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Frank Martin Püschel

RADICAL CHANGE

Nachhaltig, sozial und trotzdem
profitabel im Business

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Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der

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© FAZIT Communication GmbH

Frankfurter Allgemeine Buch

Frankenallee 71 – 81

60327 Frankfurt am Main

Umschlag: Jan W. Hofmann, Frankfurt am Main

Titelbild: © thinkstock

Satz: Uwe Adam, Freigericht, www.adam-grafik.de

Druck: CPI books GmbH, Leck

Printed in Germany

1. Auflage, Frankfurt am Main 2018

ISBN 978-3-96251-027-5

eISBN 978-3-96251-064-0

Alle Rechte, auch die des auszugsweisen Nachdrucks, vorbehalten.

Inhalt

Einleitung

1.Die öko-soziale Schadensbilanz des Menschen

1.1Öko-soziales Marktversagen durch den Faktor Mensch

1.2Zerstörung der Umwelt

1.3Monopolisten – die Herrscher der Zukunft

1.4Krieg als Mittel der Geostrategie

1.5Das Geldwesen – die Waffe der Banker

2.Bisherige ungenügende Lösungsansätze

2.1Social Business

2.2Diverse Fair-Handelsorganisationen

2.3B-Corp

2.4Soziale Ansätze auf internationaler Ebene

2.5Sonstiges soziales Engagement von Firmen

2.6Pledge 1%

3.Das Finden von Sinn als Schlüssel zur Lösung

3.1Das „große Ganze“: über den Sinn des Menschen und die Bedeutung von Harmonie

3.2Die menschliche Gesellschaft konkret: über den Begriff „Erfolg“ und den notwendigen Wechsel der Perspektive

3.3Die individuelle Ebene: von wichtigen Interessengruppen (Stakeholdern)

4.Die radikale Lösung: TRI-MONY

4.1Der partielle monetäre Verzicht: die dreifache Verwendung von Gewinn

4.2Die inhaltliche Strenge: Eliminieren von Beliebigkeit durch harte quantitative und qualitative Zielvorgaben

4.3Das nachhaltige Timing: eine bessere zeitliche Lenkung der Mittel

4.4TRI-MONY-Sozialbilanz: radikal offene soziale Bilanzierung

5.Ausblick und Zukunft

5.1Statistiken verfälschen den Blick

5.2Von der Theorie zur praktischen Umsetzung

5.3Die Zukunft von TRI-MONY

Statt eines Nachworts

Danksagung

Literaturhinweise/Quellen

Der Autor

Einleitung

Die Natur des Menschen ist hochkomplex. Unsere Triebe und Emotionen, unsere vielschichtige Intelligenz, unsere Umwelt und unsere Erfahrungen bestimmen unser Wesen und somit auch, wie die Menschheit ökonomisch agiert. Im Laufe unserer Geschichte haben wir Menschen immer komplexere Stadien des Wirtschaftens erschaffen, mit unterschiedlichen Auswirkungen.

Es begann im ersten Stadium mit dem Menschen als Jäger und Sammler, und der erwünschte Effekt war das reine Überleben. Als zweite Wirtschaftsform kam später der Tauschhandel auf, bis als disruptive Neuerung das Geld als übergeordnetes Tauschmittel quasi die Phase Wirtschaft 3.0 ermöglichte. Es folgte mit Phase Wirtschaft 4.0 die Globalisierung, mit fantastischen Chancen für die Bewohner der reichen Welt und teils katastrophalen Folgen für jene der armen Welt sowie der extremen Ausbeutung der Natur als Ganzes.

Nach der Globalisierung kam die Technisierung, und dies ist als Phase Wirtschaft 5.0 unser heutiger Stand. Die Technisierung wird eine völlige globale Vernetzung bewirken, sowohl in der Industrie – bekannt als Industrie 4.0 – als auch bei den individuellen Menschen. Als ihre Kinder gebärt die Technisierung zurzeit Quantencomputer und Künstliche Intelligenz, mit heute nicht abschätzbaren Chancen und Risiken für die Menschheit.

Bei alldem verliert man leicht das Gefühl für die einfachen, aber oftmals doch wesentlichen Dinge. Wir sollten uns zu Anfang deshalb diese einfache Frage stellen:

Ist alles gut?

