Aus dem Amerikanischen von Alexander Amberg

Impressum

Die amerikanische Originalausgabe The Final Day

erschien 2017 im Verlag Forge Books.

Copyright © 2017 William R. Forstchen

Copyright © dieser Ausgabe 2019 by Festa Verlag, Leipzig

Literarische Agentur: Thomas Schlück GmbH, 30161 Hannover

Lektorat: Alexander Rösch

Titelbild: Arndt Drechsler

Alle Rechte vorbehalten

eISBN 978-3-86552-724-0

www.Festa-Verlag.de

www.Festa-Action.de

Für Robin

VORWORT UND DANKSAGUNGEN

Seit der Veröffentlichung von One Second After sind über sieben Jahre vergangen. Seither ist eine Menge geschehen, bei jedem von uns. Meine Tochter reifte zu einer hübschen jungen Lady heran und machte ihren College-Abschluss. Vor zweieinhalb Jahren begegnete ich im Anschluss an einen Vortrag bei einer ›Prepper‹-Tagung der Liebe meines Lebens, meiner Seelenverwandten, vor Kurzem haben wir geheiratet. Aufgrund der Themen, über die ich schreibe, sind viele neue Freunde in mein Leben getreten, einige zogen sich zurück.

Neue Menschen bereicherten meine Welt, alte Freunde verließen sie, ganz speziell Andy Andrews, hochgeschätzter Veteran von Omaha Beach. Es gab einige Überraschungen, die größte davon, dass ein anfangs relativ unbekanntes Buch die Bestsellerlisten der New York Times stürmte. Manche behaupten sogar, es habe dazu beigetragen, die Prepper-Bewegung ins Leben zu rufen. Falls dem so sein sollte, sehe ich meine Arbeit lediglich als kleinen Teil eines Phänomens, das mittlerweile Millionen Anhänger umfasst.

Es gab auch Enttäuschungen, die größte davon: Ich schrieb One Second After auf Drängen einiger guter Freunde in der Politik. Sie waren der Meinung, es sei zwar ein Roman, könne der amerikanischen Öffentlichkeit aber die existenzielle Bedrohung für den Fortbestand unserer Nation vor Augen führen. Ich war so blauäugig zu glauben, das Buch könne etwas bewirken, die Politik zum Handeln bewegen, unsere elektrische Infrastruktur zu verbessern und in der Außenpolitik eine härtere Gangart einzulegen, damit derartige Waffen nicht in die Hände derer gelangen, die nur zu gern einen EMP-Angriff auslösen würden. In dieser Hinsicht erwies sich das Buch als völliger Fehlschlag; damit bleibt mir nur noch, eine grundlegende Frage zu stellen. Im Prinzip sollte jeder sie stellen, der diese Worte liest: Warum ignorieren die US-Regierung und die Verwaltungen der Bundesstaaten diese Bedrohung?

Im Rahmen meiner Bemühungen, das öffentliche Bewusstsein zu sensibilisieren und auf eine politische Lösung zu drängen, stieß ich bisweilen auf arrogante Geringschätzung. Es erinnert mich an die Heuchelei jener, die uns übers Waffentragen belehren wollen – und zwar umgeben von professionellen Bodyguards, die in der Tat gut bewaffnet sind, während sie uns ein Loblied darauf singen, wie schön es doch sei, unbewaffnet durchs Leben zu gehen. Zwischen beiden Themen existiert eine klar erkennbare Parallelität, von daher kann sich jeder selber ausrechnen, was ich meine.

Darum glaube ich mittlerweile, dass wir – in den Worten unserer Verfassung ›Wir, das Volk …‹ – nur eine Möglichkeit haben: Jeder muss sich individuell auf solche Fälle vorbereiten, mit Nachbarn und Freunden über das Thema sprechen, bis wir als gesamte Nation auf uns selbst aufpassen können. Ich schreibe dies wenige Tage nach der Tragödie in Orlando, Florida, bei der über 100 Opfer zu verzeichnen waren. Ich fürchte, bald könnten es Tausende, Zehntausende sein, und im Falle eines EMP-Schlags Hunderte von Millionen. Nur indem wir wirklich vorbereitet sind, als Einzelne und als Nation, vermögen wir unser Überleben gegen die Kräfte der Finsternis und des Hasses sicherzustellen.

Nun ja, eigentlich sollte dies eine Danksagung werden, und wenn Sie so weit gelesen haben, wird es langsam Zeit, mit dem wohlverdienten Dank an so viele loszulegen. Ohne die Unterstützung, das Vertrauen und die Anstrengungen meiner Freunde bei Tor/Forge Books könnten Sie diese Worte nicht lesen. Als ich vor 30 Jahren in dieser Branche anfing, begegnete ich bei einer Tagung Tom Doherty. Schon damals hoffte ich, eines Tages mit ihm zusammenarbeiten zu dürfen. Er und seine Mannschaft sind das perfekte Verlagsteam, das man sich als Autor erhoffen kann. Danken möchte ich auch meiner Agentin, Eleanor Wood von der Spectrum Literary Agency, sowie ihrem Sohn und ihrer Tochter, die mittlerweile ebenfalls Teil der Firma sind. Seit über 25 Jahren arbeiten wir schon zusammen, stets stand sie mir als Freundin und Ratgeberin zur Seite. Besonderer Dank gilt meinen Freunden bei der Ascot Media Group. Als Public-Relations-Experten sind sie unübertroffen und spielten eine entscheidende Rolle darin, diese Romane über einen EMP-Schlag an die Öffentlichkeit und in die Medien zu bringen.

