Walter Pitt

Deutsche
Parkettgeschichte

Parkett im Wandel der Zeiten

1. Auflage 2014

© 2014 by Holzmann Medien GmbH & Co. KG, 86825 Bad Wörishofen

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Diese Publikation wurde mit äußerster Sorgfalt bearbeitet, Verfasser und Verlag können für den Inhalt jedoch keine Gewähr übernehmen.

Lektorat: Achim Sacher, Holzmann Medien | Buchverlag

Layout und Satz: Markus Kratofil, Holzmann Medien | Buchverlag

1. digitale Auflage: Zeilenwert GmbH 2014

Artikel-Nr. 1522.01

ISBN: 9783778309315

Vorwort des Autors

Die deutsche Parkettgeschichte startet mit der beginnenden Industrialisierung Mitte des 19. Jahrhunderts und dem Wandel von individueller Werkstattfertigung hin zur Vorfertigung in allmählich entstehenden Fabrikanlagen. Auftraggeber sind zunächst Besitzer von Schlössern oder Palästen oder weltliche Institutionen mit ausreichenden Geldmitteln. Reiche Privatpersonen, Adlige wie aufstrebende Fabrikanten, holen sich zunehmend Tafel- und Stabfußböden in ihre Räumlichkeiten und verhelfen dem Parkett damit allmählich zum Zugang in repräsentative öffentliche Bereiche. Die Sonderstellung des Parketts als Boden für die Bessergestellten bleibt über beide Weltkriege erhalten. Die Entwicklung von Massenprodukten wie Mosaikparkett sorgt für eine Verbreitung in den Wohnungsbau hinein. Parallel dazu entstehen Handwerksorganisationen oder Produzentenverbände. Es gilt, Gemeinsamkeiten zu entwickeln und zu fördern. Wettbewerbsdruck durch Beläge wie Linoleum, Laminat, PVC-Teppich- oder aktuell auch Designböden gehören seit jeher zu den Herausforderungen. Die Herstellung macht immer wieder technische Fortschritte, die Konstruktionen ändern sich, die Verlegung muss sich anpassen, neue Klebstoffe und Oberflächenmaterialien müssen beherrscht werden. Die Ausbildung wird ein immer größeres Thema, mithilfe der entstehenden Innungen, die ihr Gewerk schützen und qualitativ sowie quantitativ voranbringen wollen. Längst sind es nicht mehr allein die ausgebildeten Parkettverleger, die Parkett verlegen. Die Parkettindustrie sucht neue Vermittler und kreiert einen wahren Boom mit allen positiven und negativen Begleiterscheinungen. Heute steht die Branche wie schon so oft unter Druck, sowohl Hersteller und Handel als auch die verlegenden Handwerker. Parkett wird jedoch seine Geschichte weiterschreiben, genauso erfolgreich und vielfältig wie eh und je, auch weil Personen das Geschehen dieser immer noch intimen Branche entscheidend mitbestimmen. Stellvertretend seien Namen wie Wrede, Wagner, Jucker, Henn, Plass, Schmidt, die Hambergers, Rapps, Sudhoffs, Schmids, Kudells, Fendts oder Barths genannt. Gerade die manchmal generationsübergreifende Kombination von persönlichem Engagement und Stück für Stück erzieltem Fortschritt macht die Geschichte des Parketts so einmalig. Das macht sie auch so überaus interessant und bereitete mir als demjenigen, der darüber schreiben durfte, manch ein Déjà-vu-Erlebnis. Beim Durchstöbern antiquarischer Quellen zu entdecken, dass alles schon einmal dagewesen ist, war immer wieder eine große Freude. Deshalb möchte ich mich an dieser Stelle ganz herzlich bedanken bei denjenigen, die mir bei dieser Arbeit mit Rat und Tat zur Seite standen und mir einen Blick in die Archive gewährten. Dank sei auch denen gesagt, die mir zahlreiche Unterlagen und das teilweise einzigartige und sehr persönliche Bildmaterial zur Verfügung stellten.

