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Erlösung

Im Treppenhaus begegnet mir eine Nachbarin, die ich mag, mit ihrem Hund, den ich nicht mag. Ich kann Tiere nicht ausstehen. Haustiere wie Katzen und Hunde mit den Haaren, die sie überall verlieren, dem Sabber, dem Gestank. Aber Mr. Reeves, der Hund meiner Nachbarin, ist alt und krank, und bei diesem Anblick wird auch mein Herz schon mal weich. Denn der Anblick weckt meine Erinnerung an Daydream und einen schlimmen Tag vor einigen Jahren in einer Berliner Tierklinik.

Daydream geht’s schlecht. Und Daydream ist Karlas Pferd. Ein hässliches Wartezimmer, voll mit traurigen Menschen und kranken Tieren. Es stinkt. Ein großer Hund sieht klein aus und jault. Auch Karla heult und heult. Dann endlich der Aufruf.

»Es tut uns leid. Was wir für Daydream noch tun können, ist, ihn einigermaßen sanft zu erlösen. Es wird ihm guttun, wenn Sie dabei sind. Kommen Sie.«

Daydream sieht schlecht aus. Was ist das für ein stolzes, kraftvolles Pferd gewesen. Ich hatte es vor einigen Jahren für ein Show-Spektakel zu Einführung eines Smartphones gekauft, von dem aber schon seit Jahren niemand mehr spricht. Der Höhepunkt des Abends war, als Wanda auf Daydream reitend ins Stadion schwebte. Wanda stand am Beginn einer raketenmäßigen Sängerinnen-, Schauspiel- und Fotomodel-Laufbahn. Mit Pferden konnte sie aber absolut nicht umgehen, sie war froh, als Karla ihr Daydream abnahm. Ich schenkte Karla das Pferd, und neben Paul war Daydream ihr Ein und Alles.

Karla streichelt seinen Kopf und bemüht sich, an die schönen gemeinsamen Zeiten zu denken, an die bevorstehende Erlösung von den Schmerzen, an das baldige Wiedersehen im Pferde-Mädchen-Himmel, an die wunderbar unbeschwerte Reise, die Daydream gleich antreten würde. Daydream bekommt nacheinander ein Beruhigungsmittel, ein Narkosemittel und ein Mittel, das Herz- und Atemstillstand hervorruft. Alles ist gut gegangen. Karla hat noch tagelang geheult, aber sie hat nie daran gezweifelt, dass das die beste Lösung für Daydream gewesen war. Wir sollten dieses Cocktailrezept fürs Heaven’s Gate in Betracht ziehen.

 

Ich hatte mal eine Nahtoderfahrung. Der Anlass war blöd, eine selbst, aber unbeabsichtigt beigebrachte Vergiftung. Was dann folgte, war großartig: Ich sah mich meinen Körper verlassen. Schwebend blickte ich auf meine Hülle herab. Was für ein liebenswürdiger Mensch lag da! Ich fühlte ein totales Wohlwollen mit allem, was ich sah. Alles war beseelt: der Stuhl, von dem ich gefallen war, das Einwegfeuerzeug, das mein Körper immer noch in der Hand hielt, die Dose Maggi-Ravioli mit Tomatensauce, auf die ich mich schon gefreut hatte, die Tomaten, die dafür in der Sonne gereift waren, der Ravioliteig, der liebevoll zubereitet worden war, das Rezept, das ein genialer Koch mit unglaublich viel Hingabe und in endlosen Versuchs- und Abschmeckreihen entwickelt hatte, der rührend hässliche Emailletopf, den mir meine Oma in bester Absicht geschenkt hatte, die Blumen auf dem Emailletopf, die ein rechtschaffener Grafiker mit einer Berufsauffassung entworfen hatte, dass auch ein Junkie, der überdosiert von einem Stuhl fällt noch bevor er sich sein Leibgericht zubereiten kann, Anspruch auf ansprechende Kochgeschirrgestaltung hat. Ich versöhnte mich mit meinen Eltern, ich versöhnte mich mit mir selbst, meine vollständige Entstofflichung fühlte sich an wie ein Nichts, das zugleich ein Über-allem-Alles war. Ich war bereit zu allem, was jetzt kommen würde. Jemand handelte in bester Absicht, als er mich in meine Hülle zurückzog. Wieder im Leben, war ich ziemlich sauer auf den Typen.

Millionen Menschen haben diese Erfahrung gemacht. Leben, das ist eben auch Biologie, und die hat ihre Gesetze. Die Schwerkraft zu überwinden war Kultur pur. Das Leben, genauer gesagt, das Ab-Leben selbst zu kontrollieren wird eine ungleich größere kulturelle Anstrengung. Es soll ja Menschen geben, die quasi durch Meditation ihre Körperfunktionen zum Stillstand bringen können. Indische Jainisten zum Beispiel praktizieren Sterbefasten. Aber wenn man sich mal näher mit den Dokumentationen von Fällen befasst, in denen Menschen ihren Freitod durch Verhungern begangen haben, dann liest man von wochenlangen Schmerzen. Der Organismus beugt sich einfach nicht dem Sterbewillen. Bis zuletzt stemmt er sich gegen den Tod, mobilisiert alles, gönnt der Seele, die längst gehen will, keinen Frieden.

Benno hat ja bei der Investorenpräsentation schlüssig und fundiert Auskunft gegeben, wie das mit dem sanften Ableben bei uns funktionieren soll. Aber er hat sich das alles nur ergoogelt und es sich aus dem, was sich am besten anhörte, zusammengereimt.

Wir werden natürlich die beste Lösung anbieten wollen, die schonendste Methode, die verträglichste. Wir werden Erfahrungen von Henkern, Selbstmördern, Sterbehelfern und Schlachthofveterinären aus aller Welt auswerten. Ich werde mich systematisch damit befassen, allein schon, weil ich ja selbst mein eigener Kunde sein werde.

Studienreise

Es ist heiß, feucht und stockdunkel. Um uns herum kreischt, zischelt, faucht und raschelt es. Benno hat wahrscheinlich recht: »Wenn man eine zuverlässige Methode sucht, sich umzubringen, dann sollte man in den Dschungel des Amazonasdeltas fahren, begleitet von einem höchst suspekten Guide auf der Suche nach einem winzigen Naturvolk, bei dem es verbreitete Sitte ist, wegen nichtiger Anlässe Selbstmord zu begehen.«

Benno klatscht sich mit der flachen Hand auf den Hals. Wir alle machen das dauernd, reflexhaft, es gibt ständig irgendein Krabbeltier, dessen man sich schnell entledigen sollte, bevor es durch den Hals eindringt, im Unterleib Eier legt und durchs Auge wieder rauskommt. Benno sprach von den Suruaha. Gift ist ihr Leben, sozusagen. Mit Gift jagen sie Fische, Vögel, Gürteltiere und was ihnen sonst vors Blasrohr kommt. Sie essen Maniok, den sie aber erst entgiften müssen. Dann wieder pusten sie sich gegenseitig Gift in die Nase, um im Rausch ihren Ahnen näher zu sein. Schon Achtjährige machen das. Und wenn ihnen langweilig ist oder sie geträumt haben, dass ihre Großeltern sie gerne bei sich hätten, dann pfeifen sie sich eine ordentliche Dosis ihres selbst zubereiteten Fischköders, der das hochwirksame Nervengift Cunaha enthält, rein ... und Tschüss, auf Wiedersehen bei Oma und Opa.

