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Zeit, sich
einzumischen

Vom Taksim-Platz
nach Island.

Begegnungen auf dem Weg
ins Anthropozän

sagas.edition

Für unsere Kinder
Benedikt, Bruno, Jennifer, Lea-Marie und Leona

Inhalt

Wir im Anthropozän

Gerd Leipold Stockholm

Ein sagenhaftes Schiff. Und seine faszinierende Story. Eine Parabel

Walter Sittler Travemünde

Bei Greenpeace. Wie wir zu unserem Engagement gekommen sind

Gerd Leipold Paris

Treffen mit George Papandreou. Die griechische Krise ist eine europäische

Walter Sittler Istanbul

Auf dem Taksim-Platz. Vom langen Weg in eine demokratische Gesellschaft

Gerd Leipold Budapest

Die Angst vor dem Staat. Vom schwierigen Überwinden der Apathie

Walter Sittler Stuttgart

Was, wenn alle mitreden wollen? So hochpolitisch kann Bürokratie sein

Gerd Leipold München

Die Bürger und die Burger. Besuch in der Parallelgesellschaft

Walter Sittler Reykjavík

Die Zivilgesellschaft als Elite. Bildung als Fundament der Demokratie

Gerd Leipold Rot an der Rot

Heimat und Mobilität. Von der Bedeutung gewachsener sozialer Strukturen

Was wir gelernt haben

Wir im Anthropozän

Es war Herman Melville, der mit dem charismatischen Ahab und dem sich isolierenden Bartleby die gesellschaftlichen Protagonisten der vergangenen Jahrhunderte gezeichnet hat: Hier der besessene Kapitän, der allmächtige Führer, dessen Plänen und Launen sich die ihm Untergebenen unterzuordnen haben. Dort der nicht schreibende Schreiber, der Bürger, der sich in den hintersten Winkel seines Ichs zurück- und der Gemeinschaft entzieht. »Ich möchte lieber nicht«, lautet sein Motto.

Herman Melville war, in der Art, wie er seine Geschichten montiert und erzählt hat, ein avantgardistischer Autor. Und auch seine Helden stehen nicht nur für ihre Epoche. Sie sind exemplarische Charaktere für die Probleme der Gesellschaft. Bis heute gibt es die Ahabs, deren Visionen und deren oft skrupellose Konsequenz in der Umsetzung ihrer Pläne vieles und viele dominieren. Und es gibt die Bartlebys, die sich der Teilhabe verweigern. Mit beiden ist im wahrsten Sinn des Wortes kein Staat mehr zu machen.

Erstmals in der Geschichte dieses Planeten werden dessen Geschicke heute nachhaltig vom Menschen beeinflusst. Anthropozän nennen Geowissenschaftler diese Epoche – Menschenzeit. In ihr ist ein neuer Protagonist aufgetaucht, einer mit eigenen Ideen und starkem Willen; einer, den es zu Melvilles Zeit nicht gab; einer, der in der Lage ist, dagegenzuhalten, der sich für seine Ideen einsetzt, sich einmischt. Der weder Ahab noch Bartleby heißt, der mündige Bürger.

An vielen Orten dieser Welt gehen diese Menschen heute zu Tausenden auf die Straßen. Sie sind wütend und verzweifelt, sie protestieren gegen die Arroganz und Willkür von Finanzjongleuren und korrupten Politikern. Sie sehen sich und ihre Interessen in den heutigen demokratischen Strukturen nicht genügend vertreten Und sie fordern mehr Mitspracherechte ein.

Die Bürger des 21. Jahrhunderts sind, nicht zuletzt aufgrund der digitalen Revolution, so informiert und wissend wie keine Generation vor ihnen. Sie kennen sich aus, sind gebildet, sie warten nicht darauf, dass die Politik alles besser weiß. Das macht neue Formen der Teilhabe möglich – und notwendig. Benötigen unsere politischen Strukturen einen Relaunch? Welche Anforderungen müssen sie erfüllen, um den Herausforderungen des 21. Jahrhunderts gewachsen zu sein?

Walter Sittler und Gerd Leipold sind an neun Plätzen in Europa diesen Fragen nachgegangen. Die Orte und Gesprächspartner haben sie nach ihren Interessen und der aktuellen politischen Situation im Sommer 2013 gewählt. Sie haben mit Bürgerrechtlern und Journalisten gesprochen, mit Politikern, Wissenschaftlern und Künstlern. Ihr Buch zeichnet das Bild einer Reise, es ist eine Momentaufnahme unserer Epoche der Transformation. Es erzählt von den Eindrücken, Differenzen und Gesprächen zweier Zeitgenossen in der Reflexion ihrer eigenen Geschichten. So vermeintlich flüchtig, aber auch intensiv und wahrhaftig, wie nur der überraschte, offene Blick es vermag. Erkenntnis, die aus dem intensiven Erleben eines Augenblicks resultiert, ist genauso faszinierend wie die Analyse auf der Basis einer langjährigen Betrachtung. Beides ist auf seine Weise einzigartig und gleichermaßen spannend. Ihr Buch ist ein literarisch-dokumentarisches Roadmovie. Und ein engagiertes Plädoyer für Bürgerbeteiligung und Demokratie.

Martin Mühleis, Verleger der sagas.edition

Karte

Gerd Leipold

Stockholm

Stockholm. Ein Samstag im Mai 2013. Die Sonne hat schon eine wohltuend milde Kraft entwickelt. Bei strömendem Regen bin ich gestern in Deutschland gestartet. Kalt war es. Eingehüllt in Regenjacken mit Kapuzen waren die Menschen über den Parkplatz des kleinen Flughafens im Allgäu gehetzt, durch Pfützen zogen sie Koffer hinter sich her. Hier, 1700 Kilometer weiter nördlich, tragen Frauen Tops mit Spaghettiträgern und junge Männer laufen in T-Shirts und kurzen Hosen auf der Straße. Am Morgen hat mir eine Schwedin erzählt, dass hier vor vier Wochen noch Schnee lag. Jetzt entlockt die frühsommerliche Wärme der Stadt eine entspannte Fröhlichkeit. Nur das viele Wasser in den Flüssen und Seen erinnert daran: Es ist noch nicht sehr lange her, dass sich der Winter davongemacht hat. »Eine Stadt mit Wasser ist immer schön«, schrieb Kurt Tucholsky im schwedischen Exil in Schloß Gripsholm. Und Stockholm hat viel Wasser. Nicht nur bei Schneeschmelze.

