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Vom

GLüCk

des

Strebens

Warum der Weg
oft glücklicher macht
als das Ziel

CHRIS GUILLEBEAU

MEINUNGEN ZUM BUCH

„Wenn man sich eine Reise oder ein angestrebtes Ziel zur Aufgabe macht, dann kann das befriedigend sein, Spaß machen oder sogar einen Paradigmenwechsel bewirken. Wenn eine Aufgabe jedoch mit einer inneren Sehnsucht beginnt und sich zu einer Berufung verwandelt, wird aus ihr eine Arznei für die Seele, und das ändert alles. Vom Glück des Strebens ist eine Einladung, auf den Teil des Selbst zu hören, der sich nach einem Sinn sehnt. Es sagt: ‚Hey! Wach auf! Dein einzigartiges Abenteuer wartet auf dich.‘“

Dr. LISSA RANKIN, Autorin des New York Times-Bestsellers Mind Over Medicine

„Die unglaublichen Aufgaben, die Chris Guillebeau in Vom Glück des Strebens erkundet, darunter seine eigene, in alle Länder der Welt zu reisen, haben mich erschöpft zurückgelassen. Als jemand, der von zu Hause aus arbeitet, beschränke ich meine Aufgaben an den meisten Tagen darauf, zu duschen. Fazit: Diese Geschichten sind inspirierend – und äußerst unterhaltend.“

JOEL STEIN, Kolumnist für das Time-Magazin und Autor von Man Made: A Stupid Quest for Masculinity

„Chris Guillebeau will nicht, dass Sie sich mit einem Leben zufriedengeben, das nur Routine ist. Er denkt, dass es ein Abenteuer sein sollte. Sein Rat, wie Sie Ihre eigene lebensverändernde ‚Aufgabe‘ gestalten und verwirklichen sollten, ist von unschätzbarem Wert – und, noch besser, seine Begeisterung wirkt ansteckend.

KEN JENNINGS, Rekord haltender Champion bei der Fernsehquizshow Jeopardy und Autor des New York Times-Bestsellers Maphead

„Geben Sie es einfach zu: Sie tragen einen Traum mit sich herum, etwas, was Sie erreichen wollen, eine Aufgabe, über die Sie vielleicht noch nie mit jemandem gesprochen haben. Das Buch von Chris Guillebeau – der nebenbei gesagt seine eigene Aufgabe, in alle Länder der Welt zu reisen, bereits abgeschlossen hat, sollten Sie sich zuallererst vornehmen.“

ERIN McHUGH, Autorin von One Good Deed: 365 Days of Trying to Be Just a Little Bit Better

„Chris Guillebeau ist ein echtes Universalgenie. In Vom Glück des Strebens zeigt er uns, wie die Macht einer Aufgabe das Leben verändern kann. Das Abenteuer kann vielerlei Gestalt annehmen, aber ein lebenswertes Leben besteht darin, dass man den Mut hat, seiner wahren Berufung zu folgen. Guillebeau inspiriert die Leser, genau das zu tun, egal, wer sie sind oder wo ihre Leidenschaften liegen. Dies ist eine unverzichtbare Lektüre für jeden, der nach dem Funken Einsicht sucht, der das innere Feuer entzündet.“

DEAN KARNAZES, gefeierter Ausdauersportler und New York Times-Bestseller-Autor

„Als jemand, der fast jeden Häuserblock in New York City zu Fuß durchwandert hat – 121.000 davon -, kann ich mich mit diesem wunderbaren Buch wirklich identifizieren. Guillebeaus Geschichten über die unglaublichen Herausforderungen, welche die Menschen sich selbst setzen und bestehen, ändern die eigene Perspektive und wirken sogar inspirierend. Vor allem lehren sie uns jedoch, dass man nur einmal lebt und dass wir, wenn wir unser Bestes geben, das Beste daraus machen können.“

WILLIAM HELMREICH, Autor von The New York Nobody Knows: Walking 6.000 Miles in the City

Die Originalausgabe erschien unter dem Titel

The Happiness of Pursuit. Finding the Quest That Will Bring Purpose to Your Life.

ISBN 978-0-385-34884-3

Copyright der Originalausgabe 2014:

Copyright © 2014 by Chris Guillebeau. All rights reserved.

This translation published by arrangement with Harmony Books, an imprint of the Crown Publishing Group, a division of Random House LLC.

Copyright der deutschen Ausgabe 2015:
© Börsenmedien AG, Kulmbach

Übersetzung: Marion Reuter

Gestaltung Cover: Daniela Freitag

Gestaltung und Satz: Bernd Raubbach

Herstellung: Martina Köhler

Lektorat: Ursula Prawitz

Druck: CPI – Ebner & Spiegel, Ulm

ISBN 978-3-86470-257-0
eISBN 978-3-86470-267-9

Alle Rechte der Verbreitung, auch die des auszugsweisen Nachdrucks,
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INHALT

I. DIE ANFÄNGE

Prolog Unterwegs

Kapitel 1 Erwachen

Kapitel 2 Die große Unzufriedenheit

Kapitel 3 Berufung

Exkurs MUT

Kapitel 4 Entscheidende Momente

II. DIE REISE

Kapitel 5 Selbstvertrauen

Kapitel 6 Abenteuer im Alltag

Exkurs ROUTINE

Kapitel 7 Zeit und Geld

Kapitel 8 Lebenslisten

Kapitel 9 Vorwärtsbewegung

Kapitel 10 Die Liebe zum Job

Kapitel 11 Mit vereinten Kräften

Exkurs KAMPF

Kapitel 12 Rebellieren für einen guten Zweck

Kapitel 13 Der lange Weg

Kapitel 14 Missgeschicke

III. DAS ZIEL

Kapitel 15 Veränderung

Exkurs GEMEINSCHAFT

Kapitel 16 Heimkehr

Kapitel 17 Ausklang

Anhang 1 Lektionen aus der Reise

Anhang 2 Mitwirkende

Anhang 3 Eine Aufgabe für jeden

I.

DIE ANFÄNGE

Prolog

Unterwegs

Es war fast ein Uhr morgens, als ich aus einem Flugzeug stieg und in den internationalen Flughafen in Dakar, Senegal, stolperte.

Ich war schon oft dort gewesen, aber ich brauchte immer einen Moment, um mich wieder zurechtzufinden. Von allen Seiten stürmten Kerle auf mich zu, die mir beim Tragen des Gepäcks helfen wollten – ich brauchte diese Angebote nicht, da ich immer mit wenig Gepäck reise –, aber die hartnäckigen Gepäckträger ließen sich nur schwer abweisen. Zwei von ihnen überschrien sich gegenseitig und ich wusste, was für sie auf dem Spiel stand: Derjenige, der mein Begleiter wurde, hätte die Chance auf ein Trinkgeld.

