Text © 2017 Johannes, Martina, Julia & Tobias Hartkemeyer

Fotos © von Tobias Hartkemeyer

weitere Mitwirkende: CSA Hof Pente Team

Herausgegeben von Pentertainment Productions

Books on Demand GmbH, Norderstedt

ISBN: 9783746053578

INHALT

VORWORT

Noch nie, so scheint es, gab es so großes öffentliches Interesse an einer Form von Landwirtschaft, welche die natürlichen Lebensgrundlagen schützt, mit Tieren wesensgemäß umgeht und gesunde pestizidfreie Lebensmittel erzeugt. Jetzt, wo es zu einer Wende schon fast zu spät ist, wird immer deutlicher, in welche Sackgasse sich die industrialisierte Landwirtschaft begeben und wie weit sie sich von den Vorstellungen und Erwartungen der meisten Verbraucher entfernt hat.

Nach den neuesten alarmierenden Untersuchungen bei den Insekten, wo der Artenschwund etwa 75% beträgt und dem rapiden Rückgang bei den Singvögeln werden die Medien langsam wach. Sie ahnen, dass eine solche Form von Landwirtschaft die Basis für eine zukunftsfähige Ernährung und ein stabiles Klima untergräbt. Immer mehr Menschen scheinen nachzudenken und einen Zusammenhang herzustellen zwischen den Lebensbedingungen von den Tieren in den Massentierhaltungen und den Sonderangeboten von Aldi-Penny-Netto.

Immer mehr Menschen begreifen, dass sie selbst tätig werden müssen, um die Landwirtschaft aus den Krallen des Kapitalverwertungsinteresses von Konzernen befreien. Sie finden es befriedigend zu erleben, wie die Tiere aufwachsen, die Pflanzen pestizidfrei gedeihen und die Menschen von ihrer gärtnerischen und landwirtschaftlichen Arbeit leben können.

In einer Welt, wo sich nicht nur Huhn und Schwein „guten Tag“ wünschen können, sondern diejenigen Menschen zu sehen sind, von denen sie gepflegt werden, können neue Lebensbedingungen zwischen Pflanzen und Tieren und Menschen entstehen, die zukunftsfähig sind. Der CSA-Hof Pente will mit diesem sechsten Band der Nachrichten vom Hof diese Form von Landwirtschaft transparent machen und auch in den internationalen Zusammenhang einer zukunftsfähigen Welt einbinden.

Viel Erlebnisfreude wünschen Eure Familien Hartkemeyer!

Sonnenaufgang in Pente

JANUAR 2017

Guter Tag.

Da prüft man doch: was bringt er?

Und wie langsam liest man seine Schrift.

Rascher, reiner, kühner, unbedingter:

Oh, wie uns die Freude übertrifft.

Ist uns als Künftigste zuvor,

wendet sich und blickt und macht uns schneller,

und wir folgen wie die Vogelsteller,

und das Herz klingt oben bis ins Ohr.

Glück: was rollt das schwer auf seinem Rade,

müde, immer wieder unbereit;

aber Freude steht und blüht gerade,

und wir treten an die Jahreszeit.

