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Dr. phil. Helmut Neuhold,
Jahrgang 1959, studierte an der Universität Wien Geschichte und Politikwissenschaft. Er verfasste verschiedene wissenschaftliche Arbeiten mit dem Schwerpunkt Militärgeschichte und Biografie. Publikationen bei marixwissen sind: Die großen Eroberer; Der Dreißigjährige Krieg; Die großen Herrscher Österreichs.

Zum Buch

»Es sind in der Tat eindrucksvolle Spuren, die dieses begabteste unter den deutschen Herrschergeschlechtern […] hinterlassen hat […]: Die Hinterlassenschaft der Staufer umgreift praktisch alle Bereiche des öffentlichen Lebens.«

JOSEF FLECKENSTEIN

Kein mittelalterliches Herrscherhaus gelangte in seiner Geschichte zu mehr Macht als die Staufer. Wie kaum ein Geschlecht jener Epoche haben sie innerhalb kurzer Zeit eine Reihe von bedeutenden und kraftvollen Herrschergestalten hervorgebracht, die im kollektiven Gedächtnis viel präsenter sind als viele andere Könige und Kaiser des deutschen Mittelalters. Ausgehend von Konrad III., dem »Pfaffenkönig«, über Friedrich I. (Barbarossa) bis hin zu Heinrich VI. oder Friedrich II. konnten die Staufer mehr als hundert Jahre lang trotz aller Anfeindungen die deutsche Königswürde und ihren Anspruch auf das Kaisertum behaupten.

Helmut Neuhold

Die Staufer

Helmut Neuhold

Die Staufer

Von 1025 bis 1268

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Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über

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Alle Rechte vorbehalten

Copyright © by marixverlag GmbH, Wiesbaden 2014

Der Text basiert auf der Ausgabe marixverlag, Wiesbaden 2014

Lektorat: Hans Joachim Kuhn

Covergestaltung: Nicole Ehlers, marixverlag GmbH

Bildnachweis: Friedrich Barbarossa belehnt Heinrich Jasomirgott

und Heinrich den Löwen auf dem Reichstag zu Regensburg 1156;

Gemälde um 1860, von Carl Blaas; akg images GmbH, Berlin

eBook-Bearbeitung: Bookwire GmbH, Frankfurt am Main

ISBN: 978-3-8438-0450-9

www.marixverlag.de

INHALT

KEIN GESCHLECHT WIE JEDES ANDERE

DIE ANFÄNGE UND DER AUFSTIEG DER STAUFER

Herzog Friedrich I.

KONRAD III. – »DER PFAFFENKÖNIG«

Friedrich II., Herzog von Schwaben

Ein Staufer wird König

FRIEDRICH I. BARBAROSSADER KAISER IM KYFFHÄUSER

Rainald von Dassel

HEINRICH DER LÖWEDER KONKURRENT

HEINRICH VI. – »DER GRAUSAME«?

PHILIPP VON SCHWABEN UND OTTO IV.

Philipp von Schwaben

Otto IV.

FRIEDRICH II. »DAS STAUNEN DER WELT«

Innozenz III.

DER NIEDERGANG DER STAUFER

Heinrich VII.

Enzio

König Konrad IV.

KONRADIN ODER DAS ENDE MIT SCHRECKEN

König Manfred

Karl von Anjou

Konradin zieht in den Tod

NACHLEBEN UND VERKLÄRUNG DER STAUFER

ZEITTAFEL

QUELLEN UND LITERATUR

KEIN GESCHLECHT WIE JEDES ANDERE

»Kein Geschlecht war wohl je zu solcher Höhe berufen durch herrscherliche Art und weltweite Bildung – keines so gezeichnet vom Tode wie die Staufer.« (Eberhard Cyran 1986)

Zwischen den Städten Göppingen und Schwäbisch Gmünd liegt ein weithin sichtbarer und markanter Berg. Der 684 m hohe Hohenstaufen ist von einer Ruine gekrönt, die einst die Stammburg eines der bedeutendsten Adelsgeschlechter der europäischen Geschichte war. Der seinerzeit mächtige Fürstensitz, von dem nach seiner Zerstörung in den Bauernkriegen nur noch kümmerliche Reste blieben, war der Sitz eines Geschlechts, das man später die Staufer nannte. Aus ihm gingen sechs deutsche Könige hervor, von denen drei die römische Kaiserkrone tragen sollten. Die Staufer, die später auch manchmal Hohenstaufer genannt wurden, haben die deutsche und europäische Geschichte des hohen Mittelalters in großem Maße geprägt. Diese haben wie kaum ein Geschlecht jener Epoche innerhalb kurzer Zeit eine Reihe von bedeutenden und kraftvollen Herrschergestalten hervorgebracht, die im kollektiven Gedächtnis viel präsenter sind, als andere Könige und Kaiser des deutschen Mittelalters. Ausgehend von Konrad III., dem »Pfaffenkönig«, konnten die Staufer mehr als hundert Jahre lang trotz aller Anfeindungen die deutsche Königswürde und ihren Anspruch auf das Kaisertum behaupten. In dieser relativ kurzen Epoche brachte das Geschlecht einige der bedeutendsten Herrschergestalten der europäischen Geschichte hervor.

