Vom Vatikan verfolgt

Die Heimtücke der Mächtigen

und der Macht der Liebe

 

von

 

Felix Demant-Eue

 

        Roman

 

 

Bisher im Himmelstürmer Verlag erschienen von Felix Demant-Eue :  

„Mörderische Karriere eines Strichers Frühjahr 2012

ISBN print  978-3-86361-108-8

Liebling der Götter   Frühjahr 2013

ISBN print  978-3-86361-296-2

 

Beide Bücher auch als E-book

Himmelstürmer Verlag, Kirchenweg 12, 20099 Hamburg,

Himmelstürmer is part of Production House GmbH

www.himmelstuermer.de

E-mail: info@himmelstuermer.de
      Originalausgabe, Frühjahr 2013 

Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung des Verlages

Rechtschreibung nach Duden, 24. Auflage.

Coverfoto: http://www.panthermedia.net

Umschlaggestaltung: Olaf Welling, Grafik-Designer AGD, Hamburg. www.olafwelling.de

ISBN print 978-3-86361-382-2
       ISBN epub
978-3-86361-383-9 

 ISBN pdf: 978-3-86361-384-6

 

Die Handlungen und alle Personen sind nicht nur frei erfunden, sondern basieren weitgehend  auf realen historischen Begebenheiten.  

Prolog

 

 

Das war knapp. Im letzten Augenblick wurde ich vor dem Erstickungstod gerettet. Hatte doch dieser fanatische Mönch all die Jahre meinen Freund und mich unerbittlich gejagt. Uns gejagt, weil wir um seine wahre Identität wussten. Weil wir wussten, in welchem Auftrag dieser Mönch für den Papst tätig war.

Unschuldig bin ich in diese Situation geraten. Unwissend wie es nun einmal ein gerade Zwölfjähriger sein kann, kam ich im Jahre 1472 mit meinem Vater nach Rom um Sixtus IV. im Auftrag der Leineweber von Arras ein Geschenk zu überbringen. Und dort in der Heiligen Stadt fing alles an. Eine für mich große Katastrophe war der Auslöser. Mein Vater starb. Nun allein auf mich gestellt war ich den Intrigen und Hinterhältigkeiten der Mächtigen ausgeliefert, ja, wurde gar ihr bereitwilliger Helfer, ihr ahnungsloses Opfer.

Wenn das Kommende voraus zu ahnen wäre – wenn der Anfang das Ende auch nur andeuten könnte, der Quell unseres Lebens würde eingezwängt in engen Kanälen biederen Bedenkens träge dahin plätschern – langsam versickernd noch weit vor seiner Mündung im Meer der Bestimmung.

Mit jedem Zufluss des Schicksals aber weitet sich der Strom unseres Daseins. Des Lebens Lauf anfänglich ein Rinnsal dehnt sich nach und nach zu einem breiten Fluss. Ruhige, seichte Passagen münden in einem quirligen Katarakt, trübe flache Tümpel versiegen in sumpfigem Grund, friedlich dahin fließendes Gewässer ergießt sich in klar hinab stürzende, wirbelnde Strudel:

Der Kindheit unschuldig schuldige Neugier, der Jugend ungestüm aufschäumende Sehnsucht, der späteren Jahre betörend betäubender Rausch, die beschauliche Zeit rückblickender Besinnung – ein sich stets wandelnder Ablauf unaufhaltsam verströmenden Lebens.

Als kleiner Junge bin ich vom fernen Flandern zunächst ins Zentrum der Christenheit gepilgert, dann auf der Suche nach einer geheimnisvollen goldenen Statue hab ich den Franziskaner Pater Johannes in die Lagunenstadt begleitet, fand meines Lebens Glück, verlor meine große Liebe, wurde durch widrige Umstände ans Ufer des Bosporus verschlagen, kehrte ein in wahre Glückseeligkeit.

Vom hilflosen Knaben nun zum wissenden Mann gereift, will ich von der Mühsal dieses Wegs, von den Tücken des Schicksals, von der unerträglichen Heuchelei der Frommen, von den Intrigen und der Heimtücke der Mächtigen und von der überwältigenden Freude männlicher Liebe berichten.  

Niederschreiben will ich mein Leben und das meines Geliebten Francesco. Und auch das Handeln jenes Mannes aufzeigen, der unser Feind war, unser Feind, weil er unerbittlich Jagd machte nach den für die Kirche bedrohlichen Pergamenten.

Ich schreibe all dies nieder am Sitz des Sultans. Ich, der ich nun den Inhalt dieser geheimnisvollen Dokumente kenne, einen Inhalt, welcher durchaus den Bestand der Kirche infrage stellt, will auch darüber berichten. Und weil man im Vatikan davon ausging, dass Francesco und ich möglicherweise das Geheimnis dieser Pergamente kennen könnten, versuchte man uns zu töten.

Davon will ich erzählen, von unserer Flucht ins Unbekannte, von unserer schmerzhaften Trennung, vom Verlust meines Geliebten so wie von der wundersamen Begegnung mit ihm an einem turbulenten Nachmittag.

Ich will all die Begebenheiten festhalten zum Lobe für jenen Mann, jenem Edlen, der mir das Leben gerettet, dem mein Körper, mein Herz, mein Sehnen gehört und der Treue hielt in einer heuchlerischen, bedrohlichen Zeit. Einer Zeit, in welcher der Schwarze Tod umging, einer Zeit im Umbruch, einer Zeit, die sich gewissermaßen, wie ich selbst auch, auf eine langwierige Pilgerfahrt begab aus umnebelten Niederungen der Unwissenheit zu den lichteren Höhen der Weisheit.

 

Alles fließt

Vor uns, den Pilgern, aufragende Mauern, Paläste und Kirchen. Ich, der Knabe Martinus, und mein Vater, Ruben, erreichten nach beschwerlicher Reise endlich die Siebenhügelstadt Rom, das Zentrum der Christenheit. Mein Vater musste sich sofort niederlegen. Ein böses Fieber hatte ihn auf dem letzten Stück der Pilgerfahrt erfasst. In den Niederungen der Poebene hatte es angefangen.  

Traurig schüttelte er nun seinen fiebrigen Kopf. „Martinus, mein Sohn, ich kann unmöglich in diesem Zustand vor Seiner Heiligkeit erscheinen. Du wirst allein Papst Sixtus die Geschenke überbringen müssen.“

Ich nickte stumm. Mir war mulmig zumute; allein vor den Papst hinzutreten, ohne den Beistand meines Vaters, ängstigte mich. Aber an einen Aufschub war nicht zu denken. Schon übermorgen sollte der Tag der Audienz sein. Vielleicht, dachte ich, wird der Vater auf wundersame Weise bis dahin genesen. Denn hier in Rom, im Zentrum der Christenheit, der Heiligen Stadt, könnte so ein Wunder durchaus geschehen. So kniete ich nieder und betete. Doch bei allem Glauben an diese heilige Stätte ließ ich sicherheitshalber einen in Heilkunde erfahrenen Bader rufen.  

Der Medicus mixte Ruben einen Sud aus geheimnisvollen Kräutern, legte ihm einen Verband auf die verschwitzte Stirn und versprach, gegen klingende Münze, am folgenden Tag noch einmal vorbeizukommen.

