Moosleitner-Schicksalhafte_Entscheidungen

Über dieses Buch:

Jakob Fichtner weiß nicht mehr weiter: Wenn er nicht innerhalb eines Monats die Kreditrückstände bezahlt, verliert er seinen Hof. Seine einzige Möglichkeit, die Existenz seiner Familie zu retten: Seine Tochter soll den reichen Bauerssohn Karl heiraten. Doch Rosi ist davon gar nicht begeistert - sie hat nur Augen für den den Münchner Künstler Albert, der sich in Wiesenau eine Hütte gemietet hat, um ungestört malen zu können. Aber Albert ist mittellos und glaubt deswegen, dass Karl die bessere Partie für Rosi ist. Enttäuscht und wütend willigt Rosi daraufhin in die Hochzeit ein ...

Die Heimatglück-Romane bei dotbooks: Schicksalhafte und romantische Geschichten vor traumhafter Bergkulisse!

Über die Autorin:

Christa Moosleitner, geboren 1957, schreibt seit 20 Jahren Romane in den unterschiedlichsten Genres. Sie lebt und arbeitet in Hessen. Bei dotbooks erscheinen ihre folgenden Heimatglück-Romane: „In der Stunde der Gefahr“ / „Ein Sommer in den Bergen“ / „Dunkle Wolken über dem Richterhof“ / „Rückkehr nach Liebenau“ / „Schicksalhafte Entscheidungen“ / „Die Söhne der Familie Stadler“. Weitere Heimatglück-Romane folgen.

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Neuausgabe April 2014

Dieses Buch erschien bereits 1985 unter dem Titel Erzwungene Heirat bei Martin Kelter Verlag GmbH & Co.

Copyright © der Originalausgabe 1985 Martin Kelter Verlag GmbH & Co., Hamburg

Copyright © der Neuausgabe 2014 dotbooks GmbH, München

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Titelbildgestaltung: init | Kommunikationsdesign, Bad Oeynhausen, unter Verwendung eines Motiv von thinkstockphotos, München

ISBN 978-3-95520-364-1

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Christa Moosleitner

Schicksalhafte Entscheidungen

Ein Heimatglück-Roman Band 5

dotbooks.

1

»Gütiger Himmel!« rief die erschrockene Bäuerin, als ihr Mann vom Dorf zurückkam und die gute Stube betrat. Ihm war sofort anzusehen, daß sich seine Laune offensichtlich auf einem Tiefpunkt befand. »Jakob, was ist dir denn für eine Laus über die Leber gelaufen?«

»Da fragst noch?« erwiderte der Fichtner Jakob mit bitterer Stimme, während er sich an den Tisch setzte. »Kannst dir das net denken, Anna? Weißt doch schließlich, wie es um uns und den Hof bestellt ist ...«

»Freilich weiß ich das, Jakob«, antwortete die Bäuerin und holte sofort die Flasche mit dem Enzian aus dem Schrank, weil sie genau wußte, daß sich ihr Mann jetzt in einer Stimmung befand, wo er einen guten Tropfen dringend nötig hatte. »Aber es wird doch bestimmt mal bessere Zeiten geben. Mußt doch deswegen net verzweifeln. Ich halt doch zu dir.«

Der Bauer wollte zu einer Antwort ansetzen, überlegte es sich aber doch anders. Er goß sich ein Glas von der hellen Flüssigkeit ein und kippte dann den scharfen Schnaps hinunter.