Die große Zeit des Geschlechts begann 1138, als der Staufer Konrad sich bei der Königswahl gegen den mächtigen Herzog Heinrich den Stolzen aus dem Geschlecht der Welfen durchsetzen konnte. Diese Wahl war der Anfang der staufischen Herrschaft im Reich ebenso wie der Beginn der erbitterten Feindschaft der beiden mächtigsten deutschen Adelsgeschlechter. »Hie Welf, hie Waibling!« Dieser Kampfruf schallte Jahrzehnte lang durch das Reich. Er symbolisierte den Kampf der Staufer und der Welfen um die Macht und die Königswürde. Auch in Italien tobte dieser Kampf, nur hießen die Parteien hier »Guelfen« und »Ghibellinen«. Die Auseinandersetzung war bereits seit dem Beginn der staufischen Herrschaft im Reich im Gange, als die zentralen Figuren dabei blieben aber Kaiser Friedrich Barbarossa und Herzog Heinrich der Löwe in Erinnerung. Diese zwei gewaltigen Persönlichkeiten ragen wie erratische Blöcke aus der Geschichte des Mittelalters empor.

Unter dem früh verstorbenen Kaiser Heinrich VI. erstreckte sich die staufische Herrschaft über das ganze deutsche Reich und Italien. Kaiser Friedrich II., genannt »stupor mundi« (das Staunen der Welt) konnte den Glanz und die Macht der Staufer noch einmal in ihrer vollen Pracht entfalten. Doch hatte er auch einen Jahrzehnte dauernden Konflikt mit mehreren Päpsten zu bestehen, der an den Fundamenten seiner Herrschaft zehrte und ihn mehr als einmal in der Defensive sah. Als Friedrich II. starb, war dies eigentlich schon das Ende der glanzvollen staufischen Epoche. Die Nachfolger des letzten großen Staufers konnten nicht mehr an den alten Glanz ihres Hauses anschließen, das staufische Geschlecht erlebte einen raschen Niedergang. Am Ende stand die Hinrichtung des glücklosen Jünglings Konradin auf dem Marktplatz von Neapel. Dann begann die »kaiserlose, die schreckliche Zeit«.

Das Schicksal der Staufer hat nicht nur die Zeitgenossen beeindruckt, der Faszination, die der Aufstieg, die glanzvolle Herrschaft und der tiefe Fall dieses einzigartigen Geschlechts bis in unsere Zeit ausüben, kann man sich auch heute nur schwer entziehen. Fast romanhaft erscheinen einige der Vertreter dieser Dynastie und auch einige ihrer Gegenspieler. Die bedeutendsten Staufer erreichten eine Popularität, an die ihre mittelalterlichen Vorgänger und Nachfolger, wie die Ottonen, die Salier, die Luxemburger und auch die Habsburger kaum herankamen.

Einer der Hauptkritikpunkte an der Politik der meisten Staufer war deren Ausrichtung auf Italien. Hierin sahen viele Historiker den eigentlichen Grund für das letztliche Scheitern dieser Herrscherdynastie. Italien wurde unter Friedrich Barbarossa zum eigentlich wichtigsten Schauplatz der Reichspolitik und seine Nachfolger hielten daran fest. Auch wenn man den Staufern eine romantische Sehnsucht für das Land, »in dem die Zitronen blühen«, nachsagte, so standen letztlich in erster Linie machtpolitische und wirtschaftliche Interessen im Vordergrund. Allerdings führte das auch zu einem zermürbenden Konflikt mit einer Reihe von Päpsten und vielen nach Unabhängigkeit strebenden Städten, was unter dem Strich wohl mehr Verluste als Erträge mit sich brachte.

Die Staufer hinterließen jedenfalls einen Mythos, der nur mit jenen der Nibelungen und anderer germanischer Sagengestalten vergleichbar ist. Bereits im Mittelalter begann ihre Verklärung. Die Kyffhäuser-Legende um den Kaiser »Rotbart«, der dort angeblich auf seine Wiederkehr wartet, um das Reich wieder zu errichten, erfreut sich auch heute noch einer großen Bekanntheit. Der Staufer-Mythos wurde immer wieder politisch instrumentalisiert und auch missbraucht, wie zuletzt im Dritten Reich.

Es soll in dieser Arbeit neben den ereignisgeschichtlichen und biographischen Aspekten auch auf das hochmittelalterliche Umfeld, die sozialen und ökonomischen Verhältnisse und die Lebensumstände dieser Epoche eingegangen werden. Zudem sollen ebenso militärische Aspekte, wie die Kriegführung jener Zeit und ganz besonders jene der Staufer, beleuchtet werden. An Quellen und Literatur wurden für diese Arbeit sowohl ältere als auch einige kürzlich erschienene Werke herangezogen. Es soll dem Leser ein kompaktes und informatives Werk über die Dynastie, ihre wichtigsten Angehörigen, ihr Schicksal und ihre Zeit geboten werden.

DIE ANFÄNGE UND DER AUFSTIEG DER STAUFER

»Dunkler Ursprung, glänzendes Wachstum und jammervoller Untergang haben den Hohenstaufen, durch großartige Eigentümlichkeit ausgezeichnet, ein bleibendes Gedächtnis verschafft.« (Friederich Kortüm)

Wie über viele später sehr bedeutende Herrscher- und Adelsgeschlechter ist auch über die Abstammung und die Herkunft der Staufer wenig bekannt, und selbst das wenige Bekannte ist schwer verifizierbar bzw. widersprüchlich. Die frühen väterlichen Ahnen der Staufer waren so unbedeutend, dass es so gut wie keine Form von schriftlicher Überlieferung über sie gibt. Sogar ihre Namen sind teilweise umstritten. Von Barbarossas Urgroßvater Friedrich von Büren ist zumindest etwas mehr als der Name bekannt. Auch seine Hochzeit mit einer gewissen Hildegard ist überliefert. Friedrich von Büren war einer der Herren von Büren, die fast alle Friedrich hießen die eine kleine Burg in einem fruchtbaren Tal und eine wohl sehr überschaubare Zahl von Untertanen ihr Eigen nannten. Diese Burg lag vermutlich nordöstlich der Ortschaft Wäschenbeuren im heutigen südwestdeutschen Landkreis Göppingen.