Schweden, das Top-Modell der Demokratie, beeindruckendes, widersprüchliches, spannendes Vorbild für Europa. Das Land, das als erstes den Atomausstieg beschlossen – und ihn wieder zurückgenommen hat, das Land, in dem alkoholische Getränke bis heute nur im »Systembolaget«1 zu bekommen sind, das Land der sagenhaft hohen Steuern für Gutverdiener. Hier haben sie ein Tempolimit und eine damit verbundene Entschleunigung, die fast jeden Mitteleuropäer nervös machen kann. Das Land mit einer breiten Volksbildung, mit Bibliotheken in den kleinsten Dörfern, mit vielen gut Englisch sprechenden Menschen – früher habe ich mich oft der Meinung angeschlossen, dass Schweden ein langweiliges Land sei. Inzwischen bewundere ich seine Gesellschaft und Kultur. Auch weil ich weiß: Eine gut funktionierende Demokratie ist oft langweilig. Diese Langeweile ist ein Luxus! Ihr friedliches Klima wirkt wie der Vorgriff auf eine Utopie. Diktaturen, Länder mit notorischer Gewalt und Korruption sind allemal aufregender – nur können die Skandinavier auf solche Aufregungen, nach Jahrhunderten der Konflikte, gut und gern verzichten. Seit mittlerweile 200 Jahren. Ein Symbol dafür sind die nordischen Botschaften in Berlin: In einem einzigen, ästhetisch enorm gelungenen Neubau sind sie untergebracht – Norwegen, Schweden, Finnland, Dänemark und Island teilen sich heute eine Kantine. Ihr Selbstverständnis braucht keine nationalen, repräsentativen Protzbauten.

Dieses Schweden tut gut. Auch darum treffe ich Walter Sittler hier. Er – der Künstler und Aktivist. Ich – der Aktivist und Physiker. Wir wagen ein Experiment, wie es vermutlich nur unsere Epoche erlaubt. Vor einigen Wochen habe ich ihn in Stuttgart kennengelernt. Der großgewachsene, jugendlich wirkende Mann ist Schauspieler. Bundesweit bekannt ist er aber nicht nur wegen seiner Theater- und Filmarbeit, sondern auch für seinen Einsatz gegen das umstrittene Bahnhofsprojekt Stuttgart 21. Eine völlig überraschende Form von Bürgerprotest hat dieses Bauprojekt ausgelöst. Gemeinsam reisen Walter Sittler und ich an Orte, die uns inspirieren, bedrohen, bewegen und setzen uns dort mit den Menschen und Fragen auseinander, die uns und andere akut beschäftigen. Im Europa der Reisefreiheit und der großen Möglichkeiten wollen wir Räume erkunden durch das Gespräch – nicht an einem Kneipentisch, auf einem Podium oder in der Küche, sondern das Gespräch an und mit den Orten, die wir gewählt haben. Philosophy on the road! Looking for common sense.

Mit der Streitschrift Common Sense hat einst der amerikanische Intellektuelle Thomas Paine die Unabhängigkeitsbewegung der nordamerikanischen Kolonien vom britischen Königshaus befeuert. Die Sehnsucht nach Selbstbestimmung und Freiheit hat damals eine Revolution ausgelöst – und eine Weltmacht entstehen lassen. Im Januar 1776 war seine Schrift Common Sense erschienen. Darin forderte er ein neues, demokratisches System, das sich auf die Prinzipien der Menschenrechte gründete. Man sieht: Transparenz und Demokratie sind ein Erfolgsmodell. Weltweit entstehen heute wieder, völlig überraschend und unorganisiert, Bürgerbewegungen, die sich gegen die Verschwendung von Steuergeldern in großmannssüchtigen Prestigeprojekten zur Wehr setzen und stattdessen Investitionen in Bildung fordern und den freien Zugang zu Informationen.

Die Hamngatan führt am Kungsträdgården vorbei, einem ehemaligen königlichen Platz, auf dem die Kirschbäume schon in zartem Rosa blühen. Und im Berzelii Park mit dem legendären Hotel Berns im Hintergrund haben sich die Bäume in Hellgrün für den Frühling herausgeputzt. Dann die Museumsinsel. Djurgården. Und womit ich nicht gerechnet habe: Schon morgens, kurz nach zehn Uhr, hat sich hier eine schier endlos lange Schlange vor dem Eingang des Vasa-Museums gebildet. Wie vor einem Rockkonzert. Ich stelle mich an und betrachte in der Morgensonne das Gebäude. Ein Museum um ein Schiff herum gebaut – als hätte man eine Decke darüber geworfen, so exakt bildet es die Konturen ab. Nur dass die »Decke« nicht aus Stoff, sondern aus dunklen Metallplatten besteht.

Mit der Geschichte der Vasa, des weltweit einzigen original erhaltenen Schiffes aus dem 17. Jahrhundert, starten Walter Sittler und ich unser gemeinsames Projekt. Zwischen 1998 und 2001 war ich Vorstandssprecher von Greenpeace Nordic, dem Greenpeace-Büro für Schweden, Dänemark und Finnland. Damals war ich mit einer Gruppe von Greenpeace-Mitstreitern schon einmal hier, denn die Vasa birgt eine sagenhafte Geschichte, von der wir in der Gegenwart einiges lernen können. Symbolisch steht sie für ein Großprojekt – und für den sensationell modern wirkenden Umgang mit dessen Scheitern.

Im Januar 1626 hatte der schwedische König Gustav II. Adolf das Kriegsschiff bei dem berühmten niederländischen Schiffsbauer Henrik Hybertsson in Auftrag gegeben. Mit ihm wollte er die Vorherrschaft im Baltikum gewinnen, im Kampf gegen seinen langjährigen Hauptfeind Sigismund, seinen Cousin, König von Polen. Schweden sollte die dominante Macht im Norden werden. Sigismund hatte einst Schweden regiert, war aber wegen seines katholischen Glaubens entthront worden – beste Voraussetzungen für einen spektakulären Showdown im Nordmeer. So wurde der Schwede zum Prahlhans: Sein beeindruckendes Schiff sollte den polnischen Vetter schon beim Anblick erbleichen lassen. 400 Menschen ließ er an der Vasa arbeiten – Zimmermänner, Bauschreiner, Bildhauer, Maler, Glaser, Segelmacher, Schmiede und zahlreiche andere Handwerker. Nach zweijähriger Bauzeit war es endlich so weit: Im August 1628, kurz vor der Jungfernfahrt, ließ Flottenchef Vizeadmiral Klas Fleming das Schiff einrichten und systematische Tests durchführen. Denn er war skeptisch: Der König hatte während der Bauzeit die Pläne ändern lassen, um noch mehr, am Ende insgesamt 64, Kanonen an Bord unterzubringen – so viele wie auf keinem anderen Schiff dieser Zeit. Seine größenwahnsinnige Galeone hatte er sich noch gigantischer ausgemalt als jene, die die Seeräuber-Jenny in Brechts Dreigroschenoper besingt »Und ein Schiff mit acht Segeln, und mit 50 Kanonen!« Ihm schwebte noch mehr vor.

Tatsächlich wurde die Vasa eins der beeindruckendsten Kriegsschiffe ihrer Zeit, mit einem hohen Aufbau und zwei Decks nur für Kanonen. Wie aber würde sie diesen Aufbau verkraften? Welchen Einfluss auf die Stabilität würde der nachträgliche Eingriff haben? Eine der Proben des Vizeadmirals bestand darin, 30 Mann seiner Besatzung von einer Seite des Schiffes zur anderen rennen zu lassen. Der Test musste abgebrochen werden: Die Vasa schwankte so sehr, dass sie zu kentern drohte. Trotzdem ließ Kapitän Söfring Hansson Jute am 10. August 1628 die Anker lichten. Salut wurde geschossen. Vier der zehn Segel wurden gesetzt. Und unter großer Anteilnahme der Bevölkerung glitt das mächtige Schiff langsam aus dem Hafen. Es war fast windstill. Und es kam, wie es kommen musste. Schon nach wenigen Metern geriet die Vasa in eine bedrohliche Schräglage. Ein erster kräftigerer Windstoß blähte die Segel – und brachte des Schweden Stolz zum Kentern. Eins der teuersten Schiffe der damaligen Zeit war gerade einmal einen Kilometer weit gesegelt, bevor es für immer auf dem Meeresgrund verschwand. Die Fahrt der Vasa hatte keine 20 Minuten gedauert. Mindestens 30 Menschen verloren bei dem Unglück ihr Leben.

