image

Manfred Engeli

Makarios

Der Weg, ein glücklicher Mensch zu werden

image

Inhalt

Vorwort

1 Gott will unser Glück

Gottes Weg zur Sohn- und Tochterschaft

Unser Beitrag

2 Von Jesus Christus lernen

Die Gesinnung Jesu

Von Jesus lernen

3 Gott lieben

Der Mensch ist ein Beziehungswesen

Liebe: unser größtes Bedürfnis – unser größter Auftrag

Unser Gottesbild

Gott lieben

4 … und deinen Nächsten wie dich selbst

Was ist Liebe?

Wie wir lieben können

Hindernisse beseitigen

5 Konzepte für unsere Beziehungen

Das Beziehungsdreieck

Gott seinen Platz geben

Kommunikation

Eigenverantwortlichkeit

Verdauen lernen

Was der Entflechtung dient

Die Beziehungsformel

6 Freiheit

Freiheit durch Hingabe

Auf sich selbst achthaben

Vom Umgang mit Gefühlen und Gedanken

Die Zunge zügeln

7 Die innere Ordnung

Die innere Kampffront

Innere Ordnung ermöglicht Frieden

Wem dient mein Wille?

8 Versöhnt leben

Versöhnung mit Gott

Versöhnung mit sich und dem Nächsten

Versöhnung mit dem Leben

Aussöhnung mit der Vergangenheit

Versöhnt im Heute leben

9 Der Lebensstil der Söhne und Töchter

Jesu Lebensstil

Geistlich-seelische Hygiene und Prophylaxe

1. Im Heute leben:

2. In den vorbereiteten Werken leben:

3. Ohne Sorgen und Lasten leben:

4. Dankbare Menschen sind glückliche Menschen.

5. Mit Bedrängnissen umgehen lernen:

10 Der Alltag

Geleitet durch den Heiligen Geist

Mit Gott im Beruf stehen

Den Tag beginnen

Die vorbereiteten Werke ausleben

Sich von Gott raten lassen

Vom Segen der Nacht

11 Lobpreis der Gnade

Gott kommt mit uns zum Ziel

Gottes Gnade

In der Gnade bleiben

Heiligung

Lobpreis der Gnade

Anhang

Begriffe

Literaturverzeichnis

Die Kunst der kleinen Schritte

Liebe Leserin, lieber Leser!

Anleitung zum Unglücklichsein ist der provokative Titel eines Buches von Paul Watzlawick. Diese Kunst beherrschen wir Menschen auch ohne große Anleitung und wir geben sie von Generation zu Generation weiter. Sie hat natürlich eine Ursache, und der hat Gott den Kampf angesagt. Er will uns die Kunst lehren, durch die Beziehung mit ihm glücklich zu sein. Das Glück, das er für uns bereithält, wird im Neuen Testament mit dem griechischen Wort makarios ausgedrückt (zum Begriff siehe Anhang).

Heute würde ich mich makarios nennen. Das war nicht immer so. Während vieler Jahre waren meine Erfahrungen und unser Weg mit Gott als Ehepaar und Familie zunächst durch glückliche Umstände und auch äußerlich sichtbaren Segen geprägt. Dann gerieten wir in die Hitze des Schmelzofens des Leidens: Unser dreißigjähriger Sohn David, der in Frankreich an seiner ersten Pfarrstelle war, erkrankte und starb an einem Krebsleiden. Wenig mehr als ein Jahr später wurde bei mir ein weit fortgeschrittener, äußerst aggressiver Krebs diagnostiziert – ohne medizinische Chance auf Heilung. Bei mir hat Gott eingegriffen und ich lebe! Was für uns als Ehepaar und für unsere Kinder durch diesen zweimaligen Weg des Leidens bewirkt wurde, ist menschlich gesehen unlogisch und unerklärbar. Leiden und Not haben uns nicht von Gottes Liebe getrennt – wir haben seine Güte, Barmherzigkeit und Gnade noch viel tiefer erlebt und sind heute mehr makarios als jemals zuvor.

