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Alan Platt

CITY
CHANGERS

Aus dem Englischen von Tabitha Krägeloh

Wie du Jesus in deiner Welt sichtbar machst

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ISBN 978-3-417-22932-5 (E-Book)

Datenkonvertierung E-Book: CPI books GmbH, Leck

Dieses Buch beruht auf Tatsachen. Dennoch wurden zum Schutz der Persönlichkeitsrechte einige Namen und Umstände geändert.

Originally published in English under the title: City Changers

© 2019 SCM R.Brockhaus in der SCM Verlagsgruppe GmbH

Soweit nicht anders angegeben, sind die Bibelverse folgender Ausgabe entnommen:

Weiter wurden verwendet:

Umschlaggestaltung: Kathrin Spiegelberg, Weil im Schönbuch

INHALT

Über den Autor

Einleitung

1. Von Betroffenheit zu Verantwortung

2. Das vollbrachte Werk Christi

3. Eine neue Bandbreite in meiner Theologie

4. Eine neue Philosophie

5. Ein neues Weltbild

6. Eine Strategie für den Wandel

7. Die Ausbildung von Stadtgestaltern

8. Gemeinsam etwas bewegen

9. Unsere kulturelle Realität verstehen

10. Unser Mitgestalten

11. Das Prinzip der Großzügigkeit

12. Das Paradigma der Großzügigkeit

13. Auf die »andere Seite« gehen

Ein Fazit

Stimmen zu City Changers

Anmerkungen

ÜBER DEN AUTOR

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Alan Platt und seine Frau Leana setzen sich für Veränderung ein: im Leben von Menschen, in Gemeinden vor Ort und in Städten. Seit 1983 wirkt Alan im Bereich Kirche auf unterschiedlichen Ebenen. Unter seiner visionären Führung hat die Gemeinde Doxa Deo, ausgehend von Südafrika und mit Gemeinden u. a. in Deutschland, ein effektives Modell für die Veränderung von Städten entwickelt. Er ist Gründer der Bewegung »City Changers Movement«, in Deutschland »Die Stadtreformer«.

www.doxadeo.org

www.die-stadtreformer.de

EINLEITUNG

Babylon.

Dieser Name ist der Inbegriff von Verdorbenheit und Gottlosigkeit. Die Bibel verurteilt Babylon immer wieder, vom ersten Buch Mose bis zur Offenbarung. In 1. Mose 11 finden wir die Geschichte vom Turmbau zu Babel (ein anderer Name für Babylon), die beschreibt, wie die Menschheit versucht, so zu werden wie Gott. In der Offenbarung wird Babylon schließlich als die Mutter aller Huren und Abscheulichkeiten der Erde bezeichnet (Offenbarung 17,5). Der Name »Babylon« oder »Babel« kommt rund 300 Mal in der Bibel vor. Meist wird es als Antitypus, das heißt als Gegenteil, von Jerusalem dargestellt. Babylon war eine mächtige, wohlhabende und einflussreiche Stadt. In ihrer Blütezeit galt sie als das Zentrum menschlicher Macht und als Symbol der Auflehnung gegen Gott.

Kommt Ihnen das bekannt vor?

Ich bin ein Weltbürger. Ich stamme aus Pretoria in Südafrika. Mein Team und ich haben in verschiedenen Städten Südafrikas sowie in London, Stuttgart und Auckland (Neuseeland) Gemeinden gegründet. Einige weitere Gemeinden rund um den Globus sind noch in Planung. Unser aktueller Hauptsitz befindet sich in Fort Lauderdale, Florida.

Auf meinem Weg durch die Straßen dieser und vieler anderer Städte habe ich Verlorenheit, Schmerz und Zerbrochenheit gesehen, was mich an die biblischen Beschreibungen von Babylon erinnerte. Viele Städte sind wohlhabend und einflussreich. Doch der Erfolg des Menschen geht Hand in Hand mit seiner Verdorbenheit.

Ich frage mich oft, ob man daran nicht etwas ändern kann. Ich stelle mir die Frage, was man tun könnte, damit die Menschen, da, wo sie wohnen, die Gnade Gottes entdecken, das Geschenk, das er für alle Menschen bereithält.

Wir leben in einer Welt, in der so viele Gewalttaten begangen werden, dass nur ein Bruchteil davon es in die Medien schafft. Heutzutage muss ein Amoklauf schon besonders spektakulär sein oder in unserer unmittelbaren Nähe verübt werden, damit die Nachrichten davon berichten.

Kinder werden entführt, missbraucht, getötet und dann in Müllcontainern entsorgt. Schwangere Frauen werden vor ihrer Haustür erschossen. Terroristen enthaupten ihre Geiseln vor laufender Kamera oder sperren sie in Käfige und verbrennen sie bei lebendigem Leibe. Bei illegalen Autorennen werden unschuldige Fahrer von der Straße abgedrängt und sterben oder werden schwer verletzt. Hohe Regierungsbeamte werden wegen Korruption oder Mordes ihres Amtes enthoben – oder schlimmer noch: Sie bleiben im Amt.

Und das sind nur die Meldungen, auf die ich an dem Tag stieß, als ich diese Zeilen schrieb.