An der Museumskasse frage ich die Mitarbeiterin, ob ich auch für einen Kollegen, der gleich kommen würde, ein Ticket lösen dürfe – damit er sich, wenn er kommt, nicht ganz hinten anstellen müsse. Sie antwortet mit unnachahmlicher schwedischer Freundlichkeit: »Selbstverständlich. Sie können gern schon reingehen und wenn er kommt, holen Sie ihn halt draußen ab. Sie haben doch ein Handy dabei? Mit Ihrem Ticket können Sie jederzeit raus und rein.« Ich bin irritiert – ich kann mit meinen beiden Tickets jederzeit raus und rein, und niemand kontrolliert das? Ich könnte einen florierenden Handel mit meinen beiden Tickets beginnen. Schwedens Liberalismus offenbart sich auch im Detail.

Im Museum ist es dunkel, die Augen müssen sich erst an das spärliche Licht gewöhnen. Und es ist kühl – gerade so hell und so warm, dass es für die Besucher akzeptabel und für das alte Holz des Schiffes nicht schädlich ist. Und dann stehe ich davor: die Vasa! Da steht sie in ganzer Pracht. Denn: Nicht für immer war das Schiff gesunken. Der Forscher Anders Franzén hatte zu Beginn der 1950er Jahre versucht, das Wrack zu orten. Schon als Kind war Franzén fasziniert von den Schiffsteilen, die in der Nähe seines Elternhauses regelmäßig angeschwemmt worden waren. Im Stockholmer Archipel aufgewachsen, war ihm klar: Im Brackwasser der Ostsee kann der Schiffsbohrwurm, der Holzwracks in Salzgewässern auffrisst, nicht überleben. Sechs Jahre untersuchte er den Hafenboden – 1956 entdeckte er das schwimmunfähige Renommierstück am Meeresgrund.

Die Fachwelt war elektrisiert. Vorsichtige wissenschaftliche Untersuchungen begannen. Fünf Jahre zogen sich die Vorbereitungen unter Wasser hin, bis das Schiff am 24. April 1961, genau 333 Jahre nach seinem Untergang, in einem hochkomplexen filigranen technischen Verfahren gehoben werden konnte. Eine Sensation. Die Vasa war noch fast vollständig erhalten! Um das Verwesen des Holzes an Land zu verhindern, wurde es jahrelang zunächst mit Wasser besprüht und später mit Polyethylenglykol konserviert.

Seit 1990 ist die Vasa der Öffentlichkeit in diesem Museum zugänglich. Aber nicht nur der schwimmunfähige Prachtprotz ist hier zu bestaunen – was mich am meisten fasziniert ist, wie hier die Geschichte der Vasa detailgenau nachgezeichnet wird. Gleich nach dem Untergang des Schiffes nämlich wurde eine Untersuchungskommission im Kronrat unter Vorsitz des Bruders vom König einberufen. Nur wenige Tage danach kam die Kommission zusammen, um zu ermitteln, warum das Unglück passieren konnte.

Minutiös hat dieser Untersuchungsausschuss das Geschehen nachgezeichnet. Jeder, der mit dem Bau des Schiffes in verantwortlicher Position zu tun hatte, wurde geladen. Der Mann, der für den Ballast zuständig war, erklärte, wie er den Unterteil des Schiffes mit schweren Steinen gefüllt hatte, um das Schiff stabil im Wasser zu halten. Jeden verfügbaren Raum hatte er für den Ballast genutzt – mehr ging nicht. Ihm war kein Fehler nachzuweisen. Und der, der für die Takelage zuständig war, sagte: »Ich habe nur vier von zehn Segeln gesetzt! Und es war fast windstill.« Er war unschuldig. Der Verantwortliche der Werft betonte: »Wir haben nach den Vorgaben gebaut, die uns gemacht worden sind.« Und so kam die Kommission zu dem Ergebnis: Niemand konnte verurteilt werden. Es war klar: Der Befehl des Königs, mitten in der laufenden Bauphase ein zusätzliches Deck einzuziehen, hatte das Unglück ausgelöst. Die Vasa war oberlastig, nicht einmal 120 Tonnen Ballaststeine reichten aus, um sie zu stabilisieren. Die hierarchischen Strukturen der damaligen Zeit hatten dazu geführt, dass dem König nicht widersprochen wurde. Sehenden Auges bastelte man am Untergang.

Aber: Die Schweden haben damals kein Bauernopfer gesucht, niemanden über die Klinge springen lassen. Die Verantwortung des Königs wurde dokumentiert, das Protokoll der Untersuchung liegt noch heute im Staatsarchiv. Diese Tradition der Aufklärung, des rationalen Dialogs, die bis heute nicht überall selbstverständlich ist, finde ich bewundernswert – und sie reicht bis in die Gegenwart.

»Bin da, versuche, zur Kasse vorzukommen, W«, steht in der SMS auf meinem Smartphone. Ich passiere den Ausgang, vergewissere mich nochmals, tatsächlich wieder hineinzudürfen und bekomme dies auch vom Mitarbeiter am Ausgang freundlich bestätigt. In der Traube der Wartenden im Foyer entdecke ich Walter Sittler. Auf Gotland dreht er gerade neue Folgen seiner TV-Krimireihe Der Kommissar und das Meer. Und selbst hier, unter den großen Schweden, ragt er heraus. »Hallo Walter«, rufe ich ihm zu und winke mit den Tickets.

Mit der Fähre ist er morgens um sechs Uhr in Visby auf Gotland gestartet. Am Eingang schieben wir uns an der Schlange der Wartenden vorbei. Roher Beton beherrscht die Wände in der hohen, offenen Museumshalle, die sich über sechs Etagen erstreckt. Neugierig schaut Walter Sittler sich um. Dann bleibt er stehen.

»Das ist ja riesig!«

Staunend, den Kopf im Nacken, steht er da. Lange schaut er auf das Schiff, das hier in ganzer Pracht und Größe, inklusive der Unterteile der Masten, des Bugspriets und der Takelage, den Mittelpunkt des modernen Gebäudes bildet. Von allen sechs Ebenen aus kann es, von breiten Treppen erschlossen, betrachtet werden, vom Kiel bis zum Ende des Achterkastells. Die drei Masten bieten Platz für zehn Segel, 52 Meter misst das Schiff von der Mastspitze bis zum Kiel und 69 Meter vom Bug bis zum Heck. Noch heute ist die Vasa ein beeindruckender Dreamliner – wenn man sie auf dem Trockenen betrachtet.

