchen finden, dort einen neuen Platz in unserem Leben einnehmen? Durch Neugierigsein und Ausprobieren und Weitersagen. Und genau das haben die Menschen, die an diesem Buch mitgewirkt haben, für Sie getan!

Meist merken wir uns die Orte, an welchen wir etwas zum ersten Mal gekostet, geschmeckt, gegessen haben. Dafür haben wir Menschen ein eigenes Gedächtnis. Ich erinnere mich jedenfalls genau, wie mich ein Schulfreund das erste Mal von einer Avocado kosten ließ; wie ich im Schaugarten der Arche Noah zum ersten Mal den Zitronenverbene-Duft eingesogen habe, den ersten Schnittknoblauch aufs Butterbrot gelegt habe, das erste Tulsi-Basilikum gestreichelt habe … Wie ist es bei Ihnen?

Ich wünsche Ihnen jedenfalls, dass dieses Buch auf seine Weise für Sie zum Ort und zur Quelle wird, die Sie für sich einmal mit der Entdeckung vieler Obst- und Gemüseschätze verbinden werden.

Und ich danke sehr herzlich allen KöchInnen, GärtnerInnen und ErhalterInnen, die diesem Buch etwas von ihren Erfahrungen und von ihrer persönlichen Freude mit seltenen Pflanzen geschenkt haben, damit Sie, liebe Leserinnen und Leser, sich davon inspirieren lassen können.

Vielen Dank auch an die Buchautorin Gertrud Hartl für die sorgfältige, liebevolle und fachkundige Zusammenstellung und dafür, dass sie wirklich jedes eingelangte Rezept einmal durch ihren Kochtopf gehen ließ. Nicht zuletzt möchte ich dem Team des Löwenzahn Verlags für die langjährige Zusammenarbeit und die ausgezeichnete Betreuung jedes einzelnen Buches meinen großen Dank aussprechen.

Lassen Sie sich die Sommerportulaksuppe, die Nudeln mit Brennnesseln, die Puff-bohnencreme und das Honig-Salz-Brot aus Lichtroggen, die Grünkohlschnecken, den Palmkohlsalat, die gebackenen Quitten und den Yaconkuchen ganz herrlich schmecken!

Mit besten Grüßen

Beate Koller

Arche Noah

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Über fast vergessene Obst- und Gemüsesorten und ihre Verwendung in der Küche

Ein Kochbuch … ja, ein besonderes und etwas anderes! Eine Sammlung von Rezepten, zusammengetragen aus den privaten Kochbüchern von Arche Noah-Mitgliedern und Freunden der Arche Noah. Eine bunte Mischung ist daraus geworden, so facettenreich und vielfältig wie die Menschen, die hinter diesen Rezepten stehen, und so vielfältig wie die fast vergessenen, verwendeten Kräuter, Obst- und Gemüsesorten.

Der Verein Arche Noah – eine Gesellschaft für die Erhaltung der Kulturpflanzenvielfalt und ihrer Entwicklung – ist vor über 25 Jahren entstanden. Bauern und Hobbygärtner hatten in den frühen 90er Jahren des letzten Jahrhunderts das Verschwinden von althergebrachten samenfesten Sorten bemerkt. Sie gründeten einen Verein, um das Saatgut „alter“ Sorten, die für den kommerziellen Markt offensichtlich nicht mehr von Interesse waren, zu sammeln, zu archivieren und wieder zu vermehren. 1995 fand der Verein im Schlossgarten, dem ehemaligen „Kuchlgarten“ des Schlosses Schiltern bei Krems in Niederösterreich, einen geeigneten Platz für seine Tätigkeiten.

Die stetig wachsende Organisation geht hier ihren vielfältigen Aufgaben nach. Dazu gehören Sammlung, Archivierung und Erhaltungs-sowie Vermehrungsanbau von alten Nutzpflanzensorten, Information, politisches Engagement auf EU-Ebene, Weiterbildung und Mitgliederbetreuung.

So richtig lebendig ist der Verein über sein Netzwerk, die mehr als 13.000 Mitglieder des Vereins – Mitarbeiter, Bauern und Lebensmittelproduzenten, die mit der Arche Noah zusammenarbeiten und sich spezieller Sorten annehmen.

Ausgezeichnet wurde der Verein kürzlich für sein umfangreiches und nachhaltiges Angebot an Kursen zum Thema Nutzgarten sowie Obst- und Gemüseanbau im weitesten Sinn.

Die „fast vergessenen“ Kulturpflanzen, wie sie in der Arche Noah und dem Netzwerk der Arche Noah-Mitglieder gehegt und gepflegt werden, sind ein schützenswertes Kulturgut. Mit ihrem fast vergessenen Anbau geht auch die fast vergessene und nicht mehr gelebte Verwendung in der Küche einher. Heute kennen die wenigsten Menschen saures Kraut, früher war es ein Grundnahrungsmittel.