Ich wählte nach dem Zufallsprinzip einen Gepäckträger aus und folgte ihm zu einer kleinen Nische über der schreienden Menge. Dort waren ein paar Plastikstühle an den Boden genagelt. „Bitte schön“, sagte er auf Französisch zu mir. „Sie können hier bleiben und schlafen.“ Ich blickte auf die Stühle, bezahlte den Typ und schlug mein Lager für die Nacht auf, von der ich wusste, dass sie lang werden würde.

Mein endgültiges Ziel war die winzige Republik Guinea-Bissau, die gerade mal eine halbe Flugstunde von Dakar entfernt war, aber der Flug ging erst um sieben Uhr morgens. Was sollte ich während des sechsstündigen Aufenthalts tun?

Ich hätte in die Stadt gehen und ein Hotel suchen können, aber die Aussicht auf drei Stunden Schlaf, bevor ich mich wieder zum Flughafen zurückschleppen müsste, war nicht gerade verlockend. Ich sollte es wohl besser durchstehen, bis ich mein endgültiges Ziel erreicht hatte und mich in ein richtiges Bett fallen lassen konnte.

Ich hatte eine Flasche Wasser, die ich mir bei der Ankunft beschafft hatte, und einen Flachmann Wodka, den ich in der Lounge des Frankfurter Flughafens gekauft hatte, bevor ich am Vortag nach Afrika gestartet war. Zusammen mit einer Decke der Fluggesellschaft (danke, Lufthansa) war das alles, was ich für ein paar Stunden unruhigen Schlaf brauchte.

Vor vier Tagen war ich im Regen am Grand Central Terminal in Manhattan vorbeigegangen. Mein Ziel war ein winziges Konsulatsbüro in einem untervermieteten Gebäude der Vereinten Nationen. Das Büro hatte keine offiziellen Öffnungszeiten. Für eine Gebühr von 100 Dollar – zahlbar in bar und ohne Quittung – bekam ich das Visum, um das ich mich monatelang bemüht hatte.

Diese Reise würde mich von New York über Frankfurt und Dakar nach Bissau führen. Und dann ein paar Tage später über Lissabon und London wieder zurück. Es war nicht nur eine Reise, sondern auch eine Aufgabe.

Selbst wenn man von einer Reise über drei Kontinente erledigt ist, lässt es sich nur schwer auf einem Plastikstuhl in einem westafrikanischen Transitbereich schlafen. Ich achtete darauf, dass der Tragegurt meiner Laptop-Tasche um mein Bein gewickelt war, aber schreckte dennoch immer wieder aus dem Schlaf, weil ich die Rückkehr der „hilfsbereiten“ Gepäckträger befürchtete. Als ich es endlich schaffte, richtig einzuschlafen, kam ein Mückenschwarm, um Wache zu halten und dafür zu sorgen, dass ich nicht zu lange döste.

Ich dachte darüber nach, was für eine lächerliche Erfahrung das war. Warum war ich mitten in der Nacht auf einem Plastikstuhl in Senegal gelandet, nachdem ich eine ganz ordentliche berufliche Karriere gemacht hatte, viele Projekte zu Hause und einen weltweiten Freundeskreis in angenehmerer Umgebung hatte?

Worin bestand der Zweck der Reise und was war die Aufgabe?

Eins nach dem anderen. In dieser Weltgegend hat vor vielen Jahren alles begonnen. Vor zehn Jahren hatte ich mich in der Region als Entwicklungshelfer betätigt, indem ich für eine medizinische Hilfsorganisation als Freiwilliger arbeitete. Nach der Trial-and-Error-Methode lernte ich, Schmiergelder zu vermeiden (nun ja, abgesehen von Flughafengepäckträgern) und mir einen Weg durch chaotische Ankunftsszenen wie die eben beschriebene zu bahnen.

Warum war ich also zurückgekehrt?

Es hatte wirklich einen ganz einfachen Grund. Dieses Mal befand ich mich auf einer anderen Mission. Im letzten Jahrzehnt hatte ich einen Großteil meiner Zeit, meines Geldes und meiner Aufmerksamkeit in Reisen in jedes Land der Welt investiert. Jedes einzelne Land in jeder Region, wobei kein Land ausgelassen wurde – es war eine lebenslange Herausforderung, über die ich jahrelang nachgedacht hatte, bevor ich sie schließlich als die Aufgabe akzeptierte, für die ich mir alle Zeit der Welt nehmen würde.

Diese Mission hatte mich zu abtrünnigen ehemaligen Sowjetrepubliken und zu entlegenen Inseln im Südpazifik geführt. Ich hatte erlebt, wie der einzige Nachtflug auf einer anderen kleinen Insel ohne mich startete. Ich war ohne ein Visum erfolgreich in Pakistan und Saudi-Arabien angekommen und hatte die Einreisebehörde irgendwie überredet, mich bleiben zu lassen. Ich war aus einem Land ausgewiesen worden, das ich immer noch zu vergessen versuche.

Auf dem Weg gab es viele Nächte wie diese in Dakar, wo ich ohne Pläne ankam abgesehen von der Weiterreise per Flugzeug oder mit einem voll besetzten Minibus in ein weiteres kleines Land, das nur dann in den Nachrichten auftauchte, wenn es sich im Bürgerkrieg befand oder infolge des Klimawandels zu verschwinden drohte.

Auf eine seltsame, fast schon masochistische Weise gefiel mir die Idee, in den Senegal zurückzukehren. Es war so eine Idee, dass der Kreis sich damit schließen und ich zum Anfang zurückkehren würde. Nach 190 Ländern würde die Reise bald zu Ende gehen. Noch war es nicht ganz so weit. Zuerst musste ich es nach Guinea-Bissau, meinem letzten Land in Afrika schaffen.

Der Flughafen von Dakar wird sicher keine Preise für Übernachtungen gewinnen, aber wenn die Sonne über Westafrika aufgeht, lohnt es sich aufzuwachen. Es geht sehr schnell – wenn man nur kurz den Blick abwendet, versäumt man es. In der einen Minute ist es noch neblig und in der nächsten Minute heißt es: Raus aus den Federn, Reisender!

Unterdessen war ich zum Check-in-Bereich zurückgestolpert und hatte die entspannte Sicherheitskontrolle passiert. Ich kaufte mir einen Instantkaffee und schlürfte ihn, während ich in der Schlange darauf wartete, an Bord zu gehen.

