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Familie Maulwurf und ihre Freunde

Sabrina Chachulski

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Impressum:

Personen und Handlungen sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind zufällig und nicht beabsichtigt.

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Alle Rechte vorbehalten.

Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt.

Titelbild gestaltet mit Illustrationen von © tigatelu – Adobe Stock lizenziert

ISBN: 978-3-86196-956-3 – Taschenbuch

ISBN: 978-3-86196-957-0 – E-Book

Lektorat: Redaktions- und Literaturbüro MTM: www.literaturredaktion.de

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Inhalt

Vorwort

Liebe Gäste

Ein mutiger Sprung

Kleine Fehler

Jeder ist anders

Streit

Zu Hause

Worte können verletzen

Sportliche Versuche

Versteckte Stärken

Die Pilzsuppe

Der Wettbewerb

Das Kind der Familie

Wertvolle Spielsachen

Harte Arbeit

Ehrlichkeit

Wahre Gefühle

Vertrauen

Echte Freunde

*

Vorwort

Auf der Welt gibt es viele verschiedene Orte. An einigen Orten ist es das ganze Jahr über heiß, an anderen ist es immer kalt. Einige Orte liegen auf hohen Bergen, andere dagegen liegen in Tälern. Einige Orte sind direkt am Meer, andere Orte liegen dagegen in tiefen Wäldern – fast wie versteckt.

Der Ort, von dem ich euch erzählen möchte, liegt in einem kleinen Tal. Durch dieses Tal fließt ein kleiner Fluss, der Nette heißt. Dieser Fluss hat dem Ort auch seinen Namen gegeben: Nettetal.

Im Nettetal liegen viele wunderschöne Wälder und Seen. Der schönste ist der De-Witt-See, der in einen kleinen und einen großen See geteilt ist. Um diesen haben viele verschiedene Tierfamilien eine Heimat gefunden. Von einer dieser Familien möchte ich euch in diesem Buch erzählen: Es ist die Maulwurfsfamilie.

Diese Familie besteht aus vier Mitgliedern, die ich euch kurz vorstelle: Als Erstes ist da Mikey, der Maulwurfsvater. Er wird von vielen einfach nur Papa Maulwurf genannt. Er ist ein stiller Riese, aber sehr gerecht und sehr kreativ.

Seine Frau ist Sara, die auch Mama Maulwurf genannt wird. Saras Eltern haben in vielen Ländern gelebt. Als Sara geboren wurde, lebten sie in England. Deshalb spricht man ihren Name auch englisch aus. Das klingt im Deutschen wie Sähra. Während Saras Familie im Nettetal lebte, lernten sich Mikey und Sara kennen und verliebten sich ineinander. Deshalb blieb sie bei Mikey, als ihre eigene Familie weiter zog. Sara selbst ist sehr intelligent und hat ein großes Herz.

Zusammen haben Mikey und Sara zwei Kinder: Ihr Sohn Maxi ist das ältere Kind. Er ist sehr verspielt und entdeckt gerne Neues. Amy ist die Jüngste der Familie. Sie kann sehr schüchtern sein, aber sie ist auch sehr begabt. Zusammen mit ihrer Familie und ihren Freunden erleben die Maulwurfskinder viele Abenteuer, finden neue Freunde und leben in Glück und Freude. Sie beobachten dabei den Wechsel der Jahreszeiten, wenn im Frühling alles anfängt zu blühen, im Sommer die Sonne über die Wiesen lacht, im Herbst die Bäume ihre Blätter verlieren und im Winter die Welt in eine Schneedecke gehüllt wird.

Die Tiere leben so in einem Einklang der Natur und in Harmonie. Auch gelegentliche Probleme enden in Frohsinn, sodass man sich nur wünschen kann, dass diese Zeit niemals enden wird.

*

Liebe Gäste

Es war sechs Uhr und damit Zeit für das Abendessen im Hause Maulwurf. Die Maulwurfsmutter rief ihre Kinder zu sich: „Maxi, Amy, kommt zu mir!“

Maxi und Amy waren hungrig und sie wussten, dass es Zeit zum Essen war. Deshalb kamen sie ganz schnell aus ihren Zimmern angerannt und setzten sich an den Tisch. Aber dort stand nichts zu essen.

„Wo ist das Essen?“, fragte Maxi.