Endlich konnte ich mich ausruhen. Über all die fantastischen Ereignisse unserer langen Reise von Flandern bis hierher ins Heilige Rom dachte ich nach:

Der erste Aufenthalt war in Köln gewesen. Kurz vor Schließung der Tore waren wir am Abend durch die „Beier Pforte“ in die Stadt gelangt. Im Hospiz von St. Severin hatten wir für zwei Tage bequeme Unterkunft gefunden.

Während mein Vater sich mit anderen Kaufleuten traf, schlenderte ich durch die Stadt, bewunderte die Arbeiten der Maurer und Steinmetze am Bau eines mächtigen Gotteshauses. Das laute Hämmern, das viele Geschreie hatte mich angelockt. Da wurden riesige Steinquader behauen und dann mit dicken Seilen umschlungen. Mit Hilfe von hölzernen Gerüsten wurden sie in schwindelnde Höhen gezogen. Vom frühen Morgen bis zur Dämmerung ging es an der mächtigen Baustelle laut und geschäftig zu. Dann schlenderte ich in Richtung Fluss weiter. Als ich den Heumarkt überquerte, wurde ich von einem Herrn in vornehmer Kleidung angesprochen. Der Mann trug einen hohen Hut und hatte einen Spazierstock mit silbernem Knauf bei sich.

„Nun, junger Mann, suchst du etwas? Etwas, was dich erfreuen und dir auch noch einige Silbermünzen einbringen kann?“

Verwirrt schaute ich diesen Herrn an. Ich wusste auf seine Frage nicht zu antworten, denn ich verstand den Sinn seiner Worte nicht. Der Gutgekleidete deutete auf ein größeres Steinhaus am Markt.

„Wir könnten dort hinein gehen. Ich kenne den Besitzer. Er ist Weinhändler. Einen kleinen Schoppen werden wir genießen und dann ...“, der Mann machte eine für mich unverständliche Geste. Er streckte seinen Spazierstock empor, dass dieser in Oberschenkelhöhe auf mich zeigte. Dann strich er mit der freien Hand einige Male den Stecken auf und ab. Dabei grinste er. Dieser Mann wurde mir unheimlich. Ich wandte mich ab und rannte davon. 

Am Flussufer vor einem zweistöckigen Haus blieb ich Atem schöpfend stehen. Das große Tor des Gebäudes war angelweit offen. Ich sah zu, wie Fracht von Schiffen in die Gewölbehalle gebracht wurde. Säcke, Kisten, Körbe wurden hinein geschleppt, Salzfässer gerollt. Aus der Lagerhalle drang das belustigte Geschrei von Männern und das Jammern eines Jüngeren zu mir. Ich trat neugierig einige Schritte vor. In einer hinteren Ecke der Halle befanden sich fünf Salzmesser. Ein junger Mann in ihrer Mitte war ganz offensichtlich Ziel ihres Spotts. Die Männer bildeten einen Kreis um ein geöffnetes Salzfass. Der Jüngling musste nun seine Hose aufbinden. Dabei bekam er einen roten Kopf. Die Umstehenden lachten. Dann ließ der Gedemütigte seine Hose ganz herab. Die kräftigen Salzmessergesellen nahmen je eine Hand voll Salz. Dann packten sie den Lehrburschen und schoben ihn dicht vor das Salzfaß. Einer der Kerle nahm den Schwengel des Burschen und drückte ihn in das weiße Salz. Dann walkten sie des Burschen Penis darin, bis dieser hart und steif wurde. Der Lehrbursche wollte sich wehren. Er jammerte und wand sich. Aber zwei der Gesellen hielten ihn. „So, nun ist sein Ding gut gepökelt“, meinte einer der Salzmesser. Sie ließen von dem jungen Mann ab. Schnell zog der Gepeinigte seine Beinkleider wieder hoch. „So wirst du demnächst jeder Jungfer große Freude bereiten“, klopften sie dem Jüngling auf die Schulter.

Ich sah das alles mit großem Erstaunen. Wunderte ich mich doch, dass so wertvolles Gut wie Salz zu solch groben Späßen missbraucht werden konnte. Dieses Köln musste eine sehr reiche Stadt sein.

Die Salzmesser entdeckten mich, der ich im Torbogen stand. „Nun, willst du auch deinen Sterz gepökelt haben?“ Schnell wandte ich mich um und ging eilends davon.

Nach zwei Tagen, in aller Frühe, hatte mein Vater sich mit mir und anderen Kaufleuten in einem Kahn über den Rhein bringen lassen. Zunächst ging es an vielen Schiffen vorbei, die an der Ufermauer festgezurrt waren. Es herrschte viel Betrieb. Männer schleppten Lasten auf die Frachtkähne oder trugen Ware an Land.

Dann verließen wir das Hafenbecken. So einen breiten Fluss hatte ich noch nie gesehen. Das andere Ufer schien unendlich entfernt. Dichter Nebel waberte über dem Wasser. Kaum sah man einige Armlängen weit. Unheimlich hallten die Rufe der Fährleute, die mit aller Kraft ihre Ruder in den Fluss stemmten. Die starke Strömung drohte unseren Fährkahn immer wieder abzudrängen.  

Doch endlich lief das Boot sacht auf Grund. Wir hatten das andere Ufer erreicht und kletterten an Land. Die Fährleute wurden bezahlt, das Handelsgut auf Pferdekarren geladen. Die Kaufherren bestiegen wartende Reittiere. Der Tross zog weiter flussaufwärts.

Wir kamen an den Steinbrüchen des Siebengebirges vorbei. Das rhythmische Schlagen der Hämmer auf Stemmeisen, mit denen Arbeiter Brocken aus dem Fels brachen und anschließend bearbeiteten, klang vielfach wider. Staub wirbelte auf, bedeckte grau Sträucher und Bäume.

Unsere Reisegesellschaft verließ die Rheinaue. Ein schmaler Weg schlängelte sich nun durch dichten Wald. Bergauf, bergab ging die Reise. Ich saß auf einem Karren mit Handelsgut. Sehnsüchtig blickte ich voraus. Immer wieder fragte ich meinen Vater: „Sind wir bald in Rom?“ Ruben antwortete lächelnd: „Du wirst dich gedulden müssen, Martinus, Rom ist noch sehr, sehr weit.“

Die Erhebungen des Taunusgebirges schienen mir unüberwindbar. Noch nie hatte ich solch hohe Berge gesehen und so dichte Wälder.

Wenn wir in einer Herberge übernachteten und der Ruf eines Kauzes schaurig durch die Fensterritzen in die Stube drang, schmiegte ich mich ängstlich an meinen Vater.