Widmen möchte ich dieses Buch meinem leider zu früh verstorbenen Vater, dem ich dankbar bin, dass er mir die Augen für die Besonderheiten des Parketts und seiner Geschichte geöffnet hat.

Walter Pitt

Inhaltsverzeichnis

Cover

Titel

Impressum

Vorwort des Autors

I. Der Boden der Könige

II. Hochachtungsvoll ganz ergebenst

III. Mit den Zähnen zermahlen lassen

IV. Der Aufschwung vor dem Sturz

V. Parkett für Kohle

VI. Die Parkettbranche geht neue Wege

VII. Das Ende der Blütezeit

VIII. Mit Fertigparkett aus der Krise

IX. Wendezeit für Land und Branche

X. Viele Sorgen trotz Rekordverbrauch

XI. Jeder Quadratmeter zählt

XII. Der Boden der Könige bleibt König der Bodenbeläge

Statements zur Zukunft der Parkettbranche

Der Autor

Literatur- und Quellenverzeichnis

Namens- und Stichwortverzeichnis

I. Der Boden der Könige

Die Zeit um 1850 brachte für alle, die sich mit Parkett beschäftigten, einen entscheidenden Wandel. Der damalige Hochglanzboden der Aristokratie wurde zwar noch lange kein Allgemeingut, trat aber auf einer vergrößerten Ebene einen allmählichen Siegeszug in neuen Kreisen und Anwendungsbereichen an. Industrie und Handwerk reagierten auf die entscheidende Nachfrage mit Diversifizierung.

Die Mitte des 19. Jahrhunderts war geschichtlich eine sehr interessante Zeit. Sie prägte sich insbesondere deshalb ins Gedächtnis der Deutschen ein, weil im Jahr 1848 in der Frankfurter Paulskirche Mitglieder des ersten Deutschen Parlaments zusammentrafen, um eine Verfassung für einen neuen Nationalstaat zu entwerfen. Vieles war in diesen Jahren im Umbruch. Das machte auch vor einer sich allmählich entwickelnden Parkettbranche nicht halt. Parkett war bis dahin der Boden der Könige und Aristokraten. Holzfußböden zierten Schlösser und Paläste.

Kunstvolle Holzfußböden zierten Schlösser und Paläste. Erst allmählich erhielt er Einzug in die Wohnhäuser wohlhabender Bürger. Das geschah etwa um die Mitte des 19. Jahrhunderts und steigerte den Parkettbedarf erheblich.

Eine frühe Quelle aus dem Jahre 1823 „Die Tischlerkunst in ihrem ganzen Umfange. Nebst Belehrungen über neu erfundene und für Tischler höchst wichtige Arbeiten und Vorteile“ aus der Feder des Hoftischlers zu Schleiz, Heinrich Friedrich August Stöckel, befasst sich mit den Anfängen der Parkettherstellung und Verlegung.

Dem Verfasser war offensichtlich auch das große Werk des Franzosen Roubo bekannt, da er bestimmte Begriffe übernimmt. Im Gegensatz zu dem Franzosen kümmert er sich nicht so sehr um künstlerische, als vielmehr um technische und wirtschaftliche Fragen. In seiner Abhandlung widmet sich Stöckel neben dem Thema der Holztrocknung insbesondere dem Problem der Befestigung der Parketttafeln. Vehement fordert er aus betriebswirtschaftlichen, aber auch aus ästhetischen Gründen die seitlich verdeckte Nagelung statt der sichtbaren Verschraubung von oben.

Das schlagende Argument des Verfassers ist, dass für den Preis der Eisenschrauben allein schon fast ein schraubenloses Parkett geliefert und verlegt werden kann (siehe Kasten „Die Preisverhältnisse vor …“).