In diesem Buch findet unser Weg mit Gott seinen Ausdruck; es ist aber auch die Frucht meiner mehr als zwanzigjährigen psychotherapeutischen Erfahrung auf der Grundlage des christlichen Glaubens – ich bezeichne diese Tätigkeit im Folgenden als Seelsorge. Für mich ist die Bibel die Wahrheit, das vertrauenswürdige Wort Gottes, das in seinem Gesamtzeugnis eine Einheit bildet; sie ist die ursprüngliche und eigentliche Quelle der Erkenntnis. Durch sie schließt Gott uns alle Schätze der Weisheit und Erkenntnis auf, die in Christus verborgen sind (vgl. Kol 2,3). Da ich in meinem eigenen Leben und in der seelsorgerlichen Arbeit erfahren habe, dass Gottes Wort außerdem eine Kraft ist, die uns verändert, schäme ich mich des Evangeliums nicht (vgl. Röm 1,16).

Was mir in den biblischen Aussagen jeweils auffällt und wichtig wird, hat sicher mit meiner eigenen Erfahrung als Mensch zu tun, aber auch mit dem Blickwinkel des Psychologen und des Seelsorgers. Ich habe entdeckt, dass die Bibel höchste Relevanz besitzt für das menschliche Leben.

Weshalb schreibe ich dieses Buch? Es geht mir um mehr als nur darum, meine Entdeckungen mit Ihnen zu teilen. Jesus sagt: Mein Vater wirkt bis jetzt (Joh 5,17). Ich habe erfahren, dass dies auch heute noch stimmt. Wenn Sie ihm eine Chance geben bei der Lektüre dieses Buches, werden Sie sein Wirken erfahren. Gewisse Bibeltexte, einzelne Aussagen, vielleicht eine Abbildung werden Ihr Herz ansprechen, denn Gott will zu unserem Herzen reden. Wenn Sie wahrnehmen, dass das geschieht, sollten Sie innehalten und dem, was in Ihnen bewegt wird, nachgehen. Vielleicht ergibt sich daraus eine Bitte an Gott – oder ein Schritt im Gebet. Es kann hilfreich sein, diese inneren Erfahrungen und das, was im Alltag daraus wird, aufzuschreiben – zum Beispiel in einem Lese-Tagebuch; oder Sie finden eine andere Ihnen entsprechende Art, um nicht zu vergessen, was Gott Ihnen Gutes getan hat (vgl. Ps 103,2).

So bitte ich denn: Gott segne Sie durch die Lektüre dieses Buches! Er schenke Ihnen eine geschärfte innere Wahrnehmung für das Neue, das er in Ihnen bewirkt:

Denkt nicht an das Frühere,

und auf das Vergangene achtet nicht!

Siehe, ich wirke Neues!

Jetzt sprosst es auf. Erkennt ihr es nicht?

Ja, ich lege durch die Wüste einen Weg,

Ströme durch die Einöde (Jes 43,18–19).

1 Gott will unser Glück

Es soll meine Freude sein, ihnen Gutes zu tun

(Jer 32,41 | LU).

Wenn mein leiblicher Vater das zu mir gesagt hätte, hätte ich das ernst genommen. Vielleicht hätte ich mich bei einigen seiner Handlungen und Entscheidungen gefragt, worin das Gute nun bestehen könnte. Vielleicht hätte ich auch einmal aus Unverständnis den Kopf geschüttelt; aber daran gezweifelt, dass er es ehrlich meint, hätte ich nicht.

Doch hier ist es der liebende himmlische Vater, der uns das sagt. Gott kann ja nicht lügen.

Aber erleben wir das tatsächlich so? Entspricht das unserer Erfahrung? Ist unser Gott ein liebevoller Vater, der Freude daran hat, uns mit Gutem zu beschenken? Die Sehnsucht nach einer liebenden Beziehung zu Gott als unserem Vater und dem uns verheißenen Glück ist tief eingeschrieben in unseren Herzen. Eigentlich wissen wir, dass dies unsere wahre Bestimmung ist. Aber die Realität unseres Lebens ist oft weit davon entfernt. Weshalb? Was können wir hier tun?

Gottes Weg zur Sohn- und Tochterschaft

Für den Weg zu unserer eigentlichen Bestimmung kommt Jesus Christus eine Schlüsselrolle zu. Er sagt von sich selbst:

Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben.

Niemand kommt zum Vater als nur durch mich (Joh 14,6).