„Wir sind am Verhungern“, ergänzte Amy.

„Das Essen ist noch bei mir und ich habe nicht gesagt, dass ihr zum Essen kommen sollt“, erklärte Mama Maulwurf.

„Gibt es noch kein Essen?“, fragte Amy nach.

„Natürlich ist das Essen schon fertig. Aber der Tisch muss noch gedeckt werden – von euch.“

Beide Kinder fingen an zu stöhnen: „Oh nein, wie doof“, meckerte der eine.

„Warum immer die Kleinen?“, meckerte die andere.

Mama Maulwurf begann zu erklären: „Das wollte ich euch sagen. Wir – euer Vater und ich – finden, ihr seid alt genug, um ein wenig zu helfen. Kommt zu mir und ich gebe euch die Dinge, die auf den Tisch müssen.“

Beide Kinder standen wieder auf und gingen zu ihrer Mutter. Diese gab Amy fünf Becher und Maxi fünf Teller. Als dieser die Teller auf den Tisch verteilte, fiel ihm auf, dass er einen Teller zu viel hatte. Sie waren doch zu viert: ein Teller für Papa, ein Teller für Mama, ein Teller für seine Schwester und ein Teller für sich. Es blieb einer übrig. Dann fiel ihm ein, dass immer ein Teller mehr auf dem Tisch stand. Er wurde nie benutzt und wurde nach dem Abendessen wieder in den Schrank geräumt – unbenutzt. Maxi fragte sich, welchen Sinn das hatte. Es war nur mehr Mühe.

Amy stellte neben jeden Teller von Maxi jeweils einen Becher. Als sie sah, dass er nicht mehr weiter machte, fragte sie: „Maxi, was ist los?“

Maxi drehte sich zu ihr und fragte sie: „Warum decken wir fünf Becher und Teller? Wir sind doch nur zu viert.“

„Vielleicht kommt jemand zu Besuch?“

„Nein, das hätte Mama doch gesagt?“

„Vielleicht hat sich Mama verzählt?“

„Aber es steht doch immer ein fünfter Teller und ein fünfter Becher auf dem Tisch.“

In dem Moment kam ihr Vater in die Küche.

„Wir können Papa fragen, ob jemand zu Besuch kommt“, schlug Amy vor und ging zu ihm. „Papa“, fragte sie. „Kommt heute jemand zu Besuch?“

„Nein, mein Liebes“, erklärte Papa Maulwurf.

„Dann hatte ich doch recht“, meinte Amy zu ihrem Bruder.

„Womit hattest du recht?“, erkundigte sich Papa Maulwurf.

„Dass sich Mama verzählt hat. Sie hat uns fünf Teller und fünf Becher gegeben.“

„Aber es steht doch immer ein Teil mehr auf dem Tisch. Mama kann sich doch nicht immer verzählen“, hielt Maxi dagegen.

„Kann doch sein …“, meinte Amy.

„Gar nicht!“

„Wohl.“

„Nein.“

„Doch.“

Die Kinder fingen an, sich zu streiten.

„Hört auf“, rief Mama Maulwurf dazwischen. „Der Tisch ist noch nicht fertig gedeckt und er deckt sich auch nicht von eurem Streit.“

„Dann fragen wir halt Mama“, wendete Amy ein und fragte ihre Mutter: „Mama, hast du dich verzählt? Du hast uns fünf Teller und fünf Becher gegeben.“

„Nein, das habe ich nicht.“

„Sag ich doch!“, rief Maxi.

„Maxi, hör auf!“, ermahnte ihn seine Mutter. „Deckt den Tisch zu Ende und ich erkläre euch den Grund.“

Als alle am Tisch saßen, begann Mama Maulwurf zu erklären: „Eure Großeltern, also meine Eltern, haben oft in unterschiedlichen Ländern gelebt – das wisst ihr. Eine Weile haben sie auch in einem Land namens Polen gewohnt. Und in Polen gibt es zu Weihnachten eine Tradition, bei der immer ein Teller mehr auf dem Tisch steht. Das hat zwei Gründe: Auf der einen Seite möchte man so an jemand Liebes denken, der gestorben ist – eine Art Erinnerung. Auf der anderen Seite ist der Teller für einen unerwarteten Gast oder jemanden, der nichts zu essen hat und den man zu sich einladen kann. Dies fand meine Familie so schön, dass meine Eltern und ich diesen Brauch übernommen haben. In unserer Familie machen wir nur einen Unterschied: Wir stellen jeden Tag einen Teller mehr auf, denn es gibt jeden Tag jemanden, der nichts zu essen hat.“

Papa Maulwurf lächelte seine Frau an. Maxi und Amy hatten aufmerksam zugehört. Sie fanden das sehr schön.