„Auch der Übergang vom einfachen Aneinanderstoßen der Tafeln zu deren Verbindung durch die lose Feder“ gehört zu den „höchst wichtigen Vorteilen“, schreibt Stöckel.

So legt das Buch Stöckels ein beredtes Zeugnis ab von einer prägenden Veränderung. Künftig werden die Hölzer und Tafeln nicht mehr von oben, sondern seitlich verdeckt in den Nuten genagelt. Sicherlich auch ein Grund, dass das Parkett an Bedeutung gewinnt.

Parkettleger: Die Geburtsstunde eines Berufsstands

In jener Zeit war man sehr innovativ. Die fortschreitende Mechanisierung und Industrialisierung, die um 1850 in Mitteleuropa in vollem Gange war, forderte zum Umdenken. Eine Vielzahl von neuen Produkten wurden entwickelt und viele Patente angemeldet. Das galt für das Handwerk und gleichermaßen die Fabrikation, die damals anfing, sich von der Bautischlerei zu lösen, um sich zu einem selbständigen Produktionszweig zu entwickeln. Beispielgebend sind die „Patentfußböden“, zu denen auch das Badmeyer’sche Parkettpatent zählt.

Das besteht darin, dass kleine wie auch große Tafeln bzw. Platten ohne sichtbare Befestigung mit dem Untergrund verbunden werden. Dabei bediente sich Patentinhaber Badmeyer der klassischen Holzverbindung des Gratens. Durch quer zur Holzfaser, auf der nicht sichtbaren Seite der Tafeln, befindliche Gratleisten werden die Platten mit dem Balken durch ein Nut- und Federsystem verbunden.

Der Vorteil dieses Systems sollte darin liegen, dass auch großflächige Platten in der Werkstatt vorgefertigt und dann auf der Baustelle relativ schnell in die vormontierten Nutleisten eingeschoben werden können. Effizienzsteigerung durch Vorfertigung und Vereinfachung bzw. Vereinheitlichung der Verlegung auf der Baustelle haben hier ihre Anfänge.

Aus den Anfängen der Badmeyer’schen Werkstatt entwickelten sich allmählich weitere Parkettfabrikationen. Diese Werke entstanden jetzt in vielen Regionen, vielmals aus Tischlereien mit Fertigung von Parkett für den eigenen Gebrauch, aber auch als Vorläufer von Produktionseinheiten, die sich vorrangig dem Handel und Verkauf von Parkett in ihrer Region widmeten.

Unter den ersten größeren Werken waren die Parkettfabrik Lauterbach & Kampmeyer in Breslau (gegründet 1859), die Nordhäuser Parkettfabrik August Beatus (1866), die Parkettfußbodenfabrik W. Gail in Wiesbaden (1858), die Bembé-Parkettfabrik, damals in Köln-Ehrenfeld (1840) oder die Parkettfabrik Schulze in Ilfeld, die bereits 1859 über eine 12 bis 16 PS starke Dampfmaschine verfügte. In Ostpreußen, Pommern, Sachsen, Bayern oder Baden Württemberg, überall gründen sich „Industrieunternehmen“, mit Schwergewicht im Süden und Osten des entstehenden deutschen Reichs. Häufig sind es Sägewerke, die wegen der besseren Ausnutzung ihrer Rohware über Einrichtungen zur Stabparkettherstellung wie Abrichthobelmaschinen o. Ä. verfügen. Rahmenpressen für die Tafelfertigung deuten zu dieser Zeit schon auf eine gewisse Spezialisierung hin. Auch die Verlegekapazitäten weiten sich aus.

In der Mitte des 19. Jahrhunderts entstanden viele Parkettfabriken, um den steigenden Bedarf an Parkett zu decken.

Archiv: Graffstedt

Parkettfabriken des 19. Jahrhunderts.

Fotos (von oben nach unten): Pitt | Gail | Archiv Kudell

Eine Rahmenpresse, die als Präzisionsfügemaschine das Zusammensetzen in der Tafelparkettfertigung benutzt wird.