Die ersten Staufer sollen von den Grafen des Riesgaus im Nordosten des mittelalterlichen Stammesherzogtums der Schwaben abstammen. Diese Grafen dürften mit den bayerischen Sieghardingern verwandt gewesen sein und somit ihre Wurzeln nicht in Schwaben, sondern in Bayern oder sogar in Salzburg gehabt haben. Die Riesgau-Grafen hatten auch den Leitnamen Friedrich und wurden 987 in einer Urkunde Kaiser Ottos III. erwähnt. Es gibt aber auch die Vermutung, die Staufer seien ursprünglich ein elsässisches Geschlecht gewesen. Es ist fraglich, ob die genaue Herkunft dieser später so bedeutenden Herrscherfamilie jemals geklärt werden kann.

Unser Wissen über die frühen Staufer geht vor allem auf eine genealogische Aufstellung zurück, die Kaiser Friedrich I. Barbarossa während seiner Herrschaft anfertigen ließ. Dabei wurde auch der erste Staufer erwähnt, der namentlich bekannt war. Er hieß natürlich auch Friedrich und seine Schwester soll einen Gaugrafen im Breisgau mit dem Namen Berthold geheiratet haben. Dieser erste bekannte Friedrich hatte einen Sohn, der natürlich auch Friedrich hieß und für die Zeit zwischen 1053 bis 1069 als Pfalzgraf in Schwaben und Graf im Riesgau erwähnt wurde. Er soll seine Tage als Mönch in einem Benediktinerkloster beschlossen haben. Von den Kindern des Grafen kam dann dessen Sohn Friedrich von Büren, der später nach der schon erwähnten Burg benannt wurde, zu gewissen Ehren. Dieser Staufer lebte ungefähr zwischen 1020 und vermutlich nur 1053 oder 1054, wurde also nicht allzu alt. Dennoch hat man ihm später die Rolle eines Stammvaters des Geschlechts angedichtet.

Ganz so unbedeutend dürften die Staufer schon seit Mitte des 11. Jahrhunderts nicht mehr so gewesen sein, denn sie verbanden sich einige Male durch Heirat mit durchaus angesehenen anderen Adelsfamilien. Doch die territorialen Besitzungen der Staufer scheinen sehr lange recht bescheiden gewesen zu sein. Man vermutet, dass sie außer das kleine Gebiet um Büren noch Ländereien bei Lorch, Hagenau sowie in und um Schlettstadt ihr Eigen nannten.

Friedrich von Büren heiratete irgendwann zwischen 1042 und 1050 Hildegard, die Tochter des Grafen Gerhard III. von Egisheim-Dagsburg. Hildegard entstammte damit einer recht vornehmen und alten Familie des Elsass. Immerhin war ihr Onkel väterlicherseits Bischof Bruno von Toul, der es später sogar als Leo IX. zum Papst brachte. Außerdem brachte Hildegard als »gute Partie« bedeutende Güter im Unter- und Oberelsass in die Ehe mit. Durch diesen Zuwachs an Familienbesitz wurden die Staufer natürlich aufgewertet. Das Paar hatte gemeinsam mindestens sechs Kinder, davon fünf Söhne, von denen der Sohn Friedrich der bedeutendste werden sollte. Auch wenn Friedrich von Büren schon in sehr jungen Jahren starb, so ist es wohl der starken Persönlichkeit seiner Witwe Hildegard zu verdanken, dass seine Nachkommen »Karriere« machten und einen bedeutenden gesellschaftlichen und machtpolitischen Aufstieg erlebten.

Hildegard von Egisheim, die auch manchmal in der Literatur als »Hildegard von Schlettstadt«, benannt nach ihrer Grablege, aufscheint, dürfte eine sehr interessante Frau gewesen sein. Eine Legende berichtet, dass die Errichtung der »Wäscheburg« bei Wäschenbeuren auf ihre Initiative hin erfolgt sei. Aus dem Namen der Burg soll sich später der Name »Büren« abgeleitet haben. Das Grab von Hildegard wurde 1892 in der Krypta des Klosters St. Fides in Schlettstadt gefunden. Die Überreste der Verstorbenen, die das für ihre Zeit beachtliche Alter von vermutlich 66 Jahren erreicht hatte, waren mit einer dicken Schicht aus Kalk bedeckt, weswegen man annahm, dass sie an einer Seuche (evtl. Pest) starb. Die Gesichtszüge Hildegards hatten sich im Kalk abgedrückt und somit erhalten. Abgüsse davon zeigen eine beeindruckende Totenmaske, die das einzige lebensechte Porträt eines mit dem Namen bekannten Menschen des Mittelalters darstellt. Das Gesicht der Frau wirkt noch im Tode recht energisch und geistvoll. Einiges davon dürfte sich wohl auf ihren Sohn Friedrich übertragen haben.

Das Geschlecht der Staufer erfuhr durch diesen Sohn Friedrichs von Büren und Hildegards von Egisheim mit einem Male eine ziemliche und nach allem möglicherweise unerwartete Standeserhöhung, die in erster Linie den politischen Umständen zu verdanken war. Im Jahre 1079 belehnte der umstrittene und von seinen Gegnern bedrängte Salier-König Heinrich IV. den Staufer Friedrich I. mit dem Herzogtum Schwaben und verheiratete ihn mit seiner Tochter Agnes. Mit einem Schlag waren die kleinen Grafen, über die kaum Nachrichten überliefert wurden, in den Rang von Reichsfürsten aufgestiegen. Die Staufer galten nun als wichtige Verbündete des salischen Königshauses.

HERZOG FRIEDRICH I.

