Die Elben-Insel

Frank Rehfeld

Published by Cassiopeiapress/Alfredbooks, 2017.

Inhaltsverzeichnis

Title Page

Die Elben-Insel

Copyright

1

2

3

4

5

6

7

8

9

Sign up for Frank Rehfeld's Mailing List

Further Reading: 2782 Seiten Fantasy Abenteuer - Die magische Bibliothek der Sucher

Also By Frank Rehfeld

About the Publisher

image
image
image

Die Elben-Insel

image

Die Legende von Arcana 4

Fantasy-Erzählung von Frank Rehfeld

Der Umfang dieses Buchs entspricht 64 Taschenbuchseiten.

Nachdem die Zitadelle seines Vaters zerstört worden war, zieht Aylon sich in die Einsamkeit zurück, um zu sich selbst zu finden. Deshalb begibt er sich, statt nach Cavillon zum Magierorden, wo er aufgewachsen war, zurückzukehren, von Sharolan aus weiter nach Osten in die wenig besiedelten, weitgehend unerforschten Länder. Eines Tages wird er Zeuge eines ungleichen Kampfes zwischen bösartigen Gnomen und einem außergewöhnlich schönen Mädchen. Er eilt der jungen Halbelbin, die sich Shylena nennt, zu Hilfe und ist sofort von ihrem Liebreiz wie verzaubert. Als die Gnome erneut angreifen, flüchten sie sich auf die Elben-Insel Ai'Bon ...

image
image
image

Copyright

image

Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books und BEKKERpublishing sind Imprints von Alfred Bekker

© by Author

© dieser Ausgabe 2017 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen in Arrangement mit der Edition Bärenklau, herausgegeben von Jörg Martin Munsonius.

Alle Rechte vorbehalten.

www.AlfredBekker.de

postmaster@alfredbekker.de

image
image
image

1

image

Mehr als eine Woche lang hatte es nur geregnet, mal stärker, mal weniger stark, jedoch ohne auch nur eine einzige Minute Unterlass. Die Welt war hinter einem tristen Schleier versunken, der sämtliche Farben ausgelöscht und die Landschaft in eine trostlose Ödnis aus verschiedenen Grautönen verwandelt zu haben schien; eine Welt, die nur aus Nässe, Kälte, Schweigen und Einsamkeit bestand.

Aylon konnte sich kaum noch erinnern, wie es war, nicht bis auf die Haut durchnässt zu sein und zu frieren. Eingehüllt in einen dicken Mantel hatte er sich tagsüber tief im Sattel seines Pferdes zusammengesunken vorwärtsgequält und sich nachts aus Zweigen und Blättern einen behelfsmäßigen Unterschlupf gebaut, um sich auf einem feuchten Lager zur Ruhe zu betten.

So war Tag um Tag in gleichbleibender Monotonie verstrichen, doch alles hatte sich geändert, als er am späten Vormittag dieses Tages den Fluss überquert hatte. Kaum hatte er das diesseitige Ufer erreicht, als die Wolkendecke aufgerissen war und ein Stück blauen Himmels enthüllt hatte. Nur wenige Minuten später hatte der Regen aufgehört, und schließlich war sogar die Frühlingssonne durch die Wolken gebrochen.

Am Rande eines sanft abfallenden Buchenhains entschloss sich Aylon zu einer Rast. Seit einer guten Stunde bereits saß er am Fuß eines Baumes, ließ sich die Sonne ins Gesicht scheinen und seine durchnässte Kleidung trocknen und genoss die Wärme, die allmählich die Taubheit aus seinen Gliedern vertrieb. Lautes Vogelgezwitscher ertönte aus den Ästen über ihm, ein Geräusch, das er in den vergangenen Tagen vermisst hatte. Selbst die Tiere schienen sich vor dem Regen verkrochen zu haben und erst jetzt wieder hervorzukommen, um den Sonnenschein zu begrüßen.

Aylon wusste nicht einmal, wie das Land hieß, in dem er sich befand, aber es gefiel ihm, und das nicht nur wegen des angenehmen Wetters, das hier herrschte. Während er auf einem Grashalm herumkaute, ließ er seinen Blick mit einem zufriedenen Lächeln über die Landschaft aus saftigen, nur von einigen Bachläufen und vereinzelten Waldstücken durchbrochen Wiesen wandern, die sich vor ihm ausbreitete. Alles vermittelte einen friedlichen, idyllischen Eindruck, und er bedauerte nicht, hergekommen zu sein.

Zu vieles, was sein bisheriges Leben völlig durcheinandergewirbelt hatte, war in den vergangenen Monaten geschehen, seit er erstmals Cavillon verlassen hatte, die Ordensburg, in der er aufgewachsen war, und wo er längst seine Weihe zum Magier des Ishar-Ordens hätte empfangen sollen. Aber so viel diese ihm einst auch bedeutet hatte, seit er um das Geheimnis seiner Herkunft wusste, lag ihm nichts mehr daran. Zeit seines Lebens war er ein Außenseiter gewesen, auch wenn es Menschen gegeben hatte, die ihm etwas bedeuteten. Maziroc hatte zu ihnen gehört, sein Mentor und Ziehvater, aber Maziroc war es auch gewesen, der ihm fast zwanzig Jahre verschwiegen hatte, dass sein wahrer Vater ein Fremder gewesen war, den es aus einer fremden Welt nach Arcana verschlagen hatte. Noch war Aylon nicht so weit, ihm dies zu verzeihen, auch wenn es aus guten Gründen geschehen sein mochte.