Wir wollen herausfinden, ob dieser Kult eines sehr naturverbundenen Volkes vielleicht etwas bereithält, was unser Angebot, das sich an durchzivilisierte Großstadtbewohner richtet, kulturell etwas auflädt. Etwa so wie Yoga statt einfach nur Gymnastik oder Ayurveda statt einfach nur Kneipp.

 

Fünf Jungen gehen zum Bach, Fische fangen. Vier kommen wieder zurück. Hä? Ich frage Hernandez, unseren Guide, der fragt die Zurückgekehrten.

»Der hat sich gerade umgebracht.«

»Wie?! Jetzt gerade? Einfach so? Und jetzt? Kein Ritual, keine Trauer, kein Priester, Schamane, irgendwas?«

Die sind einfach ganz, ganz anders drauf! Zum Beispiel Schmerzen. Scheinen die praktisch nicht zu kennen.

 

Cunaha hat uns nicht überzeugt. Die Schmerztoleranz der Suruaha und ihre alltägliche Todesnähe führen bei uns zu dem Eindruck, eine letale Dosis Cunaha einzunehmen sei für sie nicht dramatischer, als einen Bus ins Jenseits zu besteigen. Wir nehmen auf jeden Fall mal eine Probe mit, kann ja nicht schaden. Müssen nur sehen, dass uns bei der Einreise nach Deutschland keine langen Erklärungen abverlangt werden. In Verbindung mit einigen Ereignissen aus meiner Vergangenheit, die in Form von Aktenvermerken noch auf Behördenservern rumgeistern mögen, hätte ich vielleicht Mühe, den Zoll von der Unbedenklichkeit unserer Absichten zu überzeugen.

Klar, wir hätten mehr erfahren, mehr lernen können über diese Menschen, wenn wir bereit gewesen wären, uns auf sie einzulassen. Stattdessen hab ich schon nach zwei Tagen nur noch einen Gedanken: bloß weg hier! Irgendwie arschig, unser Auftritt bei den Suruaha. Was Besseres als Eutha 77 haben wir jedenfalls nicht gefunden. Vielleicht ist das, was für Daydream gut war, gerade recht für mich und unsere Kunden. Und schließlich nehmen die das in Texas ja auch für Delinquenten, die die Spritze als Hinrichtungsart gewählt haben.

 

Wir fliegen nach Los Angeles, um einen Phowa-Meister zu treffen. Phowa ist eine buddhistische Meditation zum »bewussten Sterben mit dem Ziel vollkommener Glückseligkeit«. Fürs Marketing hört sich das jedenfalls perfekt an: ein Kombipaket aus Phowa und Eutha 77.

 

»Hahahahaha.« Der Meister lacht sich schlapp. Buddhismus light. »Hahahahaha.« Ein Apartment in Huntington Beach, direkt über Wahoo’s Fish Taco. Die Gegend, in der wir damals gewohnt haben, war besser. Der Deal ist schnell verhandelt: Wir schicken unsere Ritualbegleiter in Zehnergruppen hier nach Huntington Beach CA. Das kostet für eine Woche fünftausend Dollar inklusive Zertifikat. Damit können unsere Ritualbegleiter mit unseren Abschiedsgästen unmittelbar vor dem Eutha-77-Programm eine einstündige Power-Phowa durchziehen. Der Meister lacht zum Abschied noch mal herzlich: »Mehr Illusion als Erkenntnis, aber besser als nichts, oder? Easy dying with Buddha, hahahahaha.«

 

Rückflug. Wir befinden uns zwölftausend Meter über dem Meeresspiegel. Es ist wahrscheinlicher, in Kreuzberg von einem herabfallenden Blumentopf erschlagen zu werden, als mit einer Boeing abzustürzen. Trotzdem, bei dem Blick aus dem Fenster beschleicht mich eine kurze Ahnung von Todesangst. Einen tiefen Fall stelle ich mir als einen horrenden Zustand eigener Art vor. Dem Tod unausweichlich und unaufhaltsam entgegenbewegen. Und mit dem Aufprall ist nicht nur dieser angstvolle Zustand beendet, sondern auch das Leben. Der Fall ist quälend lang, aber zu kurz, um noch mit irgendwas oder irgendwem Frieden zu machen.

»Sag mal, Benno, glaubst du, Mama fände das geschmacklos? Ich meine, wie wir mit Leben und Tod gedanklich so rumspielen? Für mich fühlt es sich manchmal genauso an, als ginge es um die Planung eines Outdoor-Events für untermotivierte Produktmanager.«

»Ich denke, Mama hätte sich lieber einen Cocktail aus amazonischem Fischköder, Eutha 77 und einer Dosis Power-Phowa gegeben, als so scheiße zu sterben, wie sie gestorben ist. Du solltest deine Schuldgefühle mal abstellen, Papa. Schuldgefühle sind null produktiv. Außerdem: Du spielst doch gar nicht rum, du machst dir ernsthafte Gedanken und zweifelst und verwirfst und wägst ab. So reflektiert kannte ich dich noch gar nicht. Bei der letzten Planung von Outdoor-Events für untermotivierte Produktmanager hast du jedenfalls nicht so weitreichende Überlegungen angestellt.

Übrigens, fünftausend Dollar find ich ja okay, aber Huntington Beach ist echt ein bisschen overdone. Unsere Ritualbegleiter per Interkontinentalflug nach Kalifornien schicken verspricht keinen Mehrwert. Geht’s noch! Der Typ soll nach Tempelhof kommen. Ach was, gib mir doch mal dein Tablet.«

»Was?«

»Das Tablet. Papa! Das Tablet! Ich cancel den Deal mit dem Phowa-Typen. Der hat sie doch nicht alle.«

Benno hat recht. Mal wieder. Wir hätten das auch besprechen können. Ich muss mich noch daran gewöhnen, dass Benno seinen Vater wohl nicht mehr braucht, um Entscheidungen zu treffen und durchzusetzen.

Geheimtreffen

»Herr Bürgermeister, was kann ich ...«

»Ach hör doch mal auf mit dem ›Herr Bürgermeister‹, ich heiße Rolf.«

»Okay, Rolf, ich bin gespannt, was du mir zu sagen hast, hier, in der hintersten Ecke einer kambodschanischen Garküche in Moabit! Ich heiße übrigens Lasse.«

»Wie Klasse ohne K? Hahaha.«

Der Bürgermeister ist bekannt für seine Schulterklopferwitze. Heute vergeht ihm das Lachen ungewöhnlich schnell. Er sieht sich um und knetet verlegen seine massigen Hände. Er lockert die Krawatte, ordert zwei Schultheiß und rückt näher.