»Hast du schon etwas gegessen?«, frage ich. »Da vorne gibt es eine Cafeteria.«

Der Self-Service ist noch fast menschenleer an diesem Morgen, wir bestellen zwei Schwarzbrote mit Krabben, dazu Mineralwasser und Kaffee, und wir setzen uns an einen der Holztische an der langen Fensterfront mit Blick auf die Schären.

»Was mich an der Geschichte der Vasa so fasziniert«, sage ich, »ist vor allem, wie die Schweden damit umgegangen sind. Da wurde nichts unter den Teppich gekehrt.«

»Ich finde es erstaunlich, dass sie hier eine Niederlage in das Zentrum eines Museums stellen«, sagt Walter Sittler.

»Eine Niederlage«, erwidere ich, »die ein wunderbares Schiff hinterlassen hat. Ein Schiff, das nicht schwimmt! Und das nur noch besteht, weil es untergegangen ist – und uns heute als Parabel dient: Wir wissen ja, dass die Mächtigen immer ungefragt versucht haben, das durchzubringen, was sie wollten. Und wenn etwas schiefgelaufen ist, hat man es überdeckt. Deswegen finde ich die Vasa-Geschichte so interessant: weil es diese Untersuchung gab!«

Walter: »Meiner Meinung nach sind wir kaum einen Schritt weiter. Noch immer versuchen die Machthaber herauszufinden: Wie weit kann ich gehen? Man kann es am Beispiel der amerikanischen Waffengesetze sehen. Es geht der Waffenlobby, die Milliarden verdient, doch darum: Wie weit kann ich die Leute anschwindeln, ohne dafür zur Rechenschaft gezogen zu werden. Diese Waffendiskussion in den USA ist ja mittlerweile völlig absurd. Der Präsident – also die höchste Machtinstanz – setzt sich gegen die Waffenlobby ein, aber er setzt sich nicht durch. Die Masse der Waffenbesitzer legt sich quer. Die Waffenlobby sagt: ›The only way to stop a bad guy with a gun is a good guy with a gun.‹2 Wie lange kann ich das den Menschen noch als Wahrheit verkaufen? Wie weit kann ich die Leute noch für blöd verkaufen? Und das scheint quer durch die Politik so zu gehen, quer durch die Wirtschaft. Konzerne haben keine Moral – weder eine gute, noch eine schlechte. Sie haben gar keine. Sie stellen eigene Verhaltensregeln auf – und sie setzen sie ein, um nach außen gut dazustehen. Und um ihren Einfluss in der Politik geltend machen zu können. Und wenn die Regeln irgendwann stören, werden sie flugs außer Kraft gesetzt. Das zeigt der Fall Uli Hoeneß. Schau dir an, wie sie produzieren lassen! Das ist nicht nur die Textilindustrie in Bangladesch. Das sind auch die Smartphones in China.«

Ich: »Inzwischen scheint es oft revolutionärer, wieder nach mehr Staat, mehr Regulierung, mehr staatlichem Schutz der Konsumenten und Bürger zu fragen. Dabei müssen wir nur aufpassen, dass wir nicht – ohne es zu wollen – den Großen in die Hände spielen, die sich mit den vielen Regeln und Vorschriften viel leichter tun als die Kleinen. Eine der Schwächen der EU ist sicher, dass tendenziell immer die größere Einheit, die effizientere Lobby bevorzugt wird. Daher auch dieser Widerstand gegen Europa, der sich in der Bevölkerung aufbaut. Gesetze allein sind nicht ausreichend – es braucht wache Medien und kritische Organisationen.«

Walter: »Letztlich wird es aber immer so bleiben: Wenn eine Gesetzeslücke geschlossen wird, finden die Cleveren die nächste. Das heißt: Die Energie mancher geht nicht dahin zu schauen: Wie kommen wir am besten miteinander klar? Wie können wir das Gemeinwesen so organisieren, dass Steuern gerecht und unkompliziert und einvernehmlich erhoben und bezahlt werden? Sondern es geht immer noch darum: Wie kann ich den Staat am unproblematischsten hintergehen? Der Staat wird als Gegner angesehen – und nicht als sinnstiftender Rahmen, in den ich mit hineingehöre. Wir haben als Grundlage immer noch: möglichst viel einnehmen, möglichst wenig abgeben – um es mal schlicht zu sagen. Das ist die Geisteshaltung.«

»Ich habe heute Morgen hier unsere Eintrittskarten gekauft und die Annahme der Kassiererin war: Sie sind ein vernünftiger Mensch und werden sich nicht draußen hinstellen und die Tickets weiterverkaufen. Weil sie so denkt, gibt sie mir auch die Möglichkeit zu sagen: Ich gehe raus, treffe jemanden und komme wieder rein. Das ist das Prinzip: Der Staat geht davon aus, dass er es mit vernünftigen Bürgern zu tun hat. Und die Bürger vertrauen ihm dafür.

Ich kenne Stockholm von vielen Besuchen. Zwischen 1987 und 1992 führten wir eine Kampagne, die ich geleitet habe, die ›Nuclear Free Seas‹-Kampagne. Eine der größten Kampagnen von Greenpeace. Wir hatten ein sehr großes Rechercheteam, das den ›Freedom of Information Act‹3 dazu nutzte, umfassende Informationen über Atomwaffen auf See zusammenzutragen. So veröffentlichten wir einen Bericht, in dem wir Hunderte von Unfällen mit Atomwaffen auf See aufdeckten – auch das Sinken des amerikanischen Atom-U-Bootes Scorpion mit zwei Atomwaffen an Bord. 1968 war die Scorpion in der Nähe der Azoren gesunken. Und bis heute lässt die US-Regierung nichts unversucht, Fakten zu verschleiern. Noch 20 Jahre nach dem Untergang der Scorpion begründeten die Amerikaner umfangreiche Untersuchungen an der Unfallstelle damit, dass man auf der Suche sei – nach der Titanic. Nur auf Druck unabhängiger Recherchen kommt die Wahrheit aus den Tiefen des Ozeans häppchenweise ans Licht. Bis heute ist die Scorpion eine tickende Zeitbombe. Regelmäßig untersucht die US-Marine Wasser und Fische aus der Gegend auf Verstrahlung durch Plutonium. Noch scheinen Reaktor und Bomben in über 3000 Metern Tiefe dicht zu sein. Aber die Katastrophe ist absehbar.

Mit solchen Enthüllungen und mit direkten Aktionen haben wir das Augenmerk auf atomgetriebene Schiffe und Atomwaffen auf See gelenkt. Wir wollten damals erreichen, dass Atomwaffen auf See und atomgetriebene Schiffe abgeschafft würden. Wir haben versucht zu beweisen, dass die amerikanischen Kriegsschiffe routinemäßig Atombomben an Bord haben. Das muss man sich vorstellen: Da fuhren, von der Weltöffentlichkeit völlig unbemerkt und damit unkontrolliert, hochgefährliche Atomwaffen über die Weltmeere, vorbei an Kreuzfahrtschiffen, an Fischerbooten, die liefen in die Häfen der großen Städte ein, da lagerten Atomwaffen plötzlich in Millionenstädten – und keiner wusste es!