Die Liste ließe sich beinahe endlos fortsetzen: Kriegsverbrechen, Völkermord, ethnische Gewalt und Ungerechtigkeit, Kindesmissbrauch, Vetternwirtschaft, Bestechung, Betrug, Scheidung, Drogenkonsum, Obdachlosigkeit, Entmenschlichung, Misshandlung alter Menschen, Abtreibung usw.

Vielleicht werden Sie wie ich aufschreien: »Schenke uns Weisheit, Erkenntnis und eine Strategie, Herr Jesus! Bitte hilf uns, Stadtgestalter auszurüsten, die gegen diesen Zustand vorgehen und etwas verändern!«

EINE ZEIT LANG BLEIBEN

Im Alten Testament glaubten die Juden, dass sie so etwas wie die Könige der Welt seien. Sie dachten, dass sie als Volk immer beschützt werden würden, weil Gott mit ihnen war. Er würde sie gewiss erretten, wenn die Supermächte ihrer Zeit sie angreifen würden, und es würde immer einen König in Jerusalem geben. Die Assyrer würden ihnen niemals überlegen sein. Auch die Ägypter nicht. Genauso wenig die Philister – egal, wie viele Goliaths sie mitbrächten. Und ganz sicher würden die gottlosen Babylonier, das böseste Regime unter der Sonne, nie und nimmer Israels Heere besiegen, weil Jahwe, ihr Gott, hinter ihnen stand.

Doch dann geschah genau das.

Für die Israeliten war Babylon das absolute Gegenteil von Jerusalem. Babylon diente falschen Göttern, während Jerusalem dem einen wahren Gott gehörte. Babylon war das Zentrum der Götzenanbetung, während Jerusalem das Zentrum der Anbetung des heiligen Gottes war. Babylon war für seine große Sündhaftigkeit bekannt, während Jerusalem die Heimat jener Menschen war, die auf Gottes heiligem Berg wohnen durften, wo die Bundeslade stand und Salomos Tempel über die Stadt emporragte. Jerusalem war Gottes bevorzugte Adresse auf der Erde.

Daher war es ein großer Schock für die Juden, als die Babylonier ihr Heer besiegten, die Mauern von Jerusalem niederrissen, den Tempel entweihten und die Obersten des Volkes sowie Tausende andere Juden verschleppten. Sie waren gezwungen, im Exil zu leben (und zu sterben), rund 1500 Kilometer von ihrer Heimat entfernt.

Es ist nachvollziehbar, dass es den Juden, die nach Babel verschleppt worden waren, sehr schwerfiel, sich auf die neue Situation einzulassen. Ihre Identität und ihr Glaube schienen ihnen entrissen worden zu sein. Sie wollten, dass Gott Babel sofort richtet und sie so schnell wie möglich wieder zurück nach Jerusalem holt.

Stellen Sie sich vor, wie diese Menschen am Ufer des Euphrat saßen, wo sie ihre Harfen an die Äste der Weiden gehängt hatten. Die Babylonier kamen auf sie zu und sagten: »Wir haben euch schöne Lieder singen hören. Könnt ihr uns ein Lied vorsingen?« Sie antworteten: »Wie können wir in einem fremden Land die Lieder des Herrn anstimmen?« (Psalm 137,4).

Wie könnten wir in diesem gottlosen Land auch nur irgendein Lied singen, geschweige denn Loblieder für Gott? Wie könnten wir hier in Babel, dem Inbegriff des Bösen, das tun, was uns so wertvoll ist? Wir müssen zurück nach Jerusalem, um solche Lieder zu singen.

Wie auf Kommando standen einige Männer auf und gaben sich als Propheten aus. Sie behaupteten, Gott hätte ihnen verheißen, dass er Babel schon bald vernichten und die Juden in ihr Land zurückführen würde.

Doch der Prophet Jeremia, dem es gelungen war, in Jerusalem zu bleiben, hatte wirklich von Gott gehört. Er sandte den Verbannten einen Brief. Hier ein Ausschnitt daraus, der für die verschleppten Juden eine schwere Kost gewesen sein muss:

Der Herr, der Allmächtige, der Gott Israels, schickt allen Verbannten, die er von Jerusalem weg nach Babel in die Gefangenschaft führen lassen hat, folgende Botschaft: »Baut Häuser und richtet euch dort zum Wohnen ein. Legt Äcker und Gärten an und freut euch an den Früchten, die ihr erntet. Heiratet und zeugt Söhne und Töchter. Sucht für eure Söhne Frauen und verheiratet eure Töchter, damit sie Söhne und Töchter zur Welt bringen. Euer Volk soll wachsen und nicht kleiner werden. Setzt euch ein für den Frieden und das Wohlergehen Babels, wohin ich euch als Verbannte geschickt habe. Betet für das Wohlergehen der Stadt – denn wenn die Stadt, in der ihr gefangen gehalten werdet, Frieden hat, habt ihr auch Frieden.« Der Herr, der Allmächtige, der Gott Israels, spricht: »Lasst euch von den Propheten, die mit euch nach Babel geführt worden sind, und von den Wahrsagern nicht täuschen. Schenkt auch euren Träumen, die ihr euch erträumt, keinen Glauben. Sie geben vor, in meinem Auftrag zu sprechen, aber ihre Weissagungen sind nur Lügen: Ich habe sie nicht gesandt«, spricht der Herr.

