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Über dieses Buch:

Toni ist seit kurzem auf der Walz und sein erster Halt in Gernshofen könnte nicht besser verlaufen: Er hat direkt gute Arbeit gefunden und zwischen ihm und der hübschen Heidi besteht auf Anhieb eine Vertrautheit. Allerdings hat auch der Handwerker Otto ein Auge auf Heidi geworfen und ist gar nicht begeistert, dass ihm ein dahergelaufener Geselle in die Quere kommt. Während sich diese Dreieckssituation immer mehr zuspitzt, plant Heidis Vater eine ganz andere Zukunft für seine Tochter: Sein Wunschschwiegersohn heißt Christoph, hat durch eine Erbschaft ein großes Vermögen gewonnen und ist 15 Jahre älter als Heidi

Über die Autorin:

Christa Moosleitner, geboren 1957, schreibt seit 20 Jahren Romane in den unterschiedlichsten Genres. Sie lebt und arbeitet in Hessen. Bei dotbooks erscheinen ihre folgenden Heimatglück-Romane: „In der Stunde der Gefahr“ / „Ein Sommer in den Bergen“ / „Dunkle Wolken über dem Richterhof“ / „Rückkehr nach Liebenau“ / „Die Tochter des Försters“. Weitere Heimatglück-Romane folgen.

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Neuausgabe Juni 2014

Copyright © der Originalausgabe 1985 Martin Kelter Verlag (GmbH & Co.), Hamburg

Copyright © der Neuausgabe 2014 dotbooks GmbH, München

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Titelbildgestaltung: init | Kommunikationsdesign, Bad Oeynhausen, unter Verwendung eines Motiv von thinkstockphotos, München

ISBN 978-3-95520-616-1

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Christa Moosleitner

Nur einem schenkte sie ihr Herz

Ein Heimatglück-Roman

dotbooks.

1

Toni ging hinüber zu dem kleinen Bach, der unmittelbar zwischen Scheune und Stallungen entlangfloß. Das Haupthaus lag nicht weit entfernt. Dort mußte sich jetzt das Madl befinden, das ihn so sehr aus dem Gleichgewicht gebracht hatte. Und das, obwohl beide kaum ein Wort miteinander hatten wechseln können.

Gedankenverloren blickte er auf den kleinen Bach, dessen Wasser klar und sauber war. Er bückte sich, tauchte beide Hände ins Wasser und spritzte sich ein wenig, davon ins Gesicht Die kühle Flüssigkeit belebte ihn zusehends. Nach den anstrengenden Stunden in der Mittagshitze tat so eine Erfrischung mehr als nur gut

Als er sich schon wieder abwenden wollte, hörte er drüben beim Haus eine Tür zuschlagen. Er wandte den Kopf und sah Heidi, die mit einem Eimer in der Hand gerade hinters Haus gehen wollte. Auch sie hatte Toni sofort bemerkt und blieb stehen.

»Der Bach führt frisches Wasser«, rief sie zu ihm herüber. »Kannst sogar davon trinken, wenn du willst.«

Toni lächelte, als er Heidi sah. Irgendwie fühlte er sich merkwürdig unsicher, wenn er das Madl ansah. Normalerweise war er ja ein Bursche, der mit jedem reden konnte, aber bei diesem. Madl stellte er sich so verlegen an wie ein Schulbub, der noch grün hinter den Ohren war; Weshalb nur?

»Du tust aber auch ganz schön viel arbeiten« stellte er mit einem kurzen Seitenblick fest, als er den Eimer mit dem schmutzigen Putzwasser sah. »Hast wohl das ganze Haus auf Hochglanz gebracht, wie? So ein fleißiges Madl wie dich hab ich noch net getroffen ...«

Sie schlug die Augen nieder und errötete sogar ein wenig. Ein Zeichen für Toni, daß sie solche lobenden Worte nicht so oft oder vielleicht gar nicht zu hören bekam. Und das gefiel ihm, daß sie sich darüber noch freuen konnte.

»Das hast nett gesagt, Toni«, redete sie ihn im vertrauten Ton an. »Ich hab gleich bemerkt, daß du ein Bursch mit anständigen Manieren bist. Net so ein ungehobelter Klotz wie der Hofer Otto. Wie lange willst denn in Gernshofen bleiben? Länger vielleicht?«

»Ich weiß noch net«, gab Toni zurück. »Eigentlich wollt ich über die Feiertage schon hierbleiben, aber der Seehuber Wastl ist ein guter Arbeitgeber, so daß ich mich frag, ob ich net noch länger bleiben sollt. Arbeit gibt es ja genug hier, und der Lohn, den der Seehuber mir zahlt, ist auch net schlecht. Ich bräucht mich also gewiß net zu beklagen, Heidi.«

»Dann bleibst ja bis zum Kirchweihfest«, sagte Heidi mit lebhaftem Interesse. »Da ist in Gernshofen ganz schön was los. Wirst dich bestimmt net langweilen. Die Oberndorfer Blaskapelle spielt zum Tanz auf. Da wird eine Menge los sein. Die ganzen Leut aus den Nachbardörfern werden vorbeikommen.«

»Oh, da werd ich sicher hingehen, um mir das mal anzuschauen«, erwiderte Toni sofort. So, wie ihn Heidi jetzt anschaute, entschloß er sich spontan, sie zu fragen, ob sie auch zu diesem Fest ging und ob sie sich da vielleicht einmal beim Tanzen sehen konnten. »Weißt, Heidi«, sagte er daraufhin. »Eigentlich kenn ich im Ort ja keinen Menschen, aber du ...«

Er wollte noch mehr sagen, aber plötzlich ertönte drüben vom Haus eine brummige Stimme her. Toni sah, wie Heidi unwillkürlich zusammenzuckte und wandte sich um. Drüben am Fenster stand der Sellner, und seiner Miene war anzusehen, daß er bestimmt schon länger das Gespräch zwischen Toni und Heidi verfolgt hatte.

»Heidi!« rief er mürrisch. »Sofort kommst zurück ins Haus und hilfst der Mutter beim Putzen. Soll die vielleicht alles allein machen? Fürs Schwatzen hast auf dem Kirchweihfest noch genügend Zeit.«

»Ja, Vater«, antwortete Heidi und ließ den Kopf sinken. Ihrer Miene war deutlich anzusehen, daß ihr die Maßregelung vom Vater ganz und gar nicht paßte. »Tut mir leid, Toni«, wandte sie sich abschließend an ihn. »Aber ich muß wieder ins Haus. Vielleicht ergibt sich ja sonstwann eine Gelegenheit zum Reden. Morgen nach der Messe oder auf dem Fest. Also bis dann!«

Geschwind eilte sie auf das Haus zu und verschwand in der Eingangstür. Toni kam gar nicht mehr dazu, sich über Heidis letzte Worte den Kopf zu zerbrechen, denn der Sellner richtete das Wort noch einmal an ihn selbst.

»Was schaust denn meiner Tochter so nach, wie?« fragte er ihn barsch. »Bist zum Arbeiten hier und net zum Schwatzen, hast mich verstanden?«

Das war deutlich. Offensichtlich sah es der Bauer nicht gern, wenn jemand ohne sein Wissen mit der Heidi sprach. Wahrscheinlich gehörte der Sellner noch zu denjenigen, die mit Argusaugen über das Glück und Wohl der eigenen Tochter wachten. Und so ein Handwerksbursche, der heute hier und morgen schon wieder woanders sein konnte, war ganz gewiß nicht der richtige Umgang für die Heidi. So dachte der Sellner, und das sah man ihm auch an.

Toni seufzte und wandte sich ab. Es hatte keinen Sinn, sich mit dem Bauern zu streiten. Hier auf seinem Grund und Boden hatte er ohnehin das Sagen, und da fuhr Toni am besten, wenn er den Mund hielt und sich wieder an die Arbeit machte.

Er ging wieder zurück zur Scheune, wo der Seehuber und sein Arbeiter die Brotzeit beendet hatten. Sie waren gerade dabei, wieder aufs Dach zu steigen. Toni ließ sich nicht anmerken, wie seht ihn die Begegnung mit Heidi beschäftigte. Insbesondere das, was sie zuletzt zu ihm gesagt hatte. Wie war das doch gleich noch einmal gewesen? Sie hatte den Wunsch geäußert, daß es noch genügend Zeit gab, um sich unterhalten zu können. Aber warum erwähnte sie ausdrücklich die morgige Karfreitagsmesse? Sollte das vielleicht bedeuten, daß sie hoffte, Toni dort anzutreffen?

»Hol's der Teufel«, murmelte Toni gedankenverloren. »Ich werd da sein ...«

»Was hast gesagt, Toni?« erkundigte sich der Seehuber, weil er sich angesprochen gefühlt hatte.

»Ach, es ist nix«, winkte Toni ab. »Ich hab nur laut denken müssen. Komm, Seehuber, ich reich dir jetzt den nächsten Balken an.«

2

Toni betrachtete sich noch ein letztesmal prüfend im kleinen Spiegel, bevor er seine Kammer verließ und nach unten ging. Nach Feierabend hatte er sich gestern noch einmal den Kopf zerbrochen ob er nun wirklich zur Messe gehen sollte. Schließlich war er noch ein Fremder im Ort, und keiner konnte wissen, ob er überhaupt eine Chance hatte, mit Heidi reden zu können. Bestimmt gab es da noch andere junge Burschen im Dorf, die auch auf so eine Gelegenheit hofften.

Sei's drum, dachte Toni, als er seinen Hut aufsetzte und die Kammer verließ. Der Seehuber und seine Frau waren schon vorausgegangen, so daß Toni jetzt den Weg allein zurücklegen mußte. Als er ebenfalls das Haus verließ und die Tür hinter sich zuschloß, vernahm er schon das Läuten der Glocken. Hell und klar tönten sie durch das ganze Dorf – ein Aufruf zum Kirchgang.

An diesem Karfreitagmorgen zeigte sich Petrus von seiner gnädigsten Seite. Kein einziges Wölkchen hing am Himmel, und es herrschte strahlender Sonnenschein. Geradezu ideal für einen Kirchgang und einen anschließenden Besuch im Wirtshaus.

Gernshofen war ein schmuckes Dörfchen, wie Toni nun feststellen konnte. Das bevorstehende Kirchweihfest hatte bereits viele Dorfbewohner dazu veranlaßt, ihre Häuser mit grünen Zweigen und bunten Fahnen zu schmücken.. Aber an diesem Morgen war das halbe Dorf unterwegs zur Kirche. Wie in allen abgelegenen Bergdörfern war der Feiertagsgottesdienst, die Messe, ein Symbol für die Zusammengehörigkeit der Dorfbewohner. Ein Kirchgang bedeutete eine Pflicht, der sich niemand entziehen konnte.

Noch bevor Toni den Kirchplatz erreichte, sah er schon von weitem die Menschen, die sich vor dem Kirchenportal versammelt hatten und in emsige Gespräche vertieft waren. Frauengruppen standen zusammen und redeten über die neuesten Familienangelegenheiten, und die Männer unterhielten sich über Vieh- und Getreidepreise.

Als die Glocken ein zweitesmal zu läuten begannen, schaute sich Toni nach Heidi um, doch bis jetzt konnte er sie nirgendwo entdecken. Ob sie ihn vielleicht nur hatte foppen wollen? Doch dann schüttelte er entschieden den Kopf. So viel Menschenkenntnis besaß Toni auch, um sagen zu können, daß Heidi ein Madl war, das auch hielt, was es versprach.

Die ersten Dorfbewohner gingen schon in die Kirche, als er Heidi endlich entdeckte. Zusammen mit ihren Eltern kam sie auf den Kirchplatz. Natürlich erkannte sie auch ihn sofort, konnte ihn aber nicht begrüßen. Wahrscheinlich, weil ihr Vater sonst gleich mit einem Spektakel begonnen hätte. So nickte sie ihm nur kurz zu und ließ ihre Blicke sprechen.

Toni schloß daraus, daß er erst nach der Messe Gelegenheit haben würde, mit Heidi reden zu können, ohne daß es der Vater bemerkte. Also verhielt er sich ruhig und folgte den anderen in die Kirche. Er setzte sich neben den Seehuber und dessen Frau, nickte ihnen freundlich zu und achtete die ganze Zeit über darauf, in welcher Reihe Heidi und ihre Eltern saßen. Nachdem er das herausgefunden hatte, wurde er ruhiger und wartete ab, bis der Pfarrer erschien.

3

Der Vater hätte bestimmt gescholten, wenn er gewußt hätte, daß Heidi den Worten des Pfarrers nur mit halbem Ohr lauschte. Während die Kirchengemeinde ihre Gesangbücher nahm und daraus ein Lied sang, schweiften Heidis Blicke unauffällig hinüber zu dem anderen Sitzblock, wo Toni saß. Sie konnte sich einfach nicht erklären, weshalb sie so unruhig war. Seit sie gestern das erstemal mit dem Handwerksburschen ein Wort gewechselt hatte, fühlte sie sich von einer eigenartigen Nervosität erfaßt, die zusehends stärker wurde.

Mein Gott, was ist nur mit mir los? fragte sie sich mehr als einmal, während der Pfarrer seine Predigt hielt. Er sprach von Nächstenliebe und Tagen der Besinnung. Worte, die Heidi auf eigenartige Weise nachdenklich stimmten.

Sie konnte es kaum abwarten, bis der Pfarrer das Amen sang und die Gemeinde segnete. Anschließend griffen alle noch einmal zu den Gesangbüchern und stimmten einen letzten Choral an. Dann war die Messe vorbei.

»Ich will noch einmal mit dem Altendorfer reden, Frau«, hörte sie ihren Vater zu der Mutter leise sagen, als sich alle auf den Weg nach draußen machten. »Es wird net lange dauern. Du kannst dich ja in der Zwischenzeit mit deiner Base Klara beschäftigen. Heidi, gehst mit, verstanden?«

Was blieb Heidi anderes übrig als zu nicken? Aber damit gab sich ihr Vater zufrieden. Sie wartete ab, bis er drüben am Kirchenportal den Altendorfer entdeckt hatte, erst dann wandte sie sich an ihre Mutter.

»Mutter, da drüben steht die Steiner Steffi«, sagte sie in bittendem Ton. »Ich geh zu ihr, während du mit der Base redest. Ich bin schon zeitig wieder zurück, einverstanden?«

»Aber laß den Vater ja net sehen, daß einer der jungen Burschen bei dir steht, Kind«, warnte sie die Mutter. »Weißt doch selbst, wie sehr er um dein Glück besorgt ist, oder?«

»Natürlich weiß ich das«, gab Heidi rasch zurück. »Aber er braucht sich keine Sorgen wegen mir zu machen. Ich weiß ganz genau, was ich will und was net. Also bis gleich, Mutter.«

Sie wandte sich ab, die Blicke der Mutter im Rücken spürend. Sie drehte sich einige Schritte später noch einmal um und stellte erleichtert fest, daß ihre Mutter bereits mit Base Klara in ein emsiges Gespräch vertieft war. Also würde sie nicht sehen, wenn sie die Gelegenheit nutzte, um endlich den Wandersburschen sprechen zu können.

»Grüß dich, Heidi!« redete sie auf einmal jemand an, dessen Stimme sie nur zu gut kannte. Es war der Hofer Otto, und sein schleimiges Grinsen sprach Bände. Obwohl sie ihm schon mehrere Male unmißverständlich klargemacht hatte, daß sie seine Gegenwart nicht besonders schätzte, versuchte es der Otto doch immer wieder, sich an sie zu halten. »Hast einen Augenblick Zeit für mich? Weißt doch, übermorgen beginnt das Kirchweihfest und ...«

»Ich hab jetzt leider keine Zeit für dich, Otto«, unterbrach sie ihn sofort. »Siehst da vorn die Steffi? Die wartet schon auf mich. Wir haben was Wichtiges zu reden.«

Ohne ihn noch einmal zu Wort kommen zu lassen, ließ sie ihn einfach stehen und wandte sich ab. Wütende Blicke Ottos beobachteten sie. Da sie das ahnte, ging sie kurz zu Steffi und begrüßte sie und wandte sich erst dann wieder ab, als sie erkennen konnte, daß Otto ihr nicht mehr nachschaute. Sie entschuldigte sich bei Steffi und ging dann zum Seitenflügel der Kirche, wo der Seehuber Wastl und seine Frau standen. Bei ihnen war auch Toni.

»Grüßt euch!« rief sie ihnen allen zu. »Wie hat euch denn die Messe gefallen?«

»Da mußt mich net fragen«, erwiderte der Seehuber sofort und warf seiner Frau einen stummen Blick zu. »Fragst am besten unseren Neuling hier, was der für einen Eindruck gehabt hat. Net wahr, Toni?«

Dann nahm er seine Frau am Arm und ließ die beiden jungen Leute allein. Der Seehuber war ein Mann, der spürte, was Sache war. Und so hatte er schon gestern auf dem Sellnerhof bemerkt, mit welchem Blick Heidi seinen Handwerksburschen angeschaut hatte. Der Seehuber kannte das Madl schon von Kind auf und wußte, daß da etwas in der Luft lag. Etwas, was Heidis Vater ganz bestimmt in den nächsten Tagen noch so manches Kopfzerbrechen bereiten würde.

»Sieht ganz so aus, als wenn wir jetzt ein wenig Zeit hätten«, begann Toni das Gespräch. Trotzdem warf er noch einen Blick hinüber zum Kircheneingang, weil er sichergehen wollte, daß Heidis Vater davon nichts mitbekam. Sonst würde er das Madl wieder schelten, und das wollte Toni nicht.

»Der Vater hat ein Auge auf mich, verstehst?« versuchte ihm Heidi mit einer vielsagenden Geste klarzumachen. »Es ist mir ein wenig peinlich, aber ich kann nix daran ändern. Trotzdem freu ich mich, daß ich einmal mit dir reden kann. Bist nämlich ein höflicher Bursche, und solche gibt's in Gernshofen net gerade viel.«

Dieses Lob machte Toni mehr als stolz. Er mußte lachen. »Bist auch ein patentes Madl, Heidi«, antwortete er. »Ich freu mich, daß ich hier so jemanden wie dich getroffen hab. Hättest jetzt ein wenig Zeit für mich? Wollen wir da vorn ein wenig entlanggehen? Oder hast Angst wegen deinem Vater?«

»Natürlich hab ich keine Angst«, sagte Heidi sofort, weil sie sich keine Blöße geben wollte. »Also komm, gehen wir. Ich darf aber net zu lange wegbleiben, sonst merken's die Eltern doch noch. Ich will net, daß die auf die. Idee kommen, mir deswegen den Gang zum Kirchweihfest zu verbieten. Darauf freu ich mich nämlich ganz besonders.«

»Keine Sorge«, fügte Toni hinzu, und gemeinsam verließen die beiden den Kirchplatz durch den Seitenausgang. Dort wuchs eine dichte Hecke, so daß man von der Kirche aus den Weg nicht sehen konnte, der dort vorbeiführte. Also eine ideale Gelegenheit für Heidi und Toni, ungestört ein paar Worte zu wechseln.

»Du hast bestimmt viele Verehrer im Dorf«, sagte Toni, als sie den Weg entlangschlenderten. »So ein Madl wie du müßte beim Tanz doch kaum zur Ruhe kommen. Nun schau mich net so erstaunt an. Hab ich vielleicht net recht?«

»Wer weiß?« erwiderte Heidi kokett. »Weshalb willst das denn eigentlich wissen, Toni?«