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Kräfte für ein ganzes Leben

Zu wissen, wo wir Kraft finden im Leben, das ist ein besonderer Schatz. Und es gibt nicht nur eine Möglichkeit, ihn aufzuspüren. So vielfältig wie unsere Kraftquellen, so vielfältig sind auch die Wege dorthin, die wir gehen können.

Zurück zu den Quellen

Nähren, was uns nährt, und stärken, was uns stärkt: Wenn wir unsere Kraftquellen pflegen und nutzen, fließen sie umso reicher.

Für die Kraftquellen in unserem Leben sind die Wasserquellen in der Natur ein schönes Bild. Sie wirken meist nicht besonders spektakulär und sind oft erst auf den zweiten Blick zu entdecken. Wir gehen spazieren, und plötzlich ist da ein leises Plätschern. Wir folgen dem Geräusch, und nach wenigen Schritten stehen wir vor einer kleinen Quelle, die munter vor sich hin sprudelt. Geradezu unerschöpflich scheint sie zu sein, immer und immer fließt das Wasser. Und auch wenn wir wissen, dass sie nur Teil eines unermesslich großen Kreislaufs ist, wirkt es doch so, als ob diese kleine Quelle ein Anfang ist, etwas Neues, das hier beginnt und sich dann fortsetzt, in die Welt hinein. Wie schön, dass wir sie gefunden haben, denken wir, setzen uns auf die moosbewachsenen Steine, die die Quelle umgeben wie ein uralter, freundlicher Schutz, und tauchen die Hand ins kühle, belebende Nass. Dann gehen wir weiter, im Ohr noch immer das Plätschern, das nun langsam immer leiser wird, je mehr wir uns entfernen.

Mit den Kraftquellen ist es ganz ähnlich. Wir entdecken sie meist unverhofft und nicht etwa dann, wenn wir nach ihnen suchen. Wir stehen ein wenig staunend davor, weil sie so unspektakulär wirken, so ganz und gar nicht grandios. Wir empfinden sie als belebend und spüren ihre Wirkung noch, wenn wir dann auf unserem Lebensweg weitergehen.

QUELLEN WOLLEN SICH VERSTRÖMEN

Wie die Wasserquellen kommen die Kraftquellen ja nur scheinbar aus dem Nichts. Wie jene sind auch sie in Wirklichkeit Teil eines ganz großen Kreislaufs – des Lebenskreislaufs. Innerhalb dieses Zyklus werden die Kraftquellen immer wieder neu gefüllt. Sie speisen sich aus unseren Begabungen und Fähigkeiten, aus unseren guten Erlebnissen und Erfahrungen.

Wir können aber auch aktiv etwas zu ihrer Stärkung beitragen: indem wir uns unserer Kraftquellen bewusst werden, sie aufsuchen, pflegen und uns an ihnen nähren. Denn wenn sie sich verströmen, werden sie nicht weniger, sondern mehr. So wie auch der kleine Bach nach und nach zum mächtigen Strom wird.

Ein anderes, sehr aktuelles Wort für Kraftquelle ist »Ressource«. Es stammt aus dem Französischen und bedeutet »Mittel«, und auch hier versteckt sich das Wort für »Quelle« (»source«) . Eine Ressource ermöglicht es, handelnd ein Ziel zu erreichen. Sie macht stark – und sie schützt! Menschen mit Ressourcen fällt es leichter, durch Krisen zu kommen und sich nach großen Belastungen wieder zu erholen.

UNSERE RESSOURCEN SIND VIELFÄLTIG

Was aber ist es nun, woraus wir unsere Kraft beziehen? Was sind unsere Ressourcen? Hier endet der Vergleich mit den Quellen draußen in der Natur. Dort ist Wasser gleich Wasser. In unserem Leben hingegen gibt es sehr vieles, das zur Kraftquelle für uns werden kann. Machen Sie doch einmal ganz spontan die Probe und sammeln Sie, was Ihnen dazu im Moment einfällt. Woraus beziehen Sie Ihre Kraft? Wahrscheinlich fällt Ihnen sehr viel mehr ein, als Sie denken.

Dieses Buch ist das Ergebnis einer solchen Sammlung. Und es war erstaunlich, was sich im Verlauf des Sammelns alles gezeigt hat an Gefühlen, an Fähigkeiten, Erfahrungen und an Werten. Die Bandbreite reichte von so elementaren Dingen wie der Luft, die uns umgibt, bis hin zum Gedanken der Selbstverwirklichung. Von der Liebe bis hin zur Gerechtigkeit und zur Großzügigkeit – es geht bei den Kraftquellen nicht zuletzt um die Haltung, mit der wir der Welt begegnen.