»Eigentlich dürfte dieses Gespräch gar nicht stattfinden, Lasse. Egal, du solltest wissen: Es gibt ein Problem mit der Baugenehmigung. Die von dem Bauaufsichtsamt des Bezirks Pankow stufen das Heaven’s Gate als Vergnügungsstätte ein.«

»Hä? Ein Haus, dessen Zweck es ist, Leute ins Jenseits zu befördern?«

»Nein, Lasse, du hast uns von einem Eventkonzept überzeugt, und so wurde es auch kommuniziert, und so wird es auch wahrgenommen: eine Stätte für gepflegte Sterberituale. Ihr nehmt dem Tod die Traurigkeit. Stattdessen wird er mit Frohsinn aufgeladen. Genial. Aber da kann man schon drauf kommen, dass es hier um Erbaulichkeiten geht, die man auch als Vergnügen einstufen kann. Außerdem zahlen die Leute ja auch dafür.«

Stimmt. Ich gucke tief in mein Schultheiß. »Vergnügungsstätte« find ich zwar irreführend, aber was im Heaven’s Gate passiert, soll entschieden mehr mit Freude als mit Trauer zu tun haben, da haben uns die Volksvertreter schon richtig verstanden. Ich muss trotzdem hoffen, dass sie sich nicht am Ende als berufsmäßige Verhinderer aufspielen. Vielleicht sollen auch ganz andere Interessen durchgesetzt werden, vielleicht will man am Weißensee lieber noch ein Hotelkettenhotel, wer weiß.

»Ich kann dem Bezirk da nicht so reinregieren, da bin ich machtlos. Du musst jetzt kämpfen, Lasse. Aber kümmer dich nicht um das Bauaufsichtsamt und seinen Flächennutzungsplan, das macht dich fertig, ehrlich. Nein, mobilisiere die Anwohner, die sollen wollen, dass das Heaven’s Gate zu ihnen vor die Haustür kommt! Familien, Geschäftsleute, alle wollen das Heaven’s Gate!«

»Also statt einer Push-Strategy eine Pull-Strategy, okay.«

»Hä?«

»Sorry, hab grad mit mir selbst gesprochen. Prost, Rolf, auf dein Wohl! Sag mal, wann ist denn so mit einer Genehmigung zu rechnen?«

»Rechne mal mit einem Jahr.«

»Ein Jahr???«

Zum ersten Mal mach ich mir Sorgen darüber, dass das Heaven’s Gate nicht rechtzeitig fertig wird. Aber ganz sicher will ich das Heaven’s Gate nicht in der Nähe eines Spielcasinos. Da stirbt man jeden Tag, so lange, bis man tot ist. Severin ist da gestorben, er hat sich auf dem Klo eines Spielcasinos im Wedding erhängt. Er war mein Partner. Ein unglaubliches Energiebündel. Fünfundneunzig Prozent seiner Energie ging in unser Geschäft. Nur fünf Prozent investierte er in seine Selbstzerstörung – allerdings mit hundertprozentigem Erfolg. Seine Spielsucht hatte ihn fertiggemacht, er wusste keinen Ausweg mehr. Zu mir konnte er jedenfalls nicht zurück. Er wurde nicht alt genug, um krank und hinfällig werden zu können.

Das ist überhaupt mies: Weil man das Sterben aus den Wohngegenden vertreiben wollte, hat man die Spielcasinos einfach in die Gewerbegebiete verbannt, denn auf die Steuereinnahmen mag der Senat natürlich nicht verzichten. Kein Problem, die neunzig Prozent Suchtspieler scheuen keinen Weg.

Wir, die Pioniere vom Heaven’s Gate, wir wollen keine Spielcasinos, und wir wollen keine klinische Zwangsernährung. Nicht in Wohngegenden und nicht in Gewerbegebieten. Wir wollen das Heaven’s Gate – in der Mitte des Lebens, in der Mitte der Gesellschaft!

Der Anfang vom Ende
Oktober 2020

Das Geschäft meines Lebens

Das mag ich so an Jan: Er rückt mit der Wahrheit raus, da muss man den Herrn Dr. med. nicht lange bitten: »Dieses Kribbeln wird bleiben und sich langsam weiter ausdehnen, auch auf das andere Bein.«

Aha. Na, dann hab ich schon ’ne Ahnung, wie es weitergeht, hab mich da schon mal ein bisschen informiert: »Schließlich werden meine Beine gelähmt sein, dann fangen die Arme an zu kribbeln, bevor auch die gelähmt sind, und das geht dann jahrelang so, bis ich mich schließlich gar nicht mehr rühren kann. Richtig?«

»Ja, genau.«

»Und wie lange leb ich dann noch?«

»Da gibt’s eigentlich keine Obergrenze. Es gibt Leute, die leben seit dreißig Jahren ...«

»Klingt eher nach sie werden gelebt. Wahrscheinlich von Pflegerobotern.«

»Okay, Lasse, stimmt. Das Leben, das du die letzten dreißig Jahre geführt hast ...«

»Sorry, warte mal, das Handy ... Ja? Wie, die Geburt verzögert sich. Sind die irre? Die Location kostet hunderttausend Euro am Tag! Die sollen mich nicht verarschen, die sollen jetzt die Scheißwehen einleiten, da gibt’s Mittel! ... Sorry, Jan, das war echt wichtig.«

»Du bringst jetzt tatsächlich die Geburt von Cynthia Willis’ Baby? Live auf AggleTV? Lasse, du bist echt verrückt. Also dieses ...«

»Sorry noch mal ... Nein! Kein Kaiserschnitt! Okay, okay, dann morgen, ist okay. Du machst das super. Was? … Nee, alles okay, bin grad beim Arzt. Ja, alles okay, bis nachher.«

»War das Benno? Der war schon immer ganz der Papa. Also noch mal, dein Trip auf dem Gaspedal ist bald vorbei, und in spätestens fünf Jahren bist du wirklich vollständig gelähmt. Du hast die Welt aufgemischt und auf den Kopf gestellt, niemand hat in weniger als sechzig Jahren mehr Unruhe gestiftet als du. Am besten setzt du dich auf die Terrasse und schreibst einfach deine Memoiren. Ach ja, du hattest vorhin nach Therapien gefragt. Tut mir leid, medizinisch gibt’s da noch nichts. Ach du, Lasse, sag mal, hast du die Karten für … danke, Lasse, Miriam wird begeistert sein.«

»Hieß die nicht Agneta?«

»Schlechte Witze sind ein gutes Zeichen, Lasse, bis der Morbus bei dir richtig einschlägt, dauert es wirklich noch ’ne ganze Weile, genieße die Zeit, die dir bleibt.«

 

Ich liege auf dem Sofa in unserer Wohnung in Kreuzberg. Ich wohne mit Benno zusammen, der ist allerdings selten da. Wenn ich hier liege, dann surfe ich entweder auf meinem Tablet rum und schreibe Messages, oder ich lasse meine Gedanken fließen, und das ist auch einer der wenigen Orte auf der Welt, wo ich das richtig gut kann.

Sechs Wochen ist das jetzt schon her, dass Jan mir seine Diagnose in the face geballert hat. Ich bin Eventunternehmer, und es gibt tatsächlich wirklich nichts, was ich verpasst haben könnte – und dass mein Vorhang in fünf Jahren fällt: okay. Aber diese Lähmungsscheiße werd ich mir nicht geben, no go, never! Ich muss das jetzt mal den Kindern sagen.