»Ich hab unten im Dorf den Hofstetter Erich getroffen, Anna«, rückte er dann mit der Wahrheit heraus. »Natürlich hat der mich auf die fälligen Zinsen angesprochen. Er hat gesagt, daß die Bank net länger warten kann. Nächsten Monat muß ich die Rückstände begleichen, sonst sieht er schwarz.«

»Der Hofstetter!« meinte die Bäuerin und winkte verächtlich ab. »Der übertreibt doch bestimmt mal wieder – nur weil er im Vorstand von der Genossenschafsbank sitzt. Hast ihn doch wohl hoffentlich vertrösten können?«

»Diesmal net, Frau«, gestand ihr der Bauer. »Ich hab dem Hofstetter zwar zu erklären versucht, daß die Ernte in diesem Sommer net überragend war – aber das hat ihn gar net interessiert. Der Hofstetter hat gesagt, er wär den anderen Vorstandsmitgliedern gegenüber Rechenschaft schuldig. Nein, verlängern wollt er den Kredit net noch einmal ...« Der Bauer seufzte und schlug die Hände vors Gesicht, weil er wußte, was das für ihn und seine Familie bedeutete. »Frau, ich weiß net mehr, was jetzt aus uns werden soll. Wirklich, ich hab alles versucht, aber diesmal sind wir am Ende ...«

»Wirst doch wohl so schnell noch net die Flinte ins Korn werfen, Jakob?« versuchte ihn seine Frau aufzumuntern. »Schließlich glauben Rosi und ich an dich. Wirst es schon schaffen, den Hof zu retten.«

»Da gäb es schon eine Möglichkeit, Anna«, meinte der Bauer nach kurzem Überlegen. »Bis jetzt haben wir ja kaum Zeit gehabt, mal in Ruhe darüber zu sprechen, aber jetzt ...« Er brach ab, weil er nicht wußte, wie er seine, sich überschlagenden Gedanken in Worten ausdrücken sollte.

»Nun red schon«, forderte ihn seine Frau auf. »Vielleicht wird es dir dann ja leichter ums Herz.«

»Kennst doch den Eibner Karl?« begann dann der Bauer. »Weißt doch, daß er unsere Rosi ganz gut leiden kann, oder? Der Eibner hat Geld genug, um uns von unseren Schulden zu befreien. Und für Rosi wär er kein schlechter Ehemann. Nun schau mich doch net so entgeistert an, Frau! Ich hab mir lange genug den Kopf zerbrochen darüber, aber ich find einfach keinen anderen Ausweg mehr. Egal, was du jetzt davon halten magst – aber ich weiß net, wie ich den Hof sonst noch halten könnt ...«

2

»Karl, hast mich net verstanden?«

Der Rechtner Alois blickte sein Gegenüber erstaunt an, weil er bemerkt hatte, daß der Eibner Karl mit seinen Gedanken offensichtlich ganz woanders war.

Erst jetzt kehrten Karls Gedanken wieder in die Wirklichkeit zurück. Ein geheimnisvolles Lächeln umspielte seine Lippen, als er hinüber zur Theke winkte und dem Wirt ein Zeichen gab, ihm einen weiteren Maßkrug zu bringen.

»Wo warst denn wieder mit deinen Gedanken?« versuchte ihn der Rechtner aufzuziehen, weil er wußte, daß Karl einer war, der sich meistens nur für hübsche Madls interessierte. Er kannte seinen Spezi. Wenn der so dreinblickte, dann konnte meist nur ein Madl dahinterstecken ...

»Bei der Fichtner Rosi, wenn du's genau wissen willst«, antwortete Karl und grinste anzüglich. Bevor er aber fortfuhr, nahm er erst einmal einen tiefen Zug von dem würzigen Starkbier, das ihm der Wirt gerade gebracht hatte.

»So, bei der Rosi«, meinte der Rechtner kopfschüttelnd. »Hat's dir denn net gereicht, daß das Madl dir auf dem Schützenfest neulich einen Korb gegeben hat? Brauchst mich net so wütend anzugucken, Karl. Meinst, das hätt ich schon vergessen? Im Vertrauen gesagt – da redet doch noch das halbe Dorf drüber ...«

»Sollen's doch«, winkte Karl ab. »Die werden alle solche Augen machen, wenn's erst einmal mitbekommen, daß die Rosi und ich bald freien werden!«