Foto: Lippmann

Die Preisverhältnisse vor knapp 200 Jahren

Eisenschrauben teurer als Parkett

Man nehme z. B. ein Zimmer von 24 Fuß in der Länge und ebenso viel in der Breite. Wenn man nun eine Tafel von zwei Fuß rechnet, so braucht man zum ganzen Fußboden 1.152 Schrauben. Da nun das Eisen in manchen Gegenden in hohem und in manchen Gegenden in niedrigem Preise steht, so setze ich den Durchschnittspreis einer Schraube auf 11/​2 Groschen.

Mithin kosten 1.152 Schrauben 72 Reichstaler. Nehme ich statt der Schrauben Nägel, so gehören zu jeder Tafel sechs. Mithin für 144 Tafeln 864 Stück. Das Schock (60 Stück) kostet sechs Groschen und alle hier erforderlichen Nägel drei Reichstaler und neun Groschen. Ich behaupte, dass für diesen Preis das ganze Parkett hergestellt werden kann. Ich will den mittleren Preis einer Parketttafel mit 12 Groschen (54 Kreuzer) ansetzen. Wenn man nun statt der Schrauben Nägel nimmt und ca. 68 Reichstaler spart, so braucht man nur noch einige Thaler zuzulegen, ohne die Versäumnis in Anschlag zu bringen, welche durch Fertigung der Pfröpfe verursacht wird, um ein Parkett „ohne Schraube“ zu erhalten, welches mit Schrauben wenigstens auf 160 Reichstaler zu stehen käme.

Und ein Parkett ohne Schrauben muss doch allemal einen größeren Wert haben, da durch die Spunde oder Pfröpfe dasselbe unansehnlich und auf seine Dauer vermindert wird.

Quelle: „Die Tischlerkunst in ihrem ganzen Umfange“, Heinrich Friedrich August Stöckel, gedruckt und verlegt bei Bernh. Friedr. Voigt, Ilmenau 1823.

Waren es in frühesten Zeiten eher Kunsthandwerker, die ihren Auftraggebern die Parkettverlegung bei ihren Wanderungen durchs Land anboten, entstanden nach und nach über ganz Deutschland verteilt jetzt auch sesshafte Handwerksgeschäfte, deren Mitarbeiter häufig ehemalige Zimmerleute oder Tischler waren. Auch viele der neuen Parkettfabriken begannen damit, Verlegepersonal zu beschäftigen, und führten Aufträge aus.

Die Betriebe mussten existieren, das heißt, sie mussten nicht nur Parkett verlegen, sie mussten auch rechnen („Historischer Kostenvoranschlag“). Es gab allerdings damals schon Auftraggeber, die auf Termineinhaltung drängten: „An Tischlermeister Birthel: (…) ersuche ich ergebens um gefällige Nachricht über die Zeit, bei welcher Sie mit dem Fußboden im Neuen Museum fertig zu sein hoffen.“ Woraufhin zunächst der „Schwarze Peter“ zurückgegeben wurde mit der Bemerkung: „(…) dagegen wieder Parketttafeln und Friese ganz vollständig gelegt, wenn anders keine Behinderung seitens der Baubehörden bis Oktober stattfinden und bewirkt werden können.“

Historischer Kostenvoranschlag

Eine mühsame Arbeit

„Kostenberechnung über eichenes Parkett … von mir schon bereits angefertigte mit schräg laufenden versetzten Steinen würde kosten 10 Silbergroschen, 6 Pfennig. Dagegen diejenige Fläche, welche nach dem gleichen Muster gearbeitet, jedoch wegen der schrägen Wandflächen so verzogen werden müsse, dass die Diagonalen genau gegen die von egaler Breite gehaltenen Friese ausgehen müssen und dadurch, in jeder der einzulagernden Quadrate eine andere Form und Größe bekommt, die genannte Arbeit ungemein schwierig macht, weil jeder der Steine besonders berechnet, aufgezeichnet werden muss, daher auch außerordentlich zeitraubend und mühsam ist … würde ungefähr kosten 12 Silbergroschen 8 Pfennig, Berlin den 19. Juni 47 J. W. Birtel.“

So lautete ein Kostenvoranschlag für den Parkettboden Mitte des 19. Jahrhunderts und unterscheidet sich damit eigentlich nur in der Diktion von einem aktuellen Angebotsschreiben.