Die Amerikaner hatten eine eigentlich ganz clevere Politik: die ›Neither Confirm Nor Deny Policy‹. Sie bestätigten nichts, widersprachen aber auch nicht. Kein Kommentar. Wenn man erst einmal anfängt zu reden, kommt man nicht mehr heraus. Dann lügt man. Oder muss mit der Wahrheit auf den Tisch … Wenn man also die Amerikaner gefragt hat, ob sie Atomwaffen an Bord haben, haben sie einfach nichts gesagt. Damals gab es noch keine ›Whistleblower‹. Aber wir hatten eine sehr gute Rechercheabteilung. Der ›Freedom of Information Act‹ der USA ist uns dabei entgegengekommen. Wir haben damals massenhaft Anfragen gestellt. In vielen Dokumenten, die wir bekamen, waren sicherheitsrelevante Stellen geschwärzt worden. Aber: Weil wir so viele Dokumente angefordert hatten, war das konsequente Schwärzen gar nicht so einfach. Es kam also vor, dass wir das gleiche Dokument mehrfach bekommen hatten – aber von unterschiedlichen Leuten geschwärzt. Daraus konnte man viel herauslesen. Wir haben insbesondere über die Logbücher von den Schiffen viel erfahren. In den Logbüchern muss stehen, wer an Bord ist und wer wann an Land geht. In den Logbüchern muss eigentlich auch aufgeführt werden, was geladen und nicht geladen ist. Da stand natürlich nicht drin: ›Atomwaffen geladen‹, aber es war die Rede von ›special weapons‹ – und genau das hätte eigentlich geschwärzt werden sollen, aber das war nicht immer der Fall. Wenn das Logbuch zum Beispiel einen Besuch im Hafen von Yorktown, Virginia, aufführte und die Eintragungen dahinter geschwärzt waren, dann war es leicht, eins und eins zusammenzuzählen. Yorktown war bekannt als ›Nuclear Weapons Station‹, als Hafen, in dem Atomwaffen gelagert wurden. Und wenn ein für Nuklearwaffen zugelassenes Schiff der Zweiten US-Flotte vom Heimathafen Norfolk in Virgina über Yorktown nach Europa fuhr, dann wusste man mit großer Sicherheit, dass Atomwaffen an Bord waren. Wir hatten also starke Indizienbeweise, dass amerikanische Schiffe mit Atomwaffen an Bord schwedische Häfen angelaufen hatten. Und so erwies sich die elegante ›Neither Confirm Nor Deny Policy‹ plötzlich als Bumerang. Denn die Amerikaner durften ja nicht auf unsere Beweisführung reagieren. Damit stand unsere Aussage als die einzig glaubwürdige und überzeugende im Raum. Die schwedischen Sozialdemokraten, die zu dieser Zeit noch ständig an der Regierung waren, hatten auf ihrem Parteikongress ausdrücklich beschlossen, dass keine Flottenbesuche mit Atomwaffen stattfinden durften. Die schwedische Regierung hat immer gesagt: Wir glauben unseren Freunden, den Amerikanern, dass sie unsere Politik respektieren.

Solange niemand etwas wusste, war dieses ›Neither Confirm Nor Deny‹ eine clevere Geschichte. In dem Augenblick aber, in dem unsere Aussagen gut untermauert waren, begann sich die ›Neither Confirm Nor Deny‹-Politik gegen die Amerikaner zu richten. Ich erinnere mich noch gut an eine Pressekonferenz hier, bei der wir die Ergebnisse unserer Recherchen vorgestellt hatten. Und mittendrin kam der stellvertretende Außenminister, Pierre Schori, eigentlich ein sehr progressiver Mensch. Der hat vor Wut geschäumt! Die Sozialdemokratische Regierung musste einerseits ihrer Basis gerecht werden, andererseits konnte sie sich nicht mit den Amerikanern anlegen.«

»Wie hat die schwedische Bevölkerung reagiert?«, fragt Walter Sittler.

»Es war in allen Medien. Das Explosive war die nüchterne Analyse. Das hat das ganze Spiel verändert. Letztlich ist das vergleichbar mit den Whistleblowern heute – Julian Assange, Bradley Manning und Edward Snowden. Aufklärung und Transparenz haben in so vielen Bereichen, siehe Schwarzgeld, zu blitzschnellen Veränderungen geführt.«

»Führte eure Kampagne tatsächlich zu Konsequenzen – oder ist der Kalte Krieg zu Ende gegangen, bevor es zu Konsequenzen kommen konnte?«

»Das hat alles ineinander gegriffen. Gorbatschow war in der Sowjetunion an die Macht gekommen! Abrüstungsverhandlungen begannen. Die Amerikaner haben ihre taktischen Atomwaffen zurückgezogen und wir haben dazu beigetragen. Die Regierungen waren von der Basis unter Druck geraten. Jetzt konnten sie nicht mehr sagen: Wir trauen unseren amerikanischen Freunden. Jetzt wollten sie explizit wissen: Habt ihr Atomwaffen? Zu dieser Zeit habe ich die Geschichte der Vasa kennengelernt – und gerade der Aspekt der Aufklärung hat mich dabei bis heute tief berührt. Vor 400 Jahren hat sich dieses Land allergrößte Mühe gegeben, einen hochsensiblen politischen Vorgang minutiös aufzuklären. In dieser Tradition hat sich diese Gesellschaft entwickelt – ein soziales, demokratisches Bewusstsein entsteht nicht von heute auf morgen, sondern mit dem Wachsen einer aufklärerischen Tradition. Fortschritt ist nur im Dialog möglich. Mit Transparenz – und nicht dagegen.«

»Du plädierst für Aufklärung, für den rationalen Dialog«, sagt Walter Sittler. »Aber was ist mit der Eigenverantwortung? Derjenige, der für den Ballast zuständig war, wusste doch: Es ist zu wenig. Derjenige, der die Segel gesetzt hat, wusste doch: Bei dieser Instabilität wird das Schiff kippen. Dem Schiffsingenieur, der den Wunsch des Königs umgesetzt und noch ein Deck aufgebaut hat, war doch klar: Das kann nicht funktionieren. Trotzdem haben sie alle gemacht. Sehenden Auges haben sie etwas umgesetzt, von dem sie wussten, es kann nicht funktionieren. Weil sie nur an ihren eigenen Aufgabenbereich dachten und nicht die Gesamtverantwortung hatten. Weil keiner es gewagt hat, dem König zu widersprechen.«

»Die haben alle ihre Rollen gespielt«, erwidere ich. »Das Denken in Rollen beeinflusst uns mehr, als wir denken. Wenn man eine bestimmte Position hat, lernt man relativ schnell, was von einem erwartet wird, was man vermeintlich tun kann oder nicht. Das darf man nicht unterschätzen. Ich spekuliere jetzt einfach einmal: Möglicherweise hat sich der Schiffsbauer schon gedacht: Der spinnt, der König! Aber das war der Auftrag seines Lebens – und ich nehme an, dass viele Architekten und Ingenieure versucht sind, so reagieren. Da fehlte ihm die Kraft zum Nein sagen.«

Walter: »Heute nicht anders als damals. Schau dir Stuttgart 21 an, die überteuerte Elbphilharmonie, den unfertigen Berliner Großflughafen. Wo ist die Entwicklung?«