In unserer industriellen Welt, mit einem großen Maß an strenger Aufgabenteilung und Spezialisierung, scheint uns fast alles, auch Obst und Gemüse, immer verfügbar. Dass dem einerseits nicht immer so war und dass unser aktuelles System auch nennenswerte Nachteile hat, ist nicht immer klar ersichtlich. Genannt seien die Themen Ernährungssicherheit, Pflanzengesundheit und Nutzpflanzenvielfalt sowie die sinnvolle Nutzung von steinigen oder humusarmen Agrarflächen mit Hilfe von „robusten oder standortspezifischen“ Sorten.

Rezepte gesammelt haben zuallererst Klöster, aber eben auch unsere Großmütter und deren Mütter. Die Zubereitungsart für Bewährtes und Wohlschmeckendes wurde handschriftlich festgehalten und in einfacher Form, häufig in einem schlichten Heft, an die nächste Generation weitergegeben. An den Gebrauchsspuren, den abgegriffenen Seiten und manchmal auch an den Flecken, die beim Kochen und Backen passierten, lässt sich die Beliebtheit der einzelnen Rezepte erahnen. An diese Tradition des „Rezepte Sammelns und Weitergebens“ möchte dieses Kochbuch anknüpfen: die alten Rezepte und allerhand neue Kreationen vielen Menschen zugänglich machen.

Rezeptbücher enthielten Bewährtes und Trickreiches, zum Beispiel in einem Kochbuch von 1894 findet sich ein Rezept für „Krautschnitzel“. Mit einem Schnitzel, wie wir es kennen, hat es außer dem Backen in Fett nichts zu tun. Es besteht aus viel Kraut, Ei, Mehl und Bröseln und ein bisschen Knackwurst oder Speck – das fertige Gericht ist in seinem Geschmack ein billiger Ersatz für eine Fleischmahlzeit.

Bei der Lektüre eines bäuerlichen Kochbuchs, veröffentlicht vor etwa 25 Jahren, fallen die Einfachheit der Zutaten und auch die geringe Anzahl an verwendeten Lebensmitteln auf – mehr war früher nicht verfügbar. Aus diesem Wenigen einen halbwegs abwechslungsreichen Speiseplan zu machen, war das „Kunststück“.

‚Guter Heinrich‘ und ‚Sieglinde‘, ‚Mieze Schindler‘ und ‚Mrs. Pinky‘ sind die klingenden Namen von alten Obst- und Gemüsepflanzen, eben den „Hauptdarstellern“ dieses Buches.

Vielfalt und Biodiversität – den fast schon inflationär verwendeten Begriff der Nachhaltigkeit könnte man auch noch hinzufügen – was hat ein Kochbuch damit zu tun? Jeden Tag entscheiden wir, was wir „in uns hineinfüllen“ – Köstliches, Vollwertiges, Billiges oder Günstiges, „Schnelles“ … – wir entscheiden über das Angebot, das sich auf dem Lebensmittelmarkt findet, wir entscheiden, ob wir das „weitgereiste“ Gemüse vom anderen Ende der Welt oder doch lieber das aus unserer Gegend wählen, wir entscheiden, wie es angebaut und wer oder was es geerntet hat.

Wissen über Arbeits- und Produktionsbedingungen sowie Kostenfaktoren bei der Herstellung von Lebensmitteln zu haben oder sich zu beschaffen, bedeutet auch Bescheid zu wissen und damit erst Verantwortung übernehmen zu können.

Ganz losgelöst von den eben erwähnten Begriffen sind die Qualitätskriterien „regional, saisonal und biologisch“ auch nicht. Alle drei Aspekte stehen in Zusammenhang mit unserem Lebensstil und unserem Umgang mit Ressourcen. Die Verwendung von regionalen und saisonalen Lebensmitteln ermöglicht es Produzenten der Umgebung, Abnehmer zu finden und ein finanzielles Auslangen zu haben, die Konsumenten bekommen reifes und frisches Obst und Gemüse mit vollem Geschmack.

Lebensmittel aus biologischer Landwirtschaft punkten außerdem mit geringerer Schadstoffbelastung, einer Schonung des Ökosystems und der Möglichkeit für die Bauern, höhere, also etwas fairere Preise zu erzielen. Eine mögliche Form von Verantwortung von uns als Konsumenten kann die Berücksichtigung eben genannter Aspekte bei unserem Lebensmitteleinkauf sein.