Hierzu ein Blick auf die Wissenschaften. Denn die Natur-, Geistes- und Wirtschaftswissenschaften sollen die Natur unseres Seins beschreiben, ordnen und mittels Forschung positiv weiterentwickeln. Wissenschaft ist dabei kein Selbstzweck, sondern es gibt für den die Wissenschaft mitfinanzierenden Steuerzahler immer auch einen Anspruch an Verbesserung: z. B. dass die Medizinwissenschaft Krankheiten besiegt oder die internationale Politikwissenschaft Kriege verhindert.

Betrachtet man die heutige Welt, dann stellt man fest, dass speziell die Wirtschaftswissenschaften einschließlich der Wirtschaftsethik bis heute kein Wirtschaftssystem entwickeln konnten, das eine ganzheitlich positive Entwicklung der globalen Wirtschaftswelt bewirkt hätte. Sie verharren entweder in meist reduzierter Deskription des Status quo oder entwerfen Modelle, die Komplexität und Chaos der Wirklichkeit nicht vollumfänglich abbilden. Es gibt seitens der Wirtschaftswissenschaften bis heute keine Anleitung für eine Wirtschaftsordnung, die einen quasi idealtypischen ökologisch-sozialen Zustand unseres wirtschaftlichen Agierens definiert und sich dabei in der Praxis bereits bewährt hätte – ein System, in dem nicht nur wenige, sondern alle Menschen sowie die Natur in einem harmonischen Miteinander existieren. Sowohl Kommunismus und Sozialismus als auch das Konzept einer sozialen Marktwirtschaft (s. Ludwig Ehrhard: „Wohlstand für alle“) haben als ökonomische Entwürfe bei der Schaffung einer globalen öko-sozialen Harmonie in der harten Realität bislang versagt.

Weniger akademisch ausgedrückt: Eine einzige Schüssel gekochter Reis kostet in Indien ca. 1,50 US-Dollar. Laut des Berichts der Vereinten Nationen über die menschliche Entwicklung aus dem Jahr 2014 verfügen 2,7 Milliarden Menschen und damit 50 Prozent aller weltweit Erwerbstätigen für sich und ihre Familien über Gesamteinkünfte von maximal 2,50 US-Dollar pro Tag.

Ist also alles gut? Definitiv nein!

Deshalb fordert dieses Buch eine weitere Entwicklungsstufe des Wirtschaftens. Unsere globalisierte und technisierte Menschheit benötigt nach meinem Dafürhalten mit Wirtschaft 6.0 eine geistige Evolution, um begangene ökologisch-soziale Schäden zu heilen und neue Schäden zu vermeiden.

Die wesentlichen Akteure im Bereich der Wirtschaft sind die Unternehmen. Sie existieren heute primär, um Profit zu erwirtschaften. Sie beeinflussen hierzu Konsumenten, kämpfen um Marktanteile, um Macht und nicht zuletzt deshalb auch um politischen Einfluss. 49 der mächtigsten 100 globalen Wirtschaftseinheiten (Unternehmen und Staaten) sind heute bereits Unternehmen, und ihre Macht wird steigen. Die Firma Alibaba (China) möchte bis zum Jahr 2036 die fünftgrößte Wirtschaftsmacht der Welt sein, hinter China, Europa, Japan und den USA!

STADIUM

SCHWERPUNKT

PRIMÄRER EFFEKT

Wirtschaft 1.0

Jagen und Sammeln

Überleben als Individuum und Gemeinschaft

Wirtschaft 2.0

Tauschhandel

Sozialer Wohlstand für die Gemeinschaft

Wirtschaft 3.0

Geldwesen

Individueller Reichtum vs. sozialer Verträglichkeit

Wirtschaft 4.0

Globalisierung

Machtanhäufung der Unternehmen vs. öko-soziale Missstände

Wirtschaft 5.0

Technische Evolution

Globale Vernetzung bis hin zu Künstlicher Intelligenz

Wirtschaft 6.0

Geistige Evolution

Ökologisch-soziale Harmonie

Stadien des menschlichen Wirtschaftens: Vergangenheit und mögliche Evolution

Quelle: Frank Martin Püschel

Für das Ziel einer Wirtschaft 6.0 habe ich deshalb speziell für Unternehmen und deren Interessengruppen ein neues Konzept des Wirtschaftens entwickelt: TRI-MONY.

TRI-MONY ist die Abkürzung für „Triple Harmony Economics“. Das Ziel ist eine radikale dreifache Harmonie im menschlichen Wirtschaften, in der die monetären, ökologischen und sozialen Bedürfnisse der folgenden Gruppen bedient werden:

Unternehmensinhaberschaft: Profitanteil, Risikozins, Inflationsausgleich.

