Einführung in die Sportsoziologie

Otmar Weiß, Gilbert Norden

Einführung in die Sportsoziologie

Waxmann 2013

Münster / New York / München / Berlin

Inhalt

Vorwort

Einleitung

1Der Gegenstand der Soziologie

2Sportsoziologie: Gegenstandsbereich, theoretische Ansätze und methodische Zugänge

3Sport und Gesellschaft

3.1Sport und Kultur: Werte in der Gesellschaft und im Sport

3.1.1     Sport und Zivilisation

3.2Expansion des Sports, interne Differenzierung und Trends

4Sozialisation und Sport

4.1Geschlechtsrollen im Sport

4.2Soziale Schichtung im Sport

4.2.1     Physischer Habitus, somatische Kultur und soziale Distinktion

4.2.2     Sportarten der unteren sozialen Schichten

4.2.3     Sportarten der oberen sozialen Schichten

5Soziale Gruppe und Sport

5.1Soziale Prozesse in Sportgruppen

5.1.1     Gruppengröße und -aufgabe im Sport

5.1.2     Gruppenkohäsion im Sport

5.2Soziale Erleichterung

6Sport als soziale Institution

6.1Ein Paradigma der Anthropologie

6.1.1     Weltoffenheit

6.1.2     Exzentrizität

6.1.3     Streben nach Anerkennung

6.2Soziale Anerkennung im Sport

6.2.1     Anerkennung als Zugehöriger einer Gruppe

6.2.2     Anerkennung in einer zugeschriebenen Rolle

6.2.3     Anerkennung in einer erworbenen Rolle

6.2.4     Anerkennung in einer öffentlichen Rolle

6.2.5     Anerkennung der persönlichen Identität

6.3Aktion und Präsentation in der Gesellschaft und im Sport

6.4Sport als soziales Phänomen

7Sport und Kommunikation

8Sportzuschauer

8.1Zur Aggression von Sportzuschauern

9Sport und Massenkommunikation

9.1Kommunikatorforschung

9.2Inhaltsforschung

9.3Medienforschung

9.4Publikumsforschung

9.5Wirkungsforschung

10 Sport und Wirtschaft

Literatur

Abbildungen

Tabellen

Index

Vorwort

Die Sportsoziologie hat in den letzten Jahrzehnten wichtige Fortschritte erzielt und bedeutsame wissenschaftliche Erkenntnisse zur Verfügung gestellt, die Grundlagen für Theorie und Praxis, für Studium, Ausbildung und Beruf liefern. In diesem Sinne soll dieses Einführungsbuch Basiswissen über das Forschungsfeld vermitteln und zugleich eine Orientierungshilfe sein, indem sportsoziologische Themen, Theorien und Forschungsergebnisse anschaulich dargestellt und anhand von Beispielen näher erläutert werden. Die Lektüre des Buches ist insbesondere für Studierende der Sportwissenschaft und Soziologie gedacht, aber auch für alle, die am Sport interessiert sind und die Sozialwelt des Sports besser verstehen möchten.

Die Autoren zeichnen für folgende Kapitel verantwortlich: Otmar Weiß Kapitel 6 und 7, Gilbert Norden und Otmar Weiß Kapitel 1 bis 5 und 8 bis 10.

Auf eine geschlechtsneutrale Schreibweise wird zugunsten der leichteren Lesbarkeit verzichtet.

