Christine Hoba

Der Ton der Glocken
über dem Meer

Kleine phantastische Erzählungen

mitteldeutscher verlag

Yaks

Diese Herbsttage ähnelten einander in ihrem grauen zerfließenden Licht. Das gelbe Laub der Linde im Hof troff vor Nässe. Ich trank den süßen Tee mit Zuckergras, langem Pfeffer, Kardamom und Zimt.

Jeden Vormittag ging ich in den Zoo. Der schwere Geruch des nepalesischen Tees, den mir eine ehemalige Kollegin geschenkt hatte, um meine Nerven nach der Kündigung zu beruhigen, hing mir im Anzug. Ich kochte ihn mit Milch und rührte einen Löffel Honig hinein. Seine Süße hätte mich trösten können. Aber sie tröstete mich nicht. Einzig der Anblick der im Regen stehenden Yaks gab mir meinen Gleichmut zurück. Sie standen in einer schlammigen Grube, in Fetzen ging ihnen das zottelige Fell aus. Schlamm klebte an den verfilzten Flanken. Manchmal gingen sie in den Unterstand und fraßen das regenfeuchte Heu.

Doch zumeist harrten sie reglos im Regen aus, der unaufhörlich niederging. Ich stand unter meinem Schirm und betrachtete sie. Ich liebe Tiere nicht, ich habe kein Verhältnis zu ihnen. Dennoch bewegten die Yaks etwas in mir. Ich fühlte mich für sie verantwortlich. Ich begriff, dass sie wandern mussten. Ich verstand, dass sie nicht in diesem Pferch bleiben konnten. Hinter den schweren Knochenschalen ihrer gesenkten Stirnen ahnte ich ihre Schwermut.

Nur ein großer Riegel, den ich leicht zurückschieben konnte, verschloss das Gatter. Den Schirm unter den Arm geklemmt, stieß ich ihn auf. Das erste Yak, ein kleine zierliche Kuh mit langen Wimpern, trat auf den kiesbestreuten Weg. Es war das jüngste Tier und aufgrund seiner Jugend neugierig und leichtsinnig. Ich trieb es mit dem Knauf des Schirmes weiter. Weil es unbeschadet blieb, folgten ihm die anderen. Ihr regennasses Fell roch nach Nelken und Kardamom. Mit gesenkten Köpfen trabten sie an mir vorbei. Der Regen rann mir die Stirn hinunter, lief mir in den Nacken. Nach dem vierzigsten Tier hörte ich auf, sie zu zählen. Ich ließ mich im Gewoge ihrer Leiber vorwärtstreiben. Das Trappeln ihrer Hufe zog mich mit ihnen.

Und nun laufe ich neben ihnen her. Wir haben die Stadt hinter uns gelassen, sind quer über die Äcker gewandert und ziehen nach Osten. Mein Kopf- und Barthaar wächst unaufhörlich. Da ich es nicht kämmen kann, flechte ich mir Zöpfchen. In Masuren hat mir eine alte Bäuerin die Schafsfellweste ihres verstorbenen Mannes geschenkt. Ein Weißrusse gab mir ein paar alte Armeestiefel. In der durchweichten Hosentasche knistert die Tüte mit Tee aus Zuckergras, Zimt und langem Pfeffer. Ich keuche. Doch die Yaks sind geduldig. Sie werden langsamer, wenn ich erschöpft bin. Ich klammere mich in das verklebte Fell ihrer Flanken, und während ich laufe, senke ich meine Stirn wie sie und betrachte die abgeschnittenen Halme der Felder, ihre runden Profile, die sich wehrlos dem Regen öffnen.

