Selvarajan Yesudian

Steh auf und sei frei

Selvarajan Yesudian

Steh auf und sei frei

Yoga und Selbstfindung

Mit Zeichnungen des Verfassers

Aus dem Englischen übertragen von

Elisabeth D. Yesudian und Margit Seufert

Alle Rechte der deutschsprachigen Ausgaben vorbehalten.

© 2016 Aquamarin Verlag GmbH

Voglherd 1 D-85567 Grafing

Nachdruck, auch auszugsweise, die fotomechanische Wiedergabe, die Bearbeitung als Hörspiel, die Übertragung durch Rundfunk und Fernsehen sowie auf Daten-und Tonträger dieser und der nach ihr hergestellten Fassungen bedürfen der schriftlichen Genehmigung des Aquamarin Verlages.

Selvarajan Yesudian

Ich lege diese frisch gepflückten Blumen

zu Füßen meines Meisters, Swami Vivekananda

Inhalt

Vorwort

Steh auf und sei frei

Steh auf und sei frei

Für ein besseres Schicksal

Gedanken über das Schicksal

Das unausweichliche Gesetz des Karma

Selbsterkenntnis

Die Funktion des Verstandes

Eine Stufe höher als Gedanken

Konzentration

Was bedeutet »Gewissen«?

Einweihung, ein Prozess des Bewusstwerdens

Beobachten wir unsere Gedanken

Mauna, oder die Macht des Schweigens

Der Sinn des Lebens

»Lebe in dieser Welt, aber gehöre nicht dazu«

Die Bedeutung des Leidens

Geburt und Tod

Es gibt keinen Tod

Ramakrishna und sein sterbender Neffe

Worte eines sterbenden Kindes

Eine positive Haltung

Gedanken der Kraft und eine Handvoll Gedichte

Gesundheitliche Ratschläge

Aufspeicherung von Sonnenenergie durch Atmung

Ratschläge für Herzpatienten

Die psychische Ursache von Krebs

Ist Heilung durch Yoga möglich?

Warnung durch Träume

Geistige Heilung

Verschiedene Aspekte des Yoga

Der vierfache Yoga-Weg

Die Wahrheit über »Die Wahrheit«

Hatha-Yoga – Segen und Gefahren

Die sieben Wunder des Lebens

Atemübungen als Hilfe für die Meditation

Der Yogi, der den Tod besiegte

Yoga und Bhoga

Indische und westliche Psychologie

Reinkarnation

Die Bedeutung von OM und Amen

Mantra und Einweihung

Was ist ein Guru?

Zölibat – eine Voraussetzung für das geistige Leben?

Tiefschlaf und Meditation

Krishna

Von Heiligen und Weisen

Vivekananda und seine Botschaft

Buddha

Shanakaracharya, Indiens größter Philosoph

Weisheiten des Shankaracharya

Entsagung

Aphorismen und Gedichte

Schlaf

Kraft

Yoga und Religion

Was ist Gott?

Werden Gebete erhört?

Mit Gott ist alles möglich

Gebet und Tätigkeit

Das Ziel von Gebet und Meditation

Ein persönlicher Gott

Trimurti – Trinität – Dreifaltigkeit

Der Ursprung des Christentums

Christentum und Vedanta

Christentum und Reinkarnation

Die Bedeutung von Symbolen

Interessante Episoden

Vorboten zukünftiger Ereignisse

Vorsehung und Vorsicht

Nur was geschehen soll, kann geschehen

Begegnung mit einer Kobra

Ein Schuljunge begegnet dem weisen Ramana Maharshi

Indien

Indien, Land des Karma

Geteiltes Indien

Zeitrechnung in der indischen Mythologie

Der Ursprung des Ganges

Die geheimnisvolle Höhle von Amarnath

Indische Fabeln und Legenden

König Bharata

Der wahre Wert

Traum oder Wirklichkeit?

Gottes einzige Rettung

Der Bauer und sein Ochse

Die sieben Krüge Gold

König Himalaya und seine Tochter Uma

Narada und die Schlange

Alles hat einen Sinn

Der falsche Heilige

Nichts ist Zufall

Wer ist der Größte?

Chaitanyas Prüfung

Wer für Gott weint

Eine Lehre in Demut

Jatila und sein Bruder

Überschreiten wir alle rassistischen Grenzen! Überschreiten wir alle nationalen und religiösen Grenzen! Überschreiten wir alle Grenzen von Zeit und Raum! Halten wir inne, und lassen wir die unversiegbare Quelle der WAHRHEIT in unserem Herzen das Ziel unserer Pilgerfahrt sein. Lasst uns die großen Weltlehrer verehren. Sitzen wir zu ihren Füßen und empfangen wir ihren Segen durch ihre wunderschönen Worte und Belehrungen in den Veden, den Upanishaden, der Bhagavatam und der Bhagavad Gita der Hindus; in den Dhammapada-Schriften der Buddhisten; im Alten Testament der Juden; im Neuen Testament der Christen; im Koran der Mohammedaner und in den heiligen Büchern der Jains und Sikhs. Baden wir im Fluss der Wahrheit, wo immer er fließen mag. Entfernen wir die sektiererische Hülle von den Religionen und kleiden wir uns mit dem Gewand der WAHRHEIT, weiß wie das Sonnenlicht. Seien wir bewusst, dass wir alle zur großen Menschenfamilie gehören, möge auch unsere Hautfarbe verschieden sein, unsere Sprache unterschiedlich; mögen unsere Sitten und Bräuche voneinander abweichen. Lasst uns – alle vereint – die Sprache des Herzens sprechen, die Sprache der LIEBE und der WAHRHEIT.