Der etwa 1050 als Sohn Friedrich von Bürens und Hildegard von Egisheim-Dagsburg geborene Staufer dürfte vor seiner Erhebung zum Herzog die Würde eines Grafen gehabt haben. Aber selbst das ist nicht sicher, genauso wie es über seine Jugend keine verwertbaren Berichte gibt. Friedrichs jüngerer Bruder Otto von Büren (gestorben am 3. August 1100) sollte 1084 Bischof von Straßburg werden, während ein anderer Bruder namens Ludwig (gestorben 1103) Pfalzgraf in Schwaben wurde.

Die Gelegenheit für den Aufstieg des Staufers Friedrich, der recht ehrgeizig gewesen sein dürfte, ergab sich durch die Probleme, in die der unglückliche Salier Heinrich IV. verstrickt war. Nachdem sich ein großer Teil des Adels gegen den König erhoben und den Schwabenherzog Rudolf von Rheinfelden zum Gegenkönig gewählt hatte, entschied sich der Staufer dafür, Heinrich IV. die Treue zu halten. Als Rudolf von Rheinfelden zu Beginn des Jahres 1079 seinen Sohn Berthold zu seinem Nachfolger als Herzog von Schwaben einsetzte, vergab Heinrich IV. seinerseits das Herzogtum zu Ostern 1079 in Regensburg an seinen treuen Gefolgsmann Friedrich I. Außerdem gab er ihm seine Tochter Agnes, die noch keine sieben Jahre alt war, zur Frau. Die Ehe wurde allerdings 1086 erstmals vollzogen. Für einige Zeit sollte es in der Folge also auch zwei Herzöge von Schwaben geben, die genauso wie Heinrich IV. und sein Gegenkönig im Kampf um die Herrschaft waren.

Nachdem Rudolf von Rheinfelden am 15. Oktober 1080 bei Hohenmölsen in einer eigentlich unentschiedenen Schlacht sein Leben verlor, gab die Entwicklung dieser Entscheidung Friedrichs I. Recht. Der Aufstand gegen Heinrich IV. brach nach und nach zusammen, und der König konnte Rache an seinen Gegnern nehmen. In Schwaben jedoch schaffte es vorerst keiner der beiden Herzöge, sich wirklich durchzusetzen. Lange Zeit konnte Friedrich I. sein Amt nur im Norden des Herzogtums real ausüben. Das Land hatte von Anfang an durch den Adelsaufstand schwer gelitten und blieb lange Kampfgebiet eines chaotischen Bürgerkrieges. Der eher farblose Berthold von Rheinfelden starb 1090 und vererbte seine umstrittene Herzogswürde an Berthold II. von Zähringen, der schon längere Zeit auch den Staufer bekämpft hatte. Dieser wurde schließlich mit Hilfe des Papstes und der Welfen gegen Friedrich I. zum Herzog von Schwaben gewählt.

Der Kampf um das ihm verliehene Herzogtum ging also für den Staufer weiter, wobei er natürlich auf die Unterstützung des inzwischen zum Kaiser gekrönten Heinrich IV. zählen konnte. Nachdem der Konflikt schon sehr lange getobt hatte, kam es 1098 endlich zu einem Ausgleich zwischen dem Staufer und dem Zähringer. Berthold II. wollte damit auch sein Verhältnis zum Kaiser bessern. Der Zähringer verzichtete auf seinen Anspruch auf Schwaben, behielt aber seinen Herzogstitel und bekam die Vogtei über die wichtige und wohlhabende Stadt Zürich. Die Herrschaft des Staufers Friedrich I. in Schwaben war damit nach langen Auseinandersetzungen gesichert.

Die Hausmacht der Staufer weitete Friedrich I. in erster Linie in Richtung Norden aus. Während der letzten Jahre seines Lebens konnte er auch in der Pfalz durch die Obervogtei des Klosters Weißenburg und des Hochstifts Speyer eine starke regionale Machtposition aufbauen. Damit näherte er sich den Gütern der Salier in Rheinfranken an, während er im Süden nebst einigen kleinen verstreuten Besitzungen nur um Ulm größeren Besitz unter seine Kontrolle bringen konnte. Es bedeutete auch eine große Auszeichnung für den Schwabenherzog, als er während der Abwesenheit Kaiser Heinrichs IV., der bei einem seiner unglücklichen Italienzüge zwischen 1093 – 1095 mehr oder weniger in der Falle saß und sogar an Selbstmord gedacht haben soll, zum Kommandanten der kaiserlichen Truppen im Reich ernannt wurde. Letztlich zahlte es sich für Herzog Friedrich I. und sein Geschlecht aus, dass er dem umstrittenen und oft sehr unglücklich agierenden Heinrich IV. die Treue hielt.

Als es dem Kaiser ab 1098 gelang, seine Macht doch noch zu festigen, konnte auch sein treuer staufischer Parteigänger davon profitieren. Als Papst Paschalis II. ab 1100 versuchte, die deutschen Fürsten gegen Heinrich IV. aufzuwiegeln, hatte er natürlich bei dem Schwabenherzog kein Glück. Friedrich I. war mit anderen mächtigen Fürsten des Reiches dann auch auf der Seite des salischen Kaisers, als dieser 1103 in Mainz einen Landfrieden für das Reich verkündete. Alle Friedensbrecher sollten ohne Rücksicht auf ihre Position schwer bestraft werden, und in den Friedensschutz wurden neben Angehörigen der Kirche auch Kaufleute und Juden mit eingeschlossen. Diese Erklärungen wurde im Laufe des Mittelalters oftmals wiederholt bis hin zu Kaiser Maximilian I. Gefruchtet hat es allerdings kaum jemals, da nur sehr wenige mittelalterliche Herrscher dazu in der Lage waren, diese flächendeckend umzusetzen. Der Staufer war jedenfalls auf der richtigen Seite.