JEREMIA 29,4–9

Ist Ihnen etwas aufgefallen? Gott sagt, dass er die Juden ins Exil gesandt hat. Sie selbst hatten ihre Verschleppung mehr als bösen Zufall oder Schicksalsschlag angesehen. Wie sonst hätte der Gott Israels von Babel besiegt werden können? Aber es war kein Zufall, sagt Jeremia. Gott hat euch in voller Absicht nach Babel gesandt. Es gibt einen Grund, warum ihr dort seid.

Dann verkündete ihnen Jeremia, dass sie nicht in naher Zukunft befreit werden würden: »Diese sogenannten Propheten, die behaupten, dass ihr bald nach Hause kommt – hört nicht auf sie! Schenkt ihren angeblichen Visionen und Träumen keinen Glauben! Was sie sagen, ist nicht wahr, denn es kommt nicht von Gott.« Später im Brief erklärt Jeremia, dass die Juden siebzig Jahre lang in Babylon bleiben müssen (V. 10).

Doch bevor sie anfangen konnten, sich auf einen langen, erbitterten Widerstandskampf gegen ihre grausamen Feinde einzustellen, ließ Gott die nächste Bombe platzen:

Baut Häuser und richtet euch dort zum Wohnen ein. Legt Äcker und Gärten an und freut euch an den Früchten, die ihr erntet. Heiratet und zeugt Söhne und Töchter. Sucht für eure Söhne Frauen und verheiratet eure Töchter, damit sie Söhne und Töchter zur Welt bringen. Euer Volk soll wachsen und nicht kleiner werden. Setzt euch ein für den Frieden und das Wohlergehen Babels, wohin ich euch als Verbannte geschickt habe. Betet für das Wohlergehen der Stadt – denn wenn die Stadt, in der ihr gefangen gehalten werdet, Frieden hat, habt ihr auch Frieden.

JEREMIA 29,5–7

Wie bitte? Ich will hier kein Haus bauen! Ich will zurück in mein richtiges Haus in Israel. Einen Garten anlegen? Niemals! Das würde ja bedeuten, dass ich akzeptiere, dass das hier jetzt meine Heimat ist und in absehbarer Zukunft auch bleiben wird. Heiraten und Kinder bekommen? Jetzt mal im Ernst, Gott, du tust ja so, als sollten wir es hier mögen. Hast du vergessen, wie wir überhaupt hierhergekommen sind? Siehst du ihren Götzendienst nicht? Hast du nicht gesehen, wie sie unsere Kinder an den Felsen zerschmettert haben? Wir hassen diesen Ort! Und du willst, dass wir so tun, als wäre das jetzt unsere Heimat?

Und als wenn das nicht genug wäre, fordert Gott die Verbannten auch noch auf, ihre Feinde nicht nur zu ertragen, sondern sich auch noch aktiv für ihr Wohlergehen einzusetzen – sogar für sie zu beten! Ich kann mir vorstellen, dass sie dachten: »Herr, ich werde bestimmt nicht für das Wohlergehen der Menschen beten, die deinen Tempel entweiht und dein Volk vertrieben haben. Niemals!«

DAS BABYLON DES 21. JAHRHUNDERTS

Von den Christen, denen ich Tag für Tag begegne, geht ein steter Aufschrei aus: »Herr, unser Ort ist so böse! Die Menschen wollen nichts von dir wissen und leben in großer Sünde! Kannst du uns bitte bald erlösen? Kannst du nicht schon heute wiederkommen? Oder wenigstens die Gottlosen zu Fall bringen und eine gottesfürchtige Regierung einsetzen? Es kann doch nicht dein Wille sein, dass wir hier leben.«

Nun, ich hätte auch nichts dagegen, aus dieser verdorbenen Welt geholt zu werden. Wer würde nicht gerne sofort aus aller Gottlosigkeit befreit und in Gottes vollkommene Welt versetzt werden? Wenn das Gottes Plan ist, dann bin ich zu 100 Prozent damit einverstanden.

Ich bin mir jedoch ziemlich sicher, dass das nicht Gottes Plan ist – jedenfalls noch nicht. Meiner Ansicht nach möchte Gott von uns das Gleiche, was er von den Juden im Exil verlangte:

— Baut Häuser und wohnt darin.

— Legt Gärten an und esst deren Früchte.

— Heiratet und zeugt Söhne und Töchter.

— Sucht Frauen für eure Söhne und verheiratet eure Töchter.

— Vermehrt euch und werdet nicht weniger.

— Setzt euch für den Frieden und das Wohlergehen der Stadt ein, in die ich euch gesandt habe.

— Betet zum Herrn für die Stadt, denn wenn sie Frieden hat, habt auch ihr Frieden.

Wir sind im Exil hier auf der Erde. Die Bibel bezeichnet die Christen auch als »Fremde«, die in dieser Welt kein Bürgerrecht haben (vgl. 1. Petrus 1,1; 2,11; Philipper 3,20).

Eines Tages wird Gott all das in einem einzigen Augenblick ändern. Doch bis dahin will er, dass wir uns ins Zeug legen, uns niederlassen, unser Leben gestalten und uns für das Wohlergehen des Landes unseres Exils einsetzen. Denn unser Wohlergehen hängt von dem Wohlergehen unseres Ortes ab.