Rainer Maria Rilke

Der milde, müde, dunkle Dezember hat durch sein Not-wendiges Lichterfest neue freudige Lebenshoffnung geboren. Weihnachten als Lichtereignis der christlichen Heilsbotschaft fand bei den Germanen wohl einen so großen Anklang, weil es die ersehnte Wintersonnenwende am 21. Dezember noch überhöhte. Eigentlich ist ja das „Geburtstag feiern“ eine zutiefst unchristliche Angelegenheit. In der Bibel ist niemand erwähnt, der je seinen Geburtstag gefeiert hätte, außer Heiden und Sünder, wie der Pharao oder König Herodes. Die Namens-(Todes)-tage der Märtyrer stehen im Mittelpunkt. Gott sei Dank ist es den Missionaren noch gelungen, den Geburtstag des Christkindes mit Engeln, Kometen und Magiern aus dem geheimnisvollen Orient aufzupeppen, sonst hätten ihn die lebenslustigen Germanen vielleicht gar nicht angenommen. Die 12 Tage zwischen dem 24. Dezember und dem 5. Januar werden in der Volksmythologie als „Rauhnächte“ bezeichnet. Die Zeit „zwischen den Jahren“ hängt mit dem germanischen Mondkalender zusammen. In diesen übrig gebliebenen Tagen „zwischen den Welten“ sollte demnach keine Arbeit verrichtet werden. (Weih)rauch wurde früher in dieser Zeit eingesetzt, um Gespenster zu vertreiben. Nicht nur Geister sollen demnach umgehen, sondern auch das Tor zur „Anderswelt“ offen stehen. Deshalb fanden die Träume in diesen Tagen besondere Aufmerksamkeit. Auch soll man in dieser Zeit keine weißen Laken aufhängen, weil sich „Wotans wilde Jagd“ darin verfangen könnte. Bringt Unglück, vor allem, wenn sich Wotan mit Frau Holle darin verheddert. Deshalb hat man bei uns früher in dieser Zeit sicherheitshalber gar keine Wäsche gewaschen. Na ja, vielleicht hilft ja heute auch ein Räucherstäbchen.

Um das Lichterfest ein klein wenig zu erleuchten, haben uns unsere Bienen mit Wachs und Honig etwas geholfen. Die Familie Kühnert fertigte für die Mitglieder in Handarbeit rund 300 Bienenwachskerzen. Vielen Dank!

Zum Thema Weihnachtsbraten erzählte unser Schlosser Frank, wie er früher mit dem wundersamen Verfahren beauftragt war, Wasser schnittfest zu machen.- Jesus konnte ja schließlich am See Genezareth auch übers Wasser gehen.- Frank reparierte in der Lebensmittelindustrie die Maschinen, die mit hohem Druck Salzwasser mit winzigen Düsen in Fleisch pressten. 17% Wassergehalt sind zur Erhöhung der Profitrate sogar offiziell erlaubt.

Über Weihnachten waren wir auch damit beschäftigt, unsere Hühner bei Laune zu halten, die wegen der aviären Influenza H5N8 (Vogelgrippe) eingesperrt werden mussten und noch müssen. Es stellt sich immer mehr heraus, dass die offizielle These, diese Krankheit stamme in erster Linie aus der Welt der Zugvögel, immer unhaltbarer wird („Die Stallpflicht ist schädlich“, Der Spiegel vom 10.12.2016). Der Ornithologe und Ökologe Prof. Reichholf hält im Gegenteil das Szenario für viel wahrscheinlicher, dass die Wildvögel aus Abluft und Gülle der industriellen Massentierhaltungen infiziert werden. Die „offiziellen“ Wissenschaftler vom Friedrich-Löffler-Institut (manche leben von Weisungen, andere von Überweisungen) weigern sich hartnäckig, die Stoffströme aus den Massentierhaltungen mit ihren hohen Besatzdichten zu untersuchen und dieser These nachzugehen (Telepolis, „Virus mit Stallpflicht“ 28.12.2016). Es gibt Leute, die haben den Nagel mit dem Kopf getroffen.

Der Kinderbauernhof hat sich beherzt entschieden, sich dem mildtätigen Werke zum Wohle der bedrohten Kreatur zuzuwenden. Ein Hühnerkrankenhaus mit einer Abteilung für Unfallchirurgie und Akutmedizin im Parterre, sowie einer Abteilung für Psychosomatik und kosmetische Medizin in der ersten Etage konnte, umgehend von Klinikdirektor und Chefarzt Albert beim Bauwagen am Kinderwäldchen eröffnet werden. Sorgfältig wurde das gebrochene Bein der Patientin Roberta vom zärtlichen Pflegedienst der Kinder geschient. Mittlerweile ist der Genesungsprozess soweit fortgeschritten, dass Roberta schon aktiv zur Bewegungstherapie übergehen kann. Auch dass total verpickte Mobbingopfer Edeltrud lächelt schon wieder und kann mit beiden Augen in die Wintersonne blinzeln. Krankenpfleger Johanna und Keno übernahmen während der Weihnachtstage die Pflegedienstleitung und bekamen sogleich von den Patientinnen aus Dankbarkeit selbst gemachte frisch gelegte Eier geschenkt.