Wien, im Januar 2013

Otmar Weiß, Gilbert Norden

Einleitung

Sportsoziologie hat sich in den letzten Jahrzehnten als Subdisziplin der Sportwissenschaft und Soziologie etabliert. Wichtige internationale Fachgesellschaften sind: Das „International Committee for Sociology of Sport“ (ICSS, gegründet 1964, seit 1995 „International Sociology of Sport Association“, ISSA), die „North American Society for Sociology of Sport“ (NASSS, gegründet 1978) und die „European Association for Sociology of Sport“ (eass, gegründet 2001). Diese Organisationen veranstalten jeweils jährlich Kongresse und geben Zeitschriften heraus, nämlich die „International Review for the Sociology of Sport“ (seit 1966, Organ der ISSA), das „Sociology of Sport Journal“ (seit 1984, Organ der NASSS) und das „European Journal for Sport and Society“ (seit 2004, Organ der eass). Weitere sportsoziologische Zeitschriften sind das „Journal of Sport and Social Issues“ (seit 1977), „Sport, Education and Society“ (seit 1996), „Soccer and Society“ (seit 2000) und „Sport und Gesellschaft“ (seit 2004). Die Zeitschriften spiegeln den Diskussionsstand innerhalb der Sportsoziologie wider. Ihre Themenvielfalt sowie die Heterogenität der theoretischen Ansätze und verwendeten Methoden in den Beiträgen verweisen auf eine rasante Entwicklung des Faches Sportsoziologie, welches in den USA, in Großbritannien, Deutschland und Südkorea am stärksten vertreten ist.

In Österreich setzte die Institutionalisierung der Sportsoziologie 1968 mit der Gründung des „Österreichischen Arbeitskreises für Soziologie des Sports und der Leibeserziehung“ ein, der Vorläuferorganisation der heutigen „Österreichischen Gesellschaft für Sportsoziologie“. Wie in vielen anderen Ländern erfolgte hierzulande ab den 1980er Jahren ein starker Zuwachs an sportsoziologischen Publikationen. Unter anderem erschien 1988 eine Übersichtsdarstellung zu Sportsoziologie (Norden/Schulz 1988), der 1999 ein Lehrbuch folgte (Weiß 1999). Die vorliegende zweite Auflage dieses Lehrbuches geht von folgendem Sportbegriff aus:

Definition:

Sport ist eine körperliche Aktivität, die erlebnis-, gesundheits-, leistungs-, spiel- und wettkampforientiert betrieben wird.

Diese Definition unterscheidet sich von anderen Definitionsversuchen durch ihre handlungstheoretische Ausrichtung, die auch für große Teile des Buches grundlegend ist. Das Buch ist in zehn Kapitel gegliedert:

In Kapitel 1 und 2 erfolgt eine Beschreibung der Gegenstände „Soziologie“ und „Sportsoziologie“. Dabei wird sowohl über die theoretischen Ansätze, wie auch über die Methoden in der Sportsoziologie ein Überblick geboten. Ziel ist, Grundkenntnisse zu vermitteln, die zum Verständnis und Umgang mit Ergebnissen empirischer sportsoziologischer Forschung notwendig sind.

Anschließend wird der Zusammenhang zwischen Sport und Gesellschaft (Kapitel 3) skizziert. Es wird verdeutlicht, dass Sport integraler Bestandteil der Gesellschaft und daher sozial und kulturell geformt ist. Jede Gesellschaft hat eine für sie bezeichnende Auffassung von Sport. Die Relativität dieser Auffassungen und ihre große Vielfalt verweisen darauf, dass es sich hierbei eher um soziokulturelle Schöpfungen als um ein Ergebnis einer biologisch fixierten Natur des Menschen handelt. Sport ist ein Kulturprodukt. Als solches ist er ein Indikator für den Grad der gesellschaftlich zulässigen physischen Gewalt und stellt eine Abbildungsfläche gesellschaftlicher Distinktionen und eines spezifischen Habitus des Menschen in den verschiedenen Stadien der Gesellschaftsentwicklung dar.

Die Sinngebung des Sports kann von Gesellschaft zu Gesellschaft unterschiedlich sein. Innerhalb einer Gesellschaft variieren Form und Bedeutung des Sports etwa nach Geschlecht und sozialer Schichtzugehörigkeit. Dabei spielen die je nach sozialer Lage unterschiedlichen Vorstellungen vom eigenen Körper eine wichtige Rolle. Darauf und auf die Sozialisationsprozesse, aus welchen diese Vorstellungen resultieren, wird in Kapitel 4 eingegangen.

An die Sozialisationsthematik anknüpfend werden in Kapitel 5 soziale Prozesse in Sportgruppen behandelt. Dabei geht es vor allem um Zusammenhänge zwischen Gruppengröße, Gruppenstruktur, Gruppenkohäsion und Leistung.