Nach einigen Tagen schließlich dann erreichte unser Tross eine große Stadt. „Ist das Rom?“, fragte ich voller Ungeduld. Mein Vater antwortete: „Oh nein, wir sind noch lange nicht da. Rom ist sehr viel prächtiger als dieses Frankfurt.“

Drei der mitgereisten Kaufleute blieben in der Stadt, andere zogen weiter in Richtung Süden. Sie verabschiedeten sich herzlich. Mein Vater und ich bestiegen einen Flusskahn und ein gutes Stück ging es nun einen Strom aufwärts. Dort, wo das Ufer flach war, zogen Pferde an langen Seilen das Boot. Ein Mann in einem weiten Überwurf aus grobem Stoff, mit Stiefeln und einem breitkrempigen Hut, trieb die Pferde an. Weingärten, winzige Orte, einige Burgen, ein großes Kloster glitten vorüber. Als die Berge seitlich des Flusses steiler wurden und so der Pfad für die Zugpferde zu schmal, setzte der Bootsmann Segel. Der Wind stand günstig. Immer, wenn die Dämmerung heraufzog, legten wir an und schliefen auf Deck.

An einem frühen Morgen tauchten hinter einer Biegung des Flusses plötzlich die Türme einer Stadt auf. Ich, der ich am Bug stand, sah sie zuerst. „Rom, Rom“, schrie ich aus Leibeskräften, denn schon lange waren wir ja unterwegs gewesen. Aber wieder musste Ruben, mein Vater, mich enttäuschen: „Auch das ist nicht Rom. Es ist Würzburg.“  

Über eine viel benutzte Handelsstraße gelangten wir in Begleitung einiger bewaffneter Reiter schließlich nach Nürnberg. Diese Stadt mit der wuchtigen Burganlage gefiel mir. Für einige Tage blieben wir und besuchten eine Mühle. In großen Pressen wurde aus einem Brei eine weißliche Masse geschöpft und dann so lange das Wasser herausgepresst, bis der helle Brei, der zwischen Filz lag, nur noch hauchdünn und beinahe trocken war. Dann wurden die gequetschten Breifladen an langen Leinen zum Trocknen aufgehängt.

„Was macht man mit diesen Blättern?“, wollte ich wissen, denn man konnte diese dünnen, beinahe durchscheinenden Seiten, die nur so groß waren wie die zusammengehaltenen Hände meines Vaters, weder essen noch daraus Kleidungsstücke nähen.

„Das ist Papier. Wenn es trocken ist, dann können die einzelnen Seiten beschrieben werden, wie man es zuvor nur mit Pergament oder Papyrus tun konnte. Seit neuestem bedruckt man sie auch“, antwortete mein Vater, „dann bindet man sie zu Büchern zusammen. Und in diesen Büchern kann man dann lesen. Solche Bücher sind sehr wertvoll, weil sie viel Wissen enthalten. Wissen aus längst vergangenen Zeiten, das sonst verloren wäre für die Nachwelt. Denn durch solche Bücher ist es sehr viel einfacher Geschriebenes festzuhalten, als es früher auf Papyrus oder Pergament möglich war.“

So ist es mir jetzt möglich, weil ich genug Papier bekomme, über unsere damalige Pilgerreise zu berichten und so erzählen kann, was sich zugetragen in all den folgenden Jahren. Kund zu tun, welches hinterhältige Verhalten ich erkennen musste, welche Gemeinheit und welchen Verrat. Aber auch, welch eine großartige Liebe mir geschenkt ward.


Viele Tage später nach jenem Aufenthalt in Nürnberg ragten in weiter diesiger Ferne hohe Berge empor. Unsere Reisegesellschaft hielt darauf zu. Und je näher wir diesem Massiv kamen, um so gewaltiger türmten sich die Gipfel auf, verschwanden zwischen Wolken.

Da nun wird Rom liegen, dachte ich, unwissender Knabe, droben im Himmel. Aber je höher wir stiegen, die Bäume hinter uns lassend, über Geröllhalden wanderten, an einsam gelegenen Holzhütten vorbei, über Schotterwege, immer waren da noch andere Berge. In manchen Senken lag Schnee. Weiß blendeten große Flächen, schimmerten silbern und blau. Es wurde immer kälter, obwohl der Himmel klar war und die Sonne schien. Eisiger Wind ließ Hände und Gesicht erstarren. Oft musste mein Vater mich auf Schultern tragen, wenn die Schneewehen zu hoch wurden für einen Zwölfjährigen. Merkwürdige Ziegen kletterten an Felswänden hoch, sprangen geschickt über Spalten hinweg. Die Spur eines Bären zeichnete sich deutlich ab. Über uns zog ein Steinadler ruhig seine Bahn.  

Endlich wichen die unnahbar hohen Felswände, saftige Wiesen säumten den Weg. Bunte Blüten unzähliger Blumen wiegten sich sacht in wärmender Brise. Das Land weitete sich. Diesig lag unter uns eine endlose Ebene.

Ich aber war enttäuscht. Wo nun war Rom, die Heilige Stadt? Würden wir je dort ankommen?

Missgelaunt trottete ich neben meinem Vater her. Der war schweigsam geworden. Fieber ließ seine Stirn erglühen. Mühsam nur ging es langsam voran. Städte passierten wir, abgelegene Gehöfte, wo uns Hunde wild kläffend entgegen sprangen.

Dann erreichten wir Florenz. Hier wollten sich die Reisenden für einige Tage ausruhen, Proviant besorgen, ihre verschmutzten Kleider wechseln. Mein Vater Ruben allerdings blieb die meiste Zeit in der Herberge. Mit Heilkräutern versuchte er sein Fieber zu senken.

Ich schlenderte unterdessen neugierig herum. Diese Stadt übertraf alles, was ich bisher an städtischer Pracht je gesehen hatte. So stellte ich mir Rom vor. Mit so einer mächtigen Kuppel, wie sie den Dom von Florenz zierte.

Und beinahe fassungslos stand ich vor einer Bronzeskulptur. Sie stellte David dar. Einen Jüngling von auserlesener Schönheit. Er hatte ein feines, fast mädchenhaftes Gesicht und schaute unter langen Wimpern verträumt vor sich hin. Auf seinem welligen Haarschopf trug er einen pfiffigen Hut. Diese Kopfbedeckung und Stulpenstiefel, die ihm bis knapp unter die Knie reichten und aus dem beim rechten Stiefel eine Feder an der Innenseite seines Beins hinauf bis an den Oberschenkel ragte, waren seine einzige Bekleidung. Die bronzene Figur war völlig nackt. Ein wahres Meisterwerk des Bildhauers Donatello, wie mir gesagt wurde.

Dieses Florenz an den Ufern des Arno war angefüllt mit vielen Skulpturen und mit heiteren Gemälden des großen Botticelli. Die unzähligen Paläste mit ihren stolz aufragenden Türmen (an die 150 sollte diese Stadt haben, hatte ein mitgereister Handelsmann mir gesagt), die kunstvollen Brücken, die palastartigen Kirchengebäude und imponierenden Plätze zeugten vom unermesslichen Reichtum der Bürger dieser Republik. 

Doch konnte ich mich an all dieser Pracht nicht lange erfreuen, denn meinen Vater quälte das hohe Fieber mehr und mehr.

Als wir beide uns dann endlich der Heiligen Stadt näherten, zunächst auf hölzernem Steg einen Sumpf überquerend, dann an armseligen Hütten vorbei, die den schmalen Weg säumten und vor denen ausgemergelte und zerlumpte Menschen hockten, die uns bettelnd ihre dürren Arme entgegen streckten, da glaubte ich, dass diese Stadt unmöglich Rom, die Residenz des Papstes sein könne. Verfallene Häuser, verwilderte Gärten, eingestürzte Mauern, Ziegen, die an staubigem Dornengestrüpp knabberten, boten ein armseliges Bild.