Übrigens stammt Jeremia 29,11, der bekannte Vers, in dem es darum geht, dass Gott am Ende alles gutmachen wird, aus ebendiesem Brief von Jeremia an die Juden im Exil:

Denn so spricht der Herr: »Erst wenn 70 Jahre vergangen sind, werde ich mich wieder liebevoll um euch bemühen. Dann will ich das Gute, das ich euch versprochen habe, in Erfüllung gehen lassen und werde euch wieder in euer Land zurückbringen. Denn ich weiß genau, welche Pläne ich für euch gefasst habe«, spricht der Herr. »Mein Plan ist, euch Heil zu geben und kein Leid. Ich gebe euch Zukunft und Hoffnung. Wenn ihr dann zu mir rufen werdet, will ich euch antworten; wenn ihr zu mir betet, will ich euch erhören. Wenn ihr mich sucht, werdet ihr mich finden; ja, wenn ihr ernsthaft, mit ganzem Herzen nach mir verlangt, werde ich mich von euch finden lassen«, spricht der Herr. »Ich will euer Geschick wenden und euch aus allen Völkern und von allen Orten, wohin ich euch vertrieben habe, zusammenbringen«, spricht der Herr. »Ich will euch wieder dorthin zurückbringen, von wo ich euch fortgejagt habe.«

JEREMIA 29,10–14

Ich finde, dass dieser Vers, der häufig als Spruch für Postkarten oder Aufkleber verwendet wird, eine viel größere Wirkung hat, wenn man ihn in seinem Kontext liest: Er soll verzweifelten Christen erklären, dass sie noch viele, viele Jahre in ihrem Leid ausharren müssen, Gott sie aber nicht vergessen hat.

Das kann auch uns ermutigen. Gott verlangt nicht, dass wir uns irgendwo verkriechen und ausharren, ohne eine Vorstellung von der wunderbaren Zukunft zu haben, die uns erwartet. Vielmehr sollen wir uns für das Wohlergehen unseres persönlichen Babylons einsetzen.

DAS WOHLERGEHEN UNSERES BABYLONS

Wir sollten zulassen, dass diese Wahrheit unser Denken verändert. Dann werden wir aufhören, der Welt entfliehen zu wollen, und stattdessen versuchen, in sie einzutauchen.

Gott hat einen Plan für unser Babylon. Die Dörfer und Städte, in denen wir leben, stehen auf Gottes Agenda. Wir, sein Volk, sind seine Vertreter, die Schalom (Frieden und Heil) in die Welt bringen sollen. Denn jetzt sind wir, seine Kinder, Gottes bevorzugte Adresse auf der Erde. Wir können der Welt den Frieden und das Heil Gottes bringen.

Gott tut auch heute noch wunderbare Dinge. Veränderte Dörfer und Städte sind ein Teil davon. Wenn das Reich Gottes in einen Ort kommt, bleibt keine Institution und kein Bereich davon unbeeinflusst.

Dass Städte rund um den Globus von Gottlosigkeit geprägt sind, ist offensichtlich. Vielen Christen fällt es schwer, sich etwas anderes vorzustellen. Können Sie sich vorstellen, wie es wäre, wenn Ihr Dorf, Ihre Stadt, Ihre Region oder Ihr Land vom Guten beherrscht wäre? Nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, um darüber nachzudenken.

Gott stellt uns als Friedensboten in eine Welt, die von Zerbruch geprägt ist. Das Böse ist nicht stärker als das Gute. Die Finsternis ist nicht stärker als das Licht. Die Dinge müssen nicht so bleiben, wie sie sind.

STADTGESTALTER

Bei meinem Versuch, diese Botschaft weiterzugeben, habe ich festgestellt, dass viele Menschen bei dem Gedanken an eine Stadt, die von Gottes Güte erfüllt ist, sofort erwidern: »Aber das ist eine zu große Aufgabe – wo soll ich da anfangen, etwas zu verändern?«

Hier kommt das vorliegende Buch ins Spiel.

Wir müssen zu Stadtgestaltern werden. Nicht allein, sondern gemeinsam. Gott ermutigt uns, in unserem Glauben über unser persönliches Wachstum und sogar über Gemeindewachstum hinauszugehen. Wir sollen alles daransetzen, um unseren Wohnorten Gottes Schalom zu bringen.

Gott möchte unsere Gesellschaft durch uns, seine weltweite Gemeinde, den Leib Christi, verändern. Doch wir haben so viele Jahre lang so viel falsch verstanden, dass wir unseren Auftrag nicht richtig erfüllt haben. Die Folge ist, dass wir unsere Dörfer und Städte verlieren und zusehen, wie sie zu Zentren der Gottlosigkeit und zu Orten voller Verlorenheit, Schmerz, Zerbrochenheit und Sinnlosigkeit werden. Ich bin überzeugt, dass Gott unsere Wohnorte als Umgebungen ansieht, in denen Leben gedeihen kann. Und das Werkzeug, mit dem er das erreichen will, ist die Gemeinde.

Unsere Ortschaften sind großen Gefahren ausgesetzt. Wir als Gemeinde können und müssen etwas unternehmen, um uns dieser Herausforderung zu stellen. Wenn wir Gottes Auftrag erfüllen wollen, müssen wir anfangen, die Kluft zwischen dem aktuellen Zustand und Gottes Vision für unsere Dörfer und Städte zu schließen – einer Vision des Heils für jeden Bereich der Gesellschaft. Angesichts der Dringlichkeit und der vielen sich uns bietenden Gelegenheiten muss die Gemeinde die Herausforderung annehmen, ihre Aufgaben in einer neuen und frischen Weise zu erfüllen.