Herzog Friedrich I. ließ die Burg Hohenstaufen erbauen und stiftete das Kloster Lorch als Hauskloster der Staufer. Der Name Hohenstaufen bezieht sich auf die Bezeichnung »Stauf« für ein Trinkgefäß, dem die Kegelform des Berges, auf dem die Burg errichtet wurde, ähnlich ist. Diese war zunächst ein freies Eigen der Staufer und einige staufische Dienstleute begannen bald, in der Umgebung, dem »Stauferland«, eigene Burgen zu errichten. Die Burg Hohenstaufen sollte später unter König Rudolf von Habsburg zur Reichsburg werden. Aber da waren die Staufer bereits Geschichte.

Auf jeden Fall gelang es Friedrich I. während seiner Herrschaft, die eigenen Güter der Familie stark zu vermehren. Darin folgten ihm auch seine Söhne Friedrich II. und Konrad III., die das aufstrebende Geschlecht bis zum Königtum führen sollten. Neben diesen beiden Söhnen soll der Herzog auch noch eine Tochter namens Bertrada oder Bertha gehabt haben, die um 1088 geboren wurde und einen schwäbischen Grafen heiratete. Agnes von Waiblingen, die bereits mit sieben Jahren dem Staufer versprochen worden war, überlebte ihren Gatten um fast 40 Jahre. Sie heiratete nach seinem Tod 1106 den Babenberger Leopold III., der später heiliggesprochen wurde. Diesem soll sie in nur 12 Jahren angeblich 18 Kinder geboren haben. Durch die erneute Heirat ihrer Mutter ergab sich für die Söhne Herzog Friedrichs I., Friedrich II. und Konrad III., der Umstand, dass sie babenbergische Halbgeschwister hatten. Die enge Verbindung der beiden Familien sollte später auch für alle bedeutende Auswirkungen haben. Agnes starb im, für mittelalterliche Verhältnisse, sehr hohen Alter von beinahe 71 Jahren. Ein unerschütterlicher Glaube an ein paradiesisches Jenseits soll sie auch darüber hinweg getröstet haben, dass mehr als die Hälfte ihrer Kinder in jungen Jahren starb.

Mit den Söhnen Herzog Friedrichs I. begann die eigentlich »große« reichsumspannende Geschichte der Staufer. Das Geschlecht, das so rasch aus dem Dunkel der Geschichte emporgestiegen war, sollte unter wenigen bedeutenden Herrschern eine kurze und intensive Geschichte erleben, die die Zeitgenossen und die Menschen der folgenden Jahrhunderte äußerst stark beeindruckte, ehe es rasch und für immer wieder erlosch wie ein Stern, der kurze Zeit besonders hell geleuchtet hatte.

»... die Sie reizende hohenstaufische Zeit ist reich und sehr groß, würdig ein Leben zu füllen und doch nicht unermesslich: vortrefflich wenn Sie diese wählen... Welche Heroen!« (Johannes von Müller)

KONRAD III. – »DER PFAFFENKÖNIG«

»Konrad war ein Kriegsmann. Der königliche Wuchs der Staufen, die freundliche Art seines Verkehrs im Feldlager, sein persönlicher Mut, all das gewann ihm die Liebe der Soldaten.« (Selchow 1928, S. 200)

»Nach neun deutschen Herrschern, die seit Ottos I. Krönung 962 in ununterbrochener Folge zu Rom die Kaiserkrone erlangten, war er der erste, dem dies nicht mehr glückte, ein König ohne hinreichende Hausmacht und breitere Anhängerschaft...« (Goez 2010, S. 270)

Konrad wurde im Jahre 1093 als Sohn Herzog Friedrichs I. von Schwaben geboren. Seine Mutter war Agnes, eine Tochter Kaiser Heinrichs IV. Konrads Vater Herzog Heinrich starb bereits 1105, und sein um drei Jahre älterer Bruder Friedrich folgte nun als Herzog von Schwaben. Konrads Mutter Agnes wurde im Jahre 1106 die Gemahlin des Markgrafen Leopold III. von Österreich, dem sie angeblich noch 18 Kinder schenkte. Damit entwickelte sich auch eine Blutsverwandtschaft zwischen den Staufern und den Babenbergern.

Wie bei so vielen mittelalterlichen Herrschern ist auch bei Konrad III. so gut wie nichts über seine Kindheit, seine Jugend und seine Erziehung bekannt. Seine Erziehung wird aber nicht allzu schlecht gewesen sein, denn neben seinem Auftreten als »Kriegsmann« verfügte er später auch über einen gewissen Grad an Bildung.

FRIEDRICH II., HERZOG VON SCHWABEN

Der später auch der »der Einäugige« genannte ältere Bruder Konrads III. wurde am 4. April 1090 geboren, herrschte ab 1152 im Herzogtum Schwaben und war offensichtlich niemals Konkurrent, sondern immer Verbündeter seines Bruders. Die beiden staufischen Brüder standen stets in gutem Einvernehmen. Friedrich II. sollte seine schwäbische Herzogswürde von seinem fünfzehnten Lebensjahr an bis zu seinem Tod im Jahre 1147, also 42 Jahre lang inne haben, was für mittelalterliche Verhältnisse eine äußerst lange Herrschaftszeit darstellte.

Herzog Friedrich baute gemeinsam mit Konrad III. die staufischen Territorien weiter aus, womit sie die Politik ihres verstorbenen Vaters fortsetzten. Friedrichs Kernzonen der Macht waren der Mittelrhein und das Elsass, wo er auch viele Burgen errichten ließ und einige Städte gründete.

