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Über den Autor

Jahrgang 1948, verheiratet, von 1998 bis 2001 Aufenthalt in Namibia, lebt jetzt in Schlangenbad.

Studium der deutschen Sprache und Literatur, Politologie und Soziologie an der Johann Wolfgang Goethe - Universität in Frankfurt am Main. 1982 Promotion zum Doktor der Philosophie. Lehrtätigkeit am Gymnasium in Frankfurt am Main.

Wenn man einmal Lehrer war, dann kann man es mit der Literatur einfach nicht lassen. Und da man nicht mehr Rechtschreibung, Grammatik und Interpretation mit den Schülern üben muss, so verlegt man sich auf die Dinge, die am meisten Spaß machen, nämlich das Geschichtenerzählen. Zumal wenn man eine gewissen Zeit seines Lebens in Afrika verbracht hat, dann hat man so viel gesehen und erlebt, dass die Fantasie noch lange Purzelbäume schlägt.

Außerdem ist das Palavern, also das lange Erzählen, dort Teil der Lebenskultur. Wenn man sich nicht die Zeit nimmt, ein wenig zu plaudern, dann kommt man nicht weit, weil jeder einen für langweilig und unhöflich hält.

Johannes O. Jakobi

hat bereits einige Bücher geschrieben:

Der lange Tod der Hibiskusblüte

Im Haus der Nachtkatze

Moderation Mord (2011)

Colour Undetermined- Farbe unbestimmt (2011)

Stories for Africa (2012)

Der E-Eater (2012)

Spiel mit mir „Ich töte dich“! (2012)

Die schönen Töchter der MORBID INVEST (2013)

Fräulein M. Ord (2013)

Kampfhähne in der 8b (2013)

Als das Gras zu rosten begann (2014)

G’EATA (2015)

Geliebte Mumie (2015)

Rheingauer Märchenstunden (2016)

Einleitung

Das verzauberte Dorf

Ritter Rued

Josef Dunkelhut

Die Zwillingsfeen

Die vertauschten Spiegel

Gefangen im Turm

Der eiserne Schwur

Das Drachenherz

Das alte Kind

Einleitung

„Erzähl doch keine Märchen!“, hört man auch heute noch häufig. Aber warum eigentlich nicht? Das fragten wir uns auch. Je-der von uns hat, wann immer das auch war, Märchen gelesen, gehört oder in irgendeiner Inszenierung gesehen. Den Gebrüdern Grimm, die so eifrig gesammelt und aufgeschrieben haben, gebührt nach wie vor Dank. Ihre Märchen sind ortsungebunden und zeitlos in der mündlichen Überlieferung. Als wir auf die Idee kamen, selbst Märchen zu schreiben und zu illustrieren, war das, als würde man beschließen, die Jahre seines Lebens zurücklaufen zu lassen, um wieder Kind zu werden. Aber der Gedanke hatte etwas Faszinierendes, ein eigenes Märchen zu komponieren und es sich hernach wechselseitig vorlesen zu lassen. Alle Personen, denen wir von unserem Vorhaben erzählten, reagierten überaus positiv, gaben an, Märchen zu lieben und zwar unabhängig von Alter oder Bildung.

Eine so alte Kulturlandschaft wie der Rheingau braucht eigene Geschichten, um auch seine sehr spezifische Identität zu wahren. Zwar sind unsere Märchen allesamt frei erfunden, doch wenn sie, liebe Leserin, lieber Leser, demnächst wieder durch eine der so hübschen und liebenswerten Rheingauer Ortschaften spazieren, dann werden sie dies künftig sicherlich mit anderen Augen und geschärften Sinnen tun. Wenn sie die alten Häuser, Gärten und Gemäuer betrachten, dann könnte es leicht sein, dass ein Zwerg um die Ecke lugt, oder ihnen eine freundliche Fee den rechten Weg weist. Wenn sie auf ihren Wanderungen durch den wunderschönen Rheingau durch die Wälder streifen, dann seien sie besonders aufmerksam, denn es wäre durchaus möglich, dass sie zufällig den Flügelschlag des Drachen vernehmen können.

Lesen sie die Märchen in der Weise, als würden sie selbst diese einem Kind erzählen. Nehmen sie sich einfach die Zeit dazu, langsam und gemütlich durch diese Welt zu schlendern. Erinnern sie sich daran, dass in den Märchen die Zeit anders vergeht. Um ihnen diese kleinen Pausen zu gönnen, haben wir in unsere Märchen kleine Lieder eingewebt, die man laut lesen oder gar nach einer eigenen Melodie singen könnte. Ohnehin sollte man alles tun, um sich noch beim Lesen zusätzlich in diese Zauberwelten einzubringen. Seien sie mutig, übernehmen sie eine Rolle, seien sie Zwerglein oder Zaubervogel, was immer sie möchten! Durchstreifen sie den Märchenwald auf der Suche nach etwas, was wir in unserer Zeit bereits weitgehend verloren haben. Blicken sie über staubige Straßen ohne Teerbelag, auf denen gar bald eine goldene Kutsche heranrollt. Setzen sie sich ruhig selbst eine Krone auf, schauen in den Spiegel und lächeln sich zu. Vielleicht sehen sie in ihren Augen jetzt ebenfalls zarte Elfen tanzen. Haben sie keine Angst davor, wieder ein Kind zu werden, ihr Leben neu zu entdecken. Lassen sie sich in das Märchen hineingleiten, ein wenig verführen, betören und verzaubern. Beginnen sie zu träumen!

Brigitte und Johannes Jakobi