Kochen ist einerseits ein Handwerk und andererseits eine recht kreative Angelegenheit. Um ein Handwerk zu beherrschen, muss man es von Grund auf erlernen. Die Einschätzung der Qualität der Lebensmittel, das Wissen um ihre richtige Reifung und Lagerung, ihre Verwendbarkeit, ihre Beschaffenheit, ihren Geruch und Geschmack … Kochen ist auch ein mit der jeweiligen Kultur einer Gegend verbundenes Handwerk. Die Zubereitung eines Strudelteigs erfordert das Wissen um die richtigen Zutaten und eine gewisse Fingerfertigkeit, die sich erst mit der Übung einstellt.

Der kreative Teil des Kochens hat viel mit Unbeschwertheit zu tun. Die Kombination von Ungewöhnlichem, etwas ganz anders würzen, als es im Rezept steht, ein Rezept mit anderem Gemüse als dem angegebenen ausprobieren – das entstandene Kochbuch möchte Sie zum Experimentieren ermuntern.

Genuss beim Kochen und Essen ist eng verknüpft mit Gesundheit. Studien zufolge leben Genießer gesünder und sind zufriedener.

Genuss braucht einen festen Platz im Alltag, er braucht Zeit und Erfahrung. Genuss lässt sich nie nebenbei abhandeln, er braucht unsere volle Aufmerksamkeit, auch wenn er individuell sehr verschieden ist. Genuss kann sehr einfach sein – ein gutes Brot mit Butter oder ein paar frisch geerntete Beeren … Genuss braucht Vielfalt und Abwechslung. Neues zu entdecken, verschiedene Farben und Formen, Gerüche und Geschmäcker, liegt in unserer Natur. Die natürliche Neugier von Kindern kann uns da ein großes Vorbild sein – und sie würde uns auch gut stehen.

… eine Ergänzung zum Genuss ... Erdbeeren zu jeder Jahreszeit, auch im Winter, mögen praktisch sein, für den Gaumen sind sie aber ein eingeschränktes Geschmackserlebnis. Die wegen der schwachen Sonneneinstrahlung und des bevorstehenden Transports unreif geernteten Früchte mit einer deutlich geringeren Konzentration an Aromastoffen sind ein stark reduziertes Abbild des deutlich vielfältigeren Geschmacks von reifen Erdbeeren. Während die weitgereisten Erdbeeren aus dem Supermarkt einem Bild mit geringer Pixelzahl entsprechen, ist das Original – die reifen, frischen Erdbeeren – einem elektronischen Bild mit hoher Auflösung gleichzusetzen.

Wenn man das scharfe Bild nie gesehen hat, kann man den Unterschied zwischen frischen Erdbeeren und Glashausfrüchten weder klar erkennen noch wertschätzen. In diesem Sinne empfiehlt es sich, auf die Geschmackserziehung in jedem Alter viel Wert zu legen – jeder Mensch ist da grundsätzlich begabt – und ein ganzes Leben damit fortzufahren.

„Last but not least“ hat Kochen und vor allem auch Essen immer etwas mit Gemeinschaft zu tun. Um einen Tisch sitzen und in angenehmer Gesellschaft gemeinsam essen und trinken, verbindet alle Beteiligten. Gemeinsames Essen, zu zweit oder in einer großen Runde, sättigt nicht nur unseren Körper, sondern tut auch unseren sozialen und emotionalen Befindlichkeiten gut.

Für sich und für andere Menschen zu kochen, ist etwas zutiefst Liebevolles. Wie heißt es in einem alten Sprichwort: „Liebe geht durch den Magen.“ Achtsam mit den Lebensmitteln und mit den Menschen umzugehen, diesen Gedanken sollte man sich immer wieder ins Bewusstsein rufen.

Ein paar Worte noch zum Praktischen:

Bei manchen Rezepten ist es uns nicht leichtgefallen, sie einem bestimmten Kapitel zuzuordnen, z.B. bei den Smoothies. Seien Sie diesbezüglich bitte nachsichtig.

Die Mengenangaben für die Rezepte sind, so nicht ausdrücklich anders angegeben, für 4 Personen.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen viel Freude bei der Entdeckung neuer Rezepte, beim Kochen in Gesellschaft oder alleine und natürlich auch beim Essen!

Ihre

Gertrud Hartl

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Blattgemüse & Salate

Die mehr oder weniger zarten, essbaren Blätter dieser Gemüse schmecken am allerbesten frisch geerntet. Fast das ganze Jahr über kann man die vielfältigen Sorten ernten. Von hellem Grün, in gebleichter Form fast weiß, bis gelblich, rot, über grün und dunkelgrün reicht die Farbpalette. Geschmacklich bieten sie von milden, zarten bis zu erdigen, sauren, bitteren und scharfen Varianten so ziemlich alles.