Über das Wesen von ordinärem Parkett

Dieser Schriftverkehr zeigt, dass man zu jener Zeit schon um seine vertraglichen Positionen zu kämpfen hatte bzw. Auftraggeber und Auftragnehmer ihre jeweiligen Interessen vertreten mussten.

In der Mitte des 19. Jahrhunderts unterschied man vorrangig zwei Parkettarten. Aus einem 1877 auferlegten Buch über das „Wesen des Parketts“ von B. Kässner stammt folgende Klassifizierung: „A. Massive Parketts; B. Furnierte Parketts. Die Stabparketts bestehen aus einzelnen, nebeneinandergelegten, meist durch Nut und Feder miteinander verbundenen Stäben von Buchen- und Eichenholz. In ihrer geringeren Qualität repräsentieren sie die ordinären und billigsten Parketts“.

Bei der einfachsten Art gelangen die 60 bis 100 mm breiten und ca. 25 mm starken Holzstreifen nur noch nach einer Richtung zum Verlegen, und zwar stets jeder der Streifen einzeln für sich.

Es kommt auf die Länge derselben in den Fällen nicht an, wo ihre Stoß- oder Querfugen nicht berufen sind, im fertigen Fußboden einen symmetrischen Verlauf einhalten zu müssen, die Stäbe werden alsdann bis 1 m lang und länger hergestellt, wie sich das eben für die Bearbeitung am vorteilhaftesten erweist.“ Unregelmäßiger Schiffsboden würden wir dieses Muster heute bezeichnen.

„Die besseren Stabparketts enthalten geordnete Streifengruppen, deren parallele Stäbe mit den gleichfalls parallelen Stäben der benachbarten Gruppen sich rechtwinklig schneiden, so dass also die einzelnen Streifen derselben an ihren Enden sich zu einem rechten Winkel treffen und zusammen gewissermaßen ein Grätensystem entsteht.“ Was hier beschrieben wird, ist das klassische Stabparkett-Fischgrätmuster.

Daneben gibt es zu dieser Zeit noch die massiven Tafelparkette, wobei die „furnierten Parketts“ in dieser Zeit immer mehr an Bedeutung gewinnen, weil sie „diejenigen sind, welche das teure Holz in bedeutend reduzierter Menge erfordern“. Auch das ist heutzutage noch der wirtschaftlich begründete Ansatz zur Herstellung von Mehrschichtparkett.

Bearbeitung mit Bimsstein, Speck und Sandpapier

Die Tafelböden werden z. B. in „Mothes Illustriertem Baulexikon“ ausführlich definiert und auch deren Verlegung wird erklärt: „Tafelparquet besteht aus einzelnen Tafeln, gewöhnlich, aber nicht immer quadratisch, zirka 3 bis 4 cm stark und auf allen Seitenflächen (Stoßkanten) mit Nuten versehen. Diese Tafeln sind entweder massiv aus dem eigentlichen Parkettholz, d. h. aus Eiche, Nussbaum, Ahorn etc. gefertigt oder 1 cm stark damit furniert. Zunächst legt man in der Regel an den Wänden hin einen breiten, massiven Fries von Eichenholz, ebenfalls mit einer Nut versehen.