Sicher, auf unserer Pilgerreise waren wir oft vor den Mauern der Städte Bettlern begegnet, aber hier schien das Elend besonders groß. Und das in der Stadt aller Städte, gewissermaßen unter den Augen des Heiligen Vaters!

Nur ab und zu ragte eine Pinie auf. Schmeißfliegen belästigten uns. Es stank nach Kot und Urin. Rinnsale von Schmutzwasser querten an manchen Stellen die Straße. In der Hitze des Nachmittags zitterte die Luft über der Ebene.

Mein Vater und ich mit dem knarrenden Lastkarren, den zwei stoische Mulis zogen, kamen an eine alte bröckelnde Stadtmauer, durchschritten die „Porta Flaminia“, auch sie schon halb verfallen, und gingen hinab zum Tiber.

Endlich waren wir am Ziel. Unsere Herberge lag in der Via Giulia. Mein Vater legte sich sogleich nieder. Ich wartete auf den einbestellten Medicus. Ungeduldig starrte ich durch das kleine Fenster in den Abend hinaus. Von irgendwoher erklang Gesang und Mandolinenmusik. Ein leichter Abendwind brachte den modrigen Geruch vom Tiber herüber. Die ersten Sterne blinzelten über verwinkelten Dächern.

Am Morgen des nächsten Tages hatte sich der Zustand von Ruben merklich verbessert und ich fasste neuen Mut. Nachdem der Medicus noch einmal meinen Vater untersucht und ihm einen frischen Kräuterwickel verpasst hatte, bat ich, die nähere Umgebung erkunden zu dürfen. Mein Vater willigte ein. Ich trottete los.

Obwohl ich heute annehmen muss, dass mein Vater sich damals sicher sorgte. Denn Rom war nicht ungefährlich für einen fremden Jungen. Aber andererseits dachte er sicherlich auch, der Knabe solle nicht unnötig den ganzen Tag im stickigen Haus verbringen. Und er machte sich wohl auch im Nachhinein Vorwürfe: War es richtig von ihm gewesen, den gerade erst zwölf Jahre alten Jungen auf diese beschwerliche Reise mitzunehmen, zumal jetzt, wo er krank daniederlag? Hätte er den Jungen nicht besser in der Obhut einer befreundeten Leineweberfamilie belassen, oder ihn zu seinem Bruder nach Utrecht geben sollen? Andererseits war solch eine Pilgerreise nach Rom, zum Heiligen Vater, nicht gut und heilsam für jeden Christenmenschen? Und zudem war es eine besondere Ehre für die Zunft der Leineweber von Arras das Geschenk dem Papst persönlich überbringen zu dürfen. Und welcher Knabe konnte sich schon rühmen, Seiner Heiligkeit begegnet zu sein? Darüber hinaus machte noch immer der schwarze Tod in Flandern grausame Beute. Und so hatte mein Vater meinem flehentlichen Drängen mich nicht allein in Flandern zurückzulassen, letztendlich nachgegeben. So durfte ich mit auf die Reise nach Rom.  

Ich ging zunächst zum Tiber, bog dann rechts in eine schmale Gasse ein. Die vielen fremden Menschen, der Schmutz und der Gestank auf den Straßen, Schweine, die durch die Gassen stromerten, Ratten, die aus den Kloaken heraufkamen, dieses Gewirr von Gerüchen, Stimmen und Geräuschen verwirrten mich. Dieser stinkende, dreckige Ort sollte Rom sein, die Heilige Stadt? Enttäuscht machte ich mich schnell wieder auf den Weg in die Herberge. Auch die Sorge um meinen Vater ließ mir keine Ruhe.

Als ich die Stube von Ruben betrat, war ich erleichtert, weil es meinem Vater offensichtlich besser ging.

Die Sonne schien und schon morgen würden wir dem Heiligen Vater, Papst Sixtus IV., der vor nunmehr einem Jahr, am 9. August im Jahre 1471 nach der Geburt unseres Herrn, zum Papst gewählt worden war, unsere Geschenke überreichen, die wir so mühevoll den weiten Weg von Flandern hierher gebracht hatten.

In der letzten Nacht vor dem großen Ereignis schlief ich unruhig. Immer wieder sah ich nach meinem Vater. Aber der atmete tief und gleichmäßig. In aller Frühe ging ich hinab in den Hof zum Brunnen, wusch mich gründlich. Dann weckte ich meinen Vater. Aber der war immer noch zu schwach, um aufstehen zu können. Also würde ich nun wohl doch allein zur Audienz müssen. Meine hellblauen Beinkleider zog ich an. Auch der Überwurf war aus blauem Stoff, versehen mit silbernen Schnallen. Dann schlüpfte ich in Stulpenstiefel, die mir mein Vater in Florenz gekauft hatte. Diese Stiefel entsprachen in etwa denen, die ich an der Figur des „David“ bewundert hatte. Ich stellte mich vor den venezianischen Spiegel in der Kammer meines Vaters. Das Blau meiner Kleidung harmonierte bestens mit meinen blonden, lockigen Haaren und den grünlich glänzenden Augen.  

Ich drehte mich zu meinem Vater um, sah ihn fragend an. Der nickte beifällig. „Ein gut aussehender Bursche bist du. Und so, wie du jetzt gekleidet bist, kannst du ruhigen Gewissens vor Seiner Heiligkeit erscheinen. Hab keine Angst, auch der Papst ist ein schließlich Mensch.“ Mein Vater lächelte, dann sagte er: „Aber nun beeil dich“, er winkte mich herbei und gab mir seinen väterlichen Segen.

Ein Lastenträger war bestellt worden, denn die beiden Wandteppiche konnte ich nicht tragen. Der stämmige Mann schulterte die schweren gerollten Gobelins und geleitete mich die Straße hinunter. Vor der Ponte San Angelo versperrten päpstliche Söldner in festlichen Gewändern den Weg. Die Teppiche wurden auseinander gerollt, der Lastenträger und ich abgetastet. Erst dann durften wir passieren. Mit weichen Knien schritt ich, der zierliche blonde Bursche aus Flandern, überwältigt von der Pracht der päpstlichen Söldner, über die Brücke auf den wuchtigen Rundbau des Castel San Angelo zu. Am Eingang zur Festung standen wieder Wachen. Ich bekam ein kleines Holztäfelchen mit einer Nummer darauf. Über eine ansteigende Rampe im Inneren dieser wehrhaften Fluchtburg erreichten mein Träger und ich die obere Bastion. Festlich gekleidete Männer standen neben ihren Präsenten auf den mit Kreide vorgezeichneten Plätzen. Ich suchte meine Nummer und fand die markierte Stelle. Der Träger breitete die Wandteppiche aus. Er erhielt die vereinbarte Summe und trottete davon.

Nun schaute ich mich genauer um. An der Brüstung ringsum drohten mächtige Kanonen auf die unter ihnen liegende Stadt. Steinkugeln stapelten sich zu kleinen Pyramiden neben diesen Kanonen. Der eigentliche Wohnturm dieses Bauwerks aber ragte noch weit über das Plateau hinauf.