In Kapitel 6 wird ein „Paradigma der Anthropologie“ wiedergegeben, um die soziale Dimension des Sports besser erschließen zu können. Das Paradigma wurde im Rahmen der Habilitationsschrift „Sport und Gesellschaft (Weiß 1990) unter Rückgriff auf einige Grundaxiome der Philosophischen Anthropologie (Scheler, Plessner, Gehlen) sowie in Anlehnung an das sozialpsychologische Konzept G. H. Meads entwickelt. Es besagt, dass menschliches Handeln durch ein Streben nach sozialer Bestätigung und Anerkennung gekennzeichnet ist. Dieses Paradigma wird sodann auf den Sport angewandt. Es wird herausgearbeitet, dass Sport den Menschen in besonderer Weise Möglichkeiten zur Selbstbestätigung bietet.

In Kapitel 7 wird gezeigt, dass Handlungen im Sport trotz ihrer Körperbezogenheit auch als Kommunikationsprozesse ablaufen. Als soziale Institution hängt Sport aufs Engste mit Kommunikation zusammen, da Handlungen im Sport mit Bedeutung und Sinn verbunden sind.

Die Sinnproduktion und -vermittlung stellt auch einen wichtigen Faktor der Zuschauerattraktivität des Sports dar. Darauf und auf weitere Attraktivitätsfaktoren wird in Kapitel 8 ebenso eingegangen wie auf die Aggressionsproblematik von Sportzuschauern.

Nach den Ausführungen zum Verhalten von Zuschauern vor Ort wird die indirekte Teilnahme von Zuschauern an Sportereignissen über Medien und der Mediensport überhaupt untersucht (Kapitel 9). Hierbei bildet die „parasoziale Beziehung“ zwischen Fernsehzuschauern und Mediensportlern einen Schwerpunkt. Es handelt sich um eine künstliche Beziehung, die in vielerlei Hinsicht einer echten sozialen Beziehung gleicht. Ein zweiter Schwerpunkt liegt in der Charakterisierung der „Realität des Mediensports“. Die Massenmedien produzieren eine eigene Wirklichkeit, eine Medienkultur des Sports, die mit dem Wesen der Medien zusammenhängt.

Die Symbiose zwischen Sport und Massenmedien hat weitreichende Auswirkungen auf das Verhältnis zwischen Sport und Wirtschaft (Kapitel 10). Sport ist zu einer riesigen Industrie geworden. Wie kaum ein anderes Phänomen fügt er sich erfolgreich in den Algorithmus von Freizeit, Konsum und Massenkommunikation ein und verhilft seinerseits diesen Subsystemen zur Verwirklichung ihrer Ziele. Folglich kommt es im Sport zur Kommerzialisierung (Anpassung des Sports an die Gesetze des Marktes), Professionalisierung (Verberuflichung) und Mediatisierung (Anpassung des Sports an die Gesetzmäßigkeiten der Medien).

1   Der Gegenstand der Soziologie

Der Gegenstand der Soziologie1 ist die Gesellschaft. Unter Gesellschaft wird allgemein ein Gefüge von Individuen, sozialen Handlungen und Beziehungen zur Befriedigung individueller und gemeinschaftlicher Bedürfnisse verstanden. Man spricht von: Stammesgesellschaft; Jäger- und Sammlergesellschaft; Agrargesellschaft; industrieller, spätindustrieller und postindustrieller Gesellschaft, offener und geschlossener Gesellschaft, traditioneller, moderner, spätmoderner und postmoderner Gesellschaft, sakraler und säkularisierter Gesellschaft, matriarchalischer und patriarchalischer Gesellschaft, imperialistischer, totalitärer, repressiver, autoritärer, antiautoritärer und permissiver Gesellschaft; theokratischer, diktatorischer, plutokratischer, bürokratischer, technokratischer und demokratischer Gesellschaft, lokaler, regionaler, nationaler und transnationaler Gesellschaft sowie Weltgesellschaft; u.v.a.m.