Ja, wo ist die Entwicklung? Ich muss an eine Geschichte mit dem Coca-Cola-Konzern denken, mit dem wir jahrelang einen Kampf geführt haben mit dem Ziel, dass in den Kühlgeräten des Konzerns keine klimaschädlichen Gase mehr eingesetzt werden. Mit dem damaligen Chef Neville Isdell hatte ich als Chef von Greenpeace International gute Gespräche in Davos beim Weltwirtschaftsgipfel. Er sagte: »Wir machen das!« Dann konnte er sich intern aber nicht durchsetzen, weil der damalige Chief Operations Officer, Muhtar Kent, die Umstellung als zu teuer empfand. Als Muhtar Kent einige Zeit später der neue Chef wurde, hat er ironischerweise genau das beschlossen, was er vorher bekämpft hatte. Als Finanzchef musste er schauen, dass das operative Ergebnis so gut wie möglich war. Als Gesamtchef aber war er jetzt auch für das Image verantwortlich. Und da verblassten die 20 Millionen, die die Umstellung vielleicht kostete, im Vergleich zum Imagegewinn.

»Wenn man Verantwortung trägt«, sage ich, »kommt es oft zu bitteren Lernprozessen. Ich war früher der Meinung, dass ich mich von meiner Rolle nicht so stark beeinflussen lasse. Aber es war nicht so. 2001 wurde ein Nachfolger für Thilo Bode4 als Direktor für Greenpeace International gesucht, sein Abschied stand bereits fest. Thilo war in den 1990er-Jahren mein Nachfolger bei Greenpeace Deutschland. Ich lebte mittlerweile in London, hatte mich mit einer Beratungsfirma für NGOs (Nichtregierungsorganisationen) selbstständig gemacht. Und da bin ich gefragt worden.

Ich habe nicht lange gezögert. So gaben wir uns wieder die Klinke in die Hand – und ich wurde bei Greenpeace International Nachfolger meines Nachfolgers bei Greenpeace Deutschland. Das Greenpeace-Büro war in Amsterdam. Wenn ich nicht gerade unterwegs war, war ich von Montag bis Freitag in Amsterdam und am Wochenende zu Hause in London bei meiner Familie. Ich hatte den Bonus des Insiders und den des Outsiders gleichzeitig.

Als ich kam, war der Umbau eines Schiffes, das circa ein Jahr vorher gebraucht gekauft worden war, im Gang, der Esperanza. Sie sollte für Greenpeace-Zwecke umgerüstet werden. Greenpeace-Schiffe benötigen einen großen Presseraum, Funkstation, Satellitenstationen, Arbeitsmöglichkeiten für Journalisten, auch Platz für die Schlauchboote – vieles, was ein normales Schiff nicht braucht. Und die Esperanza sollte in der Lage sein, in arktischen Gewässern operieren zu können. Wir brauchten damals vor allem auch ein schnelleres Schiff, mit dem wir in den Südlichen Ozean gehen konnten, um die japanischen Walfänger zu jagen. Die Schiffe, die wir bis dahin hatten, fuhren alle höchstens zehn, elf Knoten. Die Japaner waren erheblich schneller – deswegen brauchten wir ein Schiff, das vierzehn, fünfzehn Knoten fahren konnte. Also war die Wahl auf die Esperanza gefallen, ein in Danzig gebautes früheres Feuerlöschschiff.

Unser Problem war, dass unsere Organisation mittlerweile größer geworden war. Sie beruhte jetzt auf der Spezialistenebene weniger auf Späthippies und Freiwilligen. Jetzt wurden fast nur noch Fachleute angeheuert, Chemiker, Limnologen, Atomphysiker, Biologen. Auch im Schiffbau hatte sich viel geändert. Unsere Schiffe waren früher als ›Yachten‹ registriert. Dabei waren die Anforderungen nicht so streng. Jetzt musste man viel mehr äußere Anforderungen erfüllen. Und als Organisation, die in der Zwischenzeit groß und bekannt war, war es eigentlich klar, dass man nicht auf andere mit dem Finger zeigen und sagen konnte: ›Die verschmutzen die Weltmeere.‹ Und wir selbst hatten dreckige Motoren. Das ging nicht. Wir brauchten jetzt Schiffe, die einen sehr hohen Standard erfüllten. Wir konnten es uns auch nicht leisten, das Schiff unter irgendeiner Billig-Flagge zu registrieren – es war klar: Das Schiff musste dort, wo unser Sitz ist, also ordnungsgemäß in den Niederlanden, registriert sein. So verlangte es die Professionalisierung der Organisation. Und so hatten sich die Kosten für die Esperanza innerhalb kürzester Zeit von vier auf acht Millionen verdoppelt. Das hat innerhalb der Organisation zu einem riesigen Ärger geführt.«

Walter Sittler kann sich ein Lachen nicht verkneifen: »Die Elbphilharmonie von Greenpeace!«

»So ungefähr. Anfang Dezember sollte das Schiff in die Antarktis auslaufen. Ich war der neue Chef und wenn man neu ist, wird alles Mögliche auf einen projiziert. Ich hatte Vorstellungen von einer Modernisierung der Aktionen und von einer Globalisierung der Organisation, das digitale Zeitalter war angebrochen, Social Networking kam auf. In einem Schiffsumbau sah ich eigentlich nicht meine Hauptaufgabe. Je näher wir aber an den Termin kamen, desto massiver wurden die Bedenken, ob man fertig wird. Plötzlich haben die unterschiedlichsten Leute Panik gekriegt, Aufträge wurden erteilt. Und die Elektrizitätsfirma verkündete: Wir müssen in drei Schichten arbeiten. Aber eine Nachtschicht kostet nun mal doppelt so viel wie eine Tagesschicht.

Mitte November war klar: Das Budget war noch einmal deutlich überzogen worden – und das Schiff immer noch nicht fertig! Die absolute Katastrophe.

Es gab endlose Diskussionen, Vorwürfe, Ausbrüche. Wie inkompetent Greenpeace International ist! Eine umfangreiche Untersuchung ist eingeleitet worden. Ich will meine blinden Flecken nicht nachträglich verteidigen. Aber ich denke mir, dass die Vasa-Konstrukteure wohl ähnliche Empfindungen hatten. Die schauten das an und dachten: Wow, was für eine großartige Sache. Man verdrängt dieses Nichtfunktionieren in bestimmten Situationen. Ich hatte die großen, langfristigen Visionen und Ziele vor Augen. Mir war wichtig, dass wir mit dem Schiff in die Antarktis fahren konnten. Am 1. Dezember 2001. Alles andere habe ich als eine technische Detailfrage gesehen, für die ich die Fachleute und nicht mich verantwortlich sah. Ich will mich nicht mit Gustav Adolf vergleichen. Aber der hat auch gesagt, ich will das größte Schiff …«

Walter: »… mit den meisten Kanonen!«

Ich: »Damit diesem verdammten Sigismund …«

Walter: »… der Arsch auf Grundeis geht.«

Ich: »Das war seine Motivation. Sein Admiral hat ihm möglicherweise gesagt: ›Der Sigismund hat 50 Kanonen auf seinem Schiff.‹ Also sagte Gustav Adolf: ›Dann bauen wir 64 drauf.‹«

