1.png

o

Im Rollstuhl zu

den Orang-Utans

Mit einem Vorwort von Claus Kleber.

Eine Reise um die halbe Welt, um den Regenwald zu retten.

Christina Schott

Benni Over

o

Impressum:

Personen und Handlungen sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind zufällig und nicht beabsichtigt.

Besuchen Sie uns im Internet:

www.papierfresserchen.de

info@papierfresserchen.de

© 2018 – Papierfresserchens MTM-Verlag GbR

Mühlstraße 10, 88085 Langenargen

Telefon: 08382/9090344

Überarbeitete Auflage 2020

Alle Rechte vorbehalten

Lektorat: Melanie Wittmann

Fotos: © Familie Over privat

Indonesienkarte mit freundlicher Genehmigung © Falk Verlag, D-73760 Ostfildern

Foto Claus Kleber: privat

Informationen zu Bennis Projekt auf

www.heny-rettet-den-regenwald.de

ISBN: 978-3-86196-760-6 – Taschenbuch

ISBN: 978-3-86196-968-6 – E-Book

Herstellung: Redaktions- und Literaturbüro MTM: www.literaturredaktion.de

o

Inhalt

Vorwort

Bennis Reise – Teil 1: „Mach mal was klar, Papa!“

Von Niederbreitbach nach Kalimantan: Warum reist jemand 15.000 Kilometer mit dem Rollstuhl mitten in den indonesischen Regenwald? Über die Liebe zu Orang-Utans, Aktionismus und das Familienunternehmen Over, das Unmögliches möglich macht.

Hintergrund: Orang-Utans – Die Gärtner des Regenwaldes

Warum ein Aussterben der Orang-Utans auch das Ende der tropischen Regenwälder in Südostasien bedeuten würde oder: 97 Prozent derselben DNA schützen die Menschenaffen nicht davor, dass ihre engsten Verwandten zu ihren schlimmsten Feinden werden.

Bennis Reise – Teil 2: Ankunft auf Borneo

Auf eine Anreise mit Hindernissen folgt ein überschwänglicher Empfang: In Sintang warten auf Benni neben einer Gruppe Priester und einer Kooperative von Dayak-Frauen gleich 700 Oberschüler und mehrere neue tierische Patenkinder.

Hintergrund: Überlebenskampf der Organisationen – Die Orang-Utan-Retter

Mit viel Geduld und einer gehörigen Portion Idealismus kümmern sich Tierschützer um kleine Orang-Utans, die sie traumatisiert, misshandelt und krank aus illegaler Privathaltung befreit haben. Doch wohin mit den Affen, die bereit sind für die Wiederauswilderung? Bei der Suche nach den letzten intakten Regenwäldern entwickeln die Aktivisten unterschiedliche Strategien.

Bennis Reise – Teil 3: Abenteuer im Dschungel

Matschige Abhänge und eine zusammengebrochene Brücke halten die Overs nicht davon ab, samt Rollstuhl zum Dayak-Dorf Tembak zu reisen und dort in einem traditionellen Langhaus zu übernachten. Belohnt werden sie mit bewegenden Momenten und neuen Bekanntschaften – darunter ein Schamane, ein Haufen Fledermäuse sowie die Bewohner der SOC-Waldschule.

Hintergrund: Traditionelle Kultur in KalimantanDas Leben der Dayak

Wie mehr als 200 Stammesgruppen einst durch ein Friedensabkommen ihre Zukunft sicherten. Was dies mit Kopfjagd, Kolonialherrschaft und dem Zweiten Weltkrieg zu tun hat. Und warum das Dorf Tembak heute lieber Ökotourismus betreibt, als Palmöl anzupflanzen.

Bennis Reise – Teil 4:

Von Sintang nach Palangkaraya: Benni wird offiziell zum „Orangutan Warrior“ ernannt, tauft ein Affenbaby und wohnt der feierlichen Gründung einer außergewöhnlichen Schulpartnerschaft bei. Und warum es ein gutes Zeichen ist, dass sein Patenkind Henry nicht auf ihn wartet.

Hintergrund: PalmölGrüne Wüste

Abholzung, Waldbrände und Palmölproduktion haben große Teile Zentralkalimantans in ökologisches Ödland verwandelt. Menschen wie Tiere verlieren ihre Lebensgrundlage – nicht zuletzt wegen wirtschaftlicher Interessen aus dem Ausland. Doch einige Bauern wehren sich gegen den Ausverkauf ihrer Heimat: die Geschichte eines Dayak-Dorfes im Herzen von Borneo.

Bennis Reise – Teil 5:

Emotionen werden zu Aktionen: Medienberichte, Schulveranstaltungen und neue Lernprojekte treiben Bennis Initiative voran. Dann folgt ein Zusammenbruch. Dass selbst dieser Benni nicht stoppen kann, liegt an der Erkenntnis, dass er allein durch sein Da-Sein noch viel bewirken kann.