Zimmermannsmeister Winfried, der den Holzaufbau des Bauwagens vom Wald-Kindergarten sorgfältig errichtet hatte, machte den Mitarbeitenden des Hofes ein besonderes Geschenk. Er, der immer mit blitzsauberer Zimmermannskluft arbeitet, -schneeweißes Hemd und schwarze Hose,- konnte wohl das Outfit der zerlumpten und abgewetzten Gestalten des Hofes nicht mehr ertragen. Er verzichtete auf seinen kompletten Meisterlohn unter der Bedingung, dass der Hof dafür fesche Arbeitshosen für alle anschafft. Ein herzliches Dankeschön!

Durch die Wahl von Donald Trump zum neuen US Präsidenten ist offenbar das heile Weltbild der US Propagandisten in unseren Medien völlig zusammengebrochen. Sicher wird sich einiges verändern. Die Zeiten, in denen Frau Michelle Obama die Präsidentenfamilie mit Bio-Lebensmitteln ernährte, im Garten des Weißen Hauses einen Gemüsegarten anlegte und sich für gesunde Ernährung einsetzte, sind wohl vorbei. Aber, die Wahl von Hillary Clinton zur Präsidentin hätte, so der ehemalige Staatssekretär im Bundesverteidigungsministeriums Willy Wimmer, (www.Hallertau.info) einen dritten Weltkrieg bedeuten können. Sie habe nicht nur den völkerrechtswidrigen Angriffskrieg der USA gegen den Irak massiv unterstützt, sondern sei auch mitverantwortlich für die akute Zuspitzung des Verhältnisses mit Russland und wolle die europäischen Staaten in eine höchst gefährliche militärische Eskalation mit Putin hineintreiben.

Trump will die US-Umweltbehörde abschaffen, die bislang Pestizide zulassen muss. Er besetzt sein 65 köpfiges „Agrarteam“ mit dem „Who is who“ der industriellen Agrarlobby und der Pestizidmafia. Und macht Exxon-Chef Rex Tillerson zum Anwärter auf das Außenministerium. Aber war es unter den Vorgängern wirklich anders? Vielleicht verdeckter. Der Chefstratege des Überfalls auf den Irak, Dick Cheney, betrieb die Zerstörung der irakischen Ölförderanlagen. Zufällig war er auch der Chef des größten Ölförderanlagenherstellers Halliburton. Vizepräsident Joe Biden und Außenminister John Kerry betreiben die Zuspitzung des Konfliktes mit Rußland wegen der Ukraine. Ihre Familien besitzen zufällig mittlerweile große Geschäftsanteile an ukrainischen Energiekonzernen. Aber es macht schon einen Unterschied, ob man an Geschäften mit Rußland profitieren oder durch seine Zerstörung geostrategische Vorteile ziehen möchte. Allerdings werden durch das Kabinett der Milliardäre die Umwelt, letztlich wir alle, gelackmeiert sein. Da wird der Bock zum Gärtner, der Fuchs zum Hühnerhirten und der Wolf zum Schäfer gemacht. Und die Menschenrechte? Kein Präsident hat mehr unschuldige Whistleblower einsperren lassen als Obama. Edward Snowden muss sich vor den Killerkommandos der US Geheimdienste in Rußland verstecken. Der kleine Soldat Bradley Manning, welcher es nicht ertragen konnte, wie US Kampfpiloten nur zum Spaß Jagd auf unbewaffnete Zivilisten machten und diese Videos der Weltöffentlichkeit leakte, sitzt in Einzelhaft. Tausende, auch völlig unschuldige Zivilisten (Kollateralschäden) in verschiedenen Ländern wurden auf Verdacht ohne Rechtsgrundlage auf seinen Befehl durch Kampfdrohnen umgebracht. Jetzt will er Putin wegen seiner angeblichen Einmischung in den US-Wahlkampf eins auswischen und droht mit „verdeckten Operationen“. Seltsamer Weise stürzte kurz danach ein Flugzeug der russischen Luftwaffe mit den Sängern des Armeechors aus „ungeklärten Gründen“ ins Schwarze Meer.