Meine geliebte Nelly. Die Mutter von Benno und Karla. Sie ist vor zehn Jahren an Krebs gestorben, und das war echt bitter. Eine der schönsten Frauen des Landes, abgemagert, kahl, wund. Ich hab sie auch in diesem Zustand geliebt, na klar. Aber das hat sie kaum getröstet, sie hat es gehasst, so ausgeliefert zu sein: fremde Menschen, die an ihr herumbehandeln, Maschinen, die bestimmen, wann und wie sie sich bewegt, Krankenschwestern, die mit Morphium dealen, sich aber nicht in Geld, sondern in Unterwürfigkeit bezahlen lassen. Meine Kinder werden so was nicht noch mal erleben: Ich steig da rechtzeitig aus.

 

Hab ich gesagt, ich bin Unternehmer? Richtig! Ich wäre keiner, hätte ich bei der Gelegenheit nicht gleich auch eine Geschäftsidee: Heaven’s Gate – für einen selbstbestimmten Wechsel in ein anderes Dasein. Sterben ist out, wir nennen es »freiwilliges Ableben« und verkaufen es als ultimatives Erlebnis. Wie eine Art umgekehrtes Wellness-Geburtshaus, auch mit soner Atmo. Man kann sich Zimmer nach Themen aussuchen, zum Beispiel »Zen-Garten« oder »Waldschlösschen«. Musik, Duftnoten, Buffet. Außerdem bringt man Freunde und Angehörige mit. Geiler als jede Pyramide, jedes Potentaten-Mausoleum, ein ewiges Denkmal, mein ewiges Denkmal für die Art des Ablebens als Event – eine Idee, geboren von Lasse Wiesenthal, Eventunternehmer in Berlin. Ich check schon Grundstücke und Architekten, meine Anwälte prüfen die Rechtslage. Das ist schon ein bisschen tricky, kein Vergleich zu der Show von Cynthias Geburt.

Benno, mein Junge, steckt schon knietief im Projekt. Er tut sich mit dem Thema Sterben nicht so schwer wie Karla, er ist viel jünger, er hat Nellys Drama nicht so haut- und seelennah mitgekriegt. Bin gespannt, wie Karla reagiert, wenn sie erfährt, dass ich selbst mein erster Kunde sein werde, im Heaven’s Gate.

Moment, da kommt eine Mail von … aha, Benno. Die Kalifornier entschuldigen sich für ihr Rumgezicke wegen der Hotels ohne Swimmingpool und bitten uns um das Hotelarrangement gemäß Teilnehmerangebot. Ich wusste, dass sie erst ein bisschen schmollen und dann einlenken würden, bevor sie sich ein Hostel mit wild gewordenen italienischen Schülern teilen müssen. Zurzeit veranstalte ich gerade die S.Y.N.C., die wichtigste internationale Internetkonferenz, die sonst in Kalifornien stattfindet. Weil aber ein paar wichtige Russen kein Visum für die USA kriegen, ist es halt in Berlin, und wenn es in Berlin ist, dann mach ich das, wer sonst. Auf der S.Y.N.C. wird nervös diskutiert, was es für wen bedeutet, dass Apple und Google fusioniert haben, um wenigstens gemeinsam gegen die Chinesen bestehen zu können. Dass Facebook getreu dem Prinzip »Gier frisst Hirn« allzu schamlos die persönlichen Daten seiner Mitglieder verwertet hat und seine Weltmarktführung an GROOPS abgeben musste. Und dass Vidspace klammheimlich mit allen relevanten Rechteverwertern Lizenzvereinbarungen getroffen hat und man da nun wirklich alles umsonst sehen und hören kann, wodurch YouTube ziemlich in die Defensive geraten ist.

Überhaupt, die Kalifornier: Als hätten sie sonst keine Probleme, wollen sie unbedingt Hotels mit Swimmingpool! Wahrscheinlich haben sie seit Wochen nicht mehr gebadet. Klar, in den letzten fünf Jahren hat es in Kalifornien so viel geregnet wie sonst in einem einzigen Februar. Aber Hotels mit Swimmingpool sind in Berlin nun mal leider immer ein Jahr im Voraus durchgebucht von Leuten, die sich das leisten können, zum Beispiel Russen, Chinesen und Araber. Ich sag Benno, dass er die Amis in Hotels mit einer »save water, save money!«-Offer einquartieren soll: annehmbare Zimmerpreise, die einen Trinkwasserverbrauch von zwanzig Liter pro Person und Tag beinhalten. Spätestens seit in Berlin die meisten Schwimmbäder schließen mussten, haben wir verstanden, dass Wasser selbst in Deutschland ein knappes Gut ist.

Sagen, was los ist

Stau. Kein Problem, immer ist irgendwas. Vor drei Wochen war es ein ukrainischer Laster, der nicht unter einer Brücke durchpasste, aber auch nicht wenden konnte. Eine Woche später war es das austretende Wasser eines Rohrbruchs, das den märkischen Sand unter der Fahrbahndecke weggespült hat. Und diese Fahrbahndecke war dann zu dünn für einen belgischen Reisebus, der seinen Arsch in den Himmel reckte. Heute ist es ein Umzug bunter Skelette, die einen Totentanz feiern. Mädchen in farbenfrohen Kleidern, das Gesicht zum Totenkopf geschminkt. Monster mit Sombreros, von oben bis unten mit Patronengurten behängt, vorangetrieben von einer Marschkapelle. Wahnsinn, wie viele Mexikaner es in Berlin gibt. Obwohl, mehr als die Hälfte der Mitläufer sind bestimmt zugezogene Schwaben und Westfalen, die gestern noch beim High-Heels-Race der Dragqueens am Nollendorfplatz rumgestanden haben. Mein arabischer Taxifahrer murmelt Flüche, bis er es nicht mehr aushält und sich mit hochrotem Kopf in die Hupe stemmt. Warum hat er es denn so eilig? Meine Taxifahrten allein in Berlin aneinandergereiht würden locker für einmal rund um den Globus reichen. Zeit, sich mal wieder mit einem Taxifahrer zu fetzen: »Jetzt piss dich nicht so ein. Das ist mein Taxi, und in meinem Taxi werden keine Kinder beschimpft, auch nicht, wenn sie mit gelben Blumen schmeißen.«

»Das ist nicht dein Taxi, das ist mein Taxi.«

»Es ist meins, ich bezahle es. Und wenn du nicht die Luft anhältst, steige ich auf der Stelle aus.«

Das wirkt. Bis nach Zehlendorf sind es von hier aus gut dreißig Euro. Zapata und Pancho Villa, beide von Hunderten Kugeln durchsiebt, reichen mir kleine bunte Totenköpfe aus Marzipan durchs Fenster.