Im Alter von 18 Jahren nahm Friedrich an einem Kriegszug gegen Koloman von Ungarn teil, begleitete 1110 und 1111 Kaiser Heinrich V. nach Rom, wo dieser eine Audienz beim Papst hatte. Da Herzog Friedrich zudem dem Kaiser während dessen Bedrohung durch oppositionelle Kräfte im Reich die Treue hielt, wurden er und Konrad im Jahre 1116 dadurch ausgezeichnet, dass sie für die Dauer der Italienfahrt des Kaisers als dessen Reichsverweser fungieren konnten. Die beiden Brüder nutzten diese Position dann auch gebührend aus und konnten den Besitz des staufischen Hauses auf Kosten anderer Geschlechter weiter ausdehnen.

Im Jahre 1120 heiratete Herzog Friedrich II. Judith, die Tochter des Welfen Heinrich des Schwarzen. Diese gebar ihm 1122 den Sohn Friedrich, der später den Beinamen Barbarossa erhalten sollte. Etwa im Jahre 1132 ging der Herzog nach dem Tod Judiths eine zweite Ehe ein und nahm Agnes von Saarbrücken zur Braut, was auch seine Machtbasis vergrößerte.

Nachdem Kaiser Heinrich V. gestorben und damit auch die männliche Erblinie des salischen Hauses ausgestorben war, gestaltete sich die Wahl eines Nachfolgers schwierig. Am 24. August 1125 versammelten sich die Fürsten des Reiches in Mainz, um einen würdigen Nachfolger zu bestellen. Herzog Friedrich II. scheint man dabei sehr große Chancen eingeräumt zu haben, zumal ihn angeblich Heinrich V. vor seinem Tod zu seinem Erben bestimmt haben soll. Das jedoch war zu jener Zeit und ist auch heute noch umstritten, da viele annahmen, der staufische Herzog sei nur dazu bestimmt worden, während der königslosen Zeit für Ordnung im Reich zu sorgen. Friedrich und sein Bruder Konrad hatten durch ihre Mutter Agnes nur die Ländereien der Salier geerbt.

Konrad war nicht bei der Wahl von 1125 anwesend, da er, sehr beeindruckt durch eine Mondfinsternis, eine Pilgerfahrt nach Jerusalem unternommen hatte. Er ersparte sich damit auch den Ärger, Zeuge der Niederlage seines Bruders bei der Königswahl zu werden. Die Mainzer Wahl verlief jedenfalls ziemlich chaotisch und aggressionsgeladen, da zu viele unterschiedliche Interessen im Spiel waren. Das Ergebnis der mehrfach tumultartigen Auseinandersetzungen war für die staufischen Brüder recht enttäuschend, da Herzog Lothar von Sachsen zum König gewählt wurde. Man sah allgemein als Ursache für den Sieg Lothars und die Niederlage des Staufers, der doch ursprünglich so viele Fürsten hinter sich gehabt hatte, den Einfluss der Kurie. Diese habe Angst davor gehabt, dass der Staufer die Politik der Salier in kirchlichen Belangen fortführen würde, während Lothar als treuer Sohn der Kirche galt.

Herzog Friedrich II. huldigte vorerst dem König, war dann aber nicht bereit, ihm den Lehenseid zu schwören. Rasch setzten heftige Auseinandersetzungen darüber ein, was als Königsgut und was als salisches Hausgut zu betrachten sei. Die beiden staufischen Brüder Friedrich und Konrad hatten ihr salisches Erbe inzwischen geteilt, wobei der Rhein als Grenze diente. Davon hätten sie nun Gebiete an König Lothar III. als Königsgut zurückgeben müssen, wozu sie aber nicht bereit waren.

Die Geduld König Lothars III. war nicht grenzenlos und er forderte im November 1125 die Staufer ultimativ auf, das Königsgut endlich von ihrem Hausgut abzutrennen und zu übergeben. Herzog Friedrich II. zeigte aber keine Reaktion, und der König verhängte daraufhin die Reichsacht über ihn und seinen noch immer abwesenden Bruder. Zu Beginn des Jahres 1126 fanden sich einige Fürsten, die bereit waren, militärisch gegen die Staufer vorzugehen. König Lothar konnte rasch große Teile der staufischen Gebiete besetzen, wagte aber keinen Angriff auf das schwäbische Kernland Friedrichs II. und seines Bruders. Diesen unternahmen schließlich die Welfen, die sich damit bereits als Feinde der Staufer positionierten. Allerdings erlitten sie dabei eine Niederlage, und König Lothar musste daraufhin die Belagerung des stauferfreundlichen Nürnberg abbrechen. Konrad III. war inzwischen längst aus dem Heiligen Land zurückgekehrt und beteiligte sich am Entsatz der belagerten Stadt. Diese Unfähigkeit des Königs, seine Interessen durchzusetzen, führte dazu, dass sich einige Fürsten von ihm abwandten. Aber Herzog Friedrich II. verlor während der Kämpfe ein Auge und war damit nach mittelalterlichem Empfinden nicht mehr als potentieller König geeignet, denn ein solcher musste körperlich unversehrt sein.

Spätestens, nachdem Konrad 1127 von seiner Pilgerfahrt ins Heilige Land zurückgekehrt war, übernahm er die führende Rolle bei den Staufern und wurde zur treibenden Kraft. Friedrich II. trat immer mehr in den Hintergrund, blieb aber weiterhin aktiv und betätigte sich hauptsächlich als militärischer Führer. So eroberte er im Jahre 1128 Speyer, während sein Bruder in Italien überraschend erfolgreich agierte.