Das leidliche Thema Glyphosat schleicht sich immer noch unterhalb des Themenradars und des Erregungsspiegels der Medien durch die hinterlistige Wirklichkeit. Während Greenpeace beim Europäischen Gerichtshof erreicht hat, dass einige noch geheim gehaltene Unterlagen über die Krebswirkung offengelegt werden müssen, beschließt die CDU auf ihrem Parteitag im Dezember, sich dafür einzusetzen, dass dieses Gift auch weiterhin bedenkenlos in der Lebensmittelerzeugung eingesetzt wird. Eine offenbar völlig unwichtige Meldung für die Medien, die sich eher an so bedeutenden Themen wie der Farbe von Merkels Rock labten. Folgerichtig erschien unser Leserbrief zur geplanten Bayer-Monsanto Fusion auch in keinem der „Qualitätsmedien“ (Spiegel, Süddeutsche Zeitung, Frankfurter Allgemeine). Nur die unabhängige Bauernstimme brachte ihn ohne Kürzung.

Was wichtig ist, bestimmen die Medien nach dem Motto: Ein umstürzender Baum macht mehr Krach als ein sterbender Wald. Ein Terroranschlag beherrscht, ohne dass neue Erkenntnisse geboten werden, die Bedeutung für das praktische Leben des Einzelnen haben, tagelang die Schlagzeilen. Dass in der gleichen Zeit etwa 50.000 Kinder an Hunger gestorben sind, ist nicht einmal eine Fußnote wert. So wird das eigentliche Geschäft der Terroristen betrieben, nämlich flächendeckend Angst und Schrecken zu verbreiten.

Da ist es gut, wenn es noch andere Themen gibt, die unseren Alltag auf friedliche Art und Weise begleiten können. Wir sind froh darüber, dass die Mitgliedergemeinschaft bereits fast 3.900 € für die Arbeit mit Pferden auf unserem Hof zusammengebracht hat. Pferde sind im Grunde genommen friedliche Tiere. Wenn man so will, lieben sie die Farbe Blau, wie schon der Maler Frans Marc erkannte...

Sie sind Herdentiere und genießen es, in einer geordneten Gruppenstruktur miteinander gut auszukommen. Gerne chillen sie auch mit lockerem Spielbein. Pferde sind aber auch Fluchttiere. Man sollte sie nicht mit einer 3-D- Brille ausrüsten und nicht ins Kino zu einem Harry Potter Film mitnehmen. Der Fluchtinstinkt ist ihr wichtigster Überlebensimpuls. Je schneller sie in einer für sie als bedrohlich empfundenen Situation reagieren, desto höher ist ihre Überlebenschance. Das hat ihnen die Evolution in den letzten Jahrtausenden beigebracht.

Pferde sind aber auch Kulturtiere. Sie haben sich bereits vor vielen Jahrhunderten entschieden, mit dem Menschen zusammenzuleben. Pferde lernen in der Regel gerne mit dem Menschen. Aber sie brauchen dafür eine klare Ansage und eine geklärte Hierarchie. Sie merken sofort, mit welchen Gefühlen der Mensch an sie heran tritt.

