Inhalt

In flagranti

Das Ritual

Die Schätze des Meisters

Perfekte Lust!

Ein lüsternes Früchtchen

Cardinal sin

Ausgetrieben

In flagranti

Theo Trödel

Superbia: Hochmut

"Es scheint, dass die Natur uns auch den Hochmut gegeben hat, um uns den Schmerz der Erkenntnis unserer Unvollkommenheit zu ersparen."

François de La Rochefoucauld, Reflexionen



Es war wieder so weit: Er musste mal wieder losziehen, sich ins Nachtleben stürzen und diesen besonderen Kick holen. Es war schon fast ein Ritual. Als Erstes fuhr er zum Geldautomaten, überlegte sich, was ihm die­ses Mal der Abend wert war, zog die Summe und fuhr dann los in die nahe „kleine“ Großstadt. Damit fuhr er nicht nur aus der heilen katholischen Kleinstadt in die Diaspora, sondern auch in eine andere fremde glit­zernde Welt.

Seit er seine Freundin in flagranti mit der Frau seines angeblich besten und eigentlich einzigen Freundes erwischt hatte, war Klaus ziemlich einsam. Aus der Enttäuschung und Wut heraus hatte er nach diesem Ereignis eine zwiespältige, fast zynische Haltung Frauen gegenüber entwickelt.

„Eigentlich geht es mir doch gut so als Single“, sagte er zu sich selbst, während er zielsicher auf das so genannte Rotlichtviertel der Provinz – pardon, Landeshauptstadt – zusteuerte, das in dieser „Metropole“ lediglich aus anderthalb Straßen bestand. „Keine Verpflichtungen, keine Rücksichtnahmen, kein Stress.“ Dass er für seine körperlichen Bedürfnisse ab und zu hier in den Puff gehen musste, war ihm irgendwie peinlich. Aber was sollte er machen? Immer nur Handarbeit brachte es auf Dauer auch nicht und eine neue Freundin war weder in Sicht, noch wollte er sie.

Zu sehr war er noch verletzt von dem, was da geschehen war. Während der Fahrt kamen plötzlich die Bilder wieder hoch. Wie er an dem bewussten Tag frü­her und in bester Laune von der Arbeit nach Hause kam und seine Freundin überraschen wollte. Was ihm auch gelang, aber ganz anders, als er es sich gedacht hatte. Sie hatte ihn nicht bemerkt, als er die Wohnung betrat. Er hingegen hatte sofort ihr eindeutiges wollüstiges Stöh­nen wahrgenommen und richtig zugeordnet. Im Wohnzimmer auf dem Teppich hockte sie in der klassischen 69er-Position auf der anderen Frau, die er zu­nächst nicht erkannte. Wie zur Salzsäule erstarrt blieb er stehen, unfähig zu irgendeiner Bewegung oder zum Sprechen beobachtete er das Geschehen. Wenn es nicht so eine furchtbare und demütigende Situation gewesen wäre, hätte es richtig geil aussehen können, wie sie sich da wild und animalisch zu ihrem offenbar nahen Hö­he­punkt schleckten. Tatsächlich spürte er, wie es in seiner Hose eng wurde.

Plötzlich blickte sie auf, er musste wohl doch ein Geräusch gemacht haben, oder sie spürte einfach seine Anwesenheit, seinen lüsternen Blick. Kurz hielt sie in der Bewegung inne, richtete sich ganz auf, aber statt entsetzt zu ihm zu sehen, lächelte sie ihn entwaffnend an und winkte ihn mit einen gekrümmtem Finger und mit einer ausladenden Bewegung zu sich heran.

Er brauchte einen Moment, um zu begreifen, was sie wollte! Sie meinte tatsächlich, er würde mitmachen. Jetzt musste er sich entscheiden! Das Ding in seiner Hose kämpfte mit dem Ding zwischen seinen Ohren. Das Gefecht dauerte nur Sekunden, war dafür umso heftiger. Selbst als er sich aus der Starre löste und den ersten Schritt auf sie zu machte, war er sich noch nicht sicher, was er tun wollte. Doch irgendwie automatisierte sich der Ablauf: Er ging auf sie zu, holte aus und verpasste ihr eine kräftige, schallende Ohrfeige. Sie flog zur Seite und jetzt erkannte er auch ihre Gespielin. Es war Elke, die Frau seines besten Freundes, die ihn da aus panischen Augen anstarrte. Doch er drehte sich einfach um und steuerte mit schnellen Schritten auf die Wohnungstür zu.