Lassen Sie uns neu darüber nachdenken, was es heißt, Gott zu dienen. Lassen sie uns anfangen, anders über die Gemeinde und die Menschen in ihr zu denken. Lassen Sie uns erkennen, dass Gott durch die Menschen etwas erreichen will. Menschen kommen nicht nur in die Gemeinde, um gesegnet zu werden, sondern auch, um ausgerüstet zu werden. Sie kommen, um für ihre Aufgabe als Stadtgestalter ausgerüstet zu werden. Das Ziel ist, dass Menschen zu mündigen Jüngern werden, die auf unserem Planeten Gottes Willen tun. Sie nehmen nicht nur an einem Programm teil – sie sind das Programm!

DIE VISION

Gott fordert uns mit seiner Vision heraus: Wie könnten unsere Wohnorte – und sogar unsere Welt – aussehen, wenn Stadtgestalter, die Gottes Werke tun, durch das Land ziehen würden? Gottes Vision steht im Einklang mit folgender Prophezeiung aus dem Buch Jesaja:

Ich kenne ihre Taten und Gedanken. Deshalb werde ich alle Völker und Nationen versammeln, und sie werden kommen und meine Herrlichkeit sehen. Ich werde dann ein Exempel an ihnen statuieren. Einige der Überlebenden schicke ich als Botschafter zu den Völkern – nach Tarsis, zu den Libyern und Lydiern, die den Bogen spannen, nach Tubal und Griechenland und in alle Länder jenseits des Meeres, die von meinem Ruhm noch nicht gehört und meine Herrlichkeit noch nicht gesehen haben. Dort werden sie den Völkern meine Herrlichkeit verkündigen.

JESAJA 66,18–19

Das ist die Vision, die ich für die Orte haben, in denen wir leben:

— Ich sehe vor meinem geistigen Auge Tausende von Menschen in Dörfern und Städten rund um die Welt, die sich vor Jesus Christus beugen und ihr Leben seiner Herrschaft unterstellen.

— Ich sehe Tausende von Menschen, die sich mit erhobenen Händen versammeln, um Jesus als ihren Herrn anzubeten. Ich sehe Menschen, die sich der Welt annehmen in dem Wissen, dass sie dazu berufen sind, Christi Gegenwart an ihrem Wohnort zu verkörpern.

— Ich sehe Familien, die wieder zusammengeführt und heil werden durch die Kraft der Liebe zwischen Ehemännern und -frauen und Kindern und ihren Eltern.

— Ich sehe Väter und Söhne, die gemeinsam in Parks spielen und Spaß haben, und Mütter und Töchter, die zusammen lachen und die schönen Dinge des Lebens genießen. Ich sehe Kinder, die für ihr Leben ausgerüstet werden und mit einer christuszentrierten Sicht auf die Welt aufwachsen, sodass sie eines Tages ihren Platz in der Gesellschaft einnehmen und zu deren Wohlergehen beitragen können.

— Ich sehe alleinerziehende Eltern, die ums Überleben kämpfen mussten und nun von Liebe und Sicherheit umgeben sind und von Christen unterstützt werden, die ihren Besitz und Gottes Gnade großzügig mit ihnen teilen.

— Ich sehe Kinder, die gerne zur Schule gehen, sich akzeptiert und geliebt fühlen und eine gute Bildung erhalten.

— Ich sehe Künstler, die ihre Kreativität frei zum Ausdruck bringen und uns durch ihre Kunst dazu inspirieren, Gott zu loben und zu preisen.

— Ich sehe Geschäftsleute, die die Wirtschaft voranbringen, um Arbeitsplätze zu schaffen, und die gerne ihre Zeit, ihr Geld und ihre Gaben investieren, um Gott und anderen Menschen zu dienen.

— Ich sehe kleine Gruppen von Menschen, die aufeinander zugehen, Menschen in Not unterstützen und das Wort und die Weisheit Gottes in ihr Leben bringen. Ich sehe Menschen, die sich regelmäßig treffen, um voreinander Rechenschaft abzulegen und sich gegenseitig zu helfen, der Sünde zu widerstehen und die Herausforderungen des Lebens zu bewältigen.

— Ich sehe Menschen, die kulturelle und ethnische Grenzen überwinden, um sich auszutauschen, Herzen zu berühren und eine Gesellschaft zu schaffen, die frei ist von Vorurteilen und Egoismus.

— Ich sehe Gemeinden, die aufeinander zugehen, und Gemeindeleiter, die zusammenhalten, um in jeder Stadt etwas zu bewirken.

— Ich sehe Sportler, die vorbildlich leben, mutig von ihrem Glauben erzählen und einer Generation vorangehen, die stolz darauf ist, Christus nachzufolgen.

— Ich sehe Medien, die wahrheitsgemäß und unvoreingenommen berichten und das Evangelium sowie Zeugnisse von Gottes Gnade veröffentlichen und verbreiten.

— Ich sehe Städte, die von der Gegenwart Christi erfüllt sind!