Franziskaner schritten durch die Wartenden, musterten das eine oder andere Geschenk, unterhielten sich. Fanfaren ertönten. Die Mönche schwiegen augenblicklich und beugten ihre Knie. Alle anderen folgten ihrem Beispiel. In einem weinroten bodenlangen Mantel erschien der Papst. Ihn begleiteten zwei junge Männer in hellblauen taillierten Gewändern, deren Saum mit Pelz besetzt war. Der eine der Burschen hatte blondes, der andere braunes Haar, das ihnen bis auf die Schultern herab fiel. Goldene Ketten zierten ihre Brust, ihre Lippen waren rot geschminkt.

Sixtus IV. lächelte, segnete die Menge und drehte dann seine Handflächen himmelwärts. Alle erhoben sich. Die Audienz hatte begonnen.

Mir klopfte das Herz bis zum Hals. Ich spürte, wie Schweiß meinen Nacken herunterlief. Ich bekam feuchte Hände. Sixtus schritt langsam von einem Präsent zum anderen. Immer dicht an seiner Seite jetzt ein Mann, gekleidet in einer weißen knielangen Toga, die auf der linken Schulter mit einer silbernen Spange gerafft war. An den Füßen trug dieser Mann Sandalen, welche bis hoch zu den Waden durch schmale Lederriemen gehalten wurden. Dieser Weißgekleidete machte sich Notizen bei allen Bildern und Skulpturen.

Während dieser Mann sich noch bei einem Gemälde aufhielt, das er genauer betrachtete, um sich dann Aufzeichnungen zu machen, war der Papst vor drei Männern stehen geblieben, die ihm demütig eine Skulptur übergaben. Sixtus hob den goldenen Stier empor, drehte ihn langsam hin und her, betrachtete ausführlich den Sockel. Schließlich rief er einen Franziskaner herbei, überreichte ihm die Statue. Auch der Pater schaute sich den Sockel interessiert an. Dann hob er den Stier hoch und besah sich lange den Sockelboden der Figur. Mit seinen Fingern betastete der Mönch die Unterseite, blickte sinnend vor sich hin. Schließlich flüsterte er mit dem Papst. Dann sprach der Franziskaner mit den drei Männern, die dieses Kleinod gebracht hatten. Der Mönch, ein schlanker, großer Mann mit glattem herben Gesicht und mit einem rötlichen Haarkranz, hörte schweigend zu, was die Männer zu berichten hatten. Die drei Männer sagten, soviel verstand ich, sie kämen von der Insel Rhodos.

Der Franziskaner nickte, betrachtete noch einmal die Statue, flüsterte erneut mit dem Papst und verschwand dann mit der goldenen Figur eilends im Wohnturm.

Ich hatte dem Franziskaner nachgesehen und in meiner Aufregung gar nicht bemerkt, dass der Papst und sein Begleiter mit der Toga nun vor meinen ausgebreiteten Teppichen standen. Die beiden Wandteppiche zeigten biblische Szenen, einmal die Grablegung Jesu, zum anderen dessen Auferstehung. Die Gobelins, fein geknüpft, waren mit Silber- und Goldfäden durchsetzt. Eine qualitativ hochwertige Arbeit aus den Werkstätten von Arras.

Mit hochrotem Gesicht war ich in die Knie gegangen und hielt meinen Kopf demütig gesenkt. Der Heilige Vater sagte etwas, der Mann in den Riemensandalen sprach mich an. Ich aber verstand kein Wort. Sixtus winkte den Franziskaner herbei, der inzwischen aus dem Turm zurückgekommen war. Der Mönch trat heran, unterhielt sich kurz mit dem Papst, dann wandte er sich an mich.  

„Wie heißt du und wo kommst du her?“, und er fuhr fort, „steh auf, Seine Heiligkeit möchte nicht nur die herrlichen Gobelins betrachten, sondern auch einen Blick auf den jungen Überbringer dieser Kostbarkeiten werfen.“

Hastig erhob ich mich. Meine Knie schlotterten. Ich schämte mich, weil mir Schweiß die Stirn herunterlief.

Da stand ich nun, der Zwölfjährige mit dem blonden Haarschopf, der ihm wie gedroschenes Stroh in der Glutsonne des römischen Sommers, Lichtbündeln gleich, vom Kopfe strebte. Meine hohe Stirn glänzte vom Schweiß, der in glitzernden Perlen mir in die leicht geschwungenen Augenbrauen hinablief. Ich blickte mit meinen grün-bläulich hellen Augen schüchtern auf meine Betrachter. Meine langen Wimpern zitterten leicht. Die wohlgeformten tiefroten Lippen bebten. Die Arme hingen herab, meine Hände hatte ich zu kleinen Fäusten geballt.

Noch heute sehe ich mich gewissermaßen wie in einem Gemälde dort stehen auf dem Castello Angelo in Rom. Dort stehen voller Neugier und zugleich voll großer Unsicherheit.

„Nun, sprich mein Sohn“, forderte der Mönch mich lächelnd auf. Mit einem Lächeln, das so gar nicht zu dessen strengen Gesicht passen wollte. Nur sein schmaler Mund lächelte, seine Augen blieben unbeteiligt, was dem Gesicht etwas maskenhaftes gab. Eine Narbe, weiß-bläulich, zog sich über seine rechte Wange. Spärlich zierte ein rötlicher Haarkranz seinen gewaltigen Schädel. Der Mönch war hoch gewachsen, hatte breite Schultern, und wie es mir schien, sehr große Hände, mit denen er seine Hüftkordel umfasste. Rötlicher Flaum bedeckte die Handrücken.

Auch der Papst lächelte und blickte aus dunklen Augen unverwandt auf mich herab. Ich schluckte einige Male, räusperte mich und antwortete mit heiserer Stimme, in dem ich mich tief verbeugte. „Ich heiße Martinus und komme aus Flandern, aus Arras.“

„Und bist du den weiten Weg ganz allein gekommen?“, fragte der Mönch ungläubig.

„Ich kam mit meinem Vater, aber den fesselt leider ein heftiges Fieber aufs Lager in der Herberge.“

Der Franziskaner übersetzte, was ich gesagt hatte. Der Papst hörte aufmerksam zu, blickte auf mich, nickte bedächtig und sprach zum Mönch.

„Seine Heiligkeit bedankt sich für die wunderschönen Wandteppiche. Und er will, dass du mir den Weg in die Herberge zeigst. Wir wollen uns um deinen Vater kümmern, ihn in unsere Obhut nehmen, dass er eine gute medizinische Versorgung erhält“, erläuterte der Franziskaner die Anweisungen des Papstes.  

Nun wandte sich der weißgewandete Togaträger, der das Holztäfelchen mit der Nummer an sich genommen und sich etwas aufgeschrieben hatte, an den Mönch. Der antwortete, nachdem dieser geendet. „Gut, wenn sein Vater einverstanden ist. Gott wird es fügen.“ Dann an mich gewandt: „Ich bin Pater Johannes. Wir wollen nach deinem Vater sehen. Lass uns gehen.“

Sixtus nickte noch einmal, legte seine Hand segnend auf mein Haupt, drehte sich um und schritt davon, auf die beiden Jünglinge zu, die mit dem Papst zu Beginn der Audienz erschienen waren, und welche die ganze Zeit in gebührendem Abstand teilnahmslos gewartet hatten.