„In einer halben Stunde seid ihr verschwunden und deine Schlüssel liegen auf dem Tisch“, brüllte er, ohne sich umzudrehen.

Die Tür knallte hinter ihm derart ins Schloss, dass die Gläser im Wohnzimmerschrank klingelten. Jetzt hatte er sich entschieden. Nach diesem Auftritt gab es kein Zurück, kein klärendes Gespräch und auch keine Versöhnung mehr.

Trotzdem dachte er manchmal fast sentimental da­ran, was wohl passiert wäre, wenn er sich in diesen Sekundenbruchteilen des Kampfes in seinem Inneren anders entschieden hätte, wenn er seinem Bauch und der Region darunter nachgegeben und einmal seinen Stolz beiseite geschoben hätte. Was wäre passiert, wenn er einfach auf sie zugegangen wäre, ihr zärtlich das Gesicht gestreichelt und sich dann heruntergebeugt und sie geküsst hätte? Wie wäre dieser Nachmittag dann verlaufen, wie sähe sein Leben heute aus?

Maja, seine Freundin, hätte ihn zu sich herunterge­zo­gen, sein Gesicht zwischen die Hände genommen und seinen ersten flüchtigen Kuss erst zärtlich und dann mit wilder Leidenschaft erwidert. Ihm ihre Zunge gierig in den Mund gesteckt und schließlich nach fast unendlich langem Zungenspiel kurz abgesetzt und ihm zärtlich zugehaucht: „Schön, dass du da bist, wir haben schon sehnsüchtig auf dich gewartet, Liebling. Ist doch wahr, Elke, oder?“

Erst jetzt hätte er Elke, die Frau seines Freundes, erkannt. Während diese keuchend geantwortete hätte: „Jaaa, aber mach doch endlich weiter!“

Er hätte sich die Kleider vom Leib gerissen und sich nackt zu ihr auf den Boden gekniet, um sie erneut leidenschaftlich zu küssen. Sie hätte seine Hand ergriffen und vorsichtig zu dem feuchten zuckenden Geschlecht Elkes unter ihnen geführt. Während er behutsam mit dem Finger an der Spalte entlangstrich, spürte er, wie Maja seinen Penis umfasste. Jetzt drang er mit dem Finger in die feuchte Höhle ein, was Elke mit einem woh­ligen, aber etwas erstickt klingenden Aufheulen quittierte. Gleichzeitig begann Maja, ihn gleichmäßig rhythmisch zu reiben. Schnell hatten sie ein gemeinsames Tempo gefunden. Auch Elkes Zunge schien ihre Arbeit wieder intensiv aufgenommen zu haben. Maja musste den leidenschaftlichen Kuss unterbrechen, um lüstern aufzustöhnen.

„Komm, mach’s ihr!“, forderte seine Freundin ihn auf und versuchte, seine aufgerichtete Lanze in Richtung der Spalte unter ihr zu dirigieren. Diese Aufforderung löste bei ihm die letzten Hemmungen und Zweifel, die er noch tief in seinem Inneren hatte. Seine Freundin forderte ihn unmissverständlich auf, es mit der anderen zu treiben. Das öffnete endgültig die letzten Schleusen in seinem Körper und wilde Gier durchflutete ihn.

Sogleich ergriff er Elke am Becken und zog sie kraftvoll auf seine Oberschenkel, so dass ihre Mitte nun genau richtig vor seinem aufgerichteten Penis war. Während er seinen Phallus umfasste und ein klein wenig herunterdrückte, um ihn genau im Ziel zu versenken, griff Maja nach unten und öffnete die Lippen für ihn. Vorsichtig, aber mit stetem Druck drang er in das ihm so dargebotenen Geschlecht ein und verharrte einen Moment am tiefsten Punkt. Dann nahm er gleichmäßig pumpende Bewegungen auf, während Maja sich zunächst mit den Fingern um die Knospe oberhalb der Schamlippen kümmerte. Elke jaulte auf.