Weit entfernt von zu Hause gibt es ein Gefühl, das man selbst dann erfahren kann, wenn man todmüde ist. Egal, wie erschöpft man ist (Achtzehn Flugstunden! Zwei Stunden Schlaf auf einem Plastikstuhl!) und egal, wie lächerlich die Situation ist (Ich fliege ohne vernünftigen Grund nach Guinea-Bissau!), man spürt trotzdem Abenteuerlust. Als das Koffein wirkte und ich meine Beine streckte, fing ich an, mich besser zu fühlen. So verrückt es einigen Leuten auch erscheinen mochte, ich war in der Welt draußen und tat etwas, was mir gefiel. Das Leben war schön.

Der halbstündige Flug führte auf niedriger Höhe entlang der Küstenlinie. Die Sonne war nun ganz aufgegangen, ich döste an den Fenstersitz gelehnt und ehe ich es mich versah, waren wir schon in der Hauptstadt gelandet.

Bei der Landung hier gab es keine Fluggastbrücke, die in eine glänzende Ankunftshalle führte, noch nicht einmal einen Passagierbus, um die Ankömmlinge zu dem Gebäude zu transportieren. Ich stieg die Treppe des in die Jahre gekommenen Flugzeugs hinunter auf die Rollbahn und ging direkt zu dem staubigen Gebäude der Einreisebehörde, das ganz in der Nähe war.

Das Empfangskomitee schien sich einen freien Tag genommen zu haben. Stattdessen warf ein einzelner Angestellter der Einreisebehörde einen flüchtigen Blick auf meine Papiere und verpasste mir wortlos meinen Stempel.

Ich sah zu, wie mein Gepäck auf ein einzelnes quietschendes Förderband geworfen wurde. Wieder rissen sich die Gepäckträger darum, mir ihre Dienste anzutragen. Der Morgen mit dem schönen Sonnenaufgang ging in einen brütend heißen Tag über, und eine Gruppe von Taxifahrern trat in Wettstreit um die nicht allzu häufige Chance, den Fremden ins einzige Hotel zu fahren.

Ich aber lächelte über mein Glück, hatte ich doch gerade einen weiteren Meilenstein in meiner Aufgabe erreicht, alle Länder der Welt zu besuchen. Von 54 afrikanischen Ländern war Guinea-Bissau mein allerletztes. Nach zehn Jahren, in denen ich die Welt erkundet hatte, waren nur zwei Länder übrig, die ich noch bereisen musste.

Es war einmal

Die Menschen waren schon immer von Aufgaben fasziniert. Die ältesten Geschichten der Menschheit erzählen von langen Reisen und großen Abenteuern. Ob die Geschichte afrikanisch, asiatisch oder europäisch ist, die Handlung ist immer gleich: Ein Held macht sich auf, um etwas schwer Erreichbares zu suchen, welches das Potenzial hat, sowohl sein Leben als auch die Welt zu verändern.

In der jüdisch-christlichen Schöpfungsgeschichte werden Adam und Eva aus dem Garten Eden verbannt und dazu verurteilt, sich auf der Erde abzurackern. In der buddhistischen Geschichte wird die Frage der Praxis und des Kampfes gegenüber der Schöpfung betont – die heiligen Texte gehen sofort zur Suche nach der Erleuchtung über.

Die bekanntesten Texte der Weltliteratur reflektieren unser Verlangen, über Kampf und Opfer bei der Verfolgung eines Ziels zu hören. Von Aesops Fabeln bis zu Tausendundeine Nacht handeln viele klassische Geschichten von Abenteuern und Aufgaben.

Shakespeare begeisterte uns mit Geschichten über Herausforderungen, bei denen es um Schiffbrüche und Verwechslungen von Personen geht. Manchmal galt „Ende gut, alles gut“, aber manchmal kam es auch zur Tragödie als natürliche Folge davon, dass ein schwacher Charakter schlechte Entscheidungen traf.

In der heutigen Zeit weiß Hollywood, dass Herausforderungen ein Thema sind, das sich gut verkaufen lässt. Denken Sie an die garantierten Kassenschlager Star Wars, Star Trek, Indiana Jones und unzählige andere. Je größer die Schwierigkeiten sind und je mehr auf dem Spiel steht, umso besser – solange das Publikum etwas hat, woran es glauben kann. Wir müssen an die Mission eines Helden glauben, und sobald wir das tun, bleiben wir gern an der Geschichte dran, um zu erfahren, wie er die Herausforderungen bewältigt.

Bei den besten Videospielen, die nun mehr Geld und Aufmerksamkeit auf sich ziehen als Bücher oder Filme, geht es ebenfalls um Aufgaben. Sie, ein gewöhnlicher Sterblicher, der aus der Bedeutungslosigkeit hervortritt, wurde mit der Aufgabe betraut, die Welt gegen eine Invasion von Außerirdischen zu verteidigen. (Praktischerweise sind Sie mit einem Raketenabschussgerät und einem wiederaufladbaren Health-Pack ausgestattet.) Sie, ein einfacher Klempner, der zur Sturheit neigt und nicht gerade der Hellste ist, müssen die Prinzessin aus dem Schloss retten. (Oh, das ist das falsche Schloss? Sie müssen wohl weiterziehen.)

Viele dieser Geschichten über Aufgaben werden immer wieder auf verschiedene Weise weitererzählt, oft mit einem ordentlichen Anteil an Übertreibung. Es können fesselnde Geschichten sein, aber größtenteils sind sie nicht wahr. Sie gefallen uns, weil sie für kurze Zeit das Potenzial haben, unseren Glauben an das, was möglich ist, zu verändern. Vielleicht gibt es wirklich eine Invasion von Außerirdischen! Vielleicht gibt es da draußen wirklich einen Heiligen Gral, der nur darauf wartet entdeckt zu werden.

Als ich auf dem Planeten umherzog und jahrelang fast 200 Länder bereiste, entdeckte ich etwas Wichtiges.

Ich liebte das Reisen und überall, wohin ich ging, gab es etwas Interessantes. Ich erweiterte meinen Horizont, indem ich verschiedenen Lebensweisen begegnete und von Menschen in anderen Kulturen lernte. Aber ebenso faszinierend war die Tatsache, dass ich nicht der Einzige war, der sich eine Aufgabe gestellt hatte. Auf der ganzen Welt gab es Leute, die gemerkt hatten, dass sie auf diese Weise einen tieferen Sinn in ihr Leben bringen konnten. Manche hatten sich ohne jegliche Anerkennung jahrelang um ein Ziel abgemüht. Das Streben nach etwas, was „es“ auch immer sein mochte, war einfach etwas, was sie sinnvoll fanden und gerne taten.