Der Ton der Glocken über dem Meer

Vineta, wahrscheinlich hast du es gesucht als Kind. Ich sehe dich in deinen bunten Shorts den Strand ablaufen. Du hast drei davon übereinandergezogen, als wärst du einer der Jungs im Schwimmbad, die auf den Zehnmeterturm steigen. Aber du warst nie oben. Man hat dich vom Rand in das Becken geschubst, und das Wasser klatschte über dir zusammen. Seitdem fürchtest du das Wasser. Man lacht über dich, du hörst es genau, und es verletzt dich. Dort, wo der bunte, eng anliegende Stoff hochgerutscht ist, reiben die Innenseiten deiner Oberschenkel aneinander. Stets läufst du nur ein paar Schritte ins Wasser hinein, bis zu den Knien, vielleicht. Ich sehe dich bis zu den Knien ins Meer laufen, in die Ostsee. Vineta wurde von einer Springflut mitgenommen, vermutest du. Die Wellen der Ostsee schwappen gegen deine Shorts. Irgendwo dahinten, denkst du, wird sich eine Welle erheben, eine riesige.

Wenn das Wasser ruhiger wird, fürchtest du es beinahe noch mehr. Denn die Springflut kündigt sich durch eine zugleich friedliche und entsetzliche Stille an. Kinder werden neben dir im Sand spielen, Mütter werden in den Strandkörben liegen, die Träger ihrer Bikinis von den Schultern gezogen, die Augen geschlossen. Fern wird sich der Horizont heben. Wie eine Hand unter einer Decke kriecht, kriecht die Kraft des Meeres auf den Strand zu. Weil es so still ist, werden die Kinder die Springflut für einen gläsernen Berg halten. Sie werden sich nicht fürchten vor diesem Berg, der aussieht, als würde er nicht näherrücken.

Nur du fürchtest dich. Du bist bis zu den Knien ins Meer gegangen, und mit einem Mal stehst du nicht mehr im Wasser, weil es sich zurückzieht, bevor die Springflut kommt, so weit zurück, dass du die Umfassungsmauern einer Stadt erkennst, weit draußen im Schlick, ihre Kirchtürme, in denen noch immer die Glocken läuten unter dem Meer. Man erzählt, sie läuten in den Stürmen, so dass die Fischer, die unvorsichtig hinausgefahren sind, die Glocken hinter dem Sturmgeheul hören und sich vom Ton der Glocken verführen lassen zu den Türmen, an deren Spitzen ihre Boote zerschellen.

Du stehst und siehst die Türme, siehst die Glocken in den Türmen. Ein Wind saust herab aus dem gläsernen Gebirge, jagt auf dich zu, fährt in die Glocken, lässt sie schwingen, lässt ihre Klöppel gegen die Bronze schlagen. Hin und her im Brausen läuten die Glocken, und nun blicken auch die Kinder von ihren Kleckerburgen auf, öffnen die Mütter die mit Sonnencreme verschmierten Augen, sehen die Woge, wie sie Vineta einholt, wie sie Vineta überrennt, schäumend, rasend, in einer gewaltigen Bewegung auf den Strand zu.

Und die Kinder schreien, und die Mütter schreien. Und die Mütter springen aus den Strandkörben, rennen auf ihre Kinder zu und reißen die Kinder in ihre Arme, während sich die Woge über ihnen bricht. Schaum auf der Welle, splitternde Knochen.

In deinen Mund schäumt die Ostsee, in deine Lungen, die sich wehren. Grüne Massen Wasser, Fetzen von Fisch, sprudelndes Meer. Die Woge schmettert dich auf den Grund, reißt dich weit hinaus. Du bist tot und treibst kopfunter in der Finsternis. Stößt an eine Stadtmauer. Der Sog zieht dich durch die Tore Vinetas, über das Gold und Grün der gepflasterten Straßen. Dich berühren Algengardinen, die aus leeren Fenstern wehen. Mit einer vom Sockel gestürzten Heiligenfigur kommst du im Winkel einer Kirche zu liegen, zwischen den zerbrochenen Messkelchen, zwischen den Muscheln, in denen Perlen blinken wie träumende Einäugige. Die Ostsee strömt über dich hinweg. Aus den alten Mosaiken rollen die Steine wie Kies. Du bist müde. Du bist angekommen. Aber du wirst Vineta nicht sehen, weil du in einem ihrer Winkel liegst.