„Schneller … doller … tiefer“, kam es zusammenhanglos aus ihrer Kehle. Nun beugte sich Maja, die sich wieder in die richtige Position gerückt hatte, he­runter und verwöhnte die Klitoris mit ihrer Zunge. Dabei vergaß sie auch nicht, scheinbar flüchtig über seinen Schaft darunter zu streichen. Das konnte so nicht lange gut gehen, zu stark war die wilde Geilheit in ihm. Er merkte bereits, wie sich sein Erguss ankündigte. Aber er wollte noch nicht, dass es vorbei war. Unter Auf­bietung seiner gesamten Willenskraft zwang er sich innezuhalten und sich dann aus Elke zurückzuziehen. Er muss­te sich einen Moment Ruhe und Abkühlung verschaffen.

„Nicht aufhöhren, bitte nicht! Mach doch weiter, bitte“, bettelte Elke sogleich hysterisch.

Maja versuchte ihr mit der Zunge den Verlust so angenehm wie möglich zu machen. Auch Elke war jetzt bereits kurz vor dem ersehnten Höhepunkt, es musste etwas geschehen. Da ging ein Ruck durch Maja, sie erhob sich, drehte sich und schob sich andersherum auf Elke. Sie lag nun auf ihr wie ein Mann bei der Missionarsstellung und machte auch sogleich genau die entsprechenden Bewegungen. Dann hob sie ihren Hintern etwas höher, streckt ihn ihm entgegen. Er verstand die Aufforderung sofort, beendete seine Auszeit und drang schnell und kraftvoll in sie ein. Gemeinsam senkten sie sich wieder hinab auf Elke und er begann, Maja in einem kräftigen, schnellen Rhythmus zu verwöhnen. Bei jedem Stoß klatschte Majas Geschlecht auf Elkes und die Kitzler rieben offenbar aneinander. Klaus hatte so das Gefühl, Elke durch Maja hindurch „aufzuspießen“. Der Gedanke machte ihn fast wahnsinnig. Es war jetzt nur noch wilde animalische Lust. Er fing an zu röcheln und zu röhren und beschleunigte noch einmal das Tempo. Mit dem lauten Schrei eines wilden Tieres entlud er sich in seiner Freundin. Dass es genau der richtige Zeitpunkt war und die beiden Frauen ebenfalls zuckend gekommen waren, bemerkte er erst, als er langsam wieder zu sich fand …

So oder so ähnlich hätte es sein können, wenn er nicht so verdammt stolz und hochmütig gewesen und stattdessen über den Schatten seiner Erziehung gesprungen wäre.

In der Nachfolgezeit baute er eine Mauer aus Hoch­mut und verletzter Eitelkeit um sich auf. Er lehnte jedes Gespräch mit Maja ab, legte einfach den Hörer auf, wenn sie anrief. Er verschwendete keinen Gedanken an Versöhnung. Wenn sie ihn mit einem Mann, einem ganzen Kerl betrogen hätte, dann wäre es vielleicht etwas an­de­res gewesen. Dem Typen hätte er ordentlich was auf die Glocke gegeben und gut wäre es gewesen. Dann hätte er ihr auch verzeihen können. Aber mit einer Frau, das traf seinen Stolz doppelt. Der Gedanke, dass sie ihm eine Frau vorzog, war einfach unerträglich für ihn. Er war überzeugt davon, dass nur ein Mann sie richtig befriedigen konnte. Auch wenn zugegebenermaßen die Phantasie von einem geilen Dreier sehr reizvoll war.

Aber anstatt als toller Hecht zwei Frauen gleichzeitig glücklich zu machen, war er jetzt ein armseliger, kleiner Wicht, der ins Bordell gehen musste, um ein bisschen unpersönliche, gekaufte Befriedigung zu bekommen. Aber wenn er es sich andererseits recht überlegte, war doch nichts dabei. Er belog niemanden, hinterging keine Partnerin. Prostitution ist inzwischen selbst vom Staat als ganz normaler Beruf anerkannt.