„Ich möchte mein Leben so führen, dass es etwas Lohnendes beinhaltet“, sagte eine Frau. „Ich betrachte mich als ein Instrument, und wenn ich mich nicht nach besten Kräften für das Gute einsetze, habe ich das Gefühl, dass ich eine Chance verstreichen lasse, die nie wiederkehren wird.“

Einige Leute, mit denen ich sprach, verfolgten Aufgaben, zu denen ausgedehnte Weltreisen wie meine gehörten. Ich traf Fremde und neue Freunde, die zu Fuß gingen, Fahrrad fuhren oder auf andere Weise durch ganze Länder und Kontinente reisten. In Istanbul traf ich zum Beispiel Matt Krause, einen Finanzanalysten aus Seattle. Matt war in die Türkei gereist mit der Absicht, den ganzen Weg in den Iran zu Fuß zu gehen, unterwegs die einheimische Bevölkerung kennenzulernen und einen fremden Lebensstil zu verstehen. Zunächst sei es nur eine verrückte Idee gewesen, sagte er. Aber dann habe sie ihn verfolgt und ihm sei klar geworden, dass er es bereuen würde, wenn er es nicht durchziehen würde. (Lektion: Hüte dich vor verrückten Ideen.)

Bei anderen Unternehmungen ging es um die Bewältigung einer Aufgabe oder die Vervollständigung einer Sammlung. Ein Pfadfinder hatte sich im Alter von fünfzehn Jahren sämtliche Verdienstabzeichen (154!) verdient. Eine Frau mittleren Alters widmete den Rest ihres Lebens der Aufgabe, möglichst viele Vogelarten zu sehen. Wie sie in ihrem Tagebuch erklärte, hatte dies als Hobby begonnen und war zu einer Obsession geworden, nachdem sie die Diagnose einer tödlichen Krebserkrankung bekommen hatte.

Die Aufgaben einiger Leute hatten einen ausgesprochen privaten Charakter. Ein Teenager-Mädchen aus den Niederlanden brach auf, um auf dem offenen Meer zu segeln, und wurde die jüngste Person in der Geschichte, die jemals erfolgreich allein auf den Ozeanen die Welt umsegelt hatte. Die öffentliche Aufmerksamkeit, die das Abenteuer, mit dem sie einen Rekord setzte, ihr einbrachte, war oft kritisch und größtenteils nicht willkommen. Es ging ihr jedoch nicht darum, - positive oder negative – Aufmerksamkeit zu bekommen. „Ich habe es für mich getan“, sagte sie, nachdem sie fertig war. „Für niemanden sonst.“

Andere entschieden sich, mit vereinten Kräften etwas zu unternehmen, darunter eine vierköpfige Familie, die aufbrach, um 27.800 Kilometer von Alaska nach Argentinien mit dem Fahrrad zurückzulegen, und sich auf diese Weise gemeinsam einen Traum verwirklichte. Wanderlust empfand auch ein junges Paar, das jede Basilika in den Vereinigten Staaten besuchte in der Hoffnung, auf diese Weise seinen Glauben besser zu verstehen.

Größtenteils ging es bei der Aufgabe um eine physische Herausforderung: Es musste ein Berg bestiegen, das offene Meer überquert, die Visabehörde überzeugt werden. Aber was diese Abenteurer suchten, ging normalerweise über die deklarierte Aufgabe hinaus. Matt Krause, der Finanzanalyst, der sich aufmachte, um zu Fuß durch die ganze ländliche Türkei zu gehen, dachte über das Leben nach, das er in Amerika geführt hatte. Er sei nicht nur in einem anderen Land gewesen, sagte er später. Es habe sich angefühlt, als hätte er die Tür zu einem anderen Leben aufgestoßen. Indem er ganz allein da draußen einen Kilometer nach dem anderen die staubigen Dorfstraßen entlangging und Fremden begegnete, die zu Freunden wurden, spürte er eine stärkere Lebendigkeit in seinem Inneren.

Diese Menschen, denen ich begegnete, hatten eine auffällige Gemeinsamkeit. Sie sprachen mit einer besonderen Intensität. Sie konzentrierten sich auf ihre Ziele, auch wenn diese für andere nicht sofort einen Sinn ergaben. Ich wollte verstehen, warum sie die Entscheidung getroffen hatten, große Ziele mit einer solchen Entschlossenheit zu verfolgen – wurden sie von denselben Bedürfnissen getrieben wie ich oder von ganz anderen? –, und ich wollte erfahren, was sie vorwärtstrieb, wenn andere aufgegeben hätten. Ich hatte das starke Gefühl, dass man von diesen Leuten wesentliche Lektionen lernen konnte.

Was waren die Lektionen in meiner zehnjährigen Reise?

Die ersten Lektionen betrafen die praktischen Aspekte einer Aufgabe. Wenn Sie das Unvorstellbare erreichen wollen, müssen Sie anfangen, es sich vorzustellen. Nehmen Sie sich, bevor Sie anfangen, die Zeit, Ihre Kosten auszurechnen. Wenn Sie genau verstehen, was Sie tun müssen, und dann einen Weg finden, es umzusetzen, wird die Aufgabe viel leichter durchführbar.

Der Mut entsteht daraus, dass man etwas erreicht hat, aber auch aus dem Wagnis. Als ich mich durch ein Land nach dem anderen hindurcharbeitete und mich unterwegs bei einem der vielen Zwischenaufenthalte erholte, die sich wie ein zweites Zuhause anfühlten, wurde ich bezüglich meiner Erfolgschancen optimistischer. Im letzten Jahr der Reise kam es mir vor, als könnte nichts und niemand mich mehr aufhalten. Ich schaffe das wirklich!, begriff ich, und diese Erkenntnis gab mir Stärke und Durchhaltevermögen.

Wie Don Quijote vor langer Zeit lernte, entwickeln Aufgaben sich nicht immer wie geplant. Reisenden wird oft aufgelauert oder sie werden in die Irre geführt, und einige Herausforderungen erweisen sich als besonders schwierig. Und doch kann aus misslungenen Abenteuern (und manchmal sogar aus Katastrophen) Selbstvertrauen entstehen. Als ich eine ganze Nacht in einem verlassenen Flughafen-Terminal verbringen und mal wieder auf einen gecancelten Flug warten musste, oder als ich mich völlig ohne Geld in einem entlegenen Teil der Welt wiederfand, begriff ich, dass ich normalerweise gut zurechtkam. Ich lernte, über mein eigenes Pech zu lachen und wenigstens nicht in Panik zu verfallen, wenn etwas Schlimmes passierte.