Das ist die Gesellschaft, in der wir leben könnten. Einzelne Elemente davon kann ich bereits erkennen. Aber es könnte noch viel mehr geschehen, wenn Sie, ich und viele andere zu Stadtgestaltern werden.

DIE AUSGANGSLAGE

Um die Angst vor unserem »Babylon« abzulegen und es stattdessen zu prägen und zu transformieren, müssten wir eine Reihe von Veränderungen vornehmen und neue Strategien entwickeln. Darum geht es in dem vorliegenden Buch.

Es geht darum, unsere Mentalität, unsere Theologie, unsere Philosophie und unser Weltbild zu verändern, um nicht mehr nur betroffen über den Zustand unserer Welt zu sein, sondern aktiv Verantwortung zu übernehmen. Dazu muss uns zunächst bewusst sein, wer wir in Gottes Augen sind.

Damit wir die vorherrschende Kultur prägen können, benötigen wir eine gute Strategie. Wir müssen uns der Präsenz bewusst sein, die eine Gemeinde in eine Stadt bringen kann: eine mitfühlende Präsenz, eine dienende Präsenz und eine fruchtbringende Präsenz.

Auch das zentrale Prinzip der Großzügigkeit und die damit zusammenhängende wachsende Einheit der weltweiten Gemeinde sind entscheidend für unser Engagement.

All das hilft uns, die nötigen Schlüssel zu finden, um die unerreichten Bereiche unserer Gesellschaft mit der Botschaft Christi zu erreichen.

EINEN GARTEN PFLANZEN

Wir sind es so sehr gewohnt zu glauben, dass die Erde dem Teufel gehört, dass wir ihm Land überlassen haben, das eigentlich die ganze Zeit hätte uns gehören sollen.

Wenn die Gesellschaft unseren Glauben ablehnt, ist es verständlich, dass wir am liebsten aus ihr fliehen würden. Nichts wie weg hier! Wenn wir das Gefühl haben, dass die Welt durchweg böse ist und sich wie eine hohe, dunkle Welle auf uns zubewegt, würden wir uns natürlich am liebsten irgendwo verkriechen.

Sehen wir uns hingegen als Besitzer einer Wundermedizin, als Verkünder des Heils für jeden, dem wir begegnen, dann sind wir auf einmal keine gejagten, in die Enge getriebenen Flüchtlinge mehr, sondern kraftvolle Retter und Lichtbringer.

Jesus hat uns nicht an diesen Ort gestellt, um ihn bald wieder zu verlassen oder unser Licht hinter dunklen Vorhängen zu verstecken. Er hat uns hierhergesandt, um hierzubleiben und seine verändernde Kraft in einer dunklen, sterbenden Welt zu sein.

Packen Sie also Ihre Koffer aus, bauen Sie ein Haus und pflanzen Sie einen Garten. Neues Leben wird aus Ihnen hervorgehen zum Heil für die Völker – sogar für die Menschen in Babylon.

1

VON BETROFFEN­HEIT ZU VERANT­WORTUNG

Die moderne Welt ist kein angenehmer Ort, um Christ zu sein. Vieles scheint, als wäre es aus dem Ruder gelaufen. Man hat mehr und mehr den Eindruck, dass viele Bereiche der Gesellschaft schon bald von Dunkelheit beherrscht sein werden – oder es bereits sind. Wir sind in einer Realität gefangen, in der Streit und Konflikte an der Tagesordnung sind. Für die meisten Christen ist das Leben in der Welt eine große Herausforderung geworden. Wir brauchen Gottes Weisheit und Macht, um uns in diesem »Babylon« zurechtfinden und gedeihen zu können.

Politische Machtspielchen, wirtschaftliche Instabilität, Stolz und persönliche Bereicherung auf Kosten anderer machen unsere Welt aus. Die klassischen Medien sind keine zuverlässige Informationsquelle mehr und die sozialen Medien mit ihren verwirrenden Nachrichten sind in gewisser Weise noch gefährlicher.

Unser Traum scheint in weiter Ferne zu liegen. Wir alle würden gerne in Dörfern und Städten leben, in denen wir uns entfalten können. Wir wollen in Gegenden leben, die sicher sind und in denen niemand diskriminiert wird. Wir träumen davon, dass unsere Schulen Orte sind, an denen unsere Kinder wirklich etwas lernen. Wir möchten ein Justizsystem, das allen Menschen Gerechtigkeit widerfahren lässt. Wir wünschen uns, dass Menschen aus allen sozialen Schichten und jeder Nationalität die gleichen wirtschaftlichen Chancen haben. Wir träumen davon, dass die Medien und Künstler nicht mehr das Böse feiern, sondern zu einer Stimme der Hoffnung, Erneuerung und prophetischen Einsicht werden. Wir wünschen uns integre Führungspersonen, die durch gute Führung ein Umfeld des Vertrauens und des Glaubens schaffen.

Vor allem ist es unser Wunsch, dass Menschen das Evangelium hören und annehmen und ihr Leben der Herrschaft Christi unterstellen.

Wir alle träumen von solchen Dörfern und Städten. An so einem Ort möchte ich leben!

SALZ UND LICHT

Früher hielt ich das für unmöglich. Ich glaubte, der Einfluss des Bösen wäre so stark, dass man ihm nicht widerstehen kann, und dass wir uns bis ans Ende unserer Tage irgendwo verkriechen und abwarten sollten. Heute sehe ich das anders. Ich weiß jetzt, dass Gottes Güte die Oberhand gewinnen kann, und zwar durch eine Gemeinde, die Leben spendet.