Wäre die Strömung doch heftiger, wünschst du dir, würde sie dich mitnehmen wie einen Rochen. Du liegst im Zentrum deiner Sehnsucht und kannst dich nicht rühren. Bei jedem neuen Vollmond hoffst du auf eine im Vollmond geborene Jungfrau. Sie würde mit einem kleinen Boot hinausrudern. Die Glocken würden läuten, die Glocken in den Türmen über dir, und sie würde ihr Boot an einer der Spitzen der Türme festmachen und hinabtauchen, sie würde mit ihren lebendigen Augen alles betrachten, sie würde dich finden, würde sehen, wie sehr du deinen Shorts entwachsen wärst. Dein Gesicht wäre bleich und schmal. Sie würde es zu lieben beginnen.

Mehr als die kleinen Wellen fürchtest du die Stille vor der Springflut. Du siehst auf das Meer hinaus, du suchst die Spitzen der Türme. Es ist gut, sagst du dir, dass die Glocken nicht läuten, noch nicht, denn du hast Angst vor ihrem Ton.

Akamarinde

Jahrelang habe ich gesät. Ich kaufte die bunten Papiertütchen, betrachtete die blühenden Versprechen darauf: Akelei, Jungfer im Grünen, Anemone. Ich streute den Inhalt auf meinen Teppich. Im Geist sah ich bereits die zarten Jungfern im Grünen in meinem Wohnzimmer blühen, sah ihre blassblauen und rosafarbenen Köpfchen, ihr zitterndes Grün.

Nie ging etwas von dem Samen auf. Vielleicht ist dieser abgewetzte Teppich nicht fruchtbar, vielleicht fällt zu wenig Sonne in mein Zimmer.

Doch jetzt ist es anders. Ein dicker Spross hat in einer Fuge zwischen den Dielen Wurzeln geschlagen. Er ist ein wenig bleich. Sein eines fleischiges Blatt ist blass wie ein Rekonvaleszent. Ich gieße ihn vorsichtig, nicht zu viel. Er wächst gleich neben dem Fernseher. Damit der Elektrosmog ihm nicht schadet, habe ich den Stecker des Geräts gezogen. Warum sollte ich mich auch langweilen? Ich habe ja ihn, den Spross. Ich nenne ihn Akamarinde. Natürlich ist er jungfräulich. Er ist sogar zimperlich.

Ich spreche mit ihm. Jeden Morgen, wenn das wenige Licht auf ihn fällt, suche ich ihn nach winzigen roten Spinnen ab. Akamarinde treibt Stunde um Stunde an seinem fleischigen Blatt. Er entfaltet sich. Er verheißt.

Ich singe ihm Lieder vor. Der Kolonien rostfarbener Flechten ringsum an den Wänden bin ich überdrüssig, ihres fahlen Leuchtens in der Dämmerung.

Ich hocke neben Akamarinde und staune.

Das Leben der Rosen

„Das Auge ist die Materie für das Sehvermögen;

wenn dieses wegfällt, existiert das Auge nicht

mehr außer dem Namen nach wie ein steinernes

oder gemaltes Auge.“

Aristoteles, Von der Seele

Ich bin nicht anerkannt unter den Rosenzüchtern. Mein Name, meine Studien sind in keinem einschlägigen Fachbuch erwähnt. So gewiss dieser Umstand früher meine Eitelkeit gekränkt hat, so sehr macht es mir jetzt Sorgen, nach meinem Tod meine Abhandlung über „Das Leben der Rosen“ von irgendeinem rücksichtslosen Großneffen in einen der Müllcontainer der hiesigen Stadtwirtschaft geworfen zu sehen. Meine Studien, die ich betrieben habe in der nächtlichen Stille meines Arbeitsorts, in der Zurückgezogenheit meiner Küche, über den weiß gestrichenen Küchentisch gebeugt und zu dem kleinen Hinterhof hinausblickend, an dessen rußiger Backsteinwand eine Rose wächst, Tausendblümchen, wie ich durch meine Nachforschungen herausgefunden habe, eine Buschrose mit einfachen tiefrosafarbenen Blüten, deren Lieblichkeit mich jeden Frühsommer erneut berührt, diese Unerschütterlichkeit des Strauches, der dem Staub und Ruß der Stadt trotzt, dem Frost der Winter.