Ich mache dem Taxifahrer ein Friedensangebot: »Hey, du, heute ist Día de los muertos, der Tag der Toten, die ihre mexikanischen Verwandten besuchen. Komm schon, nimm einen, ihr Araber mögt doch so süßes Zeug.«

Er nimmt eins und lacht. Der Spuk zieht weiter. Wir passieren schon den Zeli-Brunnen, gleich müssen wir da sein. Der Zeli-Brunnen besteht aus lauter Wasserspeiern. Frauen, Kinder, Frösche, Fabeltiere, alle speien Wasser. Sollten sie. Dabei sind sie selbst am Verdursten. In den Brunnen Berlins fließt schon lange kein Wasser mehr. Früher war nur der Betrieb selbst zu teuer, aber jetzt ist das Wasser schon zu kostbar geworden für Zierbrunnen. Außerdem würde es nicht lange im Brunnen bleiben. Im letzten Frühjahr, als der Zeli-Brunnen wie jedes Jahr in Betrieb genommen werden sollte, warteten schon früh morgens zig Leute mit Kanistern. Keiner wollte hören, dass das kein Trinkwasser sei. Der Bezirk Steglitz-Zehlendorf hat dann wie – soviel ich weiß – alle anderen Bezirke auch beschlossen, ihre Brunnen auf bessere Zeiten warten zu lassen.

Da sind wir: Im Gut Preussen kann man sehr gut große Reden schwingen und diskrete Verhandlungen führen. Außerdem kriegt man hier noch ein ehrliches Filet und nicht nur so Vollwertkompositionen aus … ach, ich mag gar nicht dran denken. Und für gut zahlende Gäste gibt’s auch genug Wasser.

 

Karla, meine Süße. Sie sieht so bezaubernd aus. So reizend! Meine Tochter. Wie Nelly. Und wie ihre Mutter kann sie echt zur Furie werden.

»Paps, danke, dass du deine Kinder ins feinste Restaurant der Stadt einlädst. Aber wieso ins Hinterzimmer? Seit wann willst du nicht gesehen werden? Was stimmt denn da nicht?«

»Karla, Benno, jetzt hört mir mal gut zu. Mein Projekt Heaven’s Gate für selbstbestimmtes ...«

»Du meinst dein Sterbehaus für zahlende Gäste.«

»Karla! Jetzt lass Papa doch mal ausreden!«

»Also dieses Projekt, das ist jetzt nicht mal irgend ’n Flagshipstoreopening oder so. Das ist mein Lebenswerk! Das wird das Beste, was ich je gemacht habe. Und ich selbst werde mein erster Gast.«

 

Totenstille. Wie in einer Grabkammer. Nur das entfernte Klirren und Klappern von Gläsern und Tellern, das Lachen der Saalgäste, ihre Gespräche über neue Häuser, Kinder, Operninszenierungen, Mandate und Vorstandsposten sind zu hören. Karla will Klarheit. »Karla will Klarheit«, das war immer son Running Gag zwischen mir und Nelly, Karla wollte immer genau wissen, was läuft: »Der Verdacht hat sich also bestätigt, und du läufst seit sechs Wochen mit der Diagnose rum. Richtig? Du lässt Benno Investoren für dein Sterbehaus akquirieren, während du längst weißt, dass du selbst bald als Erster durch dein Heaven’s Gate mit einer Wohlfühlabschiedsvorstellung treten wirst. Und das erzählst du uns hier bei geschmorten Bäckchen an Hagebuttenjus, bravo, Paps, Vorhang zu für Lasse Wiesenthal!«

Ich sag jetzt mal lieber nichts. Aber Benno: »Als ich dich neulich von der Cynthia-Geburtsshow angerufen hab, da warst du echt komisch am Telefon. Du warst da grad beim Arzt. Und der hat dir da gerade die Diagnose verpasst, stimmt’s?«

Und zu Karla: »Ich finde, das ist Papas Sache. Vielleicht will er sich und uns ja ersparen, das alles noch mal mitzumachen.«

»Ja, Mama hat schlimm gelitten, aber sie hat auch um ihr Leben gekämpft! Und du, Benno, du hast auch verdammt um dein Leben gekämpft. Monatelang, jede Minute.«

Karla liebt mich, Benno versteht mich, und ich mach jetzt eine klare Ansage in eigener Sache: »Leute, jetzt hört mal zu: Ich bin noch nicht mal sechzig und hatte ein total erfülltes Leben. Ich hab euch erwachsen gekriegt, ohne Ende Spaß gehabt und werde jetzt noch ein bisschen die Welt verändern, okay? Das Heaven’s Gate ist ja auch eine Mission. Ein Statement! Und, ja, stimmt, ich hab keinen Bock, voll behindert von anderen Leuten abhängig zu sein. Und was Mama passiert ist, muss heute echt nicht mehr sein.«

Bei Karla und mir kullern Tränen, Benno isst. Ich wusste, es würde ihm schmecken im Gut Preussen. Dann erhebt er sein Glas, steht auf und prostet uns zu: »Auf Mama!«

Mein Sohn. Musste ich als Säugling um mein Leben kämpfen? Nein, musste ich nicht. Aber Benno musste es, drei Monate lang. Als Frühgeburt von gerade mal siebenhundert Gramm. Wissenschaft und Forschung hatten viel aufzubieten, und nirgends auf der Welt hatten Frühgeborene dieser Größe bessere Überlebenschancen als in Berlin. Aber auch die lagen bei kaum mehr als fifty-fifty.

Ärzte, Schwestern und Nelly, alle haben an Bennos Seite gekämpft. Der Tod zerrte an seinen winzigen Gliedern, jeden Atemzug musste Benno dem Tod abtrotzen, jedes Beeep, jede Kurve vom Dauer-EKG waren Zeichen kleiner Siege.

Auch ich habe gekämpft, an der Businessfront: Immerhin, es ging um alles oder nichts! Auch dieser Kampf hatte was Existenzielles, ich hatte wieder alles auf eine Karte gesetzt, hätte ich das Ding vergeigt, hätte es mich komplett zerlegt, es ging um Erfolg oder Untergang: die X-Edges, das ultimative Extremsportevent. Extrem-Downhill mit Mountainbikes, Extrem-Freeclimbing, Extrem-Bungeejumping. Mit Limit Experiences zum Zugucken konnte man viel Geld verdienen, die Leute zahlten nicht schlecht für das Erlebnis, dabei zu sein, wenn andere an ihrer Stelle auf des Messers Schneide ritten.

Ein Bungeejumper lag dann auf der Intensivstation der Chirurgie, einen Flur hinter der Frühgeborenenstation. Benno hat es geschafft: Extrem-Brutkasten-Surviving! Ich habe es auch geschafft, die X-Edges gingen echt durch die Decke, ich war endgültig auf dem Erfolgstrip. Der Bungeejumper hat es nicht geschafft. Er war Anfang zwanzig, so alt, wie Benno jetzt.

Ich denke an Nelly, die für Bennos Leben gekämpft und den Kampf um ihr eigenes Leben schließlich verloren hat. Und ich denke an das Initial-Meeting für Heaven’s Gate: die Businessplan-Präsentation für Investoren. Wir müssen das sorgfältig vorbereiten, die richtigen Leute einladen, eine passende Meeting Location casten, spätestens im Dezember sollte das stattfinden.