Walter: »Wenn wir aber vermeiden wollen, dass in irgendeiner späteren Epoche der Menschheit, in einer anderen Galaxie, ein ähnliches Museum über uns erbaut wird, dann müssten wir doch aus solchen Fehlern lernen. Wir leben jetzt im Anthropozän. Unsere Hybris führt nicht zum Untergang eines Schiffes, sondern sie kann im Zweifelsfall zum Untergang des Planeten führen.«

Ich: »Dazu gehört, dass Entscheidungen nicht als unantastbar angesehen werden, sondern hinterfragt und analysiert werden – auch wenn sie legitim oder von Mächtigen getroffen wurden. Das ist ein wichtiger Aspekt, um den Missbrauch von Macht und Fehler zu vermeiden. Dazu gehört, dass das Recht, etwas entscheiden zu dürfen, heute zeitlich limitiert ist. Dass man sich öffentlich rechtfertigen muss und dass man sich über das, was getan wird, rational unterhält. Man muss sich auf das System verlassen können, auf seine Kontrollfunktionen – über die Standards, die gesetzt werden – über Gesetze, unabhängige Medien und NGOs. Der Systemtheoretiker Niklas Luhmann5 stellte fest, dass eine soziale Entität sich nicht selber beobachten kann. Deshalb braucht ein Staat die kritischen Oppositions- und Kontrollkräfte wie Bürgerbewegungen und die Medien, die immer wieder sagen: ›Moment mal, das muss aufhören!‹

In dieser Hinsicht, finde ich, haben wir doch einiges an Fortschritt gemacht. Das sollte man nicht übersehen, wenn man über Fehlschläge, die es bei uns bei großen Projekten immer noch gibt, redet. Letztlich geht es nicht allein darum, Hybris zu vermeiden – wir brauchen Träume, Ambitionen, Ideen. Ich würde ungern für eine reine Sicherheitsgesellschaft plädieren. Wenn ich dieses Schiff anschaue, dann denke ich: Man muss froh sein, dass es diese Verrückten gibt. Das Vasa-Museum ist heute ein nationales Denkmal – gerade weil es die Entlarvung einer Hybris darstellt. Und gleichzeitig stellt es die Frage: Wenn man diese utopischen Träume, Fantasien von Fortschritt, von Verbesserung und Veränderung, nicht hat – was bleibt dann? Gibt es dann noch eine gesellschaftliche Perspektive – wissenschaftlich, technisch, kulturell? Wir müssen uns fragen: Was lernen wir aus so einer Geschichte wie der der Vasa? Das, was wir heute sind, sind wir zum Teil durch solchen Wahnsinn, solche Verirrungen geworden. Es ist Teil unseres Lebens.«

Walter: »Vor allem geht es darum, zwischen realistischen, klugen, sozialen Visionen und egomanen, größenwahnsinnigen Plänen zu unterscheiden. Ich gebe zu: Das ist manchmal nicht einfach. Auf eine Art müssen wir in dieser komplexen Gegenwart leben – und Verantwortung übernehmen. Und auch Politik immer wieder neu erfinden.«

»Ein Freund von mir«, sage ich, »hat so eine schöne Formulierung – man redet ja immer von der Economy of Scale, also: größer, besser, höher. Er sagt: ›Es sollte auch eine Ecology of Scope geben.‹ Also Bandbreite, Vielfalt. Vieles spricht dafür.«

Walter lacht: »Ist nur so schwer umsetzbar. Economy of Scale ist so viel einfacher.«

Wir schlendern noch durch die Etagen des Museums und bestaunen die fast 700 Skulpturen, die das Schiff schmücken: Löwen, biblische Helden, römische Kaiser, Meerestiere, griechische Gottheiten. Eine einschüchternde Demonstration von Macht und Reichtum. »Kriegsschiffe im 17. Jahrhundert waren keine bloßen Kriegsmaschinen«, steht auf einer der Tafeln. Staunend stehen wir vor Vitrinen, die die Geschichte der Menschen der damaligen Zeit nachzeichnen. Stunden vergehen. Dann lockt uns die Sonne raus ins Freie.

»Ich muss los«, sagt Walter Sittler, »mein Schiff legt bald ab. Nehmen wir die Tram?«

Aufbruchstimmung auf der Museumsinsel. Djurgården, im Dreieck zwischen dem Nordischen Museum, dem Vasa-Museum und Junibacken, hat sich in einen großen Familiengarten verwandelt. Kreischen, Rufen, Lachen, Tränen bei müden Kindern.

»Hast du Schweden über deine Filmarbeit kennengelernt oder kanntest du es schon vorher?«, frage ich, während wir die Brücke über das Wasser in Richtung Karlaplan überqueren.

»Nur über den Film. Ich bin ja in meinem Beruf sehr pragmatisch. Ob man mich nach Afghanistan oder an den Nordpol schickt – zum Arbeiten fahr ich da hin und schaue mir an, wie es da ist. Hier in Schweden hat es mir schon im ersten Jahr gefallen. Und beim zweiten Mal war es immer noch schön. Jetzt bin ich schon zum achten Mal da – und es ist selbst bei Regen schön. Ein ganz gefährlicher Zustand! Ich gebe zu, dass mir diese Abwesenheit der Hektik und des Verkrampften wahnsinnig guttut. Wenn ich dran denke, dass ich wieder zurück muss …

Aber dafür sind die Freunde in Stuttgart. Ich will ja nicht hierher ziehen, das ist es nicht. Aber die Sehnsucht nach einem etwas entspannteren Umgang miteinander, dass fünfe halt auch einmal gerade sein können, das mag ich. Während meiner Tochter«, er lacht, »die ausgeprägte Höflichkeit und Rücksichtnahme der Schweden manchmal auf den Wecker gehen. Sie liebt Schweden, sie lebt in Göteborg. Ein Jahr lang war sie in Stockholm auf dem Gymnasium, dann hat sie hier Musik studiert. Kennenzulernen, wie man in einem industriell entwickelten Land anders leben kann, das tut sehr gut. Was man hier alles hinbekommt! Fast alle meine skandinavischen Schauspielerkolleginnen haben mehrere Kinder. Wenn eine Schauspielerin in Deutschland ein Kind hat, dann ist das schon fast eine Sensation. Hier ist das normal. Man lässt sich in Ruhe irgendwie. Man ist immer willkommen – aber die Leute lassen trotzdem immer genug Platz zwischen sich. Deshalb brauchen sie auch keine Zäune. Es gibt schon Zäune, damit das Vieh nicht wegläuft, aber das ist es schon.« Er lacht. »Hier klebt nicht überall ein Schild mit der Aufschrift ›Meins!‹ drauf«.

