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Kaspar Panizza

Glückskatz

Frau Merkel und der Racheengel

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Zum Buch

Rache ist süß Der Mord an dem zwielichtigen Rechtsanwalt Hasso von Käskopf gleicht einer Hinrichtung. Dennoch stößt sein Ableben in München auf ein gehöriges Maß an Genugtuung und Zustimmung. Als Abmahnanwalt hatte Käskopf sich viele Feinde gemacht, mehr als für einen einzelnen Menschen zuträglich sind. Als ein weiterer Mord an einem dubiosen Schrotthändler verübt wird, spricht man in der Stadt von einem Serienmörder, der Recht und Gesetz in die eigenen Hände nimmt. Steinböck ermittelt fieberhaft. Aber auch privat herrscht Trubel um Steinböck. Die Hausgemeinschaft plant ein großes Fest, und Steinböck beginnt eine leidenschaftliche Affäre mit der schönen Anna Maria, sehr zum Unmut von Frau Merkel. Logisch, dass sich die Katze kleine, aber gemeine Spitzfindigkeiten gegenüber dem Kommissar nicht verkneifen kann. Als dann noch ein mysteriöses Paket mit einer winkenden Glückskatze und einer geheimnisvollen Nachricht aus Japan eintrifft, ist es um Frau Merkels Zurückhaltung geschehen. Das Viech muss weg.

Kaspar Panizza wurde 1953 in München geboren. Den Autor, der aus einer Künstlerfamilie stammt, prägten Arbeiten seines Vaters, eines bekannten Kunstmalers, sowie die Bücher seines Urgroßonkels Oskar Panizza. Nach dem Pädagogik-Studium machte Panizza eine Ausbildung zum Fischwirt, erst später entdeckte er seine Liebe zur Keramik. Nach abgeschlossener Ausbildung mit Meisterprüfung arbeitete er zunächst als Geschirr-Keramiker und später als Keramik-Künstler im Allgäu. 2004 übersiedelte er nach Mallorca, wo er eine Galerie mit Werkstatt betrieb und zu schreiben begann. Seit 2009 lebt der Autor in Ribnitz-Damgarten an der Ostsee und betreibt dort zusammen mit seiner Ehefrau ein Keramik-Atelier.

 

Bisherige Veröffentlichungen im Gmeiner-Verlag:

Teufelskatz (2017)

Saukatz (2016)

Impressum

Personen und Handlung sind frei erfunden.

Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Personen

sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.

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Alle Rechte vorbehalten

1. Auflage 2019

Lektorat: Christine Braun

Herstellung/E-Book: Mirjam Hecht

Umschlaggestaltung: U.O.R.G. Lutz Eberle, Stuttgart

unter Verwendung eines Fotos von: © Lolame / pixabay.com

und © Digitalpress / fotolia.com

Druck: CPI books GmbH, Leck

Printed in Germany

ISBN 978-3-8392-5980-1

Widmung

Für meine liebe Frau und meine Kinder Elias, Isabelle, Lena und Felix. Und für alle meine Fans, die sich schon auf dieses Buch freuen.

Und natürlich für Frau Merkel, auf deren ausdrücklichen Wunsch an dieser Stelle darauf hingewiesen werden soll, dass dieses Buch Produktplatzierungen enthält.

Sonntag

Hasso Käskopf schaute selbstverliebt in den Spiegel. Mit einer Pinzette zupfte er noch mal seine Augenbraue nach. Dann drückte er die Nasenflügel nach innen und suchte nach Mitessern, bevor er sich mit dem gleichen Zeigefinger affektiert die Zähne putzte. Schließlich überprüfte er an dem seitlich angebrachten Schminkspiegel das Haartransplantat und lächelte selbstzufrieden. Da hatten sich die 5.000 Euro rentiert, auch wenn er noch nicht sicher wusste, ob sein Körper sie nicht abstoßen würde.

»Durch und durch ein schöner Mann«, stellte er fest und wischte sich noch ein paar imaginäre Fussel vom Kragen. Natürlich war er eitel, aber er war davon überzeugt, dass nur schöne Menschen wirklich erfolgreich sein konnten. Außerdem liebte er es, jungen Frauen zu imponieren.