Als Christen ist uns häufig nicht bewusst, dass wir einen grundlegenden Beitrag leisten können, um die Lebensqualität in unseren Wohnorten zu sichern. Wenn wir das tun, was wir tun sollten, werden unsere Dörfer und Städte von Grund auf verändert werden. Tun wir es nicht, macht die Dunkelheit sich mehr und mehr breit.

Man kann also sagen, dass eine Gemeinde nur den Ort bekommt, den sie verdient hat.

Als Kinder Gottes ist es unser Auftrag, unser Umfeld so zu prägen, dass Gottes Herrlichkeit in jedem Bereich der Gesellschaft sichtbar wird. Viele Städte leiden darunter, dass die Christen nicht präsent genug sind. Die Gemeinde ist dann nicht der Ausgangspunkt für eine veränderte Gesellschaft, sondern ein Luftschutzbunker, in dem man sich vor der Welt versteckt. Wir ziehen uns zurück und bauen Mauern um uns herum. Durch unsere Abwesenheit enthalten wir den Orten, an denen wir leben, unsere lebensspendende Auswirkung vor. Gottes Auftrag anzunehmen bedeutet, unseren Orten die Liebe, die Weisheit, den Respekt und das Engagement anzubieten, die sie so dringend benötigen.

Wir werden tagtäglich mit Informationen überhäuft, die uns glauben lassen, dass die Welt zu tief gesunken ist, um gerettet werden zu können. Da ist es kein Wunder, dass wir uns am liebsten an einen sicheren Ort zurückziehen würden, um ihr Ende abzuwarten.

Doch so unangenehm diese Zeiten für uns auch sein mögen, sie kommen für Gott nicht unerwartet. Unser Gott ist kein Gott, der aus sicherer Entfernung zusieht. Er ist kein passives, losgelöstes himmlisches Wesen, das sich nicht dafür interessiert, wie wir uns durchs Leben schlagen. Gott, der Herr, ist dynamisch und in unserer Welt aktiv. Es ist sein Plan, uns als Botschafter seiner Gnade mit dem folgenden Gedanken zu ermutigen: Ganz gewöhnliche Menschen können dazu beitragen, die Welt zum Guten zu verändern. Wir können Stadtgestalter und somit Weltveränderer sein.

Um Sie zu ermutigen, Ihre Betroffenheit über den Zustand unserer Welt abzulegen und stattdessen Verantwortung für sie zu übernehmen, möchte ich Ihnen zunächst meine Geschichte erzählen.

WIE ICH ZU EINEM STADTGESTALTER WURDE

Meine Geschichte begann vor vielen Jahren als junger Gemeindeleiter in einer Zeit des tief greifenden politischen Wandels in Südafrika.

Die Doxa Deo nahm ihren Anfang vor etwa 25 Jahren in Pretoria. Seitdem arbeiten wir daran, Dörfer und Städte zu erreichen und Gesellschaften zu verändern. Heute geben wir unsere Erfahrungen an andere Gemeinden weiter und sehen, wie Gott auf allen Kontinenten etwas bewegt.

Im Jahr 1992 übernahmen meine Frau und ich eine Kirchengemeinde, die in einer größeren Krise steckte. Die Gemeinde besaß sehr viel Potenzial und ein schönes Gebäude, das 1000 Menschen Platz bot. Doch die meisten Plätze waren leer. Die Gemeinde war mehrere Male von ihren Leitern enttäuscht worden, sodass nur noch etwa 350 Mitglieder übrig waren. Für südafrikanische Verhältnisse ist das eine kleine Gemeinde. Außerdem war sie hoch verschuldet und waren die Mitglieder ziemlich verwirrt.

Wir wussten, dass wir dringend Gottes Hilfe benötigten. Aus irgendeinem Grund hatte ich das Gefühl, dass Gott durch diese Gemeinde etwas Großes bewirken wollte – nicht nur innerhalb ihrer eigenen vier Wände, sondern darüber hinaus.

Ich war damals 32 Jahre alt und meine einzigen Leitungserfahrungen hatte ich als Jugendpastor meiner vorherigen Gemeinde gesammelt. Meine Vorgänger in der neuen Gemeinde waren bekannte und hoch qualifizierte Theologen gewesen, die alle promoviert hatten. Im Vergleich zu ihnen fühlte ich mich wie ein David, der aus dem Nichts gekommen plötzlich eine enorme Verantwortung tragen sollte.

Doch ich durfte lernen, dass, wenn Gott einen Plan hat, er ihn auch verwirklicht – sofern er einen Menschen findet, der bereit ist, ihm zu vertrauen. Wenn eine Generation ihr Erbe nicht antritt, lässt Gott eine neue Generation heranwachsen, die es tut. Eine einzige Person kann der Auslöser dafür sein, dass sich eine ganze Generation für Gottes Sache einsetzt. Darum beschloss ich, diese Person zu sein. »Herr«, sagte ich, »ich will das Erbe meiner Generation antreten.«

In den ersten beiden Jahren, nachdem wir unsere Arbeit in der Gemeinde aufgenommen hatten, ließ Gott ein Wunder geschehen. Rund 1300 Menschen schlossen sich der Gemeinde an. Selbst für südafrikanische Verhältnisse ist das unglaublich viel. Die Leute kamen in die Gemeinde und man sprach in der Stadt über uns. Es war eine aufregende Zeit.