Die nächsten Lektionen betrafen mehr die mit einer ausgedehnten Reise verbundene innere Arbeit. Viele Aufgaben führen zu einer alchemieartigen Transformation, entweder mit Bezug auf die Aufgabe selbst oder die Person, die sie verfolgt. Sobald man einmal die Straße zum Abenteuer beschreitet, weiß man nicht immer, wo man landet.

Auch das Ende einer Aufgabe ist mit Lektionen verbunden. Die Geschichte geht nicht immer gut aus. Wenn etwas jahrelang wesentlich zu Ihrem Leben gehört hat und dann plötzlich weg ist, kann es zu einem Gefühl der Entfremdung kommen. Sie müssen sich dann darüber Gedanken machen, was als Nächstes kommt und ob Sie die intensiven Gefühle wiederherstellen können, die Sie in der Zeit hatten, in der Sie Ihr Ziel verfolgten.

Als meine Reise sich ihrem Ende näherte, fragte ich mich, was ich durch meine Gespräche mit anderen lernen konnte. Meine Neugier hinsichtlich des Themas Aufgabe wurde selbst zu einer Aufgabe – und wie sich nun zeigt, ermöglicht es mir diese Aufgabe, anderen Anleitung zu bieten, die sich selbst auf Sinnsuche befinden.

Kapitel 1

Erwachen

Es ist eine gefährliche Sache, Frodo, aus
deiner Haustür hinauszugehen.
Du betrittst die Straße, und wenn du
nicht auf deine Füße aufpasst,
kann man nicht wissen,
wohin sie dich tragen
.
J. R. R. TOLKIEN

LEKTION: JEDER KANN ABENTEUER ERLEBEN.

Wir leben in einer interessanten Zeit, einer bemerkenswerten Ära, die unzählige Chancen für das Wachstum und die Entwicklung der Persönlichkeit bietet. Auch wenn wir alle sehr beschäftigt sind, haben die meisten trotzdem noch genug Freizeit, um Hobbys zu verfolgen und Fertigkeiten zu entwickeln, die nicht unbedingt notwendig sind. Wir brauchen uns nur ein Flugticket kaufen und können in fremde Länder fliegen. Alles, was wir vielleicht lernen wollen, ist problemlos verfügbar.

Allerdings können diese Chancen uns auch überfordern. Wie sollen wir unseren Schwerpunkt setzen, nachdem unsere Grundbedürfnisse befriedigt sind? Für viele von uns ist die Antwort überraschend einfach: Wir wählen eine Aufgabe, und wir entscheiden uns dafür, ein Abenteuer zu erleben.

An Treffpunkten und in Cafés auf fünf Kontinenten habe ich Menschen gesucht, die sich eine Aufgabe vorgenommen hatten, und mir ihre Geschichten angehört. In einer Reihe von Interviews und Befragungen habe ich sie mit der Frage genervt, warum sie sich dafür entschieden hatten, sich für einen längeren Zeitraum auf ein bestimmtes Ziel zu konzentrieren. Was haben sie gelernt, und wie haben sie sich unterdessen verändert?

Egal, um welche Art von Projekt es ging, ich stellte fest, dass Leute, die Aufgaben verfolgen, ein paar Gemeinsamkeiten haben. Beispielsweise habe ich mit einigen Menschen gesprochen, die allein Tausende von Kilometern zu Fuß gingen, Fahrrad fuhren oder segelten (ich selbst habe das Flugzeug vorgezogen). Diejenigen, die sich zu solchen Reisen veranlasst sahen, hätten wohl auch meiner Art zu reisen nichts abgewinnen können (vermutlich wollten sie nicht unzählige Nächte mit dem Versuch verbringen, auf Flughafenböden zu schlafen, oder sich unzählige Tage mit korrupten Staatsbediensteten in stressigen Situationen abgeben). Doch die Herausforderung selbst – das ambitionierte Streben und der Wunsch, alles Notwendige zu tun, um weiterzukommen – war der gemeinsame Nenner.

Bei der Suche nach Antworten griff ich auch auf einen Ansatz zurück, den ich in meinem vorigen Buch The $100 Startup (dt.: Start-up: Wie Sie mit weniger als 100 Euro ein Unternehmen auf die Beine stellen und Ihr eigener Chef werden) verwendet hatte. Für dieses Projekt warf ich zusammen mit einem kleinen Team ein riesengroßes Netz aus, indem wir Geschichten aus der ganzen Welt suchten. Eines führte zum anderen und die Geschichten des Buches schienen sich leicht sammeln zu lassen, indem eine interessante Person zur nächsten führte.

Dieses Mal sah ich mich jedoch einer größeren Herausforderung gegenüber. Wenn man Geschichten von Leuten sucht, die ohne viel Geld oder Ausbildung ein Unternehmen gegründet haben, sind die Kriterien klar. Aber nach welchen Geschichten soll man suchen, wenn es um das Thema Aufgabe geht?

Zusammen mit einem weiteren kleinen Team und mit einem großen Vorrat an Kaffee fing ich wieder an, ein großes Netz auszuwerfen, dieses Mal auf der Suche nach Leuten, die eine große Reise oder zielstrebig ein Abenteuer in Angriff genommen hatten. Indem wir den ursprünglichen Aufruf zur Teilnahme am Auswahlverfahren zeitlich nicht befristeten, hofften wir, eine große Vielfalt an Rückmeldungen unterschiedlicher Leute zu bekommen. Da Leute, die eine große Aufgabe verfolgen, nicht immer online sind (und da einige nicht aktiv über ihre Projekte sprechen), forderten wir die Leser auf, auch die Geschichten von anderen einzureichen.

Ein unbefristeter Aufruf zur Teilnahme war ein guter Ausgangspunkt, aber wir begriffen schnell, dass wir ein paar strengere Auswahlkriterien ansetzen mussten. Unter den ersten Rückmeldungen waren viele Einreichungen, die sich auf eine allgemeine Verbesserung des Lebens bezogen: Es ging zum Beispiel darum, körperlich fit zu werden, ein kleines Unternehmen zu gründen oder ein Buch zu schreiben. Das ist alles schön und gut, dachten wir, aber es sind nicht direkt Aufgaben. Die Entscheidung, das eigene Leben zu verbessern, ist, so sinnvoll sie auch auf persönlicher Ebene sein mag, nicht per se eine Aufgabe. Mit dem Rauchen aufzuhören, abzunehmen oder schuldenfrei zu werden sind alles lohnende Ziele, aber sie sollten nicht lebenslang im Mittelpunkt stehen.

Eine Aufgabe, entschieden wir, ist etwas Größeres. Sie erfordert mehr Zeit und mehr Engagement als eine allgemeine Lebensverbesserung. Und doch stellte sich die Frage: Was genau ist eine Aufgabe? Wie sollen wir sie definieren?