Ich zahle doch eigentlich nur für eine ganz normale Dienstleistung, genau wie bei meiner Friseurin, sagte er sich trotzig. Trotzdem hatte er ganz tief in seinem Inneren das Gefühl, etwas Schlechtes, Verbotenes und Schmutziges zu tun, was aber andererseits auch den Kick erhöhte. Das lag wahrscheinlich an der streng katholischen Erziehung, die er genossen hatte. So etwas prägt, das wird man nicht so einfach los. Dabei hielt er sich für einen modernen, aufgeklärten Menschen, der sich schon vor Jahren von der Kirche losgesagt hatte und nicht mehr zur Beichte ging. Ein Mensch, der voll im Leben stand und weder besonders verklemmt noch extrem extrovertiert war. Aber bei der eigenen Sexualmoral schlug diese frühe Prägung immer noch voll durch.

Mit leicht feuchten Händen betrat er die Straße mit den vielen bunten Lichtern. Im Laufe der Zeit hatte sich bei ihm ein fester Ablauf, einer Liturgie des Abends gleich, eingeschliffen. Zunächst ging er in das Kabinenkino am hinteren Ende rechts. 120 Filme standen dort zur Auswahl. Dort sah er sich die Vitrine mit den ausgestellten Filmcovern an, um sich einen groben Überblick zu verschaffen. Dann wechselte er 20 Euro in Hartgeld und suchte sich eine freie Kabine.

Er trat ein, verriegelte die Tür von innen und nahm Platz, steckte die erste Zweieuromünze in den Schlitz und der bunte Spaß begann. Auf den beiden übereinander angeordneten Bildschirmen erschienen die Programme. Der obere Monitor war geviertelt und zeigte wenige Sekunden lang Ausschnitte aus vier verschiedenen Filmen, dann sprang das Programm weiter auf die nächsten vier. Jedem Teil war eine Taste am Bildelement zugeordnet. Wenn man die drückte, holte man sich den entsprechenden Film in voller Größe und mit Ton auf den unteren Monitor. Man konnte aber auch mit Vor- oder Zurücktasten die Programme der Reihe nach durchgehen. Dieses Vorgehen bevorzugte Klaus eindeutig.

Systematisch ging er das Programm von 1 bis 120 im Eilverfahren durch und suchte nach dem, was ihn anmachte. Er wusste ganz genau, was er suchte. Seit dem abrupten Ende seiner Beziehung suchte er fast nur noch Lesbenpornos. Rammelnde Männer störten ihn nur, brachten ihn runter. Einzige Ausnahme waren ein paar Lack und Leder Filme mit dominanten Frauen, da konnte er auch mal hängen bleiben, die faszinierten ihn irgendwie, aber das war noch mal eine ganz andere Geschichte. Jetzt brauchte er Frauen, die es miteinander trieben.

Drei Filme kamen in Frage, zwischen denen er zu­nächst unschlüssig hin und her zappte. Er musste Geld nachwerfen und langsam merkte er, wie die Erregung in ihm hochstieg, aber irgendwie fehlte noch der richtige Kick. Da sah er auf dem oberen Bildschirm in der rechten oberen Ecke eine Szene, in der zwei zwar sexy, aber vollständig bekleidete Frauen offenbar miteinander redeten. Er drückte die entsprechende Taste und sah ihren ersten zarten Kuss auf dem unteren Bildschirm und hörte die eine noch sagen: „Dann lass es dir mal zeigen.“ Damit war der Dialog beendet und die beiden gaben sich ganz ihrem Liebesspiel hin. Das war das Richtige für Klaus. Zunächst wurde in Großaufnahme ausgiebig das Spiel der Zungen gezeigt, dann griff die Wortführerin der anderen in den tiefen Ausschnitt und legte eine ihrer Brüste frei. Zunächst strich sie vorsichtig mit den Fingern über die hart vorstehende Warze, dann schnappte sie diese mit ihren Lippen und saugte daran. Wieder zoomte die Kamera heran und Klaus sah, wie die Zunge leckend über die steil aufgerichtete Warze fuhr.