Herausgeber + Initiator: Benni Over

Die Autorin: Christina Schott

Unser Buchtipp: Henry rettet den Regenwald

o

Vorwort

FÜR BENNI

Mein Weg und der von Benni, die Wege also des Fernsehmenschen und des jungen Kämpfers für Menschenaffen, kreuzten sich im digitalen Raum. Benni schrieb mir eine liebevolle Mail, nachdem er „Unantastbar“ gesehen hatte – eine ZDF-Dokumentation von Angela Andersen und mir zum 70. Jahrestag der Erklärung der Allgemeinen Menschenrechte am 10. Dezember 1948. In diesem großen Film zu einem noch größeren Thema kamen tatsächlich Orang-Utans vor. Affen, wo es um Menschen gehen sollte? Das hat viele überrascht. Benni nicht, ihn hat es nur gefreut. Er wusste längst, was wir dort zeigten. Er hat es zu seinem Lebensinhalt gemacht. Und zum Inhalt dieses großartigen Buches.

Die Universal Declaration of Human Rights war eine der wichtigsten Errungenschaften der Menschheit – so groß, dass manche schon glaubten, es sei der letzte große Schritt der Zivilisation auf dem Weg zu einer glücklichen Weltgemeinschaft, die sich endlich in Harmonie um ihre großen, gemeinsamen Ziele kümmern würde – Frieden und das Ende von Hunger, Durst und Seuchen. Im Dezember 1948, als eine verstörte Menschheit aus der Hölle der Weltbrände in das Fegefeuer des Kalten Kriegs taumelte, wurden zum ersten Mal in der Geschichte Rechte formuliert, die jedem Menschen auf der Erde zustehen, ohne Rücksicht darauf, in welcher Kultur, in welchem Land und unter welchem Regime er lebt.

Das war wunderbar, aber noch nicht der Einzug ins Paradies. Trotzdem kann man sagen, dass meine Generation – die auch die Generation von Connie und Klaus Over, Bennis Eltern, ist – in einer Epoche leben durfte, in der die Idee von allgemeinen Menschenrechten zwar immer wieder bedrängt und gefährdet, doch beständig auf dem Vormarsch war. Nach 1989/90, dem Fall der Berliner Mauer und dem Ende des Kalten Krieges, schien das Ziel zum Greifen nah.

Heute nicht mehr. Auf allen Erdteilen greifen wieder autoritäre Regime nach der Macht. Sie mobilisieren Urängste gegen „Fremde“ und Minderheiten, sie demontieren die Kontrollmechanismen von Parlamenten und freier Presse und definieren „Menschenrechte“ nach ihrer Façon. Seltsam, dass auch das Leugnen des menschengemachten Klimawandels und Verachtung für den Schutz der Natur zu ihrem gemeinsamen „Markenkern“ gehören.

Wir werden es wohl nicht schaffen, unseren Kindern einen friedlichen Planeten und eine solidarische Menschheit zu hinterlassen. Der Kampf darum ist noch nicht zu Ende. Gleichzeitig müssen wir das Konzept der Allgemeinen Menschenrechte in eine Dimension weiterdenken, von der die Mütter und Väter der Universal Declaration of Human Rights 1948 noch keine Ahnung hatten. In den 30 Artikeln kommt „Gaia“ nicht vor: das Bild von unserem Planeten, seiner lebenden und nicht lebenden Natur, ohne die alle unsere Rechte wertlos sind, ohne die unsere eigene Existenz nicht denkbar ist. Mutter Erde, also.

Hier, nun, kommen die Orang-Utans ins Spiel, die Menschen des Waldes, das bedeutet „Orang-Utan“ nämlich in der Sprache der südostasiatischen Insel Borneo. Borneos Regenwälder – Heimat der Orang-Utans – werden gerade zur Beute einer gefräßigen globalen Agrarindustrie. Immer weiter breiten sich die Ölpalmenplantagen aus, die Natur erstickt unter den Planierraupen der Profiteure. Benni beschreibt das aus eigener Anschauung in diesem Buch. Er schildert auch mit großer Sympathie die Anstrengungen seiner Freunde, der Helfer, die den bedrohten Menschenaffen eine Zuflucht bieten und alles tun, um sie in derzeit noch sicheren Regionen wieder in die Freiheit zu entlassen.

Was die Orang-Utans erleben, muss uns eine Warnung sein. Wir haben keinen anderen Lebensraum als sie, wir teilen ein und denselben Planeten. Sie gehen uns mit ihrem Schicksal nur voran. Wenn wir die Ausbeutung der Natur so weitertreiben, wird uns niemand mehr zu Hilfe kommen.

Benni Over ist uns auf dem Weg dieser Erkenntnis einen großen Schritt voraus. Im Rollstuhl, mit Atemhilfe und seinem großen Herzen. Er und seine wunderbare Familie sollen uns allen ein Ansporn sein. Dieses Buch nimmt den Leser mit auf eine Reise in eine faszinierende, jedoch bedrohte Welt und motiviert zu einem bewussteren Leben – wenn man es mit dem Herzen liest.