Ihn, seinen geliebten Sohn, hat der Vater auf die Erde gesandt, um die Menschen mit sich zu versöhnen, sie aus der Herrschaft des Bösen zu befreien und die Macht des Feindes zu brechen. Allen, die ihn in ihr Leben aufnehmen, gibt er das Recht, Kinder Gottes zu werden (Joh 1,12). Sie können Gott als Vater finden und als Söhne oder Töchter Gottes leben. In Jesus Christus überwindet Gott die zerstörerischen Folgen des Sündenfalls und macht eine neue Schöpfung:

Wir sind sein Gebilde,

in Christus Jesus geschaffen zu guten Werken,

die Gott vorher bereitet hat,

damit wir in ihnen wandeln sollen (Eph 2,10).

Es beeindruckt mich, wie leicht es der Vater seinen Kindern machen will: Er schafft sie nicht nur neu und befähigt sie dadurch, liebesfähig zu werden und Gutes zu tun; er bereitet auch alles für sie vor, sodass sie in die vorbereiteten Werke nur noch einzutreten brauchen. Zur Neuschöpfung gehört auch, dass Gottes Geist in ihnen Wohnung nimmt, ihre Herzen mit Frieden erfüllt (vgl. Joh 14,26f) und sie in die herrliche Freiheit der Kinder Gottes hineinführt (vgl. Röm 8,21 | LU). Wir erkennen, dass der Vater seinen Söhnen und Töchtern wirklich Gutes tun und sie glücklich machen will. Gott wünscht sich, dass wir makarios werden.

Die Größe seines Angebots wird uns erst richtig bewusst, wenn wir es mit der Realität vergleichen, die wir erleben: Wir empfinden das Leben oft als mühseligen Kampf; es gibt so viel Stacheliges in unseren Beziehungen; wir sind bedrängt durch die Erwartungen der anderen, die Verpflichtungen, die Umstände; auch in uns selber erleben wir immer wieder den Zwiespalt zwischen dem, was wir eigentlich wollen, und dem, was wir dann schlussendlich tun; wir sind uns unserer mangelnden Liebesfähigkeit bewusst; unser Herz ist in vielem ungestillt und geprägt durch Ängste, Sorgen und Unruhe.

Was bedeutet es für uns ganz konkret, dass Jesus der Weg zum Vater und damit auch zu einem neuen Leben im Frieden und in der Freiheit ist?

Unser Beitrag

Zuerst einmal müssen wir uns für diesen Weg entscheiden. Dies tun wir, indem wir Gottes größtes Angebot annehmen und Jesus als Erlöser und Herrn in unser Leben aufnehmen (vgl. Joh 1,12). So treten wir in die Gotteskindschaft und in die Neuschöpfung ein und öffnen uns für den ganzen Reichtum des göttlichen Segens, der uns verheißen ist (z. B. Eph 1,3).

Auf diesem Weg lädt Jesus uns nun zu einem weiteren Schritt ein; er möchte, dass wir mit ihm zusammen unterwegs sind; er ruft uns unter sein Joch:

Kommt her zu mir, alle ihr Mühseligen und Beladenen!

Und ich werde euch Ruhe geben.

Nehmt auf euch mein Joch, und lernt von mir!

Denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig,

und ihr werdet Ruhe finden für eure Seelen;

denn mein Joch ist sanft, und meine Last ist leicht

(Mt 11,28–30).

Jesus ermutigt uns, unsere vielfältigen Joche zu verlassen und ganz und ausschließlich unter sein Joch zu treten. Sein liebevoller Arm der Freundschaft ist das sanfte Joch, unter das er uns einlädt, damit wir in seiner Gemeinschaft Ruhe finden für unsere Seele. Hier können wir alles mit ihm besprechen, ihn fragen, beobachten, wie er die Dinge tut, und ihm nachfolgen, wohin er geht. Er bietet sich uns an als Vorbild, von dem wir lernen können, wie man als Sohn oder Tochter Gottes lebt, um makarios zu sein.

2 Von Jesus Christus lernen

Habt diese Gesinnung in euch,
die auch in Christus Jesus war
(Phil 2,5).