 

Ruben von Arras wurde aus der einfachen Herberge in ein nahegelegenes Kloster gebracht. Dort kümmerte sich ein in Heilkunde erfahrener Mönch um meinen kranken Vater. Nun wohnte ich ebenfalls bei den Franziskanern in der Herberge für Pilger. Täglich wachte ich am Bett meines Vaters, wischte ihm den Schweiß von der Stirn, gab ihm zu trinken und betete in der Klosterkapelle für ihn.

Doch weder die Fürsorge der Mönche, noch meine Gebete, auch nicht dieser heilige Ort, ja, nicht einmal der persönliche Segen des Papstes, konnten verhindern, dass ich meinen Vater verlor. Nach einer Woche war er tot.

War unsere lange Pilgerfahrt, auf holperigen Wegen, durch dunkle Wälder, über strudelnde Wasser, schließlich über die windgepeitschten schroffen Alpen, noch unter einem guten Stern gestanden - nur einmal, auf dem Alpenpass, war eine Radachse unseres Lastkarrens gebrochen - so endete meine erste große Reise tragisch.

Verzweifelt klammerte ich mich an den toten Körper meines Vaters. Heftige Weinkrämpfe schüttelten mich. Ich wollte weder essen noch trinken. Von all den Versuchen der Mönche mich zu trösten, wollte ich nichts wissen, weigerte mich gar zu beten. Ich haderte mit Gott, schimpfte, fluchte und fragte voller Verzweiflung, warum Gott mir so ein Unrecht antat, zuerst nahm er mir die Mutter und meine Geschwister und jetzt auch noch meinen Vater. Ich fiel in tiefe, schweigsame Traurigkeit.

Schließlich wurde mein Vater auf dem Pilgerfriedhof, dem Campus Teutonico, beigesetzt. Stumm stand ich am Grab. Ich hatte Angst. Nun war ich ganz allein, hatte niemanden mehr.

Pater Johannes fasste meinen Arm und sprach mir Trost zu. „Mein Sohn“, sagte er mit sanfter Stimme, „der frühe Tod deines Vaters betrübt uns alle. Doch kannst du gewiss sein, dass Ruben im Himmel ist. Hier in Rom zu sterben, in der Heiligen Stadt, führt geradewegs vor Gottes Thron. Und nun, da du Waise bist, will ich für dich sorgen, bis du groß genug bist und selbst entscheiden kannst, was du werden möchtest. Vielleicht willst du ja demnächst in ein Kloster eintreten. Ich würde dir dazu raten. Doch vorerst möchte Seine Heiligkeit, dass du ein Schüler des Leto wirst. Ich sprach mit dem Papst und Leto darüber, als wir dich stehen sahen neben deinen wunderschönen Gobelins auf der Burg San Angelo. Leto meinte, du könntest ein guter Schüler werden. Du wirst also auf ausdrücklichen Wunsch Seiner Heiligkeit die Accademia Romana besuchen. Dort wirst du nicht nur in der Landessprache, sondern auch in Latein und Griechisch unterrichtet, wirst die Weisheiten der großen Philosophen kennenlernen, unterwiesen werden in Mathematik und dich zudem vertraut machen mit Kunst und Geschichte der Griechen und Römer.“

 

So wurde ich denn einige Tage später zum Haus des Giulio Pomponius Letus am Tiber gebracht. Jenem Manne, der bei der Papstaudienz mit einer Toga bekleidet neben seiner Heiligkeit geschritten war. Pomponius Letus, kurz Leto genannt, legte besonderen Wert auf Rhetorik und Ideale des Altertums. Er erzählte seinen Schülern von vergangenen Geschehnissen aus einer Epoche weit vor der Geburt des Herrn und was sich ereignet in dieser vorchristlichen Zeit.

 

„Es ist eine antike Skulptur, eine Figur aus heidnischer Epoche. Und es ist besser diese Statue des Stiers vorerst in der Engelsburg zu belassen“, meinte der Berater des Papstes, der Franziskanerpater Johannes.

„Weil sie heidnisch ist?“, wunderte sich Sixtus, „Wir sammeln viele antike Statuen, auch heidnische.“

„Ja, selbstverständlich tut Ihr das, Heiliger Vater. Doch was ich auf dem Sockelboden bei dieser Figur an Hinweisen entdeckt habe, könnte für die Kirche größte Gefahr bedeuten.“

Sixtus schaute seinen Vertrauten fragend an. Der fuhr fort: „Ihr wisst, Heiligkeit, dass ich mich als Novize in meinem Mutterkloster ausführlich mit alten Schriften befasste.“

„Ihr sagtet es Uns bereits. Doch was glaubt Ihr auf dem Sockelboden dieser Figur so besonders Gefährliches entdeckt zu haben? Auf der Festung San Angelo flüstertet Ihr Uns nur etwas von einem Geheimnis zu. Und warum soll die Statue nun dort bleiben?“

„Zur Sicherheit. Im Wandversteck. Bis wir einen vertrauenswürdigen und weisen Mann gefunden haben, der uns diese Zeichen eindeutig entschlüsseln kann.“

„Nun, was sind das für Zeichen?“

„Es sind neben dem auf dem Sockelboden der Statue eingravierten griechischen Text zudem arabische Ziffern und lateinische Lettern, willkürlich, wie es scheint, auf der Unterseite eingeritzt.“

„Und?“, ungeduldig hob der Papst seine Hand.

„Das ist eine lange Geschichte“, begann Johannes, „wie ich Eurer Heiligkeit schon bei unserer ersten Begegnung anvertraute, komme ich aus einem sehr armen Elternhaus. Als der Jüngste eines leibeigenen Bauern, hatte ich das große Glück durch die Fürsorge unseres damaligen Dorfpriesters in eine Klosterschule aufgenommen zu werden. Noch heute danke ich Gott für diese Gnade.“

„Kommt zur Sache“, unterbrach Sixtus unwirsch den Pater.

„Im Klosterarchiv fand ich den Bericht eines flämischen Mönchs aus den Jahren 1098, 1099, Deus lo volt, so heißt der Bericht. Darin schildert er die ungeheuerlichen Strapazen des Kreuzzuges ins Heilige Land, spricht über die mühevolle, langwierige und verlustreiche Eroberung Jerusalems, wo sie alle Bewohner, sowohl Juden, aber auch alle anderen nieder machten, Alte und Junge, Männer, Frauen und Kinder. Und er beschwert sich darüber, dass immer noch Juden im Rheinland leben, obwohl sie doch auf ihrem Weg ins Heilige Land alle umbrachten oder vertrieben, die nicht rechtzeitig fliehen konnten. Viele Juden wurden ermordet im Namen des Herrn.“ 

„Und weiter?“ Sixtus wurde ungeduldig.