Ein bei uns eher unbekanntes Blattgemüse ist der dekorative Blattamaranth aus der Familie der Fuchsschwanzgewächse. Man nutzt die jungen Blätter und natürlich auch die Samenkörner.

Ein Vertreter der Hahnenfußgewächse ist der im gesamten Mittelmeerraum beheimatete Erdbeerspinat, den es als „einfachen“, „ährigen“ und „kopfigen“ gibt. Bereits die Römer haben die Blätter als spinatartiges Gemüse verwendet. Den Namen trägt er wegen seiner dekorativen, erdbeerartigen Früchte in den Blattachseln, die aber eher fad schmecken.

Der Gute Heinrich wird seit dem Altertum verwendet. Die jungen Triebe kann man gebleicht als „Spargelersatz“ essen, mit Hilfe eines umgestülpten Blumentopfs oder durch das Anhäufeln von Erde über die jungen Pflanzen bleiben sie hell und zart. Während sich die dreieckigen bis spießförmigen, jungen Blätter als Spinat oder Salat eignen, kann man die Blütenstände vor dem Aufblühen wie Brokkoli zubereiten.

Die Blätter des Hirschhornwegerichs erinnern in ihrer Form an Geweihe und werden leicht mit dem Kapuzinerbart verwechselt, der in den Niederlanden, Frankreich und Italien sehr beliebt ist. Die Pflanze kann ein- oder mehrjährig sein und wächst schon im frühen Frühling. Der Geschmack ist leicht bitter und würzig. Bei ausreichender Bewässerung sind die Blätter zart und weniger bitter.

Der bei uns in klimatisch begünstigten Gegenden wachsende Malabarspinat stammt aus Indien und beeindruckt mit seinen nach jungen Maiskolben schmeckenden Blättern. Ab Juli kann man die Triebspitzen und die Blätter der grünen oder rot-grünen Variante laufend ernten.

Mangold, ein Gänsefußgewächs, wurde schon in den babylonischen Gärten im 8. Jahrhundert vor Christus verwendet, Hippokrates hat ihn als Lebensmittel empfohlen. Im Barock war Mangold mit seinen farbigen Stielen in Weiß, Gelb, Orange, Rot und Dunkelrosa ein dekoratives Element in den Gärten der Aristokratie Europas. Stielmangold hat breite Rippen und lange Blätter, Schnittmangold eher dünnere Stiele und kleine Blätter. Im ersten Jahr bildet die Pflanze eine Blattrosette aus, die man laufend beernten kann, sofern die Herzblätter unbeschädigt bleiben. Mangold ist reich an Kalium, Kalzium und Eisen und ein guter Vitaminlieferant, leider enthält er auch viel Oxalsäure. Mangold ist ein zweijähriges Gemüse, es bildet im ersten Jahr Blätter aus, und erst im zweiten Jahr blüht die Pflanze. Die Blätter kann man laufend ernten, man muss nur darauf achten, die inneren Blätter dabei nicht zu beschädigen. Die Pflanze gedeiht im Gegensatz zum Spinat auch gut im Sommer. Milde Winter übersteht die Pflanze schadlos, man kann sie bis zur Blüte weiter beernten.

Beeindruckende Erscheinungen sind voll entwickelte Meldenpflanzen mit ihren bis zu zwei Metern Höhe. Bis sie vom ertragreicheren Spinat und Mangold verdrängt wurden, waren sie in Europa weit verbreitet. Das einjährige Gemüse ist anspruchslos und leicht zu kultivieren. Man erntet die jungen, ganzen Pflanzen oder die Blätter. Bei häufigem Ernten verändert sich die Wuchsform von baumartig zu einer buschigeren Form. Je nach Sorte haben die Pflanzen Farben von hellgrün, grün bis dunkelrot, es gibt auch Sorten mit grünen Blättern und rötlichen Blattspitzen. Die zarten Blätter eignen sich für Salate, aufs Butterbrot oder in Risottos, Quiches und Suppen. Meldenblätter enthalten wie Spinat Oxalsäure, aber in deutlich geringerer Konzentration. Ihre wertgebenden Inhaltsstoffe sind Vitamin A und C, Kalzium, Kalium, Magnesium und Phosphor. Neuseeländer Spinat war ursprünglich in Neuseeland beheimatet. Die Pflanzen, man verwendet die Blätter wie Spinat, brauchen reichlich Platz, durch häufiges Ernten wird das Wachstum der Blätter und der Triebspitzen angeregt. Die Haupterntezeit von Neuseeländer Spinat ist aufgrund seiner Hitzetoleranz, im Gegensatz zum Spinat, im Sommer.