»Jetzt brat mir aber einer einen Storch!« platzte der Rechtner heraus, weil er das nicht glauben wollte, was er da vom Karl zu hören bekam. »Wie willst denn das anstellen, sag mir mal? Hast bei dem Madl doch gar keine Chancen mehr ...«

»Kommt Zeit, kommt Rat«, schmunzelte der Eibner, weil er es ja besser wußte. »Heut war nämlich der alte Fichtner bei mir auf dem Hof und hat mit mir geredet. Irgendwie hab ich den Eindruck gehabt, als wenn es dem Fichtner net ganz so gut geht ...«

»Ist das denn ein Wunder?« fügte der Rechtner hinzu. »Schließlich weiß doch das ganze Dorf, daß er hoch verschuldet ist. Wahrscheinlich kommt der Hof bald unter den Hammer.«

»Das glaub ich net«, sagte der Eibner mit entschlossener Stimme. »Da wird's nämlich eine Möglichkeit geben, um das zu verhindern.«

»Und wie soll das geschehen? Da müßt der Fichtner schon im Lotto gewinnen, wenn er seinen Hof noch retten will. Und Wunder gibt es net ...«

»Wer redet denn von Wundern?« lachte der Eibner. »Ich werd ganz einfach die Rosi freien und mit meinem Geld, den Hof vom Fichtner wieder sanieren. So einfach geht das, Alois. Und eins kannst mir glauben – dem Fichtner bleibt gar nix anderes mehr übrig als das, was ich dir grad gesagt hab. Ich würd jede Wette eingehen, daß ich bald ein gerngesehener Gast auf dem Fichtnerhof bin ...«

Daraufhin erwiderte der Rechtner nichts mehr. Weil er sich ja denken konnte, daß Karls Gedanken nicht so abwegig waren. Wenn es wirklich klappte, daß Karl und Rosi zusammenkamen, dann konnte sich Karl wirklich glücklich schätzen. Denn derjenige, der Rosi einmal zur Frau bekam, den konnte man nur beneiden!

3

»Michel, bist ein wenig früh«, meinte der Ochsenwirt zu seinem Gast, als dieser unaufgefordert Platz auf einem der Stühle nahm, die der Wirt draußen vor dem Wirtshaus aufgestellt hatte. »Geöffnet wird erst in einer Stunde ...«

Der Reiser Michel schien sich jedoch überhaupt nicht darum zu kümmern, was ihm der Meißner Hans, der Ochsenwirt, gerade gesagt hatte. Statt dessen winkte er ab und griff in seine Jackentasche,, um ein Pfeifchen herauszuholen. Wer den Michel gut kannte, der wußte, daß dies ein untrügliches Zeichen dafür war, daß der Reiser Michel jetzt Sitzfleisch bekam.

»In Gottes Namen!« seufzte der Ochsenwirt, weil er den dickköpfigen Reiser gut kannte. Auf ein Wortgeplänkel wollte er sich gewiß nicht einlassen. Nicht jetzt, wo er noch alle Hände voll zu tun hatte. Schließlich erwartete er gegen Mittag eine Reisegruppe aus der Stadt, die hier bei ihm eine Rast einlegen wollten. Natürlich bot sich so eine Gelegenheit nicht so oft, und deswegen mußte das Wirtshaus auf Hochglanz poliert sein. Denn Städter waren manchmal sehr empfindlich gegen Unordnung und Schmutz. Deshalb war der Meißner an diesem Morgen besonders früh aufgestanden, um alles in Ordnung zu bringen. Als der Reiser Michel vorbeikam, war der Ochsenwirt gerade damit beschäftigt gewesen, mit einem Kehrbesen draußen den Hof zu fegen. Was für ein Glück, daß er den größten Teil seiner Arbeit schon hinter sich gebracht hatte, denn jetzt, wo der Michel da war, konnte er die Arbeit getrost vergessen. Der Michel war ein alter Schwätzer, der glaubte, daß ihm jeder zuhören mußte.

»Was willst denn trinken?« fragte ihn der Ochsenwirt.