Als deskriptiver Begriff wird Gesellschaft meist durch Aufzählung von Eigenschaften definiert, wie zum Beispiel: Sie besitzt ein abgegrenztes Territorium, eine eigene Kultur und bestimmte Organisationsformen, die Bevölkerung besteht aus beiden Geschlechtern und allen Altersgruppen etc.

Definition:

Gesellschaft ist eine Bezeichnung für die Gesamtheit des Sozialen und kennzeichnet die zwischenmenschliche Verbundenheit oder die besondere Art der sozialen Beziehungen, Prozesse, Handlungen und Kommunikationen.

Für Gesellschaftsmitglieder ist die „Gesellschaft nicht unmittelbar sichtbar, weil sie einerseits eine als selbstverständlich erlebte Umwelt darstellt und weil sie andererseits Aspekte von Ordnung und Regelmäßigkeiten, Phänomene des gleichgerichteten und organisierten Verhaltens aufweist, die erst unter Beobachtung erkennbar sind“ (Schulz 2008, S. 15). Diese dem Individuum vorgegebene Ordnung bezeichnet den Systemcharakter der Gesellschaft. Wird in der Soziologie primär von diesem, also vom „Ganzen“ der Gesellschaft ausgegangen, spricht man von einer „holistischen“ Perspektive (Makrosoziologie), aus der Soziologie wie folgt definiert wird:

Definition:

Soziologie ist jene Wissenschaft, die sich mit der Erforschung gesellschaftlicher Strukturen befasst.

Wichtige Fragestellungen betreffen demnach den Aufbau von Gesellschaften und richten sich auf die Wechselwirkungen zwischen gesellschaftlichen Teilbereichen (Arbeit, Familie, Sport etc.) sowie auf die Auswirkungen unterschiedlicher Strukturen. Welchen Einfluss hat es zum Beispiel auf die Entwicklung des sozialen Lebens in einem Dorf, wenn ein Betrieb, in dem ein großer Teil der Ortsbevölkerung beschäftigt ist, zusperrt und die Bewohner arbeitslos werden? Oder, wie wirkt sich die Zunahme der Ehescheidungen auf die Sozialisation der Kinder aus? Oder, welche Bedeutung hat die Verbreitung des E-Sports (Computerspielesport) bei Kindern und Jugendlichen für die Entwicklung von sozialer Kontaktfähigkeit und des Sozialverhaltens?

Ein anderer Zugang geht primär nicht von Strukturen aus, sondern von den sozialen Verhaltensweisen, dem Handeln der Menschen und den menschlichen Interaktionen. Man nennt dies den „individualistischen“ Zugang (Mikrosoziologie). Ihm entspricht die folgende Definition von Soziologie:

Definition:

Soziologie ist die Wissenschaft vom sozialen Handeln und von menschlichen Interaktionen.

Wichtige Themenbereiche sind dann der Erwerb und die Ausformung sozialer Verhaltensweisen (Sozialisation) und die wechselseitige Orientierung der Menschen aneinander durch gegenseitige Verhaltens- und Norminterpretationen. Man ist an einem Grundmodell menschlichen Verhaltens interessiert, um Handlungsabläufe im sozialen Kontext erklären zu können.

Unabhängig davon, ob der Verhaltens- und Interaktionsaspekt oder der Systemaspekt im Vordergrund steht, geht es in der Soziologie nicht um Aussagen über die individuellen Akteure, wie dies in der Psychologie der Fall ist, sondern die Gesellschaft oder das Soziale stehen im Mittelpunkt des Interesses. Der Kernbegriff der Soziologie sozial verweist auf eine breite Verwendungspraxis. In der Alltagssprache drückt sozial eine ethisch-moralische Haltung aus: z. B. jemandem helfen, ein gutes Werk tun, sich fürsorglich, lieb und rücksichtsvoll verhalten. Der Gegensatz hierzu ist unsozial: z. B. lieblos, rücksichtslos, egoistisch, geizig. Ferner hat das Wort sozial eine öffentlich-politische Dimension im Sinne von fördernd, den (wirtschaftlich) Schwächeren schützend und die menschlichen Beziehungen in der Gesellschaft regelnd, ausgedrückt in den Wortverbindungen Sozialpolitik, Sozialhilfe, Sozialreform, Sozialstaat etc.