 

Auf dem Parkplatz fällt Karla noch was ein: »Du, Paps, erinnerst du dich an unsere Zeit in Los Angeles? Ist gut zwanzig Jahre her. Da hat der total unabhängige Eventunternehmer Lasse Wiesenthal seine Familie unter den Arm genommen, alles andere hinter sich gelassen und beschlossen, Amerika aufzumischen. Wenn ich dich erinnern darf: Dein Ziel war, den Superbowl zu veranstalten! Das hat nicht ganz geklappt, Paps, das hat alles gar nicht geklappt. Das war aber auch nicht wirklich schlimm! Wir sind ganz einfach zurück nach Berlin, und du hast erst mal etwas kleinlaut wieder kleinere Brötchen gebacken und bist bald wieder groß rausgekommen. Heute spricht niemand mehr davon. Und das ist der Unterschied, Paps: Aus Los Angeles kann man zurückkehren. Denk mal drüber nach.«

Ich verspreche es ihr und gebe ihr und Benno einen Gutenachtkuss. Die L.A.-Nummer hatte ich glatt verdrängt. Karla bringt mir so was bei passenden Gelegenheiten immer in Erinnerung. Das ist dann ziemlich unbequem. Aber auch wertvoll. Wenn ich Karla nicht hätte. Sie bringt mich wieder auf den Boden.

Alt und verbittert
Dezember 2024

Nicht mehr totzukriegen

Es sind wieder alle da – bis auf den »Praktikanten« von der Hotelkette. Dr. Hahn, der souveräne Investmentfondsvertreter, Dominik Fehr, der umtriebige Venture Kapital Innovationen Investor, und Kati, die ja praktisch schon zum Team gehört. Benno präsentiert die Zahlen, aber große Nervosität mag nicht aufkommen. Für Dominik sind große Risiken normal, und Heaven’s Gate findet er als Konzept so spannend und richtungweisend, dass er natürlich dranbleibt.

Dr. Hahn hat andere Gründe: »Wissen Sie eigentlich, Lasse, warum es der Bürgermeister so eilig und wichtig hat mit Heaven’s Gate? Die Pensionsverpflichtungen gegenüber früheren Beamten der Stadt, die machen ihn fertig. Das ist einer der größten Posten im städtischen Haushalt. Und dem steht keine Leistung gegenüber. Jedenfalls keine, die nicht schon vor zehn, zwanzig oder dreißig Jahren erbracht worden wäre. Stellt euch mal vor, was der seinen Wählern alles versprechen könnte, wenn die Beamten wenigstens mit fünfundsiebzig ins Heaven’s Gate gingen.

Die Stadt blüht auf: Kindertagesstätten! Sanierte Kanalisation! Andere Städte folgen dem Beispiel, überall eröffnen Heaven’s Gates! Ein achtundachtzigjähriger Ordnungsamtsvorsteher a. D., vor dreißig Jahren in den wohlverdienten Vorruhestand abgetaucht, wird sich fragen, mit welcher Berechtigung er allein eine Fünfzimmerwohnung in bester Stadtlage bevölkert, während sich im Wedding eine ganze Familie ein einziges Zimmer teilt. Und wenn er sich das nicht selbst fragt, dann fragt ihn der Bürgermeister.

Bei Städtetagen, also quasi die Gipfeltreffen deutscher Bürgermeister, werden Szenarien und Planspiele durchgeführt, bei denen man den Pensionären ihre Ansprüche pauschal in einer üppigen Einmalzahlung ›abkauft‹ und sie im Zuge dessen subtil auf die Vorzüge unseres Angebotes hinweist. Aber nicht nur unser Angebot: Die Spanier treten viel aggressiver auf und akquirieren direkt und sondieren Kooperationen mit deutschen Pensionskassen.«

Unsere Idee ist nicht mehr totzukriegen. Aber es muss jetzt auch mal losgehen! Auch für Kati steht fest, das Heaven’s Gate muss jetzt liefern: »Benno hat uns eindrucksvolle Frühbucherzahlen vorgelegt. Prima. Die Leute dürfen jetzt von uns Leistung verlangen, wenn nicht das Ritual, weil ja die Räume noch nicht fertig sind, so doch schon mal die Vorbereitung darauf. Immerhin haben sie jeweils dreitausend Euro im Voraus gezahlt! Außerdem gibt es jetzt in Europa schon zwei Mitbewerber, die bereits am Start sind! Wir sollten jetzt mit unseren Workshops für Abschiedsarbeit beginnen. Ich schlage vor, wir errichten einen provisorischen Pavillon auf dem Gelände. Tobias will auch loslegen.«

Ich habe es mir abgewöhnt, Dominik übelzunehmen, dass er wirklich jede Sekunde online ist und auch dann twittert und chattet und mit einem Auge den Stream seiner Aggle-Glasses scannt, wenn man gerade mit ihm redet. Er nutzt seine Aggle-Glasses auch als eine Art Teleprompter: »Ich habe mich mal näher mit dem Thema ›Bestattungen‹ befasst. Wir hatten ja immer über Begriffe wie ›Kompostierung‹ etc. gesprochen, aber jetzt hab ich ein ganz konkretes Verfahren gefunden, das auch schon in Einzelfällen praktiziert wurde. Wie ihr wisst, bin ich ständig auf allen Kontinenten unterwegs. Ich bin …«

Obwohl, mich nervt es, meine Aufmerksamkeit mit irgendwelchen Chatrooms teilen zu müssen: »Dominik, würde es dir was ausmachen, uns anzusehen, wenn du mit uns sprichst? Und wenigstens mal nur für diesen Moment nicht zu twittern?«

»Ah … okay … sorry … also ich wollte sagen, ich bin nirgends verwurzelt. Wenn ich an einem Ort bin, bin ich gleichzeitig virtuell immer auch an ein, zwei anderen Orten. Deshalb ist mir so ein Ort der letzten Ruhe suspekt. Die Vorstellung, als balsamierte eingesargte Leiche die Umwelt zu belasten, ist mir ebenfalls zuwider. Deshalb kommt auch Feuerbestattung nicht infrage. Bitte, liebe Freunde, erlaubt mir einen Rückblick auf meinen Vater und die Umstände seines Lebensendes. Wie ihr wisst, ist er ein sehr reicher Mann gewesen. Er hatte mit nichts angefangen, eine große Erfolgsgeschichte. Er litt aber – und das meine ich wörtlich – unter dem Wahn, von allen und jedem übervorteilt zu werden. Und je reicher er wurde, desto schlimmer wurde es. Er gründete absurde Stiftungen in obskuren Steuerparadiesen, nur damit sein durchgeknallter und nichtsnutziger Sohn und dessen undankbare Mutter bloß nichts erben.

Seine einzige Leidenschaft in den letzten Jahren seines Lebens war die akribische Vorbereitung auf seinen eigenen Tod. Er ließ in Ungarn ein Mausoleum bauen. In einem Dorf, aus dem angeblich seine Urgroßeltern stammten, wie er glaubte, herausgefunden zu haben. Mein Vater hatte für Luxus nie was übrig gehabt. Aber dieses Mausoleum hatte es in sich. Für die Ewigkeit gebaut, hatte es die ganze Region, Dutzende von Maurern, Steinmetzen, Freskenmalern, Fliesenlegern, Schreinern und Gärtnern, beschäftigt. Beliebt war mein Vater aber auch dort nicht, denn er bezahlte lausige Löhne. Da liegt er jetzt in einem Prunksarg eingemauert. Und er wird mit der Sorge gestorben sein, ob die Unsummen, die er der Gemeinde im Voraus für die ewige Pflege des Mausoleums bezahlt hat, auch wirklich dafür verwendet werden.