Eine feste Basis schaffen

Hier kommt der Begriff des Wertes ins Spiel. Mit den Werten, die wir für gut erachten und denen wir folgen, sagen wir auch etwas über uns selbst aus. Das ist ein wichtiger Punkt in der heutigen Zeit, in der es so schwierig ist mit der Orientierung und der Selbstfindung. Der Sinn ist nicht mehr selbstverständlich, wir sind uns nicht mehr selbstverständlich. Und so versuchen wir uns zu orientieren, uns einen Standort, einen festen Punkt zu verschaffen. Eine Basis, von der wir ausgehen können.

Dazu will dieses Buch beitragen, indem es den Blick auf das lenkt, was uns als Basis dienen kann, als Ort, an dem wir neue Kraft schöpfen. Und noch einmal sei betont: Die Quelle versiegt nicht, weil wir aus ihr trinken, sondern sie wächst im Weiterfließen. Auch ein Muskel verbraucht sich ja nicht, wenn er beansprucht wird, sondern wird stärker. Stärken, was uns stark macht, und nähren, was uns nährt, darum geht es. Wir müssen unsere Ressourcen nicht erst herstellen. Aber pflegen sollen wir sie.

Was das Buch Ihnen bietet

In acht thematisch geordneten Kapiteln führt dieses kleine Buch Sie zu den möglichen Kraftquellen in Ihrem Leben, die Sie für sich nutzen können.

Sicher werden die verschiedenen Themen des Buches Sie unterschiedlich intensiv ansprechen. Manche erschließen sich sofort, andere vielleicht erst später. Sie können mit jedem beliebigen Kapitel beginnen oder auch erst einmal alle durchlesen und dann entscheiden, wo Sie am liebsten ansetzen möchten. Gestalten Sie den Weg zu Ihren Kraftquellen ganz individuell.

Zu jedem der acht Kapitel gehören verschiedene Übungen für den Alltag. Manche erfordern wenig Zeitaufwand und können zu guten Alltagsbegleitern werden, andere leiten zu weiterem Nachdenken an. Mit wieder anderen legen Sie eine Basis für Ihr künftiges Handeln, so als ob Sie bei Ihrem Spaziergang, von dem eingangs die Rede war und auf dem Sie die Quelle entdeckten, etwas Quellwasser abgefüllt und mit heimgenommen hätten – als Kraftspender, der im richtigen Augenblick seine Wirkung entfalten wird.

Die Übungen unterscheiden sich außerdem auch darin, wie Sie jeweils dabei vorgehen, ob es sich zum Beispiel um eine Körper- oder eine Wahrnehmungsübung handelt. Damit Sie die Art der Übungen gleich auf den ersten Blick besser einschätzen können, sind ihnen kleine Zeichen zugeordnet. Sie haben folgende Bedeutungen:

IMG schreibend reflektieren oder das Ergebnis der Reflexionen notieren

IMG Körperübungen oder symbolische Handlungen ausführen

IMG sich an frühere Begebenheiten im Leben erinnern

IMG Dinge mit verschiedenen oder allen Sinnen bewusst wahrnehmen

IMG bestimmte Handlungen oder Verhaltensweisen im Alltag ausprobieren

IMG IMG Auseinandersetzung mit sich selbst und / oder die Perspektive wechseln

sich vor dem inneren Auge etwas vorstellen (visualisieren)

»Es offenbart sich aber zuweilen eine Kraft, die man in sich selbst nicht ahnt.«

Constance de Salm

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Gewissheit und Zuversicht

Wir sind in mehrerlei Hinsicht dazu begabt, zuversichtlich auf sicherem Boden durch das Leben zu gehen. Sogar in Zeiten, in denen der Wind schärfer bläst, tragen uns diese Fähigkeiten weiter. Weshalb es gut ist, sich immer wieder einmal auf sie zu besinnen.

Vertrauen spüren

Es ist eine der stärksten Kraftquellen, die wir besitzen – das Vertrauen. Das Beste daran: Wir können es selbst nähren.

Warum ist das Vertrauen so wichtig für uns? Nun, wir haben nicht alles selbst in der Hand. Wir sind angewiesen – worauf? Auf andere Menschen. Auf das Glück. Darauf, dass die Dinge gut ausgehen. Und das Gefühl, mit dem wir uns anderen Menschen oder aber Situationen oder dem Schicksal in die Hände geben, das nennt sich Vertrauen.

GUTE ERFAHRUNGEN STÄRKEN

Wir entwickeln unser Vertrauen mithilfe der guten Erfahrungen, die wir machen. Denn sie bestätigen, dass wir richtigliegen, wenn wir vertrauen. Jedes Mal, wenn wir uns anvertraut haben – einem anderen Menschen oder aber dem Leben – und dabei nicht enttäuscht wurden, ist unsere Fähigkeit zu vertrauen wieder ein Stück gewachsen. Man könnte auch sagen: Unsere Zuversicht wurde gestärkt.