»Je jünger, desto dümmer«, flötete er seinen Wahlspruch vor sich hin. Es gab aber nur wenige, bei denen er landen konnte. Deswegen beruhigte er sein Ego, indem er vorgab, besonders wählerisch zu sein. Je mehr Geld, desto mehr Einfluss, desto mehr Macht. Er war jetzt 68, sah aus wie 50 und fühlte sich wie 25. Und er hatte ein großes Vorbild. Donald Trump. Er verehrte diesen Mann. Weil er ein Blender war. Trump erklärte den Menschen, dass sie Vollidioten seien, und dafür liebten sie ihn. Und ein Teil seiner Mitmenschen war nicht anders. Nur wollte Käskopf nicht ihre Liebe, sondern ihr Geld. Die Geschäfte liefen gut, um nicht zu sagen blendend. Nicht gerade typisch für eine Anwaltskanzlei. Er kannte Kollegen, die kämpften, die jeden Falschparker vertraten. Aber er, er hatte zehn Angestellte, ein Büro mit eigenem Bad, eine Villa in Bogenhausen und ein Haus am Gardasee. Hasso Käskopf hatte es geschafft.

Es klingelte an der Tür. Heute war Sonntag. Die Kanzlei war geschlossen. Käskopf schaute auf seine goldene Rolex. Er erwartete niemanden und überlegte, das Klingeln zu ignorieren. Aber eitle Menschen sind neugierige Menschen und so entschloss er sich die Tür zu öffnen. Ein verhängnisvoller Entschluss, wie sich bald herausstellen sollte.

»Sie!«, sagte er verblüfft. »Was wollen Sie?«

»Ich bin gekommen, um Sie zu töten.«

*

Als Mojo Guambo am Sonntagmorgen in München aus dem Flugzeug stieg, sog er tief die Luft ein. Der leichte Geruch nach Kerosin störte ihn nicht. Ganz im Gegenteil, seit Monaten hatte er nicht mehr derart saubere Luft eingeatmet. Mojo Guambo war Student an der HFF, Hochschule für Film und Fernsehen. Er war jetzt 23 Jahre alt und lebte seit 15 Jahren in Deutschland. Damals hatte ihn das Ehepaar Guambo aufgenommen und adoptiert. Als er 18 war, starben beide bei einem Lawinenunglück in den Alpen. Mojo, der gerade Abitur gemacht hatte, bestand die Aufnahmeprüfung für die HFF. Hätte er damals allerdings nicht die von Domeniks, ein älteres Ehepaar, und deren Ziehtochter Maxi Müller kennengelernt, wäre sein Studium nie möglich gewesen. Die Domeniks hatten dafür gesorgt, dass er eine kostenlose Wohnung in ihrem Haus bekam, und sie hatten ihn umhegt wie ihren eigenen Sohn.

Jetzt war er zurück und er freute sich, sie endlich wiederzusehen, auch wenn die angekündigte Willkommensparty am Wochenende nicht in seine momentane Stimmungslage passte. Das letzte Semester hatte er in seiner alten Heimat Ghana in der Hauptstad Accra verbracht, besser gesagt: auf der größten Müllhalde für Elektroschrott in Westafrika. Er hatte dort zusammen mit seinem Kommilitonen Ulf Heisler einen Dokumentarfilm für seine Abschlussarbeit an der HFF gedreht. Das leise Rattern der S-Bahn, die grünen Wiesen, all die sauberen Häuser und die Bäume voller Obst, die vorbeihuschten, nahm Mojo mit Genugtuung auf.

»Hier bin i dahoam«, sagte er leise und zog seinen Rucksack näher zu sich heran. Dann dachte er an die zurückliegenden Monate, und Übelkeit kam in ihm auf. All die Kinder, die mit wunden Knien auf schmutzigen Styroporplatten kniend aus verbrannten Laptops und PCs das Silber, Kupfer, Aluminium und Zinn herauslösten. Von Glas und scharfen Metallteilen waren Hände und Arme voller Schnitte und Wunden, meist entzündet und eitrig durch all die Gifte und den Dreck, in dem sie wühlten. Und über alldem lag eine hochgiftige Wolke aus Schwefel und schwarzem Qualm, ausgelöst durch brennende Kabel, Kühltruhen, Drucker, Computer und Autoreifen. »Toxic City«, wie sie es nannten, einer der giftigsten Orte der Welt. Mit mehr als 5.000 Menschen, die dort arbeiten, die meisten davon Kinder.

Die Einfahrt der S-Bahn unter die Erde riss ihn plötzlich aus seinen Gedanken. Die Lichter im Waggon flackerten kurz, bevor sie angingen, und er wusste, dass es nicht mehr weit war. Nächste Station: Hauptbahnhof, umsteigen in die U-Bahn und dann endlich daheim.

*