Wenn er wüsste, was tatsächlich mit dem Geld passiert ist, wäre sein Seelenfrieden auf ewig dahin: Er war Betrügern aufgesessen. Die hatten die Legende mit den ungarischen Urgroßeltern des reichen Deutschen erfunden, um ihn und sein Geld anzulocken. Mein Vater ist mir kein Vorbild. Ich mache so ziemlich alles anders als er. Ich habe bereits jetzt notariell verfügt, dass ich im Falle meines Todes nach dem Verfahren der Promession bestattet werden will. Vereinfacht ausgedrückt wird dabei der Verstorbene gefriergetrocknet, dann durch Rütteln zu Eiskörnern zerkleinert, diese werden dann dehydriert, und übrig bleibt ein extrem nährstoffreicher Dünger. Es bleibt nichts von mir übrig außer neuem Leben. Ich schlage dieses Verfahren unbedingt als die empfohlene Option für unsere Klienten vor.«

Benno hat gute Laune: »Cool, Papa, wenn ich dann mal deiner Seele in einem unserer Andachtsräume gedenken will, dann lass ich mir einen Kübel mit einem Weidenbäumchen bringen, das auf dir gewachsen ist.«

Alle lachen. Ich lache auch, aber man wird mir das kaum ansehen: Meine Lähmungen erreichen so langsam auch meine Gesichtsmuskulatur. Wir beschließen, mit dem Abschiedscoaching in einem Pavillon auf unserem Gelände zu beginnen, und wir entscheiden uns für das Bestattungsverfahren der Promession.

Der Kläger

Verhandlung vor dem Verwaltungsgericht. Wir – Benno und ich – sind Zeugen, vor allem aber Betroffene: Hermann Herbst, ein Anwohner vom Heaven’s Gate, strengt eine Anfechtungsklage gegen unsere Baugenehmigung an. Verfahrensgegner ist also die Stadt mit ihrem Bauamt. Wir kennen den Typen vom Nachbarschaftsfest, er war es, dieser kleine böse griesgrämige alte Mann, der stundenlang Fotos, Notizen und Geräuschprotokolle angefertigt hatte. Jetzt kommt endlich seine große Stunde.

Der Richter eröffnet die Verhandlung ausgesprochen schlecht gelaunt: »Ich verzichte hiermit ausnahmsweise auf Angaben zur Person, Herr Klageführer, Sie sind ja hinlänglich gerichtsbekannt. Und wie ich sehe, haben Sie sich auch auf diese Verhandlung wieder bestens vorbereitet.«

Der Richter wirft einen verächtlichen Blick auf die meterlange Reihe von Aktenordern auf dem Klägertisch.

»Das Gericht ist sehr gespannt zu erfahren, was Sie hier gegen den Betrieb des Heaven’s Gate in Ihrer Nachbarschaft vorzubringen haben. Im Namen aller sonstigen Verfahrensbeteiligten bitte ich Sie herzlich, darauf zu verzichten, jede Ihrer Ausführungen mit einem Hinweis auf irgendein Gesetz oder Urteil zu unterstreichen, in Ihrer Klageschrift …« – der Richter hält eine zentimeterdicke Mappe in die Höhe – »… haben Sie das ja schon mit großer Hingabe getan. Also bitte.«

»Hohes Gericht. Ich habe mich vor zwanzig Jahren für den Kauf der Eigentumswohnung in der Schönstraße entschieden. Bei dieser Entscheidung hat die Lage eine entscheidende Rolle gespielt. Eine ruhige Wohnlage, die meinen durch unsere Gesetze geschützten Interessen als schwerbehinderter Bürger – ich bin herzkrank, und meine Ärzte haben mir Ruhe verordnet –, entgegenkommt.

Bis zum Erwerb des Grundstücks des früheren städtischen Krankenhauses durch die Heaven’s Gate Management GmbH & Co. KG war unsere Wohngegend weitestgehend ruhig und friedlich. Doch seitdem kommt unsere Nachbarschaft nicht mehr zur Ruhe. Hier nur einige der Vorfälle, die …«

Der Richter reibt sich die Augen und unterbricht: »Bitte keine Datums- und Uhrzeitangaben, Ihr ausführliches Protokoll liegt allen Verfahrensbeteiligten vor.«

»… einverstanden. Also:

* Besetzung des Grundstückes durch schwarzafrikanische Flüchtlinge, unterstützt durch linksradikale Chaoten, Hungerstreik und Polizeieinsatz mit Zwangsräumung.

* Großdemonstration von Behindertenverbänden.

* Großaufgebot von Polizei und durch Übertragungswagen von Fernsehsendern bei Bekanntwerden der Tatsache, dass im Fundament des verfahrensgegenständlichen Objektes ein Mensch einbetoniert worden war. Im Zuge dessen tagelanger infernalischer Lärm durch Betonsägen bei der Bergung des Leichnams. Ich habe eigenhändig einhundertsechsundzwanzig Dezibel gemessen. Es dürfte bekannt sein, dass das dem Start einer Boeing 800, gemessen auf der Startbahn, entspricht und damit deutlich über der Schmerzgrenze und an der Grenze zur Körperverletzung liegt.

* Großaufgebot von Rettungskräften mit Hubschraubern beim Selbstmordversuch einer früher prominenten Sängerin. Dabei Verstopfung unserer Straßen durch Übertragungswagen von Fernsehsendern.

* Tagelange Lahmlegung unseres Viertels im Zuge eines missglückten Schwertransportes inklusive sechsstündigem Stromausfall.

* Dergleichen mehr, siehe Protokoll, auf das das Gericht ja freundlicherweise hingewiesen hat.

Hohes Gericht, laut Eigendarstellung des Unternehmens, das das verfahrensgegenständliche Objekt als eine Art Wellnesstempel zum Erlebnissuizid – wenn ich das hier mal so bezeichnen darf – zu betreiben beabsichtigt, sollen hier – anstelle von in unserer Kultur seit Jahrtausenden praktizierten Trauerfeiern – sogenannte Abschiedsfeste gefeiert werden. Partys zur Feier eines Todes! Aus Einrichtungen dieser Art, wie sie bereits in Spanien und Tschechien betrieben werden, ist hier regelrecht Radau zu erwarten:

* Blaskapellen

* Feuerwerke

* DJs

* Hupkonzerte

* Gesangsdarbietungen aller Art

* Medienrummel,

und das alles begleitet von verständlichem Protestgetümmel.