Es hatte auch andere Menschen an seiner Seite gegeben: Laira, die Hexe vom Orden der Vingala, und allen voran Floyd, der Gaukler, mit dem zusammen er sich auf den gefährlichen Weg zur Zitadelle seines Vaters im Ödland von Sharolan gemacht hatte. Aber letztlich waren auch sie nur für eine gewisse Zeit Wegbegleiter gewesen, und es deckte sich derzeit nicht mit seinen Plänen, zu feste Freundschaften zu schließen. Bei der Suche, auf der er zurzeit war, konnte ihm niemand helfen. Zu sich selbst zu finden und sich über seinen Platz in dieser Welt Klarheit zu verschaffen, das war ein Weg, den er nur allein beschreiten konnte.

Statt nach Cavillon zurückzukehren, hatte Aylon sich deshalb von Sharolan aus weiter nach Osten gewandt, um die nur dünn besiedelten und noch weitgehend unerforschten Länder dort zu erkunden, von denen Reisende manchmal die erstaunlichsten Geschichten berichteten. Vieles davon mochte übertrieben oder gar frei erfunden sein, aber wenn auch nur ein kleiner Teil davon wahr war, versprach die Reise ein aufregendes Erlebnis zu werden.

Mit halb geschlossenen Augen döste er vor sich hin und verfiel mehrfach sogar in einen sekundenlangen Schlaf, als er plötzlich durch Geräusche aufgeschreckt wurde, die so gar nicht zu dieser idyllischen, friedlichen Landschaft passen wollten. Das Klirren von Stahl drang an seine Ohren, gedämpft und aus einiger Entfernung, aber es handelte sich unzweifelhaft um Kampflärm.

Ohne lange zu zögern, sprang Aylon auf und drang tiefer in das Wäldchen ein, aus dem die Geräusche erschollen. Er war nicht erpicht darauf, in eine Auseinandersetzung, die ihn nichts anging, hineingezogen zu werden, zumal er vom Kriegshandwerk nicht viel verstand und Gewalt verabscheute. Wenn in seiner unmittelbaren Nähe gekämpft wurde, wollte er jedoch zumindest wissen, was dort geschah, und mit wem er es zu tun hatte, um sich darauf einstellen zu können. Das Tal, das sich hinter ihm ausbreitete, mochte paradiesisch erscheinen, doch musste das nicht zwangsläufig bedeuten, dass es hier keine Gefahren gab.

Das Waffengeklirr wurde lauter, und nun waren auch Keuchen und andere Laute zu hören, die wie eine Mischung aus Knurren und Grunzen klangen. Unterholz, das ihm Deckung bieten konnte, gab es in diesem Buchenhain kaum, sodass Aylon vorsichtig von Baumstamm zu Baumstamm huschte, um wenigstens diesen Sichtschutz auszunutzen.

Es dauerte nicht lange, bis er die Urheber der Kampfgeräusche erblickte. Es handelte sich um rund ein Dutzend kleinwüchsige Gestalten, gekleidet in erdbraune kuttenartige Gewänder, die bis zum Boden reichten. Ihre Gesichter waren hinter hochgeschlagenen, spitz zulaufenden Kapuzen verborgen. Einige von ihnen lagen bereits regungslos auf dem Boden, die übrigen griffen mit ihren kurzklingigen Schwertern eine junge Frau an.

Aylon stockte der Atem. Die Fremde trug braune Hosen, die in kniehohen Stiefeln verschwanden, dazu eine helle Bluse unter einem gleichfalls braunen Lederwams. Sie mochte Anfang zwanzig sein, also nur geringfügig älter als er selbst, und sie war das bezauberndste Geschöpf, das er je erblickt hatte. Langes, so hellblondes Haar, dass es fast weiß aussah, rahmte ein Gesicht von solcher Zartheit und solchem elfenhalfen Liebreiz ein, dass ihr bloßer Anblick sein Herz schneller schlagen ließ. Auch ihre Bewegungen waren von unglaublicher Anmut, doch wusste sie mit ihrem Schwert hervorragend umzugehen, wie die bereits getöteten Angreifer auf dem Boden vor ihr zeigten.

Wie gebannt schaute Aylon dem Kampf der unbekannten Schönheit gegen die gnomenhaften Wesen einige Sekunden lang zu. Sie stand dicht vor einem großen Baum, um wenigstens den Rücken freizuhaben, und vermochte ihre Klinge wirklich meisterhaft zu führen. Mit einer Schnelligkeit und Geschicklichkeit, dass das Auge ihren Bewegungen kaum noch zu folgen vermochte, parierte sie die auf sie einprasselnden Hiebe und machte sogar selbst einige Ausfälle. Blitzartig zuckte ihre Waffe vor, und ein weiterer Angreifer sank von ihrem Schwert durchbohrt tot zu Boden.

Dennoch war es ein ungleicher Kampf. Die Übermacht der Gnome war einfach zu groß, als dass sie sich auf Dauer gegen sie behaupten könnte. Auch blutete sie bereits aus mehreren Wunden, und ihre Bewegungen wurden allmählich langsamer und schwächer. Der Zeitpunkt war abzusehen, wann einer der Angreifer ihre Abwehr durchdringen und ihr eine tödliche Verletzung zufügen würde.

Ohne länger zu zögern, zog Aylon sein eigenes Schwert und stürmte vorwärts. Er wusste nicht, um was es bei dem Kampf ging, aber es gab keinen Zweifel, auf welcher Seite seine Sympathien lagen.

Zwei der Gnome fuhren herum, als sie seine Schritte hörten, und stießen ein zorniges Fauchen aus. Wuchtig schlug Aylon mit dem Schwert nach einem von ihnen, doch drehte er die Waffe im letzten Moment so, dass er ihn nur mit der flachen Seite der Klinge am Kopf traf. Er empfand eine zu große Ehrfurcht vor dem Leben, um leichtfertig zu töten, selbst wenn seine Gegner solche Skrupel offenbar nicht kannten.