Am nächsten Tag gab es eine Überraschung. Maxi kam nach dem Spielen mit einer älteren Hasendame nach Hause.

„Mama, Mama“, schrie er. „Die Frau habe ich am Fluss getroffen und all ihre Karotten für das Abendessen sind ihr ins Wasser gefallen. Ich habe ihr gesagt, dass sie bei uns essen kann. Darf sie bleiben? Du weißt schon, der fünfte Teller.“

„Natürlich, Maxi“, meine Mama Maulwurf. „Wenn sie möchte, kann sie gerne mit uns essen.“

Ein wenig später kam auch Amy nach Hause. Sie hatte einen Frosch dabei. „Mama, Mama“, rief sie. „Herr Froschbein hat heute keine Fliegen gefangen, um sie zu essen. Kann er zum Essen bleiben? So wie du gestern sagtest: der fünfte Teller.“

Mama Maulwurf wollte antworten, als Maxi dazwischenging: „Das geht nicht. Wir haben schon einen Gast.“ Er zeigte auf die Hasendame.

„Meiner soll aber mit uns essen.“

„Nein, meine.“

„Neeeiiiinnn, meiner!“

Maxi und Amy begangen wieder, sich zu streiten.

Papa Maulwurf warf ein: „Wir haben genug zu essen. Beide können bleiben. Wenn sie wollen.“

Sofort wurden Maxi und Amy leise und drehten sich zu der Hasendame und dem Frosch.

„Wollt ihr beide bleiben?“, fragten sie fast gleichzeitig.

Beide Tiere nickten.

Und so aß die Familie Maulwurf mit zwei Gästen und es war schön.

*

Ein mutiger Sprung

Es war sehr warm und die Maulwurfskinder hatten sich entschlossen, im De-Witt-See schwimmen zu gehen. Dazu hatten sie alle ihre Freunde eingeladen.

Besonders freute sich Maxi auf Theo, den Kater. Er war das mutigste Tier, das Maxi kannte. Auch alle anderen waren begeistert von Theo, besonders von seinem Mut. Er fürchtete sich nie vor etwas und rannte immer an der Spitze, wenn es um neue Abenteuer ging. Deshalb nannten ihn alle nur Superkater.

Am See hatten alle sehr viel Spaß. Einige hatten Bälle zum Spielen mitgebracht. Ab und zu spielten sie auch am Land.

Dann hatte Superkater eine Idee: „Warum klettern wir nicht alle nacheinander auf einen Baum und springen von dort ins Wasser? Bei wem das Wasser am höchsten spritzt, hat gewonnen.“ Dabei kletterte Superkater aus dem Wasser.

„Ja, super! Das ist eine tolle Idee!“, schrien alle und stiegen auch aus dem Wasser. Als Erstes ging natürlich Superkater. Mutig kletterte er den Baum hoch. Dann lief er einem dicken Ast entlang, der gerade wie ein Sprungbrett über dem Wasser hing. Schließlich sprang ins Wasser. Es spritzte gewaltig. Kurz danach tauchte Superkater lachend aus dem Wasser auf. „Das ist ein Riesenspaß. Ihr müsst auch alle springen, sage ich euch. Macht schon!“

So geschah es, dass alle nacheinander erst auf den Baum klettern und danach ins Wasser sprangen.

Als Letzter war Maxi dran. So gut wie möglich versuchte er, sich über alles zu freuen. Doch innerlich hatte er große Angst. Die ganze Zeit hatte er gehofft, dass auch einer seiner Freunde Angst haben würde. Dann war er zumindest nicht der Einzige. Aber alle sprangen. Maxi wollte nicht springen. Doch es war ihm zu peinlich, seine Angst zuzugeben. Also entschloss er sich, als Letzter auf den Baum zu klettern und gleichzeitig auf ein Wunder zu hoffen.

„Komm, beeil dich!“, schrie einer seiner Freunde, als er sah, wie langsam Maxi war.