Claus Kleber

o

Vorwort

Sie halten ein außergewöhnliches Buch über die Reise eines außergewöhnlichen Menschen in der Hand.

Seit 15 Jahren begleite ich Benni Over als seine Osteopathin. Die Arbeit mit ihm ist sehr intensiv – nicht, weil seine Krankheit mich intensiv beschäftigt, sondern weil Benni so intensiv und frei lebt. Obwohl ihn sein Körper in jedem Maße einschränkt, ist er doch grenzenlos frei. Zu Beginn jeder Behandlung frage ich ihn, wie es ihm geht, und er antwortet mir stets: „Gut.“ Dann teilt er mir kurz und bündig mit, auf was ich an diesem Tag meine therapeutische Aufmerksamkeit richten soll – zum Beispiel: „Guck bitte nach meinem Rücken.“ Und schon spielt die Krankheit keine Rolle mehr und Benni geht seiner Leidenschaft nach: dem Reisen und der Welt der Orang-Utans.

Viele Jahre schon reist Benni zu Zoos in Europa und konnte dabei viel Nähe zu seinen geliebten Menschenaffen aufbauen. Sein Kinderbuch Henry rettet den Regenwald hat in Grundschulen, Kindergärten und sogar in Fachkreisen großes Aufsehen erregt. Mit immenser Mühe – aber ebenso enormem Spaß – hat Benni die Geschichte mit seinem Vater geschrieben und die Bilder selbst ausgemalt. Die Botschaft: Es geht uns alle an, wenn Orang-Utans sterben, weil ihre Regenwälder zerstört werden, damit internationale Konzerne Palmöl anbauen können.

Eines Tages erzählte Benni mir voller Begeisterung, dass er die Chance hätte, nach Indonesien zu reisen, zu eben jenem Affenjungen Henry, der in seinem Buch die Hauptrolle spielt. Ein Rehabilitationszentrum für Orang-Utans hatte Benni eingeladen, zu Besuch zu kommen und sich selbst davon zu überzeugen, wie man seinen geliebten Tieren helfen könne. Auch ein traditionelles Dorf der Ureinwohner von Borneo sollte er besuchen. Es ist erstaunlich, zu beobachten, wie Benni und seine Familie immer wieder scheinbar Unmögliches möglich machen. Ich lachte laut über seine Pläne und bemerkte grinsend: „Dorthin kannst du aber bestimmt nicht ohne deine Osteopathin reisen.“ Und schon war sein Entschluss gefasst: Ich sollte ihn bei seinem großen Abenteuer begleiten. Was von mir zunächst als Scherz gemeint war, wurde zur wunderbarsten Reiseerfahrung meines Lebens.

Die Zeit in Indonesien mit Benni und seiner Familie war faszinierend. Ich saß oft staunend im Gras und spürte, dass Benni allein durch seine innere Entschlossenheit und seine unermüdlichen Ideen die Umgebung mit seinem Feuer ansteckt. Selbst die Tiere spürten Bennis Kraft und suchten seine Nähe. Abends waren wir alle völlig erschöpft von den vielen Eindrücken des Tages. Obwohl Benni körperlich unendlich gefordert wurde, war er seelisch von uns allen am fittesten. Tagsüber prägte er sich jedes Detail ein und schmiedete dann trotz müdem Körper bis in die späten Abendstunden voller Energie künftige Pläne. Wieder in Deutschland setzte er diese dann mithilfe seiner liebevollen Familie um: Spendenaktionen, Schulpartnerschaften, Unterrichtspakete zum Thema Regenwald, ein palmölfreies Kochbuch für Kinder und vieles mehr. Seine Krankheit und sein Rollstuhl stellen für ihn dabei kein Hindernis dar. Er beweist sich und der Welt jeden Tag: „Geht nicht“ gibt’s nicht.

Nun können Sie Bennis unglaubliche Reise zu den Orang-Utans in diesem Buch nachverfolgen. Welchen außergewöhnlichen Menschen und Tieren er dabei begegnete und warum deren Leben bedroht ist. Und Sie werden lesen, wie er mit all seinem Mut, seinem großen Herzen und seiner fröhlichen Art die Menschen dazu bewegt, ihr eigenes Leben zufriedener zu leben und ihre Zeit zu nutzen, um etwas Wunderbares zu leisten. Benni ist der Beweis dafür, dass man sich seine Grenzen nur im Kopf steckt. Wer im Geiste frei ist und lebt, den hält auch eine Krankheit nicht auf.

Ich bin dankbar dafür, dass ich so viele spannende Reisen und Pläne von Benni und seiner Familie mit begleiten darf. Eine weitere Reise beginnt nun mit diesem Buch: Es wird viele Menschen erreichen, die künftig auch den Orang-Utans und dem Regenwald helfen wollen. Da bin ich mir ganz sicher.

Silke Kenter

Neuwied, im Juni 2018

*

Bennis Reise – Teil 1:

„Mach mal was klar, Papa!“