Neben dem moralischen und politischen Sinnverständnis erfährt der Begriff in seiner wissenschaftlichen (soziologischen) Verwendung eine entscheidende Erweiterung seines Bedeutungsrahmens. In der Soziologie bedeutet sozial: jedes Handeln, das auf andere Menschen bezogen ist oder aus dem Verhalten anderer Menschen folgt; es beinhaltet sowohl Kooperation als auch Konflikt.

Der Begriff sozial kommt auch in der Biologie vor. Zum Beispiel spricht man vom Sozialverhalten von Tieren und Pflanzen. Es gibt eine Tiersoziologie, Pflanzensoziologie, Soziobiologie etc.

Abbildung 1.1:  Nachbardisziplinen der Soziologie

Die wichtigsten mit sozialem Verhalten befassten Nachbardisziplinen der Soziologie sind die Anthropologie, die Psychologie und die Ökonomie (Abbildung 1.1).

Eine eigene und unumstrittene Sozialtheorie wurde bislang nicht entwickelt; zumindest gibt es keinen relativ einheitlichen Kern einer allgemein anerkannten Theorie. Stattdessen gibt es eine Vielzahl theoretischer Ansätze. Die wichtigsten davon sind in Tabelle 1.1 überblicksartig dargestellt.

Tabelle 1.1:  Theoretische Ansätze der Soziologie

Struktur-Funktionalismus

Neo-Funktionalismus (= Nachfolger des Struktur-Funktionalismus)

Systemtheorie (in verschiedenen Varianten)

Interpretativer oder Phänomenologischer Ansatz (in seinen Ausprägungen, dem Symbolischen Interaktionismus, der Ethnomethodologie und der Neuen Phänomenologie)

Prozess- und figurationstheoretischer Ansatz

Verhaltenstheoretischer Ansatz

Praxistheorie (Theorie sozialer Praktiken)

Performanztheorie

Dialektischer Ansatz

Konflikttheorie

Kritische Theorie

Rational-Choice-Ansatz (= aus der Ökonomie übernommene Überlegungen)

Soziologische Theorien und Aussagen müssen an der Wirklichkeit, d.h. empirisch, geprüft werden. Es geht um die systematische Ermittlung sozialer Tatsachen mit Verfahren, welche die Ergebnisse intersubjektiv überprüfbar (objektiv) und damit prinzipiell von der Subjektivität des Forschers unabhängig machen. Insofern ist die Soziologie als Wissenschaft von der Gesellschaft nur als empirische Forschung möglich. Als grundlegende Sozialwissenschaft ist die Soziologie auf die theoretisch empirische Erforschung der Gesetzmäßigkeiten des gesellschaftlichen Zusammenlebens der Menschen ausgerichtet.

Definition:

Empirisch bedeutet „auf Erfahrung beruhend“.

Mittels empirischer Forschung werden Theorien und Aussagen über die soziale Wirklichkeit geprüft. Während in den Naturwissenschaften empirische Forschung und Theoriebildung weitgehend zu einer Einheit verschmolzen sind, ist dies in der Soziologie nicht unbedingt der Fall. Die hoch abstrakten Gesellschaftstheorien sind der empirischen Überprüfung weitgehend entzogen. Die meisten gut abgesicherten Theorien findet man daher vorwiegend im Bereich der Mikrosoziologie oder auch in einigen speziellen Soziologien.

Spezielle Soziologien sind auf entsprechende Bereiche des gesellschaftlichen Lebens ausgerichtet. Hierzu zählen die Familien-, Religions-, Bildungs-, Wirtschafts-, Rechts-, Arbeits-, Stadt-, Agrar-, Technik-, Wissenschafts-, Kunst-, Medizin-, Sprach-, Mediensoziologie und eben die Sportsoziologie.

1    Namengeber der Soziologie (socio = Gemeinschaft, Gesellschaft; logie = Lehre, Wissenschaft, Theorie) war Auguste Comte (1798–1857) (Gukenbiehl 2006, S. 15).