»Na das Übliche – du weißt schon«, schmunzelte der Reiser und zündete sich seine Pfeife an, während der Ochsenwirt ins Haus ging, um dem Michel eine Maß Bier zu zapfen. Indes lehnte sich der alte Michel gemütlich im Stuhl zurück und blickte hinüber zur Straße. Heute war wirklich ein schöner Sommertag. Geradezu ideal, um es sich gemütlich zu machen. Und wo gab es denn dafür einen schöneren Platz als vor dem Wirtshaus, das sich mitten im Dorf befand, und wo man alles sehen konnte, was sich sonst noch ereignete?

Seine Gedanken brachen ab, als der Meißner den Maßkrug brachte und auf den Tisch stellte.

»Wohl bekomm's, Michel«, sagte der Wirt und griff wieder nach seinem Besen. »Mich mußt jetzt erst einmal entschuldigen. Ich hab noch was zu erledigen ...«

Seinen Plan konnte der Ochsenwirt aber nicht in die Tat umsetzen, denn in diesem Augenblick vernahmen sie beide schwaches Motorengeräusch, das zusehends lauter wurde. Wenige Sekunden später erkannte der Reiser Michel als erster einen Wagen, der sich dem Dorf näherte und jetzt genau auf den Dorfplatz zugefahren kam. Er verlangsamte sein Tempo und kam dann schließlich zum Stehen. Kurz darauf erstarb der Motor.

»Sieht aus, als wenn du einen Gast bekommst«, meinte der Reiser Michel, nachdem er einen kurzen Blick auf das Autokennzeichen geworfen hatte. »Das ist doch einer aus der Stadt, der bestimmt ein Quartier sucht ...«

Der Ochsenwirt erwiderte daraufhin überhaupt nichts, sondern richtete seine Blicke statt dessen auf den Fahrer, der jetzt die Tür aufstieß und aus dem alten VW stieg. Es war ein junger Mann, mit dunklem, welligem Haar, gekleidet wie einer aus der Stadt. Er trug alte verwaschene Jeans und ein Baumwollhemd, das auch schon bessere Tage gesehen hatte.

»Bestimmt einer von den Studenten, die nix gescheites arbeiten wollen«, ließ sich der Reiser Michel zu einem Kommentar herab. Er hätte noch mehr gesagt, wenn ihm der Ochsenwirt nicht mit einem eindeutigen Blick zu verstehen gegeben hätte, daß er jetzt besser den Mund hielt. Schließlich wollte der Meißner nicht, daß seine Gäste vergrault wurden. Obwohl der Michel im Grunde genommen eigentlich recht hatte.

»Grüß Gott«, sagte der junge Mann jetzt und lächelte den beiden Einheimischen freundlich zu. »Vielleicht könnens mir mit einer Auskunft weiterhelfen ...«

»Kommt drauf an«, erwiderte der Ochsenwirt ausweichend, weil er nicht wußte, worauf der Fremde hinauswollte. »Was haben's denn auf dem Herzen?«

»Ich heiße Albert Kainer«, stellte sich der junge Mann jetzt vor und wies auf seinen Wagen. »Ich bin aus München und hab mich entschlossen, etwas Luftveränderung zu suchen. Wissen's, in der Stadt, da kann man net so recht arbeiten.«

»Suchen's vielleicht Arbeit?« schaltete sich der Reiser Michel in das Gespräch ein, weil er seine Neugier einfach nicht zurückhalten konnte.

»Eigentlich net«, erklärte ihm der junge Mann. »Ich bin Maler und ich such ein ruhiges Fleckchen, wo ich ungestört Bilder malen kann. Die Landschaft hier ist ja wirklich herrlich – das muß ich einfach malen, verstehen's? In der Stadt gibt's ja kaum noch gute Motive für so was. Deshalb bin ich hierher gekommen und möcht auch ein Weilchen hierbleiben. Sie wissen net zufällig, wo man vielleicht billig unterkommen könnt?«

Der Reiser Michel wollte gerade sagen, daß es in Wiesenau für Bettler und Herumtreiber keinen Platz gab, aber zum Glück erkannte das der Ochsenwirt am Blick seines Gastes. Er stieß dem Reiser in die Seite, und der begriff sofort, daß er seinen Mund halten sollte.