„Er erwähnt in seinem Bericht einen goldenen Stier mit eben jener Schrift auf der Unterseite des Sockels. Und vor allem, das kann nun wahrhaftig keine Verwechselung sein, spricht er eindeutig neben diesem griechischen Text auf der Unterseite der Statue auch die lateinischen Buchstaben “Je – Na – et - Fi - Mo“ auf ihrem umlaufenden Rand an.“

„Ja, ja. Kommt zum Wesentlichen!“

„In diesem Zusammenhang mit jener Figur verweist der Mönch auf ungeheuerliche Textrollen, die er in der Heiligen Stadt Jerusalem gesehen haben will und die, wie ja auch der Satz auf der Unterseite aussagt, zu dieser Figur gehören. Es sollen Berichte von unserem Herrn, von Jesus Christus, sein.“  

„Von Jesus, dem Nazarener? Was heißt das? Gäbe es demnach gar Texte von Jesus selbst?“

Pater Johannes nickte leicht mit dem Kopf. „Der Mönch spricht in seinem Bericht davon, dass diese Lebensbeichte unseres Herrn von IHM selbst seinem jüngsten Sohn Moses in die Feder diktiert wurde.“

„Schriften von unserem Herrn, von Jesus Christus?“ zweifelte der Papst, „Jesus als Vater? Er hätte einem Sohn sein Leben diktiert?“

 „Nun, Eure Heiligkeit, es ist doch so, bei den Juden ist jeder Mann ab einem gewissen Alter verheiratet. Das ist heute so und war sicherlich auch früher nicht anders. So kann man davon ausgehen, dass Jesus verheiratet war.“

„Eine ungeheuere Vorstellung. Dann wäre ja das Zölibat völlig hinfällig.“

„Das Zölibat schützt doch vor allem das Kirchenvermögen, Heiliger Vater. Wo käme die Kirche hin, wenn leibliche Nachkommen der Priester Erbansprüche anmelden könnten.“

„Da habt Ihr wohl Recht. Dennoch, es ist Uns nicht bekannt, dass Jesus eine Familie hatte. Zumindest ist Uns nichts Schriftliches dazu überliefert.“

„Ich weiß wohl, es sind im Jahre 367 alle Schriften verbrannt worden, die der allgemein gültigen kirchlichen Lehre nicht gerecht wurden.“

„Nun doch wohl nur die, die bekannt waren und deren man habhaft werden konnte.“

„Natürlich! Und diesen besonderen Bericht Deus lo volt hat man dabei wohl übersehen. Denn der Mönch schreibt, so weit ich mich des Inhalts erinnere, dass der Teufel selbst dem jüngsten Sohn des Jesus, diesem Moses, die Hand geführt haben muss bei der Niederschrift des von Jesus in der Verbannung diktierten Textes.“  

„Jesus in der Verbannung? Und dort seinem jüngsten Sohn diktiert?“

„Ja Heiliger Vater. Allein das wäre schon Häresie und verwerflich genug, also eine Katastrophe für die Heilige Mutter Kirche.“

„Oh Gott! Und was steht nun weiter in den Pergamenten, die der Mönch in Jerusalem fand?“

„Darüber schweigt sich der Mönch aus. Er schreibt nur, dass er über den wahren Inhalt nichts sagen kann, da diese Texte diametral der Heilsbotschaft unserer Heiligen Kirche zuwiderlaufen. Und darum, so sagt er, habe er diese Schriften den Kreuzrittern übergeben, damit sie diese verwerflichen Dokumente heimlich nach Rom zum Heiligen Vater schaffen.“  

„Und die nie hier ankamen! Uns ist bis dato nicht zu Ohren gekommen, dass man auch nur ein Schriftstück von unserem Herrn Jesus Christus in den römischen Archiven oder sonst irgendwo gefunden hätte.“

Der Franziskaner, Pater Johannes, nickte zustimmend. „Sehr wohl, Heiliger Vater. Als ich nun aber die Stierfigur sah und diese Schriftzeichen auf ihrem Sockel mit dem bezeichnenden Buchstaben “Je – Na – et - Fi - Mo“, fiel mir der Bericht dieses Mönchs wieder ein. Denn wenn stimmt, was der Mönch berichtete, und davon gehe ich aus, dann könnten die Hinweise auf dem Sockelboden der Figur uns vielleicht sagen, wo diese erwähnten Schriftrollen zu finden sind.“ Johannes senkte die Stimme. „Schriften von Jesus selbst. Allerdings Schriften, die niemand zu Gesicht bekommen darf. Niemand!“

„Von IHM selbst und seinem Sohn diktiert. Aber doch wohl, wie Ihr Uns zu verstehen gebt, sehr zweifelhaften Inhalts. Wie kommt Ihr darauf, dass die Einritzungen auf der Unterseite der Figur etwas mit jenen vom Mönch erwähnten Schriftrollen zu tun haben?“

„Weil der Text auf dem Sockelboden ausdrücklich jene Schriftrollen erwähnt. Die Zahlen auf dem Sockelboden könnten Jahreszahlen sein. Die Buchstaben, in der richtigen Reihenfolge gelesen, könnten den Fundort nennen.“

„Wenn es denn überhaupt solche Schriften eines Mannes Namens Jesus je gegeben hat oder gar noch gibt. In all den Jahrhunderten ist Uns nicht bekannt geworden, dass Jesus etwas Schriftliches hinterlassen hätte. Doch ganz wie Ihr meint. So besorgt denn einen Experten, der dieses Geheimnis aufklären kann, damit wir Gewissheit bekommen. Aber tut das mit äußerster Behutsamkeit.“

 

Jene geheimnisvollen Pergamente aber, die Pater Johannes verzweifelt suchte und die nie in seine Hände kamen, deren ich jedoch durch einen puren Zufall auf der Insel Rhodos ansichtig wurde, und deren Inhalt ich nun also kenne, machen verständlich, warum der Pater so unerbittlich über Jahre hinter diesen Texten her war. Obwohl er mir und meinem Geliebten Francesco Übles angetan, ja uns gar nach dem Leben getrachtet, obwohl er auch anderen geschadet, obwohl er betrogen und gemordet hat, habe ich im Nachhinein für den unerbittlichen Eifer des Franziskaners im Wissen um den Inhalt der Pergamente durchaus Verständnis. Wenn ich auch natürlich sein sündhaftes Handeln nicht gutheißen kann.  

Nun schmoren dieser Franziskaner und auch Papst Sixtus IV., sein Auftraggeber, bereits in der Hölle. Sixtus, so wurde berichtet, starb im August 1484 nach christlicher Zeitrechnung in Rom. Sowohl er als auch der Mönch haben nun aber wahrhaft nicht christlich gehandelt. Der jetzige Pontifex jedoch, Alexander VI., dieser Borgia, treibt es schlimmer als all seine Vorgänger. Er hat sich dieses Amt erkauft und erschwindelt. Auch er lässt morden. Er treibt es gar mit seiner eigenen Tochter. Er gibt seinen Söhnen Kardinalsprivilegien. Kurz, er ist der wahrhaftige Antichrist auf dem Thron der Kirche, welche aus vielen bekannten Gründen, aber vor allem auf Grund der besagten Pergamente, längst schon keine Glaubwürdigkeit mehr für ihr Bestehen hat.