Jetzt, da meine Sehkraft nachlässt, mir graue Pünktchen wie ein trister Schnee auf der Pupille tanzen, muss ich schon sehr nahe an Tausendblümchen herantreten, um die Farbe ihrer Blüten zu erkennen. Hinter dem grauen Schnee, der in mein Blickfeld rieselt, leuchtet ihr tiefes Rosa.

Ich habe meine Abhandlung Tausendblümchen gewidmet. Es gibt keinen Menschen, kein Tier, die so sehr meine Freude gewesen waren, wie es Tausendblümchen ist. Auch wenn sie es nicht weiß. Auch wenn sie nur tut, was sie tun muss: wachsen und blühen.

Frauen haben in meinem Bett geschlafen, der starke Geruch, die zum Verfall bestimmte Weichheit ihrer Körper, die in keinem Frühjahr zu einer neuen Blüte gelangen würden, ekelte mich. Als sie begannen, in meiner Küche aufzuräumen, aus meinem Denkort einen Raum der Lebensmittelzubereitung zu machen, ertrug ich sie nicht länger. Katzen sind über meinen Hinterhof geschlendert. Ich habe sie gestreichelt, ich habe sie gefüttert, ich habe ihnen die Zecken aus dem Fell gedreht. Für eine Weile schienen sie mich zu meinen – sie schnurrten um meine Beine, wenn ich mit den beladenen Tellerchen zu ihnen trat. Es hat mich jedes Mal geschmerzt, wenn sie eines Tages verschwanden.

Vielleicht wurden manche von ihnen von einem Auto überfahren, vielleicht zog ihr wahrer Besitzer in eine andere, ferne Wohnung, vielleicht wechselten einige Katzen auch einfach ihr Revier, fanden ein passenderes Futter, eine Hand in ihrem Fell, die ihnen angenehmer war.

Gewiss, man kann sagen, es wäre zu einfach, die Pflanze dafür zu loben, dass sie bleibt. Wie sollte sie auch fort? Zu ihrem Wesen gehört das Wurzelschlagen, zu ihrem Wesen gehört die Beharrung.

Das ist richtig, und nicht darum lobe ich sie. Habe ich je die Pappeln im Hof der Onkologischen Klinik gelobt, an der ich als Nachtpförtner arbeite?

Die Pappeln stehen im Hof der Klinik, sie sind anspruchslos. Sie erinnern mich, so wie sie an der kahlen Backsteinmauer stehen, an den Schulhof meiner Kindheit und an den Kasernenhof, auf dem ich gedrillt wurde. Zweihäusige, rasch wachsende Pappeln. Sie rascheln nachts im Wind. Ihr Rascheln dringt durch die geöffnete Tür der Pforte zu mir, wenn ich sitze, das schmierige Kreuzworträtselheft des Pförtners auf dem Tisch, unter dem ich meine Aufzeichnungen über das Leben der Rosen verberge, weil ich in der Nacht, wenn die Geräusche in der Klinik verstummt sind, wenn auch die Sterbenden für zwei Stunden Schlaf gefunden haben, an meinen Studien weiterarbeite. Konzentriert, zwei, drei botanische Bücher neben die Telefone und die Sprechanlage gelegt, mache ich mir Notizen.

Nein, Pappeln sind ohne Geheimnis für mich. Sie wachsen, sie vergehen. Man wirft ihr Holz in das Feuer, und mit einem gierigen Lodern wird es von den Flammen gefressen. Ich sehe aus meiner Pförtnerloge zu den Pappeln hinaus und bin gelangweilt. Ich beobachte, wie dürre, vom Tod gezeichnete Männer abends ein paar Zigarettenzüge im Schutz der Pappeln tun. Ihre Kippen liegen verstreut unter den Bäumen, die stur weiterwachsen. Nichts greift sie an.