Vorwort

Jeder, der heute lebt, ist ein bewusster oder unbewusster Zeuge einer höchst interessanten Zeiterscheinung: Dem Erwachen der Menschheit auf einer höheren Bewusstseinsstufe. Völker und Nationen, die bislang in Dunkelheit und Unwissenheit lebten, entwickeln ein wachsendes Selbstbewusstsein. Dieses weltweite Bewusstwerden ist ein gesundes Zeichen, doch es fordert seinen Zoll in Form von menschlichem Leid. Das Leid, die Spaltung, die Zwietracht, die zahlreichen Konflikte überall auf der Erde sind jedoch – von einem höheren Standpunkt aus betrachtet – berechtigt, denn sie dienen einer Entwicklung, die letztlich zur Einheit führt. Einheit ist das Ziel, Einheit ist die Triebkraft, die allen irdischen Geschehnissen zugrunde liegt. Dieser Gedanke mag uns seltsam anmuten – doch jeder Entwicklungsprozess braucht seine Zeit. Die Sehnsucht nach Freiheit und Unabhängigkeit ist jedoch weltweit zu spüren; wie ein Buschfeuer breitet sie sich aus, das nichts und niemand zu löschen vermag.

Um die Zeichen unserer Zeit und die Herausforderungen, die das Leben auf unseren Pfad stellt, zu verstehen, benötigen wir Menschenkenntnis; denn alles, was sich im Leben ereignet, ist zuerst ein inneres Geschehen, das wir, auf das äußere Leben projizierend, »Lebensumstände«, »Lebensbedingungen« nennen. – Der bildhafte Glaube an eine höhere Macht, die irgendwo hoch über den Wolken thront und das Leben der Menschen lenkt, weicht immer mehr einer abstrakteren und überzeugenderen Glaubensform: Dem Glauben des Menschen an sich selbst. Der Mensch wird sich allmählich bewusst, dass er kein getrenntes Wesen ist, geboren, um mühsam auf dem steinigen Pfad des Lebens voranzuschreiten, sondern dass er als GEISTIGES WESEN dem umfassenden, unteilbaren Ganzen, dem ABSOLUTEN, angehört, von dem er ein – wenn auch winzig kleiner – Teil ist. Als materielles Wesen gehört er dem Mikrokosmos, als Geist hingegen dem Makrokosmos an.

FREIHEIT ist das Kennwort der heutigen Zeit. Gleich den neugeborenen Schildkröten, die sich so rasch als möglich zum Wasser hin bewegen, um im Element, das ihre Freiheit bedeutet, überleben zu können, so durchläuft der Mensch einen Entwicklungsprozess, dessen Endergebnis die Freiheit ist. – Wachstum ist ein anderes Wort für Entwicklung, Entfaltung, Evolution. Das beweist, dass der Mensch nicht nur die vergängliche, sterbliche materielle Hülle ist, sondern grenzenloser, immerwährender Geist, der nie geboren war und deshalb auch nie sterben kann. Evolution bedeutet das Emporsteigen des menschlichen Bewusstseins von der konkreten, materiellen Ebene zur abstrakten, gedanklichen und das Eintauchen des Gedanklichen ins ABSOLUTE ALLESUMFASSENDE.

Ein wichtiges, immer wiederkehrendes Thema dieses Buches ist SELBSTERKENNTNIS, eine unerlässliche Voraussetzung, um zuerst uns selbst, unser Leben zu verstehen, bevor wir danach trachten, unsere Mitmenschen und die Geschehnisse auf der ganzen Erde zu verstehen. Nur wer den Teil versteht, versteht das Ganze. Darum bilden Themen über praktische Psychologie, praktische Philosophie und praktische Religion den Hauptteil dieses Buches.

Es sind Kapitel aus meinem eigenen Leben, hauptsächlich im Zusammenhang mit den Fragen und Problemen der Mitglieder unserer Yoga-Schulen, welche auf ihrer Suche nach der Wahrheit mit ihren Fragen und Problemen an Frau Haich und mich gelangen. Dieses Buch ist eine Rückschau auf achtundvierzig Jahre, die vergangen sind, seit Frau Haich und ich unsere Yoga-Tätigkeit in Budapest aufnahmen. Es sind lebendige Erinnerungen an Gespräche mit Menschen aus aller Welt, Menschen mit dem brennenden Wunsch, die Wahrheit zu hören, die Wahrheit zu sehen und schließlich die Wahrheit zu SEIN – so, wie es in der Sprache der Bibel heißt: »Die Wahrheit befreit dich.«

Wie es keine Trennungslinie gibt zwischen Körper, Gedanken, Seele und Geist, so betrachtet man in Indien die drei Begriffe »Psychologie«, »Philosophie« und »Religion« nicht getrennt, sondern als eine Einheit. Der Name dieser ganzheitlichen Betrachtungsweise ist YOGA. Yoga ist eine Wissenschaft, ein Wissen verbunden mit Weisheit, das allein durch die eigene Erfahrung bewiesen werden kann.