Nun legt man (am liebsten übereck) die erste Tafel in eine Ecke, schiebt dann die zweite daran, indem man in die Nuten Federn (am besten überzwerch aus Erlen- oder Buchenholz geschnitten) trocken einschiebt oder einleimt, vorher aber die Kante der eben gelegten Tafel mittels eines schräg durch die untere Nutwange eingeschlagenen Stiftes auf den Blendboden befestigt.

Es versteht sich von selbst, dass die Tafeln sehr akkurat gearbeitet sein und genau verlegt werden müssen, wenn man das ganze Zimmer belegt hat, werden dieselben nochmals überschichtet, mit der Ziehklinge abgezogen und dann gewichst, geölt oder lackiert.“

Aber auch andere Werkzeuge als die Ziehklinge kommen für die Oberflächenbearbeitung und -behandlung in dieser Zeit in Betracht: „Von Bimsstein über Speck, Sandpapier, Radiergummi, Lappen bis hin zum Schachtelhalm“ reichen sie, wie es in einer noch früheren Ausgabe des Mothes’schen Baulexikons (1863) heißt.

Hintergrund

Schweineblut am Boden

Wissen Sie eigentlich, woher der Begriff „stinkreich“ kommt?

Die Redewendung stammt aus dem Mittelalter. Aus Färberwaid und Färber-Indigo erhielt man jahrhundertelang einen tiefblauen Farbstoff. Der Färberwaid wurde deshalb bei uns von sogenannten Waidjunkern angepflanzt, wie heute etwa Kartoffeln oder Getreide.

Die Waidjunker galten durch Verarbeitung und Handel mit dem aus der Waidpflanze gewonnenen blauen Farbpulver als sehr reiche Leute. Damit der Pflanzenextrakt aber den richtigen Farbton erzeugt, musste er mit Urin angereichert werden.

Diese Mischung fing aber während des Gährungsprozesses furchtbar an zu stinken.

Eine andere Theorie besagt, dass man in der Renaissance Schweineblut benutzte, um den Parkettboden zu beizen und das konnten sich nur reiche Leute leisten. Da der Boden noch wochenlang gestunken hat, sagte man „stinkreich“.

Ein Postkartenfoto zeigt die Parkettfabrik Hufnagel, gegründet in den 80er Jahren des 19. Jahrhunderts, die dann in die Uffenheimer Parkettfabrik überging. Archiv: Uffenheimer Parkettfabrik

Ende des 18. und mit Beginn des 19. Jahrhunderts wollten auch sehr Wohlhabende einen Parkettboden, der sonst nur in Schlössern und Palästen zu finden war, für sich nutzen.

Foto: Pitt

Früher Holzverstand

Verformtes Parkett

Der Hoftischler zu Schleiz, Heinrich Friedrich August Stöckel, beweist bereits 1823, dass er verstanden hat, wie Holz funktioniert. Plastische Verformung würden wir dieses Phänomen heute nennen.

„Es ist bekannt, dass ein Parkett manchem Bauherren viel Geld kostet. Auch muß mancher erfahren, dass seine Schönheit in kurzer Zeit dahin ist, wenn sich das Holz einigermaßen geworfen hat, wodurch das Parkett nicht ordentlich mehr in den Fugen passt und woraus der Nachteil entsteht, dass es ausgespänt und gleichsam von neuem bearbeitet werden muss. Aber auch dann, wenn dies geschehen, ist noch nicht alles getan; denn schwindet das Parkett nur wieder im Geringsten, so ist der letzte Betrug ärger als der erste. Vielleicht hat schon mancher meiner Kunstfreunde diese Erfahrung gemacht. Und wie ärgerlich ist es, wenn man die Arbeit von vorn anfangen muss und welcher Kostenaufwand ist außerdem damit verbunden.“

Historische Parkettmuster (entnommen aus „Mothes llustriertem Baulexikon“).