Ein unangenehmer Pfeifton erinnerte ihn daran, dass er erneut Geld nachwerfen musste, und riss ihn aus seiner Lethargie. Hastig steckte er gleich drei Münzen hintereinander in den Geldschlitz, öffnete dann den Reißverschluss an seiner Hose und beförderte seine Männlichkeit ans Tageslicht. Mit fest umschlossenem Penis verfolgte er, wie die beiden Frauen ihre inzwischen ganz entblößten Brüste aneinanderrieben. Auch er fing an, sein Geschlecht langsam und gleichmäßig zu massieren.

Die Verführerin griff nun ihrem Opfer zwischen die Beine, schob den schmalen Steg des Slips beiseite und spielte mit der Klitoris. Die so Beglückte stöhnte lüs­tern auf und ließ sich auf dem Sofa nach hinten fallen. Die Angreiferin setzte sich vor sie und zog ihr mit schnellem und sicherem Griff Rock und Slip aus. Anschließend begann sie leidenschaftlich die rasierte Scham oral zu reizen. Wieder wurde eine Großaufnahme davon gezeigt. Klaus beschleunigte seine Pump­bewegungen, ohne das er sich dessen bewusst war. Nach einiger Zeit befeuchtete sie mit einer lasziven Lutschbewegung zwei Finger ihrer linken Hand und führte sie anschließend vorsichtig in das Geschlecht der laut stöh­nenden Novizin der lesbischen Liebe ein. Die Kamera entfernte sich ein wenig vom Geschehen und Klaus sah, dass sie mit der rechten Hand die Brustwarze der inzwischen wild stöhnenden Frau zwirbelte, während die linke mit immer schnelleren Bewegungen in sie eindrang und wieder herausfuhr. Klaus unterdrückte dabei mühsam sein Stöhnen und entlud sich im hohen Bogen auf den Boden der Kabine.

Während die Frauen sich jetzt ganz auszogen, zog Klaus sich wieder richtig an. Jetzt hatte er noch 1,50 Euro Zeit, durch die weiteren Programme zu zappen. Die beiden Ladys, die sich jetzt in der 69er-Stellung verwöhnten, interessierten ihn nicht mehr. Jetzt nutzte er den Vorschaumonitor, schaltet sich in einige der dort gezeigten Filme ein. Schließlich verfolgte er, wie eine Domina in einem hautengen Latexkleid und mit hohen Lackstiefeln den offenbar in einer Herrentoilette vor ihr liegenden Delinquenten mit Ironie und Verachtung in der Stimme aufs Übelste beschimpfte. Dann stellte sie sich direkt über sein Gesicht: „Du bist ein solches Schwein, dich kann man nur als Toilette benutzen, nicht wahr?“

„Ja, Herrin!“

Während sie sich hinhockte, ihr knappes Röckchen hob und Klaus bereits wieder eine Regung in seiner Hose spürte, zeigte der unangenehme Warnton erneut an, dass das Spektakel in wenigen Sekunden vorbei sei, wenn er nicht sofort Geld nachwarf. Klaus konnte gerade noch die ersten Tropfen fließen sehen, dann verdunkelte sich der Bildschirm. Er stand auf, öffnete die Kabine und verließ mit schnellen Schritten den Laden.

Nach dieser kleinen Vorspeise bereitete er sich nun langsam auf das Hauptmenü vor. Er steuerte auf den Eingang schräg gegenüber zu und befand sich in dem ersten Bordell für diesen Abend.

Eine steile Treppe führte in den ersten Stock, wo sich ein langer düsterer Gang erstreckte. Hier saßen die Frauen vor ihren Zimmertüren. Es waren drei Mädels da und vor einer Tür stand ein leerer Hocker. Die Dame hatte wohl gerade Kundschaft. Nach einem flüchtigen Blick verließ er den Flur und stieg in den nächsten Stock, der ganz genauso aufgebaut war. Hier stand ganz am Ende eine Tür offen und man hörte Stimmen aus dem Zimmer. Die Lady unterhielt sich offenbar angeregt mit einer Kollegin. Wenn er sie sehen wollte, musste er bis zur Tür gehen. Das bedeutete aber, dass er an den anderen Frauen direkt vorbei musste, was ihm unangenehm war. Denn meistens sprachen sie ihn an. Und das wollte er auf keinen Fall.