Weiß ich, was ich möchte? Bin ich ge- entspannt? Bin ich un- sicher? Pferde spiegeln sofort die eigene Klarheit, Unsicherheit, Führungsfähigkeit…

Pferde schätzen, weil sie Fluchttiere sind, sofort jede Situation nach zwei Hauptkriterien ein:

Auch Pferde können sich entscheiden, freiwillig das zu tun, was der Mensch von ihnen möchte.

Das setzt aber Klarheit und ein Gefühl von Wertschätzung voraus. Und es setzt auch voraus, dass der Mensch seine eigene Autorität so ausbildet, dass das Pferd sie akzeptieren kann.

Wie einige unserer Mitglieder sicher noch erinnern, hatte Thomas Bühner, der Chefkoch von „La Vie“ in einer Fernsehsendung ein Vergleichsmenü aus normalen EU biozertifizierten Zutaten aus einem Supermarkt und den Produkten unseres Hofes in seinem Restaurant testen lassen, mit dem eindeutigen Ergebnis, das für unsere Anbauweise sprach. Wir gratulieren Thomas Bühner für die erneute Auszeichnung mit drei Sternen!

Die Europäische Union und Landwirtschaftskammer Niedersachsen fördern ein neues Bildungsprojekt auf unserem Hof. Vielseitige landwirtschaftliche Betriebe zu Lernorten weiterzuentwickeln, ist das Ziel des Förderprogramms, für das nun der CSA Hof Pente ausgewählt worden ist. Dahinter steht ein Netzwerk von Höfen und Bildungspartnern, welche die Landwirtschaft nicht nur als abstrakten Rohstofflieferanten für den Weltmarkt sehen, sondern seine vielfältigen Qualitäten als Mitweltgestalter, multifunktionales Lern- und Arbeitsfeld, sowie als sozialen Erfahrungsraum hervorheben und ausbauen möchten. „Transparenz schaffen“ heißt das Motto, unter das sich die Informations- und Bildungsprogramme von Hof Pente stellen wollen. Die Wertschätzung der Landwirtschaft einschließlich Gartenbau als Grundlage der menschlichen Ernährungskultur, sowie der praktischen Arbeit, sind Basis dieser Programme.

Wir freuen uns, dass die zuständigen Behörden sehr zügig, Ende Dezember, dem Antrag auf Anerkennung der Gemeinschaftsstiftung Hof Pente positiv entschieden haben. Den Vorstand bilden die Mitglieder Ingo Wienkämper und Kai Brickwedde, sowie Julia Hartkemeyer.

Am einem 21. Januar ist wieder in Berlin die große Demonstration für:

Jeder ist eingeladen!

Alle vom Hof Pente wünschen Euch ein glückliches und gesundes neues Jahr!

FEBRUAR 2017

Macht macht nix

(aus gegebenem Anlass)

Funkstation 1:

„Bitte ändern Sie Ihren Kurs um 15° nach Norden,

um eine Kollision zu vermeiden“

Funkstation 2:

„Empfehle, sie ändern ihren Kurs um 15° nach Süden“

Funkstation 1: „Hier spricht der Kommandant eines US Kriegsschiffs.

Ich wiederhole: Ändern Sie ihren Kurs!“

Funkstation 2: „Nein. Sie ändern ihren Kurs!“

Funkstation 1: „Dies ist der Flugzeugträger Enterprise.

Wir sind ein sehr großes Kriegsschiff der US-Navy. Ändern Sie den Kurs

und zwar jetzt!“

Funkstation 2: „Wir sind ein Leuchtturm. Over to you“.

Von der US Kriegsmarine 1995 freigegebenes Sprechfunkprotokoll des Flugzeugträgers USS Enterprise

Glitzernd grieselt der Raureif in der blinzelnden Wintersonne. Knirschend knackt der Tritt im verharschten Schnee. Frostzaubergleißend recken sich die Winterperlen geschmückten Äste und Zweige in den graublaubunten Winterhimmel. Dampfend mampfen die Kühe und Schafe ihr Heu auf der weißen Winterweide. Frost gefriert den matschenden Winterboden. In den Teichen lauern graue Eiskrokodile geduldig auf die erlösende Frühlingssonne. Gute Gelegenheit, die saftlose Zeit zu nutzen für den Winterschnitt.