Wie alles begann

Ein historischer Rückblick auf die Anfänge

Im Mittelalter sind Holzfußböden noch selten. Man kannte lediglich Bohlen in zumeist breiten Abmessungen. Bis ins 16. Jahrhundert ist diese einfache Dielung vorherrschend. In größeren Räumen jedoch legt man an den Stoßstellen meist ein Brett quer, um einen besseren Anschluss des Hirnholzes zu bekommen. Daraus entwickelt sich allmählich die kreuzweise Unterteilung des Bodenbelages in gleiche Felder.

Um die Wende des 17. Jahrhunderts sind derartige Böden schon häufiger anzutreffen. Bevorzugt werden die Teilstäbe aus dunklerem Holz wie Nussbaum hergestellt und dann die Felder mit hellem Kiefernholz oder in Eiche ausgelegt.

Da man die Dielen auf die Balkenlage nagelt, liegen sie zwangsläufig in einer Richtung. Die durch den Dreißigjährigen Krieg in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts unterbrochene Entwicklung setzt mit dem Aufleben der Bautätigkeit wieder ein.

Unter dem Einfluss benachbarter Kulturen, insbesondere aus Frankreich, aber auch aus Italien und Holland, entstehen jetzt allerorts Schlossanlagen mit großer Prachtentfaltung. In diesen Palästen des Barock sind noch viele Parkettböden erhalten geblieben. Diese Hoch-Zeit der Parkettlegekunst ist durch eine große Reichhaltigkeit an Formen und Ornamenten geprägt. Meisterhaft werden verschiedenartige Edelhölzer als runde, geschwungene Muscheln, als Sterne, Fächer oder als Blumen- und Rankenwerk bzw. zu reich verzierten Wappenbildern zusammengefügt. Daneben werden aber auch der Grad der Abnützung und die verschiedene Härte dieser Hölzer wohlbedacht, schreibt Otto Hodler in „Geschichte des Deutschen Parkettfußbodens“. Auch die Ausführungsweise ändert sich. Die ist im Zeitalter des Barock ausschließlich handwerklich geprägt. Die Hölzer werden stumpf aneinandergelegt und von oben mittels schmiedeeisernen Nägeln auf den Unterboden genagelt, mitunter versenkt und dann mit gleichgemasertem Holz ausgefüllt. Über den damaligen Stand der Parkettierkunst aus französischer Sicht gibt es einen sehr ausführlichen Überblick in dem künstlerisch geprägten Werk von M. Roubo – „L’ Art du M’enusier“, 1790, wie Schmuckfußböden entstehen. Förderlich dafür ist die aufkommende Furniertechnik, die es ermöglicht, durch Umlegen der Dicken das Bild der Maserung und damit die Gesamtwirkung der Böden zu intensivieren. Auf diese Weise erhalten die Repräsentationsräume vieler Schlösser kunstvolle Intarsienböden.

Mit der geschmacklichen Verfeinerung des Rokoko tritt eine entsprechende Rückwirkung auf die Ausbildung der Böden ein. Das Parkett wird in großen, flächig wirkenden Mustern, die sich nicht auf eine Tafel beschränken, als sogenannter Rapportboden einheitlich über ganze Saalflächen ausgelegt. Große Verbreitung, besonders in Frankreich, findet die durch Friese eingefasste quadratische Tafel, die durch verflochten erscheinende Stäbe unterteilt ist. Rhombentafeln schaffen eine optisch unvergleichliche plastische Wirkung. In den dem Rokoko folgenden Stilabschnitten, dem Louis-seize und dem Empire tritt eine immer stärkere Fokussierung auf das Parkett und eine geschmackliche Anlehnung an die Antike auf.

Durch verschiedenste Edelhölzer und besonders infolge der Akzentuierung von Licht- und Schattenkanten durch schmale Einlagen von dunklem und hellen Holz, zumeist Ebenholz und Ahorn, wird eine starke Lebendigkeit der Muster erzielt.