Wollte ich die Namen aller Freunde aufführen, die mir zur Seite standen, mir Ratschläge gaben und auf meine Arbeit einwirkten, würde es hier weitergehen wie in einer Dankesrede bei der Oscar-Verleihung. Aber wer dies liest, hat den Roman gekauft, um endlich den Abschluss der Geschichte zu lesen. Darum mache ich es, wie Lincoln zu sagen pflegte, ›kurz und bündig‹. Mein Dank geht an meine Freunde, Nachbarn und Kollegen in Black Mountain und am Montreat College. Sie akzeptierten bereitwillig, begrüßten es sogar, dass die Erzählung in unserer Gemeinde spielt. Ob die Krise nun eines Tages eintritt oder nicht, ein schöneres Zuhause gibt es auf der ganzen Welt nicht. Seit fast einem Vierteljahrhundert unterrichte ich inzwischen hier.

Kurz nachdem One Second After erschien, baten mich neu gewonnene Freunde von Carolina Readiness Supply, einen Vortrag bei einem Prepper-Treffen zu halten, das sie sponserten. Ich rechnete mit 50 Zuhörern oder so, stattdessen sah ich mich 600 Leuten in einem überfüllten Saal gegenüber! Das war erst der Anfang. In den sieben Jahren, die seitdem vergingen, bin ich Tausenden von Preppern begegnet … allesamt vernünftige Leute mit konkreten Wertvorstellungen, die an Gott und ihr Land glauben. Ich fühle mich geehrt, weil ich sie alle als Freunde betrachten darf. Abschließend möchte ich all jenen danken, die mich in meinem Leben etwas lehrten, angefangen bei Ida Singer über Russ Beaulieu und Betty Kellor bis hin zu Gunther Rosenberg sowie Männern wie Don King und William Hurt an meinem College. Ich hoffe, ich wurde euren Erwartungen gerecht.

In One Second After schrieb ich, dass ich inbrünstig darum bete, dass meine Bücher in 30 Jahren vergessen sein mögen. Sollte sich jemand daran erinnern, dann nur insofern, als das finstere Zeitalter, das ich heraufbeschwor, niemals anbrach und meine Tochter ihr Leben weiterhin in Frieden führen konnte. Dafür bete ich nach wie vor.

Früher glaubte ich mal, meine Regierung könne unsere Sicherheit gewährleisten, was Bedrohungen durch einen EMP-Schlag oder radikale Gruppierungen überall auf der Welt anbelangt. Heute hege ich da gewisse Zweifel, zumindest auf kurze Sicht. Darum, meine Mitbürger, lege ich meinen Glauben an eine friedliche Zukunft in eure Hände. An uns liegt es, vorausschauend zu handeln, damit diese durch und für das Volk geschaffene Nation nicht vom Erdboden getilgt wird.

William R. Forstchen

Juni 2016

PROLOG

Tag 920 seit Tag eins

Hier ist BBC News. Es ist drei Uhr morgens, Greenwich War Time, an diesem 920. Tag nach Kriegsausbruch. Wir sind auf Sendung für unsere Freunde in der westlichen Hemisphäre.

Im Rahmen der Sendung folgt ein detaillierter Bericht über die tragischen Auswirkungen des groß angelegten nuklearen Schlagabtauschs zwischen Indien und Pakistan, gefolgt von einer Reportage über die Situation im Nahen Osten, wo der Konflikt zwischen Israel und seinen Nachbarstaaten weitertobt – mit Ausnahme von Jordanien, dessen Führung heute erneut bekräftigte, dass es zu dem Bündnis mit Israel gegen das Kalifat und dessen Verbündete steht.

Doch zunächst die Nachrichten aus den Vereinigten Staaten:

Heute hat die selbst ernannte Bundesregierung mit Sitz in Bluemont erklärt, die früheren Bundesstaaten Virginia und Maryland auf Stufe-eins-Status gehoben zu haben. Nach interner Definition bedeutete das, alle Kräfte im vermeintlichen Konflikt mit der ›Rekonstituierten Obersten Bundesbehörde in Bluemont‹, wie sie sich selbst bezeichnet, wurden befriedet.

Zu Beginn des Jahres gab die Regierung in Bluemont bekannt, ihre Pläne zum Aufbau der Army of National Recovery – der Armee des Nationalen Wiederaufbaus, gemeinhin als ANR bezeichnet – aufgegeben zu haben. Die heutige Mitteilung, wonach in beiden mittelatlantischen Staaten der Status vollständiger Stabilität erreicht wurde, geht den Angaben zufolge auf Einsätze herkömmlicher US-Streitkräfte zurück. Die Regierung in Bluemont erklärte, den Sieg hätten Einheiten errungen, die von der Konfrontation mit der chinesischen Besatzungsmacht im Westen abgezogen wurden, sowie weitere Truppenteile, die am Tag des Kriegsausbruchs in Übersee stationiert waren.

Nach weiteren Meldungen des Tages wird eine Expertenrunde in unserer Sendung die offenbar veränderte Ausgangssituation in Nordamerika analysieren.

Doch zunächst eine Botschaft an unsere Freunde in den chinesisch besetzten Westprovinzen Kanadas: »Der Stuhl lehnt an der Tür.« Ich wiederhole: »Der Stuhl lehnt an der Tür.«