Wir entschieden, uns von den Geschichten selbst führen zu lassen. Zu Fuß den Kontinent durchwandern und zehn Jahre lang nicht sprechen? Ja, das gilt. Einen gut bezahlten Job aufgeben, um sich in Bangladesch für Frauenrechte einzusetzen … und zwar 20 Jahre lang als Ehrenamtliche ohne Anerkennung? Ja, das gilt auch.

Nach viel Überlegung einigten wir uns auf folgende Kriterien:

Eine Aufgabe hat ein klares Ziel und ein bestimmtes Ende. Man kann eine Aufgabe klar in ein oder zwei Sätzen erklären. Jede Aufgabe hat einen Anfang und früher oder später wird jede Aufgabe erledigt sein. (Nicht jeder wird verstehen, warum man sich die Aufgabe gestellt hat, aber das ist ein anderes Thema.)

Eine Aufgabe stellt eine klare Herausforderung dar. Eine Aufgabe verlangt per Definition, dass etwas überwunden wird. Nicht jede Aufgabe muss gefährlich oder nahezu unmöglich sein, aber sie sollte auch nicht einfach sein.

Eine Aufgabe erfordert irgendein Opfer. Bei einer Aufgabe gibt es nicht die Möglichkeit, „alles zu haben“ – um einen großen Traum zu verwirklichen, muss man unterwegs etwas aufgeben. Manchmal ist das Opfer schon am Anfang offensichtlich; manchmal wird es erst später klar.

Eine Aufgabe wird oft von einer Berufung oder dem Gefühl einer Mission getrieben. Eine Berufung muss eine Art göttlicher Inspiration sein. Oft drückt sie sich einfach als ein tiefes Gefühl für einen inneren Sinn aus. Welche Form sie auch annimmt, Menschen, die sich Aufgaben stellen, fühlen sich getrieben, gedrängt oder anderweitig hochmotiviert, weiterzumachen.

Eine Aufgabe erfordert eine Reihe kleiner Fortschritte in Richtung des Ziels. Wie wir sehen werden, bestehen viele Aufgaben aus einem langen, langsamen, aber beständigen Marsch zu einem Ziel, mit wenigen ruhmreichen und erhebenden Momenten zwischendrin. Man erreicht nicht einfach den Heiligen Gral am Tag, nachdem man sich auf den Weg gemacht hat, um ihn zu suchen. (Wenn das der Fall sein sollte, ist es wahrscheinlich nicht der Heilige Gral und es ist definitiv keine Aufgabe.)

Zusammengefasst ist eine Aufgabe eine Reise zu einem bestimmten Ziel, die mit einer Reihe von Herausforderungen verbunden ist. Die meisten Aufgaben erfordern auch einige logistische Maßnahmen und eine gewisse persönliche Reife.

Zuallererst müssen Sie die vielen praktischen Details und Hindernisse, die Ihnen im Weg stehen, in Ordnung bringen. In meinem Fall musste ich mich um Visa und Transportmittel kümmern. Ich musste herausfinden, wie ich wenig gastfreundliche Länder besuchen konnte, die nicht gerade ein Tourismusbüro hatten, um Fragen zu beantworten oder Sightseeing-Prospekte zu verteilen. Wenn ich auf Probleme stieß, musste ich mich zurückziehen und mich neu sortieren, um dann einen neuen Versuch zu planen.

Doch bei einer echten, lebensverändernden Aufgabe muss man nicht nur praktische Aspekte berücksichtigen. Man muss auch ein besserer Mensch werden, als man am Anfang war. Man muss sich während der Reise verbessern.

Ach ja, und ich habe noch etwas gelernt: Meistens passiert unterwegs auch etwas Unerwartetes.

WARUM EINE AUFGABE VIELLEICHT DAS RICHTIGE FÜR SIE IST

Dieses Buch wird Ihnen Dutzende von Aufgaben, Projekten und Abenteuern vorstellen. Wenn Sie schon darüber nachdenken, wie Sie diese Lektionen und Geschichten auf Ihr eigenes Leben anwenden könnten, dann beachten Sie die folgenden Fragen. Je mehr Sie dazu neigen, mit „Ja“ zu antworten, umso wahrscheinlicher ist es, dass Sie Gefallen an einer eigenen Aufgabe finden.

 Machen Sie gerne Listen und haken Sie gerne Dinge ab?

 Haben Sie sich immer schon gern Ziele gesetzt?

 Motiviert es Sie, wenn Sie Fortschritte auf ein Ziel hin machen?

 Schmieden Sie gern Pläne?*

 Haben Sie ein Hobby oder eine Leidenschaft, die nicht jeder versteht?

 Hatten Sie schon mal Tagträume oder haben Sie sich ein anderes Leben vorgestellt?

 Verbringen Sie viel Zeit damit, über Ihr Hobby oder Ihre Leidenschaft nachzudenken?

* Die Forschung zeigt, dass die Urlaubsplanung ebenso viel Spaß macht wie der Urlaub selbst. Vorfreude hat eine starke Wirkung.

Eine Klassifikation des Abenteuers

In antiken Mythen ging es bei den meisten Aufgaben um eine Entdeckung oder eine Begegnung. Ein Königreich wurde belagert und musste verteidigt werden. Ein Minotaurus bewachte in einem weit entfernten Land einen Zauberkelch, und nur der Held konnte ihn zurückgewinnen.

Zum Glück bieten Aufgaben in der realen Welt mehr Möglichkeiten, als Schlösser zu stürmen und Prinzessinnen zu befreien, und mit einigen Ausnahmen lassen sich Aufgaben der heutigen Zeit in einige weit gefasste Kategorien zusammenfassen. Das Reisen ist ein offensichtlicher Ausgangspunkt. Als ich Geschichten suchte und Leser darum bat, Beiträge einzureichen, erfuhr ich von vielen Leuten, die aufbrachen, um auf verschiedene Weisen rund um die Welt zu reisen oder als Erste ein herausforderndes, weit von ihrem Zuhause entferntes Ziel zu erreichen.

Abgesehen vom Reisen waren auch die Kategorien Lernen, Dokumentieren und Sport ziemlich selbsterklärend. Als ein Kanadier sich entschloss, das vierjährige Informatikstudium des Massachusetts Institute of Technology in nur einem Jahr im Selbststudium zu absolvieren und seine Prüfungsergebnisse unterdessen zu veröffentlichen, war das ganz klar eine Aufgabe, die sich auf die Bereiche Lernen und Leistung konzentrierte. Als eine junge Frau, die an internationalen Wettkämpfen teilnahm, sich entschloss, ein besonders schwieriges Pferd zu übernehmen und zu trainieren – sie schaffte schließlich eine hohe Platzierung in einer wichtigen europäischen Meisterschaft – war das klar ein sportliches Streben.