Eines Abends im Jahr 1994, zwei Jahre nach meinem Amtsantritt, saß ich in meinem Büro und bereitete mich auf ein Leitungstreffen vor. Ich öffnete meine Bibel und stieß auf 1. Korinther 12, wo Paulus von den Geistesgaben spricht. Ich kannte die Stelle gut, aber als ich sie an jenem Abend las, stach mir plötzlich ein Satz ganz besonders ins Auge: »Dem einen schenkt er einen besonders großen Glauben« (V. 9).

Als ich diese Worte las, hatte ich das Gefühl, als würde die Bibel mich lesen. Es fühlte sich an, als wäre Gott in meinem Büro und würde direkt zu mir sprechen, als sagte er: »Weißt du noch, wie es war, als du vor zwei Jahren hierherkamst? Viele Menschen glaubten nicht daran, dass ihre Gemeinde noch einmal wieder aufstehen würde, geschweige denn einen Einfluss auf ihre Stadt haben könnte. Und erinnerst du dich noch, dass du daran glaubtest?«

Ich begann zu weinen. »Ja, Herr«, sagte ich. »Das stimmt. Ich glaubte daran.«

Gott machte mir deutlich, dass mein Glaube an das wundersame Wachstum und den Einfluss der Gemeinde auf ihre Stadt nicht mein Verdienst war, sondern seine Gabe. Er hatte mir den Glauben geschenkt. Dem einen schenkt er Glauben.

Zum ersten Mal in meinem Leben wurde mir bewusst, dass ich nur durch den Heiligen Geist an etwas glauben konnte, das eigentlich unmöglich war.

Später erkannte ich, dass der Heilige Geist uns in unserem Leben häufig Glauben, Weisheit, Erkenntnis oder Kraft schenkt, ohne dass wir es merken. Vielleicht erinnern Sie sich auch an Momente in Ihrem Leben, in denen Sie dazu befähigt wurden, an etwas zu glauben, das Sie normalerweise für unmöglich gehalten hätten.

Es war jedoch vor allem der nächste Teil meines Gesprächs mit Gott, der mein Leben veränderte. Gott hatte mir bereits klargemacht, wer mir den Glauben an das exponentielle Wachstum unserer Gemeinde geschenkt hatte. Nun spürte ich, wie der Heilige Geist mir aufs Herz legte: »Ich gebe dir nun den Glauben daran, dass ich auch eine Stadt verändern kann!«

Ich weiß nicht, wie ich es erklären soll, aber in dem Moment entwickelte sich in mir die Gewissheit, dass eine ganze Stadt oder sogar eine ganze Region von der Gegenwart Christi geprägt sein kann.

DIE REAKTION DER GEMEINDELEITUNG

Nach dieser überwältigenden Zeit mit Gott notierte ich mir zwei Dinge, die in mir brannten:

— Glaube für eine Gemeinde

— Glaube für eine Stadt

An jenem Abend ging ich in dem Bewusstsein zum Leitungskreis, dass Gott zu mir gesprochen hatte. Ich wusste jedoch noch nicht, wie ich davon erzählen sollte. Es gab in unserem Leitungskreis Menschen mit viel Lebenserfahrung und geistlicher Reife. Sie würden mein Erlebnis durch die Linse ihrer jahrelangen Leitungserfahrung betrachten. Mit ihren früheren Gemeindeleitern hatten sie zum Teil schwere Zeiten erlebt. Das Letzte, was sie jetzt brauchten, war ein überdrehter junger Pastor mit einer »neuen Vision«, der sich berufen fühlte, die Welt zu verändern.

Das Treffen begann. Gott schien mir zu sagen, dass ich mich zurückhalten sollte. Wir sangen gemeinsam und hatten dann eine Zeit der Stille. Nach einigen Minuten sagte einer der älteren Leiter, dass Gott ihm gerade etwas aufs Herz gelegt habe. Er blickte auf und sagte mit klarer Stimme: »Gott möchte, dass wir unseren Wirkungsbereich auf die Stadt ausweiten.«

Ich konnte es kaum fassen. Hatte Gott auch zu ihm gesprochen? Ich wollte sofort mein eigenes Erlebnis weitergeben, doch ich hatte wieder das Gefühl, dass ich auf den Knien bleiben und schweigen sollte.

Nun brachten die Leiter einer nach dem anderen ihre Überzeugung zum Ausdruck, dass dies in der Tat Gottes Wunsch für uns sei. Das Faszinierende daran war, dass wir vorher nicht mehrere Treffen damit verbracht hatten, über dieses Thema zu reden. Wir hatten nicht einmal davon gesprochen, dass die Stadt ein Schwerpunkt unserer Gemeinde sein könnte. Es ging in unseren Treffen meist darum, dass wir eine gesunde und wachsende Gemeinde sein wollten, die Menschen zu Jüngern macht. Doch nie war die Rede davon gewesen, dass unsere Gemeinde sich der Stadt annehmen sollte. Dennoch war sich nun die gesamte Gemeindeleitung einig, dass Gott von uns eine Neuausrichtung wollte.