Vielleicht ist meine Abhandlung über die Rosen eine wissenschaftliche Albernheit, denn sie wirft die Frage auf, ob die Rosen Dinge sind, bestenfalls Lebewesen, oder ob sie nicht darüber hinaus eine Hoffnung aufrechterhalten, die in ihrem Wesen besteht, Rosen zu sein, und die Schönheit meint.

Ausführlich behandle ich die Theorien der Schönheit anhand der Schönheit der Rosen. Denn selbst noch die geringsten unter ihnen, die Heckenrosen, mit ihren robusten Früchten und den zarten, vom Wind bedrohten Blüten, sind schön und für mich schöner noch als die großen Königinnen der Gärten, die eine einzige hochmütige Blüte treiben.

Doch während ich zu den Pappeln hinausstarre, auf das Rascheln der Pappeln lausche, und die Bogenleuchte im Krankenhaushof im Wind schwankt, ein schaukelndes grünes Auge, das in der Finsternis kreiselt, spüre ich den Druck in meinen Augen, ein Schneeflimmern, das nichts mit dem Schwanken der Lampe zu tun hat. Schon kann ich meine Aufzeichnungen über das Leben der Rosen nur noch unter einer Lupe betrachten. Meine Schrift wird krakelig und schief. Ich kann die letzten Seiten meiner Abhandlung nicht mehr entziffern. Jenen Teil über die Seele der Rosen, eine Rosenpsychologie gewissermaßen, die jahrelangem Nachdenken und Beobachten entsprungen ist.

Ich werde „Das Leben der Rosen“ nicht mehr vollenden, weiß ich, während ich die Brotbüchse und die Thermosflasche vorsichtig neben das Manuskript in meine Aktentasche platziere.

Ein rosiger Morgendunst liegt über der Stadt, eine kühle Klarheit ist um mich, in der ich nach Hause laufe. Ich gehe in den Hinterhof, ganz nahe trete ich zu Tausendblümchen, drücke mein Gesicht in die feuchten Blüten. Ihre kleinen Dornen kratzen mich. Sie verströmt einen sanften Duft. Das Rosa der Blüten flimmert. Graue Pünktchen flackern. Wie könnte ich jemals den Verlust ihrer Schönheit ertragen?

Das Fürstentum Schlehen

Tagsüber halte ich mich in der Fensternische auf. Tief fällt das Gelände unter mir ab. Das Kissen, auf dem ich sitze, habe ich vor Jahren selbst bestickt. Nun ist sein Schmuck kaum noch vorhanden, ein paar dünne Fäden von unbestimmter Farbe ziehen sich kreuz und quer.

Ich habe es oft flicken müssen, im schwachen Licht, das durch das Fenster dringt. Krähen schreien am Himmel. Sie fliegen unter mir. Ich lege das Buch in den Schoß und sehe ihnen nach.

Das Buch ist schwer. Ich sollte es auf das Pult legen. Aber dann kann ich nicht auf der Fensterbank sitzen. Stehe ich am Pult, bin ich praktisch schon im Dunkeln, dringt das Licht, wie die rote Glut unter der dicken Schicht Asche, nicht mehr zu mir.

So trage ich das Buch jeden Morgen zum Fenster. Ich besitze nur dieses eine Buch. In seinen Initialen ringeln sich Fabeltiere, schlingen sich üppige Pflanzen und gehen winzige Schnitter, die Sense über der Schulter, über das Feld.

Das Buch enthält eine Beschreibung des Fürstentums Schlehen. Unter den Nachbarländern und fernen Reichen, von denen ich gehört habe, finde ich dieses Fürstentum nicht. Und dennoch kenne ich es bis in die kleinste Einzelheit.

Das Buch ist ein Lobgesang auf das Fürstentum Schlehen. Vielfältig sind die Tiere und Pflanzen in ihm. Friedfertig die Menschen.

Ich sitze in der Fensterbank und sehe auf die schroffen Felsen hinab. Nichts, was ich sehen kann, hat Ähnlichkeit mit dem Fürstentum Schlehen.