Vielleicht noch interessanter als Themenkategorien ist die weiter gefasste Frage, warum die Leute Aufgaben und Abenteuer verfolgen. Die Antworten können ebenfalls in Kategorien unterteilt werden, wenn diese sich auch nicht ganz so eng fassen lassen. Als ich in der Welt herumreiste und meinen Mail-Eingangsordner prüfte, kamen immer wieder dieselben Themen auf:

Selbstfindung. So wie die Helden der Vergangenheit auf Pferden aufbrachen, um in verzauberten Wäldern ihren Träumen nachzujagen, folgen viele Leute immer noch Wegen, um sich zu „finden“. Nate Damm, der Amerika durchwanderte, und Tom Allen, der aufbrach, um ausgehend von seiner Heimatstadt in England mit dem Fahrrad um die ganze Welt zu fahren, begannen ihre Reisen ursprünglich nur deshalb, weil sie die Gelegenheit dazu hatten. Sie wollten sich einer Herausforderung stellen, indem sie mehr über die Welt lernten. Einige ihrer Freunde und Familienmitglieder verstanden ihren Wunsch, große Reisen zu unternehmen – beide gaben zu diesem Zweck ihre Arbeit auf -, aber andere verstanden es nicht. „Ich muss das einfach machen“, sagte Nate. „Es geht darum, ein kleines Risiko im Leben zuzulassen“, erklärte Tom.

Etwas zurückgewinnen. In der Vergangenheit ging es beim Zurückgewinnen um die Rückeroberung von Land. Denken Sie an Mel Gibson in seiner klassischen Braveheart-Rolle, wie er auf dem Hügel stand und bei der Verteidigung Schottlands gegen die tyrannischen Engländer aus dem Süden „Freeeiii-heeeiiit!“ rief.

Viele Menschen verfolgen immer noch Aufgaben, bei denen es darum geht, etwas zurückzugewinnen, auch wenn dies normalerweise nicht mit Schwertern und Schilden geschieht. Sasha Martin, eine Mutter aus Oklahoma, war im Ausland aufgewachsen und wollte in ihrem Haushalt ein Bewusstsein für andere Kulturen schaffen. Sie konnte nicht in fremde Länder reisen, zumindest damals nicht, also entschloss sie sich, ein Gericht aus jedem Land zuzubereiten – mit einem kompletten Menü und einer kleinen Feier.

Von der Grenze Alaskas aus leitete Howard Weaver ein kampflustiges Team, das es mit einer alteingesessenen Zeitung aufnahm. In einer langwierigen Schlacht, die sich über Jahre hinzog, kämpften Howard und sein Personal darum, „die Stimme des Volkes“ gegen eine große, finanziell besser ausgestattete Zeitung zu repräsentieren.

Reaktion auf äußere Ereignisse. Sandi Wheaton, eine Führungskraft bei General Motors, wurde 2009 auf dem Höhepunkt des Geschäftsrückgangs in der Autoindustrie entlassen. Anstatt die übliche Strategie zu wählen (panisch reagieren und alles daran setzen, einen neuen Job zu kriegen), nahm sie sich die Zeit für eine ausgedehnte Reise, machte unterwegs Fotos und dokumentierte alles. Mein eigenes Streben, jedes Land zu besuchen, war ursprünglich dadurch motiviert, dass ich die Erfahrung des 11. September 2001 zu verarbeiten suchte. Dies erweckte in mir den Wunsch, mich sozial zu engagieren. Meine Gewissenserforschung führte zu einer vierjährigen Mitarbeit auf einem Krankenhausschiff in Westafrika, und daraus ergab sich alles Weitere.

Der Wunsch nach Selbstbestimmung und Eigenverantwortung. Julie Johnson, eine blinde Frau, die ihren eigenen Blindenhund ausbildete, sagte, dass sie zumindest teilweise durch den auf sie ausgeübten Druck motiviert worden sei, es nicht auf ihre eigene Weise zu machen. „Der stärkste Grund ist wahrscheinlich, dass es sich richtig anfühlte“, sagte sie zu mir. „Ich musste diese große Sache machen. Damals wusste ich nicht, dass es eine große Sache war. Ich wusste nur, dass es etwas war, was ich für mich tun musste. Hätte ich es nicht getan, hätte ich mich immer gefragt, wie es gewesen wäre.“ Diese Perspektive – „Wenn ich es nicht versuche, werde ich mich immer fragen, was hätte passieren können“ – zeigte sich immer wieder in den Geschichten, auf die ich stieß.

Sich für etwas einsetzen. Einige Leute, die ich getroffen habe, waren im Wesentlichen Missionare oder Kreuzfahrer für die Sache, der sie sich verschrieben hatten, teilten ihre Geschichten mit jedem, der sie hören wollte, und schmiedeten unterwegs Bündnisse. Miranda Gibson lebte zum Beispiel aus Protest gegen illegales Abholzen über ein Jahr lang in einem Baum in Tasmanien. Andere widmeten ihr Leben einer Sache, an die sie glaubten, opferten dafür ihr Einkommen und ihre Zeit (und manchmal mehr), um ihr Bestes zu geben.

Auch auf Sie wartet ein Abenteuer

Bei Abenteuern im wahren Leben geht es nicht nur darum, um die Welt zu reisen (auch wenn das Reisen bei vielen Geschichten in diesem Buch eine Rolle spielt), und ebenso wenig muss man bei einer Aufgabe immer sein Zuhause verlassen (auch wenn sie oft mit dem Verlassen der Komfortzone verbunden ist). Im Lauf der nächsten Kapitel werden Ihnen Dutzende unglaublicher Geschichten präsentiert. Sie werden den Leuten begegnen, die ich bisher erwähnt habe, und noch vielen anderen. Und Sie werden merken, dass die große Mehrheit dieser Geschichten von normalen Menschen handelt, die bemerkenswerte Dinge tun.