Das Wichtigste, was wir von Jesus lernen können, ist seine Gesinnung (zum Begriff siehe Anhang). Weil aus der Gesinnung des Herzens (Hebr 4,12) unser Denken und unser Handeln entspringen, setzt Gottes Umgestaltung der Person hier an. Paulus lädt uns ein:

Lasst euch eine neue Gesinnung schenken.

Dann könnt ihr erkennen, was Gott von euch will.

Ihr wisst dann, was gut und vollkommen ist

und was Gott gefällt (Röm 12,2 | GNB).

Die Gesinnung Jesu

Was die Gesinnung Jesu charakterisiert, ist Hingabe. Sein Verzicht ist unvorstellbar groß: Er verließ die tiefe Liebesgemeinschaft mit dem Vater, er verzichtete auf die göttlichen Eigenschaften der Allgegenwart, des Allwissens und der Allmacht und stieg hinab in die Enge des menschlichen Lebens, ins Gefängnis von Raum, Zeit und Körperlichkeit und in die Not der durch Lieblosigkeit geprägten menschlichen Beziehungen.

Weshalb hat Jesus das getan? Aus Liebe zum Vater und damit sein Plan der Erlösung verwirklicht würde. Aus Liebe zu den geknechteten Menschen, ganz aus freien Stücken. Das ist Hingabe.

Ebenso beeindruckend ist zu sehen, wie Jesus aus dieser Gesinnung heraus gelebt hat. Er hat als erster die göttliche Berufung des Menschen verwirklicht, allein und ganz zur Ehre Gottes zu leben (vgl. Eph 1,12). Er hat den Vater nie betrübt oder ihn im Stich gelassen. Er suchte nie das Seine, es ging ihm nie um sein Recht, er war frei von jedem Egoismus. Weil er nie außerhalb der Liebe gehandelt hat, wurde er auch nie schuldig (siehe hierzu auch im Anhang unter »Sünde«). Um so leben zu können, musste er das Gesetz der Perpetuierung durchbrechen, durch welches das Ungute in der Welt von Generation zu Generation weitergegeben wird. (Als Perpetuierung wird die Aufrechterhaltung und Fortdauer einer Situation oder eines Zustands bezeichnet.) Dieses Gesetz ist vom Sündenfall an bis heute wirksam. Es gehorcht dem Prinzip von Saat und Ernte: Wo ich verletzt worden bin, verletze ich auch wieder andere; wo ich Defizite habe, kann ich nichts geben; vom Opfer werde ich zum Täter; gerade dort, wo ich selber gelitten habe, werde ich wieder an anderen schuldig. Jesus hat dieses Gesetz überwunden, damit es auch in unserem Leben außer Kraft gesetzt werden kann.

Als Sohn Gottes besaß er auch in menschlicher Gestalt das beeindruckendste Potenzial an Einsicht, Verständnis, Entscheidungskraft und vielerlei Fähigkeiten. Doch wie hat er sein Potenzial eingesetzt? Er hat nicht darauf vertraut (vgl. Spr 3,5–7; Jer 17,5). Stattdessen hat er sich in allem ganz dem Vater unterordnet und auf jede Eigenmächtigkeit verzichtet. In Johannes 5,19–20 bezeugt er:

Der Sohn kann nichts von sich selbst tun,

außer was er den Vater tun sieht;

denn was der tut, das tut ebenso auch der Sohn.

Denn der Vater hat den Sohn lieb

und zeigt ihm alles, was er selbst tut.

Diese frei gewählte, völlige Unterordnung Jesu unter den Vater machte ihn frei von jeder Menschenfurcht und aller Abhängigkeit von den Menschen; so wurde er unmanipulierbar. Dies machte ihn zugleich stark und demütig. Demut könnte man beschreiben als »Gottesfurcht ohne Menschenfurcht«. Aus seiner Demut erwuchs ihm ein unerschrockener Mut gegenüber den Menschen und dem, was sie uns antun können. In den Verhören vor seiner Kreuzigung verzichtete er auf jede Rechtfertigung und Verteidigung und sagte kein einziges Wort (Mt 27,14). Zur Freiheit, die er durch die kompromisslose Abhängigkeit vom Vater gewann, gehörte aber auch die Bereitschaft, die Menschen freizulassen, statt sie an sich zu binden, und Unverstandensein und Einsamkeit auszuhalten.