Aus dem für unser Viertel bestimmten Flächennutzungsplan geht eindeutig hervor, dass eine derartige Nutzung ausdrücklich nicht vorgesehen ist. Ein pikantes Indiz dafür ist auch die Bestechung eines städtischen Beamten des Bauaufsichtsamtes, der bekanntermaßen auf einer Flughafentoilette mit einer großen Summe Bargeld in einer Plastiktüte angetroffen wurde. Die beachtliche Höhe dieses Betrages – fünfhundertdreiundzwanzigtausend Euro, um genau zu sein – unterstreicht wiederum die Eindeutigkeit des Verstoßes gegen den Flächennutzungsplan und den damit verbundenen Ensembleschutz. Wenn es denn so was wie das Heaven’s Gate geben muss, dann gehört das ins Gewerbegebiet. Irgendwo zwischen Bordell und Reifenservice. Aber nicht in eine ausgewiesene Wohngegend.«

Der Richter legt seine Stirn in Falten, zieht die Augenbrauen hoch und macht leichte Andeutungen eines Nickens. Irgendwas hat da verfangen. Trotzdem, der Richter mag den Kläger nicht: »Warum klagen Sie erst jetzt? Sie lassen doch sonst nichts anbrennen! Die Baugenehmigung wurde vor fast drei Jahren erteilt, und der Rohbau ist schon fast fertig!«

»Ich habe unverzüglich geklagt. Das Verfahren wurde justizseitig verschleppt. Sie werden zugeben, dass da der Schluss naheliegt, dass auch in Ihrer honorigen Organisation der eine oder andere, der seit Jahren vergeblich auf seine Beförderung wartet, für Zuwendungen vielleicht empfänglich sein mag.«

»Versteigen Sie sich hier nicht auf eine Verleumdung, Kläger! Das könnte Sie teuer zu stehen kommen!«

Der Richter macht einen ertappten Eindruck. Vielleicht weil er tatsächlich Zuwendungen erhalten hat – nicht von uns! Ich schwöre! –, wahrscheinlich eher, weil er es tatsächlich extrem demütigend findet, mit Mitte fünfzig immer noch einfacher Verwaltungsrichter zu sein.

Aber jetzt hat erst mal der Anwalt des Bauaufsichtsamtes das Wort.

»Hohes Gericht. Die Vorbringungen des Klägers sind nicht glaubwürdig. Er ist ein stadt- und gerichtsbekannter Querulant, der am liebsten den Vögeln das Zwitschern verbieten lassen würde, und weil das nicht geht, klagt er gegen jeden und alles, achtundzwanzig Mal in den letzten zehn Jahren, fast immer ohne Erfolg. Er klagt gegen Kindergärten, Kirchenchöre, Eisdielen, Bestattungsunternehmen, Flötenspieler, Yogalehrer, Mobilfunkmasten und Apfelbäume. Seit ihn seine Frau …«

»Einspruch! Das gehört nicht hierher!«

Der Richter haut auf den Tisch: »Wir sind hier nicht in Amerika, Herr Herbst! Wenn hier einer einen Vortrag unterbricht, dann bin ich das! Fahren Sie fort, Herr Beklagtenvertreter.«

»Danke, Hohes Gericht. Seit ihn seine Frau verlassen hat, fühlt sich der jahrzehntelang erfolgreiche und dann gescheiterte Handelsvertreter von Modelleisenbahnen, der die Welt nicht mehr versteht, weil Kinder heute lieber mit Computern spielen, ungerecht behandelt. Von der Welt im Allgemeinen und von allen, die Freude am Leben – und in diesem Fall auch Sterben – haben, im Besonderen. Weder die Gesellschaft noch die Gerichtsbarkeit kann das heilen.

Zugegeben, bei wortwörtlicher, erbsenzählerischer Auslegung des Flächennutzungsplans könnte man zu dem Schluss kommen, dass Ensembleschutzinteressen höher stehen als andere Rechtsgüter. Aber das Gegenteil ist der Fall. Der Gesetzgeber räumt unternehmerischen Initiativen und Innovationen aus guten Gründen Entfaltungsmöglichkeiten ein, die im Einzelfall auch vom Bürger Aufgeschlossenheit abverlangen. Mit Verweis auf die bekannte Haltung unseres Oberbürgermeisters und damit hochstehenden Verfassungsorgans sei hier die äußerst prekäre Haushaltslage unserer Stadt erwähnt. Diese Stadt braucht Impulse!

Herr Herbst, Sie brauchen Ruhe und Frieden. Sehen Sie hier, ich hab Ihnen mal was ausgedruckt: Ein Bauernhof in einem Dorf bei Klein-Machnow. Keine Kindergärten, keine Kirchenchöre, keine Eisdielen, keine Bestattungsunternehmen, keine Flötenspieler, keine Yogalehrer und keine Mobilfunkmasten. Vielleicht ein paar Apfelbäume und ein bisschen Vogelgezwitscher, sonst nichts. Für Ihre Wohnung könnten Sie sich gleich zwei solcher Höfe kaufen! Ein Neuanfang mit unbelasteten nachbarschaftlichen Beziehungen! Hohes Gericht, ich beantrage, die Klage abzuweisen.«

Dem Richter ist sein Unbehagen anzusehen. Es zerreißt ihn innerlich, auf der einen Seite Menschenverstand und Sympathie, auf der anderen Seite das Gesetz, das eben nicht beliebig formbar ist.

»An Ihnen ist ja ein Psychologe verloren gegangen, Respekt, Herr Anwalt! In der Sache finde ich Ihre Argumentation etwas dünn, ehrlich gesagt. Sie haben den möglichen Sachverhalt einer Vergnügungsstätte mit keinem Wort gewürdigt. Ich möchte dazu mal als Zeuge Herrn Benno Wiesenthal hören. Herr Wiesenthal, was sagen Sie dazu: Haben wir uns das Heaven’s Gate als eine Art Party-Hospiz vorzustellen? Müssen Rituale, deren Zweck es offensichtlich ist, Ihre Klienten einzuschläfern, so laut sein, dass die ganze Nachbarschaft in ihrer Ruhe gestört wird?«

»Hohes Gericht. Ich möchte dazu zwei Einlassungen vorbringen:

1. Ruhestörung ist kein objektiver Tatbestand, sie setzt das Empfinden der Gestörtheit voraus. Herr Herbst ist der einzige, ich betone der einzige Anwohner, der in einer Umfrage des unabhängigen Marktforschungsinstitutes Trendquest angab, Ruhestörung zu befürchten beziehungsweise auf keinen Fall in Kauf nehmen zu wollen, auch nicht zugunsten der Ansiedlung eines innovativen Dienstleistungsunternehmens, das in diese ansonsten strukturschwache Gegend neue Impulse der Prosperation trägt. Die Umfrage liegt dem Gericht vor.

2. Der Kläger hat von Ruhestörungen während des Betriebes zum Beispiel in Spanien berichtet. Nun, das ist nicht ganz richtig. Richtig ist, dass die ersten Abschiedsfeste in Spanien laut waren. Falsch ist, dass es zu Anzeigen wegen Ruhestörung kam, das war nicht der Fall. Was aber nicht weiter verwundert, denn die Spanier sind bekanntermaßen etwas toleranter, wenn es darum geht, Lebensfreude adäquaten Ausdruck zu verleihen. Inzwischen hat sich das etwas beruhigt, es ist alles nicht mehr so ganz neu, es hat sich herausgestellt, dass ein würdevoller Abschied mehr durch Kontemplation und Achtsamkeit befördert wird als durch Spektakel. Insofern sehen wir dem Betriebsalltag in unserer Nachbarschaft eher gelassen entgegen.«

Das Gericht bedankt sich für die Ausführungen der Kontrahenten und der des Zeugen – und vertagt die Entscheidung.