Nun, in Rom hat man inzwischen sowohl diesen Pater als auch jene Pergamente, die er seinerzeit beschaffen sollte, längst vergessen. Die Kirche kämpft an neuen Fronten. Einen Kampf, den sie beinahe seit ihren ersten Tagen führt. Immer fühlt sie sich bedroht. Bedroht von Feinden, die sie sich zum großen Teil selber schafft. So sah auch Sixtus IV. stets und überall Gefahren lauern, im Vatikan, in Rom, im Kirchenstaat und darüber hinaus. Deshalb auch diese Unerbittlichkeit vermeintlichen Ketzern gegenüber, diese jahrelange Suche nach den gefährlichen Pergamenten und die Jagd nach Francesco und mir, der ich darum damals auch nicht mehr nach Rom zurückkehren konnte.

 

Ich hatte mich seinerzeit schnell in der Accademia Romana eingelebt. Ich befreundete mich mit Marco Lucido Fazini und vor allem mit dem außerordentlich hübschen, ein wenig älteren Alessandro Cinizzi, dem Liebling unseres Lehrers Leto. Oft blieb dieser Alessandro nach dem Unterricht bei seinem Lehrer. Manchmal während der ganzen Nacht. Alessandro war der Sohn eines römischen Baumeisters, seine Mutter die Tochter eines nordischen Gutsbesitzers. Der Vater Alessandros hatte sie auf einer Reise durch die Rheinprovinzen kennengelernt. Da Alessandros Mutter mit ihrem Sohn im Hause Deutsch sprach, konnte ich mich mit ihm vom ersten Tag an gut verständigen. Auch übersetzte Alessandro in der ersten Zeit, was Leto sagte. Und oft wurde ich bei den Eltern Alessandros eingeladen.

Im Haus des Leto am Tiber trugen auch wir Schüler eine Toga, während Leto sie auch dann trug, wenn er seine Jünger im Circus Maximus zu sportlichen Übungen anhielt oder mit ihnen in der Stadt herumging, ihnen die klassischen Tempelanlagen zeigte, deren historische und mythologische Bedeutung erklärte.  

Als er mit uns Schülern vor dem Pantheon stand, wandte sich Leto an mich. „Wir haben uns das erste Mal auf der Engelsburg gesehen, bei der Audienz des Sixtus. Nun, die Kuppel dieses Baus hier diente dem Baumeister, der die Kuppel des Doms in Florenz errichtete, als Vorbild. Und das Pantheon und die Engelsburg haben sehr viel miteinander zu tun. Die Engelsburg nämlich war ehedem das Mausoleum von Kaiser Hadrian, der auch das Pantheon hier errichten ließ. Hadrian war der kultivierteste und zugleich auch der erfolgreichste Kaiser des Imperium Romanum.“

Mit solchen und ähnlichen Details wusste Leto seine Schüler zu fesseln. Wir besuchten die Ruinen des Circo Massimo, dann die Reste des alten Stadthafens am Tiber und gelangten schließlich ins Kolosseum. Die Bürger Roms nutzten dieses ehemalige Amphitheater nun als Steinbruch. Ich wanderte mit Alessandro durch die Ruinen. Überall spross aus dem alten Gemäuer frisches Grün. Es roch herrlich nach Kräutern. Minze wuchs dort und Johanniskraut, wilder Jasmin. Wir durchstreiften die unterirdischen Gänge und Kammern unter diesem kolossalen Bau.

Leto führte uns Schüler weiter zum Capitol, wir gelangten zum Forum Romanum, besichtigten den Rundbau der Markthallen aus römischer Kaiserzeit.

Aber nicht nur die klassischen Monumentalbauten faszinierten mich, auch das neue Rom beeindruckte mich nun doch, wie ich mir ehrlicherweise eingestehen musste. In meinen kühnsten Träumen hätte ich mir das nicht ausmalen können: Die herrlichen Kirchen und die Plätze mit wunderbaren Brunnen, dann wieder antike Tempelruinen, Aquädukte, zum Teil schon eingestürzt.

Leto sprach bewundernd von den hervorragenden technischen Leistungen der Menschen im alten Rom. Als wir Schüler mit ihm den bocca della verità, den Mund der Wahrheit, betrachteten, erklärte Leto: „Das ist ein Kanaldeckel über der Cloaca Maxima gewesen. Die Römer der Antike waren hervorragende Techniker, was die Entsorgung des Abwassers anging und vor allem natürlich, was die Versorgung der Stadt mit frischem Wasser betraf. Ihr habt ja alle die Reste der großartigen Aquädukte gesehen, die früher aus den Bergen das Wasser in die Stadt leiteten. In der Stadt floss das erfrischende Nass durch unterirdische Rohrleitungen zu den Häusern der Reichen, aber auch zu den öffentlichen Brunnen. Rom besaß im vierten Jahrhundert nach Christus 1350 Brunnen. Und nicht zu vergessen die vielen Thermen. Tausende konnten in ihnen baden. Diese Thermen hatten unter den Marmorplatten der Ruhebänke verlegte Tonrohre durch die heißes Wasser geleitet wurde. Auf diesen beheizten Bänken konnten die Menschen ruhen. Und schaut euch das heutige Rom an. Welch ein Unterschied, welch ein Verfall! Was ging an Wissen und Können     nicht alles verloren? Was ging nicht alles unter in den folgenden Epochen, wurde vergessen oder gar vernichtet? Vernichtet aus Unvernunft und Unwissenheit.“  

 

Eifrig lernte ich Tag für Tag. Die Wochen, die Monate flogen dahin. Ich erfuhr im Laufe der Zeit Dinge, von denen ich zuvor nicht einmal etwas geahnt hatte. War ich doch in meiner Kindheit nur bei meinen Eltern im Hause gewesen, um meinem Vater ein wenig zur Hand zu gehen, der mir auch Schreiben, Lesen und Rechnen beigebracht und mich in die handwerklichen Fertigkeiten eines Leinewebers eingewiesen hatte.

Aber was Leto lehrte, ging weit über das allgemeine Wissen hinaus. Er sprach über Kunst und Philosophie, über Architektur und Mathematik, erzählte von fremden Völkern, erklärte uns Schülern historische Zusammenhänge. Und all das auf eine verständliche und unterhaltsame Weise.

Hin und wieder, wenn Johannes nicht im Auftrage des Papstes unterwegs war, und er war viel unterwegs, besuchte der Pater mich, seinen Zögling. Er unterrichtete mich in religiösen Fragen, oder spazierte mit mir im Vatikan umher. Hier baute man überall. Sixtus hatte das Bestreben, die Medicis aus Florenz mit ihrem Prunk zu übertreffen.

Eine päpstliche Kapelle war in Planung. Im Apostolischen Palast und in den Gärten stellte man Skulpturen auf. Die neue Bibliothek wurde erweitert.

Ich war fasziniert von den überall tätigen Baumeistern, Freskenmalern und Bildhauern. Und ich staunte über die Bücher, die aus den neu entstandenen Druckereien ganz Italiens kamen. Aber auch alte Handschriften, gebunden in kostbare goldverzierte Lederdeckel, füllten nach und nach die Regale.

Der Vatikan war für mich damals nicht nur das Herz der Kirche, Zentrum der Macht, sondern auch ein Hort der Weisheit, Mittelpunkt der christlichen Moral und ein Ort unermesslicher Schätze. Ich war überwältigt von all der Herrlichkeit, und verwand so ganz allmählich den schmerzlichen Verlust meines Vaters.