Aber war Jesus glücklich? Wenn wir »Glück« im Sinne der heutigen Gesellschaft verstehen, passt dieses Wort wohl nicht zu Jesu Leben. Aber im Sinne von makarios war Jesus glücklich. In den Seligpreisungen der Bergpredigt (Mt 5,1–12), wo makarios jeweils mit »selig« übersetzt wird, spricht Jesus eigentlich über das, was er selbst erlebt. Dadurch macht er den Jüngern klar, dass allen, die ihm nachfolgen, die Makarios-Erfahrung offen steht, wenn auch durch Not und Leiden hindurch. Das zeigt sich auch im durch viel Verfolgung und Sorgen geprägten Leben von Paulus. Paulus war makarios:

Ich bin mit Trost erfüllt,

ich bin überreich an Freude bei all unserer Bedrängnis (2Kor 7,4; vgl. 11,23ff).

Um makarios zu sein, brauchen wir die Fähigkeit, in der Not und im Leiden in der Freude und im Frieden zu bleiben. Wie ist das möglich? In den Abschiedsreden (Joh 15,9–14) gibt Jesus den Jüngern sein Geheimnis preis. Es heißt: In allem und immer in der Liebe bleiben. Jesus ist in der Liebe des Vaters geblieben, hat sie nie infrage gestellt. Er hat sich entschieden, alles aus Liebe zum Vater zu tun. Aus Liebe zu den Menschen hat er sein Leben für sie hingegeben. Jesus fordert seine Jünger dazu auf, auch so zu leben. Wer in, aus und für die Liebe lebt, bleibt im Frieden. Wenn Gott unser Makarios-Glück will, dann muss er uns also dazu befähigen, in der Liebe zu bleiben und aus der Liebe zu leben.

Von Jesus lernen

Am meisten lernen Menschen von Vorbildern. Jesus weiß das; deshalb lädt er uns dazu ein (Mt 11,29). Wie können wir von Modellen lernen? Durch Beobachtung. Wenn wir bei einem Vorbild ein Verhalten sehen, das positive Auswirkungen hat, möchten wir es übernehmen und versuchen, uns auch so zu verhalten. Wie lässt sich das nun übertragen auf unser Zusammensein mit Jesus unter dem gemeinsamen Joch?

Wir müssen lernen, Jesus zu beobachten: Wie geht er mit uns um und welche Auswirkungen hat das auf uns? Dies ist ein spannender Prozess. Mir ist beispielsweise aufgefallen, dass Jesus sehr direkt und ehrlich mit mir umgeht; doch alles, was er mir sagt, bewirkt Hoffnung und Ermutigung. So ist es auch, wenn ich meinem Meister einen erledigten Auftrag zurückgebe: Sein Urteil ist jedes Mal wahrhaftig und zugleich entlastend. In seiner Gegenwart komme ich in den Frieden; er macht nie Druck und schafft keinen Stress – bei ihm haben alle Dinge ihre Zeit. Der liebenswürdige Humor, mit dem er mir immer wieder begegnet, schafft eine entlastende Distanz und rückt die Proportionen wieder zurecht; so kann ich manchmal auch über mich lachen. Ich bin so dankbar, dass das Leben mit Jesus so fröhlich, ermutigend, aber auch wachstumsfördernd und herausfordernd ist.

Für diesen Lernprozess ist der innere Austausch mit Jesus von großer Bedeutung. Wir können uns das Ziel setzen, im Alltag und im Berufsleben alles mit Jesus oder dem Vater zu besprechen. Vielleicht geht es Paulus um dieses Zwiegespräch mit Gott, wenn er schreibt: Freut euch alle Zeit! Betet unablässig! Sagt in allem Dank! (1Thess 5,16–18). In meiner seelsorgerlichen Arbeit hat sich immer wieder bestätigt, dass diese Möglichkeit allen Menschen offensteht, die sich nach einer engen Beziehung mit Jesus oder dem Vater sehnen. Es wird auch durch folgende Aussage Jesu bekräftigt:

Meine Schafe hören meine Stimme,

und ich kenne sie,

und sie folgen mir (Joh 10,27).

makarios