Prof. TCM (Univ. Yunnan) Li Wu

Die Organuhr

Leben im Rhythmus der Traditionellen
Chinesischen Medizin (TCM)

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Inhalt

Einführung: Der zivilisationskranke Mensch

Das ganzheitliche Weltbild in der TCM

Die jahrtausendealten Ursprünge der TCM

Yin & Yang – das sensible Zusammenspiel der Kräfte

Wu Xing – die fünf elementaren Wandlungsphasen

Zang Fu – die Funktionskreise mit ihren inneren Organen

Qi – die alles durchdringende Lebensenergie

Die fünf Grundsubstanzen des Lebens

Meridiane – die unsichtbaren Energieleitbahnen

Krankheit im Kontext fernöstlicher Medizin

Leben mit der chinesischen Organuhr

Der hohe Preis unserer Zivilisation – wenn das Leben aus der Balance gerät

Der chinesische Kalender – Geschichte und Ursprünge der Organuhr

Der Tag im Zweistundenrhythmus

Die Organuhr in der Praxis – Aktivitätsund Ruhephasen nutzen

Der 24-Stunden-Rhythmus des Körpers

Die Partnermeridiane im Zweistundenrhythmus

Der Partnermeridian Lunge – Dickdarm

Der Partnermeridian Magen – Milz-Pankreas

Der Partnermeridian Herz – Dünndarm

Der Partnermeridian Blase – Niere

Der Partnermeridian Perikard – Dreifacher Erwärmer

Der Partnermeridian Gallenblase – Leber

Diagnose und Therapie in der TCM

Störungen und Disharmonien erkennen – die Diagnose in der TCM

Fragebogen zur Erfassung energetischer Organstörungen und Disharmonien

Heilmethoden – die fünf Behandlungssäulen

Die chinesische Kräuterheilkunde

Akupunktur und Moxibustion

Massage

Ernährung

Bewegungslehren

Anhang

Tabellarische Übersicht mit Zeiten und Funktionen der jeweiligen Organe

Literaturverzeichnis

Bezugsquellen für chinesische Heilkräuter

Danksagung

Zum Autor

Weitere Veröffentlichungen des Autors

Stichwortregister

Einführung:
Der zivilisationskranke Mensch

Der Mensch im 21. Jahrhundert hat sich seinem natürlichen Lebensrhythmus immer weiter entfremdet. Unsere Tagesplanung wird häufig nicht mehr durch den natürlichen Tag- und Nachtrhythmus, den Takt, den die Sonne uns vorgibt, oder selbst den jahreszeitlichen Wechsel bestimmt, sondern strukturiert sich durch eine Vielzahl von Verpflichtungen und drängenden Aufgaben, denen der Alltag täglich neu angepasst werden muss.

Ob im Berufs- oder Privatleben, bei Tag oder Nacht, jederzeit muss man erreichbar und verfügbar und am besten gleich im Sauseschritt unterwegs sein. Schließlich bringt man andere durch nichts mehr an den Rand der Verzweiflung als durch Langsamkeit.

Häufig gibt es nur noch wenige Momente, in denen man wirklich zur Ruhe kommen und Atem holen kann. Und auch wenn der Seele ein vertrödelter Tag hin und wieder guttut, das chronisch schlechte Gewissen macht den Erholungseffekt schnell wieder zunichte.

Viele Menschen fühlen sich deshalb im Dauerstress, sind gehetzt, überreizt und irgendwann einfach nur noch erschöpft. Oder sie entwickeln typische Stresssymptome, die dann – weit entfernt von den eigentlichen Ursachen – medikamentös „verarztet“ werden. Früher oder später leiden die meisten von uns an regelmäßig wiederkehrenden Schlafstörungen, Migräne, Magen-Darm-Beschwerden oder Energielosigkeit, bis hin zu depressiven Verstimmungen. Auch wenn es sich oft „nur“ um psychosomatische Beschwerden handelt – sie sollten immer als Warnsignale gedeutet werden. Sie weisen uns darauf hin, dass wir wieder mehr auf den eigenen Körper, auf unsere innere Uhr hören sollten. Denn jedes Loslösen von den rhythmischen Prozessen der Natur wirkt sich langfristig negativ auf unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden aus.

Nach dem jahrtausendealten Heilwissen der Traditionellen Chinesischen Medizin ist die Natur und selbst der unendliche Kosmos einem ständigen Wandel unterworfen – einem Wechselspiel von Aktivitäts- und Ruhephasen, von Yin und Yang, vom dynamischen Zusammenspiel der Gegensätze. Wenn dieses sensible Gleichgewicht gestört ist, gerät das ganze System aus dem Takt. Was bereits im „Buch des Gelben Kaisers“, dem uralten Grundlagenwerk der Traditionellen Chinesischen Medizin, geschrieben steht, gilt heute mehr denn je:

„In alten Zeiten führten die Menschen ein einfaches Leben. Sie gingen auf die Jagd, sie fischten und hielten sich den ganzen Tag in der Natur auf. Wurde es kühler, steigerten sie ihre Aktivität, um die Kälte abzuwehren. Im Sommer zogen sie sich an schattige Plätze zurück, um der Hitze zu entfliehen. Innerlich ließen sie sich durch ihre Emotionen nicht aus der Ruhe bringen, und sie verspürten keine maßlosen Begierden. Äußerlich waren sie noch nicht den heute verbreiteten Belastungen ausgesetzt. Sie lebten frei von Gier und Neid, im Einklang mit der Natur. Sie bewahrten sich eine Haltung des Jingshen neisuo, inneren Frieden und gesammelten Geist. Dadurch verhinderten sie, dass krankheitsauslösende Faktoren eindringen konnten. (…) Heutzutage sind die Menschen anders. In ihrem Inneren sind sie Sklaven ihrer Emotionen und Sorgen. Sie überanstrengen ihren Körper mit harter Arbeit. Sie folgen nicht mehr dem rhythmischen Wandel der Jahreszeiten und werden so anfällig für Angriffe durch ‚Räuber’ und Winde.“

(Quelle: Maoshing, Ni (Hrsg.): Der gelbe Kaiser, Knaur, München 2011, S. 78f.)

Auch der Mensch ist eingebettet in diese rhythmischen Prozesse der Natur. Unser Leben wird tagein, tagaus bestimmt vom Lauf der Jahreszeiten, von Sonne und Mond, von Tag und Nacht. Wir unterliegen einem 24-Stunden-Rhythmus, einem täglich neu einsetzenden Energiekreislauf. In gleicher Weise hat auch jedes unserer Organe seine aktiven Phasen und seine Ruhephasen. Beschwerden, die zu bestimmten Tageszeiten auftreten, verweisen auf bestimmte Organe. Auch Behandlungen können zu bestimmten Zeiten am wirkungsvollsten sein. Und selbst unsere Arbeitszeiten können wir nach diesem inneren Schrittmacher, der Organuhr, ausrichten.

Für unsere Gesundheit und unser Lebensglück tragen wir selbst die meiste Verantwortung. Erst wenn wir unseren Alltag wieder nach unseren natürlichen Bedürfnissen ausrichten und wenn wir achtsam und im Einklang mit unserer inneren Uhr leben, finden wir zu unserem natürlichen Biorhythmus zurück – eine der wichtigsten Voraussetzungen für Wohlbefinden, Gesundheit und vor allem auch Zufriedenheit.