Yoga bedeutet Einheit mit dem göttlichen Selbst. Yoga bedeutet, unserer innewohnenden Göttlichkeit bewusst zu werden. Es zerstört den theologischen Irrtum und Aberglauben, dass der Mensch in Sünde geboren sei. Yoga verkündet kühn: Die einzige Sünde ist das, was uns körperlich, seelisch, moralisch oder geistig schwächt; dies gilt es zu vermeiden, aus unserem Leben auszurotten.

AN SCHWÄCHE ZU DENKEN, BEDEUTET, SCHWÄCHE HERVORRUFEN. – Der Gedanke, dass der Mensch – eine Schöpfung Gottes – von Geburt aus sündig sei, erscheint mir nicht nur erniedrigend, sondern eine wahre Gotteslästerung. Yoga hilft uns, den Schleier der Unwissenheit zu entfernen, der unseren Blick trübt und uns daran hindert, unser göttliches SELBST zu schauen. Yoga befreit uns auch von den Fesseln, mit denen wir geboren sind: »Hass, falsche Scham, Abstammung, Kaste, Stolz auf gute Umgangsformen, Verschlossenheit, Angst, Kummer und Sorge.« (Sri Ramakrishna)

Yoga hilft uns, unsere geistige Erbschaft, unser eigentliches Geburtsrecht wahrzunehmen. Es öffnet uns die Augen, und wir sehen, dass wir nicht Körper sind, die äußere Hülle, sondern innewohnender Geist. Wir lernen zu unterscheiden zwischen dem Körper und seinen Eigenschaften, die uns dienen, und dem alles belebenden Geist, der wir in Wirklichkeit sind. Yoga bedeutet unmittelbare Wahrnehmung, eine Innenschau, durch welche wir die grenzenlose, unvergängliche, unsterbliche, ewig freie Natur unseres Geistes erfahren. Jeder Mensch strebt – bewusst oder unbewusst – nach einem Zustand der Freiheit und Vollkommenheit, und Yoga führt uns unfehlbar zu diesem Ziel. DAS LEBEN IST EIN PROZESS DES ERWACHENS, DES BEWUSSTWERDENS, DASS WIR ALS GEISTIGE WESEN FREI UND VOLLKOMMEN SIND. Wenn im Christentum die ursprüngliche Sündhaftigkeit des Menschen gepredigt wird, so verkündet Yoga die ursprüngliche GÖTTLICHKEIT des Menschen. Könnten wir je das Gegenteil beweisen? DAS LEBEN BEDEUTET VOLLKOMMENHEIT, DIE SICH AUF JEDER STUFE DER ENTWICKLUNG OFFENBART.

Die ewig gültige Botschaft des Yoga ist diese: STEH AUF! ERWACHE! HALTE NICHT AN, BIS DU DAS ZIEL ERREICHT HAST! Sie wurde vor mehr als 5000 Jahren auf dem heiligen Boden Indiens verkündet, und heute widerhallt sie durch die Worte des geistigen Giganten, Swami Vivekananda: »STEH AUF! ERWACHE! WAS MACHST DU? WENN DER KÖRPER VERGEHT, SOLL ER IN ARBEIT VERGEHEN. DIE GÖTTLICHKEIT IN DIR UND IN ANDEREN ZU ERWECKEN, IST DAS ZIEL

Dieses Buch möchte unsere wichtigste Aufgabe im Leben in Erinnerung rufen: Zielbewusst unsere göttliche Natur zu verwirklichen und – als stilles Beispiel – unsere Mitmenschen anzuspornen, dasselbe zu tun. – »LASSET EUER LICHT SO STRAHLEN VOR MENSCHEN, DASS SIE SEHEN EURE GUTEN WERKE …«, sagte Jesus. – Erfüllen wir den wahren Sinn, die wahre Bestimmung unseres Daseins!

Da dieses bescheidene Werk uns sachte auffordert, diese Lebensaufgabe wahrzunehmen, trägt es den Titel »STEH AUF UND SEI FREI«.

Selvarajan Yesudian

STEH AUF UND SEI FREI

Steh auf und sei frei

Obwohl inzwischen mehr als fünfzig Jahre vergangen sind, scheint es mir, als wäre es gestern gewesen. Als zehnjähriges Kind zog ich mich oft in den Schatten der Büsche am Rande unserer Schulanlage zurück, um dort – weit entfernt von Lärm und Betriebsamkeit – mit Elfen und Feen, Zwergen und Gnomen zu weilen. Ich lebte in einer reichen Fantasiewelt, in der ich meine Einsamkeit zu vergessen suchte. Meine besondere Aufmerksamkeit galt den Raupen; hellgrün waren sie und bewegten sich so anmutig an den scharfkantigen Blättern entlang, bis sie sich schließlich an einer bestimmten Stelle niederließen und emsig zu fressen begannen. Während der darauffolgenden Tage verschlangen diese kleinen Lebewesen ihre Nahrung noch schneller und noch gieriger. Sie hörten erst zu fressen auf, als sie ganz dick waren. Dann begannen sie sich zu verpuppen. Die Puppen hingen an kleinen Zweigen im Schatten des Laubes. Ich war neugierig und wollte wissen, wohin die Raupen verschwunden waren. Jeden Tag ging ich hin, um zu beobachten und zu schauen, wann und wo sie wieder zum Vorschein kämen. Und siehe da, eines Tages brach der obere Teil eines Kokons auf – aber keine grüne Raupe kroch heraus, sondern ein wunderschöner bunter Schmetterling wurde sichtbar. Er breitete seine leise zitternden Flügel aus, blieb noch eine Weile in der Sonne sitzen; aber schon nach kurzer Zeit hob er sich in die Lüfte, um seine Freiheit zu genießen.