»Das liegt sicher auch daran«, sage ich, »dass in einer wohlhabenden Gesellschaft – jedenfalls in vielen ihrer Teile – die Gefahr von Übergriff und Diebstahl geringer wird. Dass aber auch Schweden inzwischen massive Probleme mit Randgruppen hat, zeigten die Aufstände der Jugendlichen in Stockholms Plattenbauviertel Husby. Die Immigranten, die dort leben, sind zwar gut versorgt und werden alimentiert. Aber Chancen, in der Gesellschaft anzukommen, sehen viele von ihnen nicht. So entsteht an den Rändern eine Art neuer Wohlstandsverwahrlosung. In der autochthonen schwedischen Gesellschaft gab es diese Probleme bislang so gut wie nirgends. Nun ist man überrascht – und überlegt, was zu tun ist. Es ist einfach offensichtlich, dass es hier eine beneidenswert lange Tradition dafür gibt, Verantwortung zu übernehmen für das, was man tut. Das fällt mir oft in Schweden auf. Wenn ich mit Freunden durch die Stadt gehe und wir sehen einen Obdachlosen, dann bekomme ich hier sofort eine Erklärung, warum es in Schweden Obdachlose gibt. ›Eigentlich sollte niemand obdachlos sein‹, sagen sie dann und erläutern, was alles getan wird, was fehlt und was noch getan werden muss.«

Walter lacht laut auf: »Das fällt mir auch immer wieder auf: Sie entschuldigen sich ständig für alles!«

»Ich kenne einen früheren schwedischen Finanzminister aus meiner Greenpeace-Zeit. Der war in dieser Debatte um den Euro sehr aktiv. Er hatte sich gegen den Euro ausgesprochen. Interessant ist, dass sie es hier geschafft haben, zu trennen zwischen der Idee Europa und dem, was ökonomisch sinnvoll ist. Eine gemeinsame Währung ohne eine gemeinsame Wirtschafts- und Sozialpolitik ist halt ein Problem. Das ist hier differenzierter diskutiert worden als in anderen Ländern. Nicht mit der Holzhammermethode: Wer gegen den Euro ist, ist gegen Europa. Der Gedanke, dass ein öffentlicher Diskurs auch ein rationaler sein kann, gefällt mir. Ich habe nach wie vor für die Idee und die Einführung des Euros viel Sympathie. Aber man hätte es leichter, wenn man anders über die Schwächen diskutieren könnte.

Hinzu kommt, dass es sich ein kleines Land nicht erlauben kann, provinziell zu sein. In einem kleinen Land muss man sich, wenn man die großen Philosophen und Wissenschaftler studieren will, mit den Kulturen und Sprachen anderer Länder auseinandersetzen, während die großen Nationen sich häufig selbst genügen. Das ist auch ein Grund dafür, dass man hier das Gefühl hat: Das ist eine offenere, zivilisiertere Gesellschaft, egalitärer als in vielen anderen Ländern. Nicht im Sinn von ›Gleichmacherei‹, sondern in dem Sinn, dass Leistung, Lernen, Debattieren wichtig sind – und dass alle daran teilhaben müssen, wenn die Gesellschaft funktionieren soll. Europa ist heute so sehr auf pragmatische Organisations- und ökonomische Fragen reduziert, dass es nicht dazu kommt, sich seiner kulturellen Aufgaben zu stellen. Einem Ökonomen ist das schwer beizubringen. Der sagt: ›Zuerst muss die Kasse stimmen.‹«

Walter: »Die Kultur einer Gesellschaft ist die Basis, auf der gutes Wirtschaften möglich ist. Wenn Kommunikation und Transparenz als Basis gegeben sind, lässt es sich leichter wirtschaften. Das siehst du in vielen anderen Ecken der Welt, wo diese Kultur nicht vorhanden ist. Wo die Kultur eher darin besteht, recht zu haben und sich ständig gegenseitig über den Tisch zu ziehen. Auf dieser Grundlage kann keine gesunde Wirtschaft funktionieren.«

»Eigentlich ist es ja interessant, dass ausgerechnet aus Schweden so viele weltbekannte Kriminalschriftsteller kommen. Ist das nicht skurril – immer wenn du auf Gotland auftauchst, findet man eine Leiche. Wie kommt ein deutscher TV-Sender darauf, ausgerechnet auf dieser friedlichen Insel eine Krimiserie zu drehen?«

»Weil die Autorin Schwedin ist und sehr oft dort war. Sie hat ein Ferienhaus auf Gotland und ist oft auf der Insel. Deshalb hat sie ihre Krimis dort angesiedelt. Und die deutschen Produzenten haben die Krimis gelesen und zu meinem Glück gesagt: ›Das machen wir.‹«

Ich: »Und wie kommt ausgerechnet ein deutscher Kommissar nach Schweden?«

Walter: »Na ja, der deutsche Kommissar ist da, damit die deutschen Zuschauer die Filme schauen. So einfach ist das. Der ist schon als junger Mann aus Deutschland weggezogen, weil er eine Schwedin geheiratet hat – die von einer Dänin gespielt wird.« Wir lachen.

»Sag, Walter, was denkst du: Warum ist das Morden hier ein so interessantes Thema?«

»Diese Frage habe ich mir auch schon gestellt. Es könnte sein, dass es sich die skandinavischen Gesellschaften, gerade bei dem so hohen Grad an Aufklärung, den sie erreicht haben, besonders gut leisten können, psychologisch genau in die Abgründe zu schauen. In Mexiko, wo kriminelle Gangs die Straßen in Atem halten, dreht man zum Beispiel lieber Soap Operas. Und vielleicht gibt es hier so viele gute Krimiautoren, weil es auch in einer scheinbar idealen Welt Ängste, Egoismen, Verzweiflung, Verbrechen gibt. Weil eine Gesellschaft ein Ventil braucht, um sich zu äußern. Weil sie Parabeln braucht, an denen man die Welt verstehen lernt.«

Als Filmlaie interessiert mich: »In welcher Sprache dreht ihr?«

»Deutsch, Schwedisch, Dänisch, Norwegisch, Finnisch.«

»Du sprichst bei den Dreharbeiten deutsch?«

Walter: »Ja, und die Kollegen antworten auf Schwedisch. Oder Dänisch. Oder Finnisch. Jeder versteht den anderen ein bisschen und weiß auch, was er sagt.«

Eine fremde Welt für mich – auch das ist Europa! Wir lernen voneinander, sprechen miteinander, verständigen uns – auch wenn wir nicht immer alles exakt verstehen. Jedenfalls, wenn ein gutes Drehbuch vorhanden ist.

An der Straßenbahnstation Strandvägen steigen wir in die Tram, die völlig überfüllt ist. Wie die Sardinen gedrängt stehen wir im Waggon. Walter Sittler fragt den Schaffner, ob er bei ihm für uns die Tickets lösen könne, und nochmals begegnet uns die umstandslose schwedische Nonchalance im Amt. Der Schaffner schaut höflich lächelnd in die Runde und verweist entschuldigend auf die vielen Menschen: »Schauen Sie – das geht heute nicht«, sagt er mit schwedischer Freundlichkeit. Es macht ihm anscheinend nichts aus, dass mal ein paar Fahrgäste ohne Ticket dabei sind, er ist weder Bürokrat noch Kleingeist. Alter Schwede! Also fahren wir schwarz, stehen ohne Tickets neben dem Schaffner, dicht gedrängt in einer Straßenbahn in Stockholm, fahren vorbei am Theater, in dem Ingmar Bergman einst seine großen Erfolge feierte, zum Bahnhof.

Vasa-