Die Welt innerhalb eines Unternehmens: soziale Sicherheit, faire Entlohnung, ökologischer Footprint.

Die Welt außerhalb eines Unternehmens: soziales und ökologisches Engagement in der „Wirkwolke“ (s. Seite 61) des Unternehmens.

TRI-MONY zeigt einen neuen Weg auf, Unternehmen angesichts ihrer nicht nur positiven öko-sozialen Bilanz und der faktischen Disharmonie der globalen Wohlstandsverteilung eine einfache und zugleich radikale Lösung anzubieten. TRI-MONY soll speziell Firmeneigentümer und Investoren dazu auffordern, ihr primär monetär orientiertes Verhalten zu modifizieren: radikal mehr Soziales zu unternehmen, ohne dabei nicht zumutbare persönliche Einbußen zu erfahren, und durch einen Wechsel der Perspektive eine neue Harmonie im eigenen wirtschaftlichen Tun zu finden, die über monetären Reichtum hinausgeht.

Mein Name ist Frank Martin Püschel (48 Jahre). Ich bin nicht religiös, ohne politische Parteizugehörigkeit und Unternehmer. Seit Ende 2012 beschäftigen wir uns in meiner Firmengruppe (China/Deutschland) mit den Inhalten von TRI-MONY. Unser Versuch der Umsetzung ist kein geradliniger Weg des Erfolgs, sondern wir stoßen ständig auf neue, vor allen Dingen ethische und kulturelle Herausforderungen. TRI-MONY hat sich seit den Anfängen deutlich weiterentwickelt. Das Finden eines Weges, um Profitstreben und soziales unternehmerisches Wirken bestmöglich und radikal in Einklang zu bringen, ist extrem spannend, und heute, im Jahr 2018, liegt der Weg und damit die Lösung der Umsetzung klar vor uns. Es funktioniert.

Das folgende Buch dient dem Zweck der Vorstellung einer neuen Art des radikal öko-sozialeren Wirtschaftens. Die ersten zwei Kapitel beschäftigen sich mit der aktuellen Situation in unserer Wirtschaftswelt. Die hier gezeigten Zustände entstammen – bei allem Bemühen um Objektivität – immer auch einer subjektiven Wahrnehmung. Dieser Teil ist bewusst sowohl kurz gehalten als auch kein streng wissenschaftliches Werk, denn das Buch soll allen Menschen und nicht nur Fachspezialisten leicht zugänglich sein. Ziel ist es, den Leser zügig in das Gebiet einzuführen und daraufhin auf leicht verständliche Weise das Konzept von TRI-MONY zu erläutern. Das Buch darf dabei gern polarisieren.

Unabhängig von einer Detailmeinung zu Einzelaspekten ist es wichtig, dass wir uns als Gesellschaft überhaupt mit dem Gesamtkomplex des Schaffens von mehr globaler Gerechtigkeit auseinandersetzen. Die Wissenschaften haben hierbei beileibe keinen Alleinstellungsanspruch. Beste Beispiele für die Begrenztheit der Wissenschaften sind die aktuelle Null- bis Negativzinspolitik der Finanzmärkte oder das verstärkte Aufkommen von Kryptowährungen. Beide Themen wurden vom Mainstream der zuständigen Wissenschaften weder als ökonomische Idee entwickelt noch wurde ihr jeweiliges Aufkommen frühzeitig vorhergesehen. Im Gegenteil, erst als die Dinge passiert waren, wurden sie schlussendlich erstaunt und mit Zeitverzug zur Kenntnis genommen.

Vor diesem Hintergrund ist dieses Buch zu sehen, denn als Unternehmer habe ich nicht die Zeit, auf Lösungen durch Dritte zu warten. TRI-MONY funktioniert theoretisch für jede Firma. Es ist ein Modell des Wirtschaftens, das die Welt ökosozial fairer werden lässt, ohne auf politische oder wirtschaftswissenschaftliche Lösungen warten zu müssen.

Hinweis:

Am Ende des Textes findet sich eine Sammlung an Literaturverweisen. Zugunsten des Leseflusses wurde auf Verweise auf einzelne Textseiten sowie auf die Verwendung des Binnen-Is (SchülerIn/ArbeiterIn) verzichtet.

1Die öko-soziale Schadensbilanz des Menschen