Meine Gedanken flogen mit der kleinen Kreatur, und ich stellte mir vor, dass auch ich eines Tages Flügel bekäme und mich in einen Engel Gottes verwandeln würde, vorausgesetzt, dass ich mich zu Hause und in der Schule gut benahm. – In späteren Jahren wurde mir bewusst, dass die Metamorphose, die sich vor meinen Augen abgespielt hatte, ein Evolutionsprozess war, den auch der Mensch – auf seine Art und Weise – durchlebt. Es gibt viele Beispiele in den heiligen Schriften, welche dies bestätigen. Die Schriften halten Erfahrungen von Menschen fest, und Erfahrung allein gibt der Wahrheit ihren Gehalt, ihre Gültigkeit … Die verblüffenden Worte Jesu »Der Menschensohn muss Gottes Sohn werden«, die oft bequem übergangen werden, besagen – im Licht des Verstandes betrachtet – dass das Leben Wachstum, Ausdehnung, Entfaltung bedeutet und in der Gottmensch-Stufe, dem höchsten Ziel menschlicher Entwicklung, kulminiert.

Ein kleiner Vogel lebt im Schutz seiner Eltern; er wird von ihnen umsorgt, gehegt und gepflegt. Eines Tages, wenn er genügend Kraft gesammelt hat – im richtigen Moment – breitet er seine Flügel aus, fliegt und genießt seine Freiheit. Das ist seine eigentliche Geburt, wenn er beginnt, allein und unabhängig sein Leben zu meistern. Genauso, mit unfehlbarer Sicherheit, kommt für jeden Menschen der Augenblick, wo er bereit ist, hinauszuziehen in das Leben, wie ein Wanderer – nichts, was er sein eigen nennt, nur einen Stab in der Hand und ein kleines Bündel Hoffnungen auf dem Rücken. Jetzt ist er reif für die große Reise durch das Leben, denn er weiß, er allein und niemand anderes ist verantwortlich für sein Wohlergehen, sein Glück. Indem er alle Hilfe ablehnt, gewinnt er mehr und mehr Selbstvertrauen. Das erste Zeichen innerer Freiheit ist selbstständiges, unabhängiges Denken. Zwei unsichtbare Weggefährten begleiten ihn jedoch immer wieder: Unzufriedenheit und Mutlosigkeit. Bald verfolgen sie ihn auf Schritt und Tritt. Von Verzweiflung getrieben, zieht er sich schließlich in die Einsamkeit des Herzens zurück und sucht dort die Lösung seiner Probleme.

Mit reinem Herzen und ruhigem Gemüt beginnt er, die Sprache der Natur zu verstehen, sieht Analogien, wie den riesigen Baum, der einst als Möglichkeit in einem winzigen Samen schlummerte. Alles war von Anfang an in diesem Samen enthalten; Zeit und Raum schufen die Voraussetzungen, damit er in Erscheinung treten konnte. Welche Möglichkeiten schlummern wohl im menschlichen Embryo? Welches Rätsel birgt er in sich? Was ist dieses seltsame Geheimnis, das wir »Leben« nennen? Plötzlich wird es ihm klar, dass alles einen tiefen Sinn, eine tiefe Bedeutung hat. Vollkommene Wesen wie Buddha, Jesus, Ramakrishna, Vivekananda, Ramana Maharshi und andere bewiesen mit ihrem Leben, dass die menschliche Entwicklung letzten Endes unweigerlich zur Stufe des GOTT-MENSCHEN führt.

Die Entfaltung unseres Geistes bringt täglich Spannungen, innere Unruhe und Kämpfe mit sich. Doch sie sind es, die dem Leben seinen Sinn, seine Bedeutung, seinen Wert, sein Gewicht verleihen. Wie könnte sich das Leben offenbaren, wenn nicht durch die Wechselwirkung von Schöpfung, Erhaltung und Zerstörung?

Je bewusster wir werden, umso bereitwilliger beginnen wir das Leben zu akzeptieren, so, wie es ist. Wie wir nichts an unserer Vergangenheit ändern konnten, so haben wir auch für die Zukunft keine andere Wahl, als einfach anzunehmen, was auf uns zukommt – allerdings mit dem Unterschied, dass dies nunmehr ohne Angst und Sorge geschieht, ganz im Vertrauen auf die Allmacht des Geistes oder Gottes in uns. Es wird uns klar, dass nicht das zählt, was wir nicht tun sollen, um Leid und Unglück zu vermeiden, sondern dass es darauf ankommt, was wir tun sollen, um glücklich zu sein.

Die Grundbedingung für ein glückliches Leben ist Gesundheit. Ein Mensch mit schwacher Konstitution ist nicht in der Lage, den Geist in seiner Vollkommenheit zu beherbergen und zu offenbaren; so, wie eine schwache Glühbirne keinen Starkstrom erträgt. Entweder brennt sie durch oder verursacht einen Kurzschluss. Einfache Atemübungen und Asanas führen dem Körper neue Energie zu, steigern die Widerstandskraft und bewirken ein allgemeines Wohlbefinden, Kraft und Gesundheit. Wenn wir bedenken, dass uns die Natur einen Körper zur Verfügung gestellt hat, der vom ersten bis zum letzten Atemzug unablässig für uns arbeitet, dann sollten wir ihn als unser kostbarstes Kleinod betrachten, ihn schätzen und für ihn Sorge tragen.