Obstbäume werden durch fleißige Hände von Wasserzweigen befreit, Fruchthölzer gepflegt. Die Wallhecken bekommen eine Kurzhaarfrisur, um neuem Wachstum Raum zu geben. Die junge Laubwaldpflanzung wurde gelichtet. Mehr als 2000 Bäumchen hat Martin mit der Kreide markiert, um den Nachbarn eine gute Entwicklung zu ermöglichen. Vor allem die Eichen lieben das Motto „Brüder zur Sonne zur Freiheit, Brüder (natürlich auch Schwestern) zum Lichte empor, hell aus dem dunklen Vergangnen leuchtet die Zukunft hervor…“. Die Jungwaldpflege ist erforderlich, weil sonst die gleichzeitig gepflanzten Bäume sich gegenseitig das Wasser wegnehmen, um Licht buhlen und unter der Konkurrenz zu instabil, dünn und spirrelig in die Höhe schießen. Bei einem richtigen Sturm sind sie dann auf Grund ihrer mangelnden Bodenhaftung extrem gefährdet. Diese Schonung ist übrigens dort neu angelegt, wo bis vor 150 Jahren noch Urwald gewesen ist, der geschlagen wurde, um mit dem Holzgeld drei Hartkemeyer Brüdern zur Sonne zur Freiheit (vom preußischen Militärdienst) zu verhelfen und die Überfahrt von Wilhelmshaven nach Baltimore zu ermöglichen.

Schon frühzeitig lammen in diesem Jahr unsere Schafe. Nicht immer geht es glatt. Eine Aue hatte einen dramatischen Gebärmuttervorfall. Das mutterlose Lämmchen konnte zwar noch eine Portion der wertvollen Kolostralmilch bekommen, aber nun braucht es immer wieder ein Fläschchen. Begeistert nimmt der Kinderbauernhof das Böckchen Konstantin in seine Obhut. Und er freut sich, dass er sich seiner Kinderherde zugehörig fühlen darf. Mittlerweile hat das Waisenhaus ein weiteres, von seiner Mutter verstoßenes, Lämmchen aufgenommen.

Besonders hart zeigte sich der Winter bei unserer Partner CSA in den italienischen Abruzzen. Die Bienenzuchtkästen wurden von einer riesigen Schnee und Schlammlawine erfasst und verschüttet. Leider werden durch die heutige Globalisierung große Mengen Holz rund um den Erdball geschickt. Inklusiv der Schädlinge. Opfer sind zum Beispiel unsere Rosskastanien der Südallee. Blutende Wunden zeigen die Infektion durch das Bakterium Pseudomonas syringe pv. aesculi an. Besonders bei den Kastanien, die schon von den erst vor 30 Jahren entdeckten Miniermotten geschwächt worden sind.

Sogar die Banane, wie wir sie aus dem Supermarkt kennen, ist vom Aussterben bedroht. Die weltweit verbreitetste Sorte Cavendish kann sich dem sich ständig weiterentwickelnden Pilzstamm TR 4 nicht mehr erwehren. Hier erleben wir wieder einmal konkret, wie sich eine industriell entwickelte Monokultur nach dem Muster: Einfalt statt genetischer Vielfalt, selbst vernichtet. Standardisierung und militärische Uniformität sind für die industriellen Ernteverfahren und die gezüchteten Verbraucherwünsche profitentscheidend. Alles muss gleichzeitig reif sein. Alles muss die gleiche Größe besitzen. Alles muss gleich aussehen. Sonst müssen wir mit Glyphosat nachhelfen? Seit der großen irischen Hungersnot in Irland vor 150 Jahren, wo ebenfalls fast alles auf eine Kartoffelsorte gesetzt wurde, hat die Agrarindustrie wenig Entscheidendes dazugelernt.