Klar, es gibt Ausnahmen: Da fällt mir die Geschichte von John „Maddog“ Wallace ein. Wallace schaffte es, in einem einzigen Jahr 250 Marathons zu laufen. Dabei ignorierte er eine Legion von Sportärzten und Sportlern, die alle sagten, dass das ein Ding der Unmöglichkeit sei. Es wird Sie vielleicht interessieren, warum er es tat, oder sogar, wie er es tat – aber wahrscheinlich werden Sie nicht versuchen, dasselbe zu tun. Das ist aber in Ordnung. Wie ich bereits sagte, handelt es sich bei der „Rollenbesetzung“ dieses Buches um gewöhnliche Leute in dem Sinne, dass sie keine besonderen Kräfte oder Fähigkeiten haben. Ihre Aufgaben – und in vielen Fällen ihre Leistungen – waren außergewöhnlich, aber größtenteils waren diese Personen nicht aufgrund eines angeborenen Talents erfolgreich, sondern aufgrund ihrer Entscheidungen und ihres Engagements.

Meistens wurden die Ziele mit zunehmender Zeit und Erfahrung größer. Die von mir befragten Personen sprachen oft über ihre wahrgenommene Kraftlosigkeit oder über ihren Glauben, dass „jeder“ dasselbe tun könnte – aber wie Sie sehen werden, hätten nur wenige die Entschlossenheit gehabt, das Ganze entsprechend durchzuziehen.

Ich habe dieses Buch einerseits geschrieben, um meine eigene Neugier zu befriedigen, und andererseits, um Sie zu dem Versuch anzuregen, selbst etwas Bemerkenswertes zu tun. Lesen Sie es aufmerksam und Sie werden einen Weg finden, dem Sie folgen können, was immer auch Ihr Ziel sein mag. Jeder, der eine Aufgabe verfolgt, lernt unterwegs viele Lektionen. Bei einigen geht es um Erfolg, Desillusionierung, Freude und Opfer – bei anderen um das spezielle Projekt. Aber was, wenn Sie diese Lektionen schon früher lernen könnten? Was, wenn Sie von anderen lernen könnten, die Jahre – manchmal sogar Jahrzehnte – in das hartnäckige Verfolgen ihrer Träume investiert haben?

Eben diese Gelegenheit zum Lernen soll das vorliegende Buch Ihnen bieten. Sie werden Leute kennenlernen, die große Abenteuer verfolgt und ihr Leben sinnvoll gestaltet haben, indem sie etwas fanden, was ihm einen tiefen Sinn gab. Sie werden ihre Geschichten und Lektionen lesen. Sie werden erfahren, was unterwegs geschah, aber noch wichtiger, Sie werden erfahren, warum es geschah und warum es wichtig ist. Es ist meine Aufgabe als Autor, einen Rahmen zu schaffen und Ihnen eine Herausforderung zu bieten. Es liegt bei Ihnen, über die nächsten Schritte zu entscheiden.

Vielleicht wird es Ihnen Denkanstöße für Ihr eigenes Leben geben, wenn Sie die Geschichten anderer Leute lesen. Was begeistert Sie? Was stört Sie? Wenn Sie ohne Rücksicht auf Zeit und Geld etwas tun könnten, was wäre das?

Wenn Sie sich durch dieses Buch hindurcharbeiten, werden Sie merken, dass es eine klare These propagiert: Aufgaben bringen Sinn und Erfüllung in unser Leben. Wenn Sie sich jemals gefragt haben, ob es noch mehr im Leben gibt, werden Sie vielleicht eine Welt der Chancen und der Herausforderungen entdecken, die auf Sie wartet. Aber betrachten Sie das Lesen dieses Buches als Ihre erste Aufgabe. Es gibt ein klares Ziel (das Buch fertigzulesen) und einen bestimmten Schlusspunkt (die letzte Seite). Das Erreichen des Ziels erfordert Zeit und Engagement. Hoffentlich ist es kein großes Opfer für Sie, aber tatsächlich könnten Sie jetzt in diesem Moment anstelle des Lesens etwas anderes tun.

Gehen Sie einfach den ersten Schritt

Die Aufregung, die aufkommt, wenn man die Routine hinter sich lässt und anfängt, etwas zu tun, was man schon immer tun wollte, lässt sich schwer in Worte fassen. Ich erinnere mich an meinen ersten sechsmonatigen Aufenthalt, als ich auf diesem Krankenhausschiff in Westafrika als freiwilliger Helfer arbeitete. Als ich in Sierra Leone auf die unzähligen Gesichter hinausblickte, fühlte ich mich bemerkenswert lebendig. Über dem Hafen lagen die Hügel von Freetown, ein Ort, der eine Fülle von Naturschönheiten zu bieten hatte, die leider durch die Verwüstungen eines achtjährigen, erst kürzlich beendeten Bürgerkriegs überschattet wurden.

Ich stürzte mich Hals über Kopf in das westafrikanische Leben und lernte dabei auch etwas über das Reisen. Das Transportwesen vor Ort war faszinierend. Sammeltaxis krochen durch die Straßen von Freetown und holten tatsächlich ein Dutzend Fahrgäste in einem einzigen Auto ab. Einmal sah ich, wie ein Taxi mit einem freien Rücksitz vorbeifuhr … es lag nur eine tote Kuh darauf, die irgendwie hineingequetscht worden war, um sie vom einen Ende der Stadt ans andere zu transportieren.

Es war auch interessant, in der Gegend herumzureisen. Infolge des schlecht entwickelten Flugnetzes musste ich oft drei oder mehr Zwischenstopps in Nachbarländern machen, um eine Strecke zurückzulegen, die der Entfernung zwischen New York und Chicago entsprach. Die Regierungen dieser Länder waren einander nicht immer grün, sodass ankommende Passagiere oft misstrauisch beäugt wurden, auch wenn sie ganz offensichtlich nur auf der Durchreise zu ihren tatsächlichen Zielen waren.

Alles war neu und aufregend. Frühmorgens joggte ich im Hafen, bevor die Sonne zu heiß wurde. Tagsüber entlud ich medizinische Fracht und war als Logistikkoordinator tätig. Nachts saß ich auf dem Promenadendeck und dachte über meine Umgebung nach.

Als meine vierjährige Dienstzeit endete, hatte ich Lust auf eine neue Herausforderung. Ich hatte Afrika und Europa bereist und immer mehr Länder erkundet, wann immer sich eine Gelegenheit ergab. Auf einer Reise nahm ich einen Nachtflug von Paris nach Johannesburg, wobei ich die ganze Zeit hellwach war und vor mich hin träumte; ich prägte mir dabei den Air-France-Streckenplan ein und betrachtete all die Städte, die ich noch nicht kannte.

Ich wusste nicht, wie ich es machen würde, aber die Idee, viel zu reisen, begeisterte mich – und mir gefiel die Vorstellung, es mit einem Ziel zu verbinden. In diesem Moment machte ich eifrig Listen der Orte, die ich besuchen wollte. Zweifellos hatte ich schon viele gesehen, aber es gab noch viel mehr Orte, an denen ich noch nicht gewesen war.

die ganze Welt