Zweitens müssen wir innerlich ausgeglichen sein und die Fähigkeit besitzen, unter allen Umständen Ruhe und Gleichmut zu bewahren. Wie schnell kann uns doch das Verhalten unserer Mitmenschen aus dem Gleichgewicht bringen! Eine nervöse Umgebung, eine scharfe Bemerkung, Kritik hinter unserem Rücken, ein düsteres Gesicht und hundert andere Kleinigkeiten genügen, um uns in eine negative Stimmung zu versetzen. Wenn Jesus sagt: »Dem, der dich auf die Wange schlägt, halte auch die andere hin.« (Lukas 6,29), so ist damit gemeint: »Zeige dein anderes, dein inneres, dein wahres Gesicht«. Gerade die zahlreichen kleineren und größeren Herausforderungen des Lebens, die wir im Verlauf der Zeit annehmen lernen, ermöglichen es uns, stark und unverletzbar zu werden. Eine Einstellung von »Auge um Auge, Zahn um Zahn« mag uns einen Moment der Genugtuung verschaffen; zeigen wir hingegen Verständnis und Nachsicht für menschliche Schwächen, so trägt diese Haltung zu einem dauernden Glücksgefühl bei. »Eine ›Auge-um-Auge‹-Einstellung bewirkt nur, dass am Ende die ganze Menschheit erblindet«, sagte Mahatma Gandhi.

Es gibt einen Gedanken im Neuen Testament, der mir als Kind zuerst rätselhaft erschien: »Sei mild wie eine Taube und schlau wie eine Schlange.« Doch später war mir der Gedanke nicht mehr fremd, hatte ich doch in Indien in den Reisfeldern und im Dschungel so viele Schlangen, besonders Kobras, gesehen und beobachtet. Da ich keine Furcht vor ihnen verspürte, reagierten auch die Schlangen nicht mit Angst. Sie kamen jeweils ganz nahe an meine Füße heran, hoben ihren Kopf, gaben mir einen langen, prüfenden Blick und krochen dann mit einer bewundernswerten Eleganz wieder weg. Wie die Schlangen scharfkantige Granitsteine vermieden, um sich nicht zu verletzen! Auch um dornige Büsche machten sie einen Bogen. So geschickt waren sie, dass ich verstand, warum Jesus sie als schlau bezeichnete. Hinter den Worten Jesu »Sei mild wie eine Taube und schlau wie eine Schlange« steckt eine wichtige psychologische Wahrheit. Wenn wir seinen Ratschlag befolgen, vermeiden wir unnötige Reibungen. Die Kunst, in Frieden und Harmonie mit unseren Mitmenschen zu leben, ist einer der Geheimschlüssel zum Erfolg. Die Fähigkeit, sich allen Lebensumständen anzupassen, bedeutet ein großes Stück Freiheit. Diese Art Freiheit ist ein anderer Ausdruck für Glück. Warum sollte ich etwas erwarten von meinen Mitmenschen? Wenn ich nichts erwarte, werde ich auch nicht enttäuscht. Verständnis für alle menschlichen Schwächen bringt uns einander näher. Aus dem Verständnis wird Liebe geboren, und so erfüllen wir den Auftrag des Meisters: »Liebe deinen Nächsten wie dich selbst.«

Die dritte Voraussetzung für wahres, dauerndes Glück ist die Einsicht, dass wir allein verantwortlich sind für unser Leben und niemand anderes. Ich bin die Ursache meiner Krankheit; ich bin die Ursache meiner Gesundheit. Ich bin die Ursache meiner Gebundenheit; ich bin die Ursache meiner Freiheit. Ich bin die Ursache meines Unglücks; ich bin die Ursache meines Glückes. – Sobald ein Jungvogel sein Nest verlässt, ist er für sich selbst verantwortlich. So müssen auch wir uns eines Tages bewusst werden, dass wir allein die Verantwortung tragen für unser Leben. Mit jedem Gedanken setzen wir Kräfte in Bewegung. Jedes Wort, das wir aussprechen, und alle unsere Handlungen und Taten setzen Kräfte in Bewegung. Jede Handlung verursacht eine Reaktion, eine Wirkung, die wir Karma oder Schicksal nennen. Die Kräfte, die wir in der Vergangenheit in Bewegung gesetzt haben – sei es vor einer Stunde, vor einem Monat, seit wir auf dieser Welt erschienen sind oder in früheren Leben –, wirken ständig auf uns ein, entweder positiv oder negativ, als gutes oder als schweres Schicksal. Jeden Augenblick unseres Lebens erfahren wir die Wirkung unserer vergangenen Handlungen und Taten. Und weil ich mein Schicksal, mein Karma ständig erlebe, kann ich sagen: ICH BIN MEIN EIGENES SCHICKSAL. Wir müssen lernen, den Tatsachen ins Auge zu schauen und nicht vor ihnen zu fliehen. Niemand kann mein Schicksal verursachen, niemand kann mein Schicksal ändern. Ich allein bin verantwortlich für meine Vergangenheit; ich allein bin verantwortlich für meine Gegenwart; ich allein bin verantwortlich für meine Zukunft. Was ich in der Vergangenheit getan habe, kann ich nicht ändern. Ich kann der Wirkung meiner Handlungen und Taten – in Form meines Schicksals – nicht entrinnen. Aber was ich tun kann, ist, dass ich meinem Karma, meinem Schicksal gleichmütig und gelassen entgegentrete. Mit anderen Worten, ich kann ihm so begegnen, dass ich mich weder mit den guten noch mit den schmerzlichen Erfahrungen identifiziere. Wenn wir gelernt haben, uns nicht beeinflussen zu lassen vom sogenannten Schlechten, so müssen wir lernen, uns auch nicht beeinflussen zu lassen vom sogenannten Guten. Diese furchtlose Einstellung dem Leben gegenüber bedeutet Freiheit. Sie hilft mir, mich nicht gebunden zu fühlen durch meine Handlungen und Taten, sondern frei und unbeschwert zu leben und zu arbeiten. Das Karma oder Schicksal hat keine Macht über denjenigen, der ungebunden und unbeeinflussbar ist, denn er ist im wahrsten Sinne des Wortes FREI. Arbeiten aus reiner Liebe zur Arbeit, ohne uns um die Früchte unserer Arbeit, ohne uns um die Zukunft zu kümmern, ist das Geheimnis. LEBE SO IN ZEIT UND RAUM, ALS OB ES KEINE ZEIT UND KEINEN RAUM GÄBE. Wer diese innere Freiheit besitzt, lebt glücklich.