»Na ja, fragen's doch mal den Steiner«, schlug der Ochsenwirt dem jungen Maler spontan vor. »Der hat oben eine Almhütte, die kaum benutzt wird. Vielleicht können's da unterkommen ...«

»Eine Almhütte?« Albert Kainer wurde jetzt neugierig. »Das wär ja ideal, um da ungestört arbeiten zu können. Wo wohnt denn dieser Herr Steiner?«

»Net weit von hier«, erwiderte der Ochsenwirt. »Gehen's weiter die Straße entlang und biegen's dann bei der Kirche links ab. Der letzte Hof am Ende der Straße ist es. Und sagen's dem Steiner, daß Sie vom Ochsenwirt kommen.«

»Freilich«, bekräftigte der Maler seine Worte. »Das werd ich auch tun. Na, denn will ich mich mal gleich auf den Weg zu ihm machen. Haben's vielen Dank für die Auskunft. Wir sehen uns ganz bestimmt später ...«

Er verabschiedete sich von dem Ochsenwirt und nickte auch dem alten Reiser Michel freundlich zu, obwohl dessen Blicke überaus mißtrauisch auf ihm haften blieben. Aber an solche Blicke hatte sich Albert schon gewöhnt. Er wußte, daß man in solch abgelegenen Dörfern Fremden gegenüber recht mißtrauisch war. Aber dieses Mißtrauen würde sich bestimmt rasch legen, denn Albert war kein Mensch, der sich von den anderen abkapselte. Wenn es wirklich klappte, daß er sich auf der Almhütte des Steinerbauern einquartieren konnte, dann würde alles andere bestimmt auch hinhauen. Auch der Kontakt mit der hiesigen Bevölkerung.

Er setzte sich hinters Steuer seines alten VW und fuhr los. Die Straße hinunter, wie es ihm der Wirt gesagt hatte. Im Rückspiegel konnte er sehen, daß der Wirt und sein Gast ihm noch hinterherschauten. Offensichtlich kamen nicht oft Fremde nach Wiesenau ...

4

»Rosi, was hast denn nur?« erkundigte sich die Mutter bei dem Madl. Ihr war schon am frühen Morgen aufgefallen, daß das Madl heut etwas zurückhaltender und stiller war als sonst. Das mußte doch irgendeinen Grund haben, denn sonst war Rosi ein aufgewecktes und fröhliches Madl. Ganz im Gegensatz zu heute!

»Es ist nix, Mutter«, erwiderte Rosi und konzentrierte sich weiter aufs Abwaschen, während die Mutter abtrocknete. »Ich hab heut halt nur ein bisserl Kopfschmerzen.«

Mit dieser Antwort gab sich ihre Mutter allerdings nicht zufrieden. Schließlich kannte sie Rosi gut genug, um zu wissen, ob das die Wahrheit war oder es sich nur um eine Ausrede handelte.

»Rosi, hast vielleicht was auf dem Herzen, was du gerne loswerden möchtest?« versuchte es die Mutter noch einmal. »Weißt doch, daß du mit mir über alles reden kannst ...«

»Seit gestern abend glaub ich das aber net mehr«, rückte Rosi nun mit der Wahrheit heraus. »Ich hab nämlich genau gehört, was du mit dem Vater besprochen hast.«

»Ach, das ist es also!« Die Mutter stellte den Teller beiseite, den sie gerade abgetrocknet hatte und ging einen Schritt auf Rosi zu. »Madl, ich glaub, wir beide müssen jetzt einmal vernünftig miteinander reden. Weißt, wir wollen dir nix Böses. Kannst uns glauben, daß wir uns schon seit langem den Kopf darüber zerbrochen haben, wie's nur mit uns weitergeht. Aber wir ...«