Bereits am 18. Dezember 1127 war Konrad von einigen Fürsten in Neuenburg zum Gegenkönig erhoben worden, was aber für ihn keinen Machtzuwachs, sondern die Reichsacht und den Kirchenbann mit sich brachte. Da Herzog Friedrich II. vorerst militärisch erfolgreich war, nützte »König« Konrad die Gunst der Stunde und zog mit seinem Anhang nach Oberitalien, wo er die reichen Mathildischen Güter als salisches Erbe unter seine Kontrolle bringen wollte. Da sich der Erzbischof Anselm von Mailand mit dem Papst zerstritten hatte, war er auch bereit, den Staufer Konrad am 29. Juni 1128 in Monza zum König von Italien zu krönen. Das Volk jubelte, und der Staufer übte seine königlichen Aufgaben mit überraschend viel Geschick und Verve aus. Konrad III. hielt auf den roncalischen Feldern einen Reichstag ab und verfügte Anordnungen über die Pflichten der Vasallen des Reiches. Zur Abschreckung ließ er einen rebellischen Grafen gleich hinrichten. Doch es war irgendwie klar, dass er sich ohne Absicherung aus Deutschland in Italien nicht lange würde halten können. Als im Jahre 1130 das Schisma zwischen den Päpsten Anaclet II. und Innozenz II. ausbrach, erwartete Konrad, dass einer von beiden mit ihm ein Bündnis eingehen würde. Doch die verfeindeten Päpste wandten sich gegen ihn als Eindringling in Italien. Da die Entwicklung in Deutschland auch nicht sehr vielversprechend verlief, entschloss sich Konrad schließlich, Italien zu verlassen und über die Alpen zurückzukehren.

König Lothar III. brachte 1130 das wichtige Speyer wieder in seinen Besitz und schon bald verloren die Staufer auch Nürnberg und dessen Umgebung. 1131 ging das Elsass verloren und so sahen sich die staufischen Brüder auf Schwaben und Ostfranken abgedrängt. Sie hatten dann das Glück, dass sich König Lothar anderen Aufgaben zuwandte und auf weiteres militärisches Vorgehen gegen sie verzichtete. Lothar wurde im Jahre 1133 in Rom zum Kaiser gekrönt, was seine Stellung im Reich natürlich weiter verstärkte. Die staufischen Brüder sahen sich nun vollends in der Defensive. Wie nicht anders zu erwarten, ging Lothar III. 1134 wieder in die Offensive gegen die aufsässigen Staufer. Friedrich II. konnte sich gegen einen Angriff des Königs von Norden und Heinrichs des Stolzen von Süden aus nicht behaupten. Er warf sich Lothar III. im Frühjahr des Jahres 1135 im Büßergewand vor die Füße. Auch sein Bruder Konrad musste diese Unterwerfung im Herbst vollziehen. Der König nahm die staufischen Brüder gegen ein Treueversprechen und die Zusage der Unterstützung für seine Fahrt nach Italien wieder in seine Huld auf. Die Staufer hatten eine Niederlage erlitten, doch ihren Besitz und ihre Anwartschaft auf künftiges Königtum gewahrt. Sie wurden auch vom Kirchenbann gelöst.

Von nun an blieb Konrad ein treuer Gefolgsmann des Kaisers, den er zuvor bekämpft hatte. Er folgte Lothar III. im Jahre 1136 auf dessen Zug nach Italien und hatte dabei die Rolle des kaiserlichen Bannerträgers inne. Das brachte ihm großes Ansehen, das er durch seine erfolgreichen kriegerischen Leistungen noch weiter steigerte. So schlug er am 8. November 1136 die Verteidiger von Pavia so vernichtend, dass die Stadt am nächsten Tag kapitulierte. Im Frühjahr 1137 eroberte er das Kastell Ragnano bei Siponto und belagerte San Angelo auf dem Monte Gargano. Neben seiner militärischen Tätigkeit kümmerte sich Konrad auch um die Politik, und es gelang ihm, die Freundschaft von Papst Innozenz II. zu erringen. Dabei kam ihm auch seine gute Beziehung zum Erzbischof Albero von Trier zugute, der das volle Vertrauen des Papstes genoss. Der wichtigste Grund der Bemühungen des Staufers um das Wohlwollen der Kurie war sicher die Absicht, die Kirche bei seiner möglichen Königswahl hinter sich zu wissen. Jeder wusste, dass Lothar III. alt und krank war und seine einzige Tochter an Herzog Heinrich den Stolzen von Bayern verheiratet hatte. Der Papst und seine Ratgeber fürchteten die Nachfolge des Welfen im Reich, was Konrad III. nur noch interessanter machte.

Der Tod König Lothars III. Ende 1137 brachte die Wende, und es zeigte sich, dass die Politik Konrads und seines Bruder gefruchtet hatte. Die Staufer wurden jetzt die Erben des deutschen Königtums. Doch Herzog Friedrich musste zurückstehen, und sein Bruder Konrad stand jetzt im Brennpunkt der Macht und der Aufmerksamkeit und konnte schließlich die Königswürde erringen.

Herzog Friedrich II. wurde als »kräftig, wenn auch nicht immer mit Glück« beschrieben, der »eine treue Stütze seines stets mit ihm einträchtig lebenden Bruders« gewesen sei. »Kriegerische Tapferkeit, Geschäftsklugheit, Leutseligkeit und Freigebigkeit« wurden ihm nachgerühmt. (Chr. Fr. v. Stälin 1878, S. 34) Bei allen Unternehmungen stand der Herzog seinem Bruder tatkräftig zur Seite, solange es seine Kräfte zuließen. Es stellt sich überhaupt die Frage, ob Konrad seine Königswürde überhaupt ohne Friedrich erreicht hätte. Der bereits sehr kranke Herzog übertrug 1146 im Angesicht seines nahenden Endes seinem Sohn Friedrich (Barbarossa) die Verwaltung seines Landes und den Schutz seiner zweiten Gemahlin und ihrer Kinder. Doch sein königlicher Bruder gab diesem die Erlaubnis zur Teilnahme am Kreuzzug, was den Herzog mit tiefem Schmerz erfüllt und vielleicht seinen Tod beschleunigt haben soll.