Damit ist eine wichtige Quelle angesprochen, die wir immer wieder aufsuchen können, um unser Vertrauen, unsere Zuversicht zu stärken: das Gute, das uns im Leben bereits begegnet ist. Egal wie es aussah und woher es kam: Alles, was uns gutgetan hat, kann zum Nährboden werden, aus dem das Gefühl des Vertrauens in uns wächst.

Hinspüren und offen bleiben

Aber was ist mit Enttäuschungen? Wer vertraut, der gibt seine Schutzhaltung auf, der macht sich verletzlich. »Vertrau mir«, säuselt die Schlange Kaa in Walt Disneys »Dschungelbuch«. Dem kleinen Jungen Mogli werden unter ihrem kreiselnden Blick die Lider schwer. Doch dann erkennt er die Gefahr und kann sich aus Kaas Bann befreien. Das zeigt: Vertrauen ist eben nicht blind gegenüber der Realität. Wir müssen erst mit wachen Sinnen genau hinschauen, abwägen und in uns hineinspüren, bevor wir vertrauensvoll die Augen schließen können.

Aber wichtig ist auch: Nicht hinter jeder Enttäuschung steckt ein böser Wille, eine Schlange Kaa. Oft stoßen unsere Erwartungen gegenüber anderen oder dem Leben einfach an Grenzen, ohne dass uns jemand böse will. Lassen wir also nicht zu, dass unser Vertrauen erschüttert wird. Versuchen wir offen zu bleiben für das Gute, das uns nach einer Enttäuschung ganz sicher auch wieder begegnen wird.

Aus Ritualen schöpfen

Es gibt in unserem Leben mehr davon, als wir vermuten. Rituale sind ein wahrer Schatz.

Rituale sind Handlungen, mit denen wir in bestimmten Situationen ausdrücken, was uns bewegt – was wir denken und empfinden, was wir mitteilen und mit anderen teilen möchten. In Ritualen steckt überliefertes und zeitloses Wissen. Außerdem nähren sie unseren Sinn für das Schöne – in Worten und Symbolen, in Gesten und Klängen.

ZEICHEN DES BEDEUTSAMEN

Rituale gehören zu jeder Kultur dazu. Sie haben sich durch die Jahrhunderte hindurch entwickelt und dabei immer wieder verändert. Jede Epoche hat sie nach eigenen Bedürfnissen gestaltet und umgestaltet.

Wenn Sie an Rituale denken, fällt Ihnen vielleicht zuerst die Religion ein. Tatsächlich sind sie dort am auffälligsten. Aber Rituale sind nicht nur in der Religion daheim. Wir begegnen ihnen überall da, wo es bedeutsam wird und wo wir spüren, dass gerade etwas Besonderes geschieht. Das Erwachsenwerden ist zum Beispiel mit Ritualen verbunden: Junge Leute tun Dinge zum ersten Mal, die ihnen bislang verwehrt waren, etwa Autofahren. Oder – ganz profan – der Frühjahrsputz: Warum putzen wir ausgerechnet da mit Leidenschaft? Weil wir spüren, dass etwas neu wird draußen in der Natur, und diesem Neuen möchten wir auch in unserer Wohnung Raum geben.

Inseln des Besonderen

Damit sind wir unversehens im Alltag angekommen, und das ist kein Widerspruch dazu, dass Rituale etwas Besonderes ausdrücken wollen. Im Gegenteil: Gerade deshalb können wir sie ja auch nutzen, um für uns inmitten des Alltags kleine Inseln des Besonderen zu gestalten. Die stille Tasse Kaffee am frühen Morgen, bevor der Tag seine Hektik entfaltet; die Kerze am Abend; die Umarmung eines geliebten Menschen beim Abschied und beim Wiedersehen: Auch das sind Rituale. Wir genießen sie für uns allein oder verbinden uns durch sie mit anderen. Denn das ist ebenfalls eine wichtige Aufgabe von Ritualen: Indem wir sie mit anderen teilen, vergewissern wir uns, dass wir ähnlich empfinden. Dass wir zusammengehören. Dass es gut so ist, wie es ist.

Die Hoffnung bewahren

Auch sie gehört zu dem, was uns durchs Leben trägt: die Hoffnung. Sie ist ein wunderbares Gegenmittel gegen die Furcht.

Beim Nachdenken über das, was uns durchs Leben trägt, darf sie nicht fehlen: die Hoffnung. Und auch hier lohnt sich ein Blick auf die Herkunft des Wortes. Es ist nämlich mit »hüpfen« verwandt. Das passt gut, denn wer etwas Positives erwartet, der hüpft und zappelt – zumindest innerlich. Je größer die Hoffnung ist, desto unruhiger und zappeliger werden wir. An Kindern kann man das gut beobachten.