Nach dieser Blütezeit der Parkettierkunst beginnt Anfang des 19. Jahrhunderts eine Abkehr von den klassizistischen Formen einzusetzen. Man strebt nach rein Zweckmäßigen. Im Biedermeier wird die Verlegung nochmals einfacher, denn der Boden soll zu allererst als bloße Fläche wirken. Für diese Periode sind dunkle Friesaufteilungen und einfach ausgelegte hellere Felder charakteristisch, die die Schmuckwirkung übernehmen.

Angelehnt an: Baumeister 1953, Heft 5, „Geschichte des Deutschen Parkettfußbodens“, Otto Hodler, Hannover

II. Hochachtungsvoll ganz ergebenst

Um das Jahr 1900 soll es in Deutschland 700 Parkettfabriken gegeben haben. Der damit verbundene Druck am Markt spiegelt sich nicht zuletzt in den Angebotsschreiben, die aus dieser Zeit überliefert sind.

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ging die Entwicklung der Parkettbranche zunächst noch langsam voran. Die neu entstandenen Parkettverlege- und Herstellbetriebe mussten sich erst einmal einrichten, im Markt zurechtfinden und auch aneinander gewöhnen. So hatten die Parkettfabriken auch schon damals Sorgen, dass das von ihnen gelieferte Parkett auch ihren Vorstellungen entsprechend verarbeitet wurde.

Die Parkettfabrik Wrede in Freilassing mit Bahnanschluss für Lieferungen in alle Welt galt um die Jahrhundertwende als die größte in Deutschland (historische Ansichtskarte aus dem Jahr 1899). Foto: Pitt

„Wenn der Parketttischler bei seinen Arbeiten nichts verabsäumt hat, sowohl äußerlich tadellose, als auch gediegene und dauerhafte Erzeugnisse zu liefern, so ist seine zweite Pflicht, den Parkettleger aufs Strengste anzuweisen, sich vor allem den Feuchtezustand und die hygroskopischen Eigenschaften des Untergrundes zu kümmern, über welchen das Parkett platzirt werden soll. Ein vernachlässigtes Gebaren hierin vermag auch die ursprünglich besten Parkettböden mit der Zeit unansehnlichmachen, oder sie gänzlich zu verderben. Dergleichen so entscheidende Übelstände ist man geneigt, immer nur dem Parkettfertiger zur Last zu legen und geben solche Vorfälle leicht Anlaß, eine Parketttischlerei zu diskreditieren“, heißt es 1877 in Kässner’s „Wesen des Parkets“.

Das Handwerk des Parkettlegens gewinnt an Bedeutung. Die Parketttischlereien bilden ihre Mitarbeiter nach und nach zu Spezialisten aus, obwohl sie mit Parkettarbeiten nicht immer ausgelastet sind. „Dabei verfügen die meisten Parketttischlereien über bestimmte Leger, die im Falle, dass Legearbeiten nicht vorliegen, in der Werkstatt zum Anfertigen von Blindtafeln, zum Abputzen der Teilflächen oder zu anderen Arbeiten verwendet werden. Auch ist das Verlegen keine zu zeitraubende Arbeit, als dass die eigentlichen Gehilfen bei einigermaßen nicht zu entfernten Legeplätzen nicht dazu benutzt werden könnten. Dem Grundsatze Theilung der Arbeit würde dieses Verfahren allerdings widersprechen und daher nur in Noth zu dieser Hülfe gegriffen werden sollte. Doch richtet sich das nach der Größe der Werkstatt, nach dem Geschäftsgange, nach der getroffenen Einrichtung u.s.w. Immer dürfte sich aber empfehlen, das Parkettlegen besondere, nur darauf eingerichteten Leuten zu übertragen und solche vielleicht nur für die Dauer des Legens in den Dienst zu nehmen.“ (Kässner)

Pferd und Wagen war damals noch ein sehr übliches Transportmittel. Archiv: Bembé

Eine Parkettfabrik in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts

Das machte einen guten Hersteller aus

Quelle: Kässner: Wesen des Parketts