„Hey, Süßer, bleib mal stehen, ich hab mal eine Frage: Willst du dich mal so richtig verwöhnen lassen?“

Oder einfach platt, aber ehrlich: „Willst du mit aufs Zimmer, kostet nur 30, okay?“

Das war ihm zuwider, das kam ihm einfach zu nahe. Das waren doch nur Nutten, die sollten ihn gefälligst in Ruhe lassen. Er wollte Herr der Lage bleiben und nicht bequatscht werden. Er suchte sie schließlich aus, nicht sie ihn. Dabei wusste er nicht mal genau, was er suchte. Er wusste nur, dass er im Laufe des Abends noch mindestens ein halbes Dutzend solcher Läden durchstreifen würde, manche auch zweimal, bis er sich endlich entschied. Seine Kriterien waren weniger die Figur oder die Körbchengröße, obwohl sie sicher auch eine Rolle spielten, sondern eher die Augen, der Blick oder ein Lächeln. Aber selbst wenn ihn eine Frau spontan begeisterte, ging er nicht sofort mit ihr ins Zimmer. Er suchte weiter, kam erneut vorbei und überprüfte seinen Eindruck. Erst dann sprach er sie an und machte den Deal klar.

Aber heute wollte der Funke einfach nicht überspringen. Keine der Frauen, die er gesehen hatte, konnte ihn richtig begeistern. An jeder hatte er etwas auszusetzen. Zusätzlich ging ihm die strenge Domina in dem Film auf dem Herrenklo irgendwie nicht aus dem Kopf. Vielleicht sollte er es auch einmal bei einer Domina versuchen.

„Man muss alles mal ausprobiert haben“, sagte er sich, hatte aber gleichzeitig auch Angst davor. Bisher hatte er noch keine Domina entdeckt, so stellte sich die Frage zum Glück nicht.

Erst einmal besuchte er ein weiteres Kabinenkino, um seine Lust neu zu entfachen, was ihm auch bestens gelang. Er musste sich richtig beherrschen, damit er es sich nicht wieder selber machte. Aber er wollte sich ja eigentlich noch mit einer Frau vergnügen, da wurde seine Manneskraft noch gebraucht.

Frisch gestärkt ging er eine neue Runde „Frauen gu­cken“. Dabei entdeckte er, dass es ein neues Haus gab, das er noch nicht kannte und das er bisher übersehen hatte. Gespannt betrat er es. Nur wenige der Zimmer schienen besetzt zu sein, die Frauen, die da waren –naja. Aber im Treppenhaus hing ein laminiertes Schild mit Pfeil: „Studio unterm Dach“.

Das machte ihn neugierig. Also stieg er auch die letz­te Treppe hoch, wo anstelle eines langen Flures nur noch eine einzige Tür war, mit einem verlassenen Hocker auf dem Absatz davor. Schade eigentlich, dachte er und drehte auf halber Treppe um.

Im Stockwerk darunter verabschiedete eine Frau ihren Gast, ein Grund zu schauen, wie diese aussah. Also betrat er erneut den Flur mit den Zimmern. Die dauergewellte Mittvierzigerin war der totale Flop, über­haupt nicht sein Geschmack. Als er dann erneut ins Treppenhaus kam, hörte er, wie oben die Tür geöffnet wurde und jemand den Treppenabsatz betrat. Es kam aber niemand herunter. Offenbar war die Frau auf ihren Platz zurückgekehrt. Da musste er natürlich nachsehen.

Vorsichtig ging, ja schlich er fast die Treppe erneut hoch und was er sah, haute ihn fast um. Es war nicht die Lederkorsage, nicht die Stiefel, auf die er von unten schaute und die die Beine aus dieser Perspektive noch länger erscheinen ließen. Nein, es war das Lächeln, als sie ihn entdeckte, was ihn sofort in ihren Bann schlug. Er war rettungslos verloren! Er war nur noch eine Marionette, die von ihr an den Fäden gleich zu sich hochgezogen wurde.

„Na, Süßer, magst du mit reinkommen?“, fragte sie freundlich.

„Ich weiß nicht recht, was machst du denn so?“

„Eine schöne perverse Behandlung, so wie du das willst, aber kein Verkehr!“

„Ich hab aber keinerlei Erfahrung damit, ich weiß doch gar nicht, was ich will.“