Die vierte Voraussetzung für Zufriedenheit und Glück ist ein moralisch reines Leben. Der große deutsche Philosoph Kant sagte so schön: »Ich beuge mich vor zwei Dingen im Leben: Vor dem sternenhellen Himmelsgewölbe über mir und vor dem Moralgesetz, das der Mensch in sich trägt.« Diese Aussage richtig zu verstehen, ist von großer Bedeutung, denn von unserer ethischen Einstellung und Verhaltensweise hängt es ab, ob sich unser Leben glücklich gestaltet oder nicht. »Moral« ist ein sehr weiter Begriff, doch wollen wir uns hier auf die Haltung eines geistigen Menschen beschränken, dessen sittliche Gesinnung und Lebensweise ihn mit einer fast greifbaren Reinheit umgibt. Weil er sich nicht von seinen Instinkten beherrschen lässt, sammeln sich in ihm enorme Kräfte, die ihm helfen, den menschlichen Bereich zu überschreiten und ihn in die Dimension des Göttlichen führen. – In diesem Zusammenhang möchte ich Sie alle bitten, das Buch »Sex und Yoga« von Elisabeth Haich zu studieren. Es ist das einzige Werk, das ich kenne, welches diese Kraft eingehend erklärt und darüber hinaus den Weg zeigt, wie die sexuelle Kraft umgewandelt werden kann in höhere, geistige Energien. Kennt man das Geheimnis dieser Energiequelle nicht, so glaubt man immer, sie erschöpfe sich in der Erfüllung und Befriedigung sexueller Wünsche und Begierden. Das ist ein großer Irrtum. Nur in der Tierwelt beschränkt sich die Daseinsfreude auf die Sinne; die menschliche Natur hingegen drängt es, neue Bewusstseinsräume zu erschließen und dem Leben schöpferischen Ausdruck zu verleihen.

Es ist äußerst respektlos und menschenunwürdig, die Frau als bloßes Sexualobjekt zu betrachten, denn das bedeutet eine Entweihung ihrer Mutterschaft, dem wertvollsten, das sie besitzt. Mutterschaft bedeutet Tugendhaftigkeit und Reinheit; es ist das Licht, das sie erstrahlen lässt in dieser Welt und in der jenseitigen.

Eine hohe Kultur entsteht dort, wo die Frau geachtet und geehrt wird, wo sie innerhalb der Gesellschaft die ihr gebührende Stellung einnimmt. Emanzipation bedeutet niemals sexuelle Freiheit, sexuelle Ungebundenheit. Wann immer der Mensch seinen Trieben freien Lauf lässt, gewinnt seine rohe, atavistische Natur die Oberhand. Das Ergebnis kann nur endloses Leid sein. Können Sie sich Ihre Stadt vorstellen, wenn von einem Augenblick auf den anderen der Polizeischutz aufgehoben würde? In Minutenschnelle herrschten Chaos und Anarchie. Aus der Unterwelt würden zahllose Kriminelle auftauchen – niemand wüsste, woher sie gekommen sind – und ihr Unwesen treiben. – Bei der sogenannten sexuellen Freiheit verhält es sich ähnlich. Alles Edle, alles, was wir immer hoch in Ehren gehalten haben, wird achtlos mit Füßen getreten. Wenn Mann und Frau ihre Selbstachtung und Würde wegwerfen, wer sollte sie noch respektieren? Wenn das Gefühl für Sittlichkeit und ein reines Leben verloren gegangen ist, was bleibt noch erstrebenswert?

Ein erfülltes, glückliches Leben hängt nicht von der Intensität einer körperlichen Beziehung ab. Wie könnte dauerndes Glück aus dem flüchtigen, vergänglichen Genuss des Augenblicks entspringen?