Als Herzog Friedrich II. 1147 in Alzey starb, folgte ihm sein Sohn Friedrich (Barbarossa) offiziell als Amtsinhaber nach. Und er sollte schon fünf Jahre später nach dem Willen seines Onkels Konrad III. den deutschen Königsthron besteigen. Beerdigt wurde der Bruder des Königs, der selbst um ein Haar König geworden wäre, im Kloster St. Walpurgis, das in der Nähe der von ihm gegründeten Stadt Hagenau liegt.

EIN STAUFER WIRD KÖNIG

»Lothar, der auf dem Rückmarsch (aus Italien) seinem Schwiegersohn die Markgrafschaft Tuszien übertrug, wurde bald von einer schweren Krankheit ergriffen. Wohl konnte er noch die Alpen überschreiten, am 4. XII. 1137 ist er aber in dem Dorf Breitenwang bei Reutte in Tirol gestorben. ... Als Gegner der salischen Partei war Lothar auf den Thron gekommen. Als König bog er aber in die vorgezeichnete Linie der deutschen Königspolitik ein und ist keineswegs, wie man gelegentlich gemeint hat, ein unselbständiger, von der Kirche abhängiger Herrscher gewesen.« (Gehardt 1970, S. 375)

Nachdem Lothar III., der zuletzt ein sehr gestörtes Verhältnis zu Papst Innozenz II. gehabt hatte, gestorben war, begann erneut ein Kampf um die Krone des Reiches. Wurde zunächst erwartet, dass der Schwiegersohn des verstorbenen Kaisers, der Welfe Heinrich der Stolze, seines Zeichens Herzog von Bayern und Sachsen, die größten Chancen bei der Wahl hatte, so entwickelten sich die Dinge rasch anders. Der Papst hatte den geschickten Kardinal Dietwin von Santa Rufina entsandt, der vom Erzbischof Albero von Trier unterstützt wurde. Die beiden setzten alles daran, dass ein anderer das Rennen machte. Zur Wahl des neuen Königs war eine Fürstenversammlung für den 22. Mai 1138 einberufen worden, doch schon vorher konnten die beiden Geistlichen einige Fürsten in Koblenz zusammenbringen. Diese wählten dann wunschgemäß am 7. März den Staufer Konrad zum König. Dieser wurde dann auch recht rasch am 13. März 1138 gekrönt. Kardinal Dietwin setzte ihm als Mann des Papstes die Krone aufs Haupt. Das sollte für die weitere Zukunft Konrads III. bedeutende Folgen haben und ihn in den Augen vieler zum »Pfaffenkönig« stempeln. Diese Art der Königserhebung war eigentlich ein Bruch des herkömmlichen Rechts, wurde jedoch nach und nach von den meisten Fürsten des Reiches akzeptiert. Als Konrad III. zu Pfingsten 1138 einen allgemeinen Reichstag in Bamberg abhielt, kamen viele bedeutende Herren des geistlichen und weltlichen Standes, um ihm zu huldigen.

Der neue König war sich der großen Gefahr bewusst, die von dem Welfen Heinrich dem Stolzen ausging, der ihm auch bezüglich seiner Hausmacht überlegen war. Deshalb verhängte er im Juli 1138 in Würzburg die Reichsacht über den Welfen und entzog ihm seine Herzogtümer. Während der Askanier Albrecht der Bär mit Sachsen belehnt wurde, erhielt Konrads Halbbruder, der Babenberger Leopold IV., das Land Bayern. Das führte natürlich dazu, dass der Konflikt mit den Welfen einen neuen Höhepunkt erreichte. Albrecht der Bär konnte sich in Sachsen als Herzog nicht behaupten, und ein von Konrad III. durchgeführter Kriegszug gegen die Welfen endete mit 1139 mit einem für ihn schmählichen Waffenstillstand.

Der relativ überraschende Tod Heinrichs des Stolzen am 20. Oktober 1139 brachte nur vorübergehend für Konrad III. eine Entlastung, da die Kaiserwitwe Richenza gemeinsam mit einem großen Adelsaufgebot nun die Rechte Heinrichs des Löwen, der ihr noch minderjähriger Enkel war, verfocht. Die Welfen wollten ihr Herzland Sachsen unter keinen Bedingungen aufgeben. Auch in Bayern kam es zu Kampfhandlungen, als Welf VI. sich in einem Gefecht bei Valley am 13. August 1140 gegen Leopold IV. durchsetzen konnte. Doch Konrad III. schaffte es, zumindest hier durch sein Eingreifen die Situation unter Kontrolle bringen. Er besiegte den Welfen am 21. Dezember 1140 bei der Burg Weinsheim.

Konrad III. sah im Geschlecht der Babenberger, das schon lange die Markgrafen von Österreich stellte, eine bedeutende Stütze seiner Herrschaft. So erhielt auch der Babenberger Heinrich Jasomirgott 1140 die Pfalzgrafschaft bei Rhein und somit eine der wichtigsten Positionen im Reich überhaupt. Nach dem Tod Leopolds IV. wurde Heinrich Jasomirgott schließlich zum Herzog von Bayern erhoben. Außerdem vermählte ihn der König 1146 mit der byzantinischen Prinzessin Theodora Komnena, immerhin einer Nichte Kaiser Manuels. Die beiden Babenberger Otto und Konrad erhielten zudem bedeutende geistliche Ämter. Während Konrad 1148 zum Bischof von Passau geweiht wurde, war der wohl bedeutendere Otto bereits seit 10 Jahren Bischof von Freising, wo er eine rege Tätigkeit als Geschichtsschreiber entfaltete und viele Werke produzierte, die heute noch als wichtige historische Quellen angesehen werden.