In einer guten Ehe kommen vier verschiedene Aspekte der Beziehung zum Ausdruck. Die erste Beziehung gleicht derjenigen, die zwischen Mutter und Sohn besteht. Die zweite ist eine Begegnung zweier guter Freunde. Die dritte trägt Züge einer Vater-Tochter-Beziehung und die vierte ist die Vereinigung von Mann und Frau.

Wenn ein junger Mann sein Elternhaus verlässt, um sein eigenes Leben zu beginnen, dann sucht er eine Frau mit den wunderbaren Eigenschaften, die er in seiner Mutter verkörpert sah – Zärtlichkeit, Liebe, Verständnis, Güte und Wahrhaftigkeit. Es liegt in der Natur des Mannes, dass er sich jemanden wünscht, der sich um ihn kümmert, ihm hilft und ihn verwöhnt; und im Wesen der Frau liegt es wiederum, den Mann, den sie liebt, zärtlich zu umsorgen, ihm ihre ganze Aufmerksamkeit zu schenken. Die mütterliche Veranlagung der Frau gelangt bei diesem Aspekt der Partnerschaft zum Ausdruck. Schon von klein auf ist das Lieblingsspielzeug vieler Mädchen ihre Puppe, die sie an-und ausziehen, baden, füttern und Schlafen legen – eine unbewusste Vorbereitung auf die spätere Aufgabe, Mutter zu sein für ihre eigenen Kinder, aber auch Mutter zu sein für den ersten Sohn – den Ehemann. Diese Auffassung fand ich bestätigt, als ich hier in der Schweiz einen jungen Mann seine Frau mit »Mami« anreden hörte. Manchmal auch umgekehrt, die Frau redete ihren Mann mit »Papi« an. Ich weiß nicht, ob dies auch in anderen Ländern üblich ist. Die Frau verbirgt hinter dem Schleier ihrer natürlichen Bescheidenheit alle Wesenszüge einer Mutter, Freundin, Tochter und Geliebten. Nur andeutungsweise strahlt der Reichtum ihres Wesens aus ihren Augen, nur ein Bruchteil ihrer verborgenen Schönheit wird sichtbar; und das ist es, was den Mann fasziniert. Wenn er dieser Frau begegnet, stellt er sie auf den Altar seines Herzens und betet in ihr die unantastbare Reinheit einer Mutter an, die gütige, alles verstehende, alles verzeihende Mutter.

Die zweite Ebene, auf der Mann und Frau sich treffen, ist die zweier guter Freunde, zweier gleichberechtigter Partner. Auf dieser Ebene werden bei einem Gedankenaustausch verschiedene Ansichten aufgeworfen, unterschiedliche Standpunkte vertreten. Selbstverständlich kommt es hierbei zu Meinungsverschiedenheiten, Auseinandersetzungen und kleinen Spannungen, die zur Symphonie des Lebens gehören und dazu beitragen, dass die Gemeinsamkeit nicht eintönig wird, dass bei beiden Partnern ganz unterschiedliche Klangsaiten zum Schwingen gebracht werden. Die Ehe ist gewissermaßen eine Herausforderung zur gegenseitigen Entwicklung.

Die dritte Beziehung in einer Ehe gleicht derjenigen eines Vaters zu seiner Tochter. Ihrem inneren Wesen nach sucht die Frau Schutz und Geborgenheit im Mann. Und der Mann ist bereit, alle seine Körperkraft, seine Stärke und seinen Mut einzusetzen, um Frau und Kinder vor jeder Gefahr zu schützen und zu verteidigen. Der Mann ist die starke, führende Hand, die den Weg weist, und die Frau ist das zarte Wesen, das ihm folgt.

Die vierte und letzte Beziehung ist diejenige zwischen Mann und Frau, eine heilige Verbindung. Wenn in einer solchen Ehe Kinder geboren werden, so setzen die Eltern mit ihrem Charakter den Heranwachsenden ein lebendiges Beispiel. Dieses Beispiel, dieses Vorbild ist das wertvollste Erbe, das Vater und Mutter ihren Kindern schon zu Lebzeiten übergeben sollten.

Wenn die natürliche Reihenfolge dieser vier Beziehungsaspekte fehlt, wenn die vierte Beziehung an erster Stelle steht und die Partnerschaft ausschließlich auf äußerer Anziehung basiert – Liebe auf den ersten Blick, wie man landläufig sagt –, dann ist sie zum Scheitern verurteilt. Bei einer vorwiegend körperlichen Beziehung endet auch die Anziehung mit dem Körper. Alles, was der Körper zu bieten hat, ist begrenzte, flüchtige, vergängliche Freude, nichts mehr. Eine Ehe solcher Art muss früher oder später scheitern, weil das Fundament der LIEBE fehlt. Äußerliche Anziehung kann niemals eine Basis sein für dauerndes Glück.

Die Frau ist die Urquelle des Lebens, jenes Tor, das uns Einlass gewährt in diese Welt. Verdient sie deshalb nicht unsere ganze Ehrfurcht, Bewunderung und Hochachtung? Vor mehr als fünftausend Jahren erließ Manu, der große Gesetzgeber der Hindus, Richtlinien hinsichtlich der Stellung der Frau zum Wohl der Gesellschaft. Sie haben auch heute ihre Gültigkeit. Hören wir einige Beispiele:

»Der Hauptlehrer ist zehnmal verehrungswürdiger als der gewöhnliche Lehrer; der Vater ist hundertmal verehrungswürdiger als der Hauptlehrer; doch die Mutter ist tausendmal verehrungswürdiger als der Vater.«

»Der Mund einer Mutter ist ewig rein.« »Wenn den Frauen Ehre erwiesen wird, haben die Götter Gefallen daran. Wenn die Frauen nicht geehrt werden, wird kein Gebet erhört.«

»Wo die Frauen in Kummer leben, verdirbt die Familie bald. Wo die Frauen in Glück leben, gedeiht die Familie immer.« »Der Mann ist Kraft, die Frau ist Schönheit; er ist regierender Verstand, und sie ist mildernde Weisheit.«

»Eine Frau zu verachten, heißt, die eigene Mutter zu verachten.«

»Die Tränen einer Frau beschwören den Zorn des Himmels auf ihren Urheber herab.«

»Der Segen einer Mutter ist des Himmels Segen selbst.«

Als Swami Vivekananda in Amerika Vorträge hielt, bat man ihn, über die Rolle der Frau in Indien zu sprechen. Ich möchte einige Auszüge davon wiedergeben, um darzulegen, welcher Platz der Frau zukommt innerhalb der Familie, der Gesellschaft und der Nation. Eigentlich sind es nicht getrennte Bereiche, sie gehen ineinander über und sind untrennbar miteinander verbunden.

»Nun, ich möchte Sie zum Vergleichen anregen; ich lege Ihnen ein paar Tatsachen vor, damit wir die zwei verschiedenen Mentalitäten gegeneinander abwägen können. Wenn Ihre Frage lautet: »Welche Rolle kommt der Inderin als Frau zu?«, so fragt der Inder: »Wo steht die amerikanische Frau als Mutter? Was ist aus ihr geworden, jenem wunderbaren Wesen, das mir diesen Körper schenkte? Was ist aus ihr geworden, die mich neun Monate unter ihrem Herzen trug? Wo ist sie geblieben, die bereit wäre, mir auch zwanzigmal ihr Leben zu schenken? Wo ist sie, deren Liebe nie erlischt, egal wie boshaft und gemein ich mich verhalte? Wo ist sie, im Gegensatz zu ihr, die zum Scheidungsanwalt eilt, sobald ich sie etwas schlecht behandele? Oh, ihr Frauen Amerikas, wo ist sie?« In diesem Land werde ich ihr nicht begegnen, so wie ich auch dem Sohn nicht begegnet bin, für den die Mutter an erster Stelle steht. Auch wenn wir sterben, können unsere Frauen und Kinder ihren Platz nicht einnehmen. Mit unserem Kopf in ihrem Schoß möchten wir diese Erde verlassen, wenn wir vor ihr weggehen müssen. Soll das Wort »Frau« nur mit dem Körper in Verbindung gebracht werden? Oh! Dem Hindu widerstrebt eine Idealvorstellung, die meint, der Mensch soll sich an Sinneslust festklammern. Nein, das Wort »Frau« darf nicht mit Körperlichem, Fleischlichem in Beziehung gebracht werden. Dieses eine Wort, »Mutter«, ist ein heiliges Wort und wird es immer bleiben; unberührt und unbefleckt von allem Triebhaften, weit entfernt von Lüsternheit und Begierde. So sieht das Ideal in Indien aus … Das Ideal der Weiblichkeit ist immer die großartige Gestalt der Mutter; die selbstlose, alles Leid auf sich nehmende, die stets verzeihende Mutter. Jede Frau sollte es sich zur Aufgabe machen, diesem Ideal nachzuleben. Die Mutter ist Symbol der Liebe. Nie wird eine Mutter ihr Kind verfluchen. Wir sagen in Indien nicht »Unser Vater im Himmel« sondern wir sprechen stets von unserer göttlichen »Mutter«. Dieser Begriff, dieses Wort ist bei den Hindus seit eh und je gleichbedeutend mit unendlicher Liebe; denn die Mutterliebe hier auf Erden kommt der göttlichen Liebe am nächsten. »Mutter, oh Mutter, ich war böse, bitte verzeihe mir! Viele Kinder verhalten sich boshaft, aber eine boshafte Mutter gibt es nicht«, sagte der große Heilige Ramprasad …

Nach hinduistischer Auffassung besteht die wichtigste Aufgabe der Frau darin, Mutter zu werden … Aber oh, wie anders, wie anders! Mein Vater und meine Mutter fasteten und beteten während vieler Jahre, damit ich geboren werden konnte. Ein Kind wird mit Gebet und Andacht empfangen. Unser großer Gesetzgeber, Manu, definierte den Begriff »Arier« so: »Derjenige ist ein Arier, der durch Gebet geboren wurde.« Jedes Kind, auf dem nicht der Segen des Gebetes ruht, ist nach Manu illegal geboren. Ein Kind muss mit Andacht empfangen werden. Die unerwünschten Kinder, die von Flüchen begleitet zur Welt kommen – gezeugt in einem Moment der Unachtsamkeit, weil man es nicht zu verhüten wusste – was kann man von einer solchen Nachkommenschaft erwarten? – Mütter Amerikas, ruft Euch das immer in Erinnerung, und stellt im innersten Eures Herzens die Frage: »Bin ich reif, die Aufgabe einer Frau zu erfüllen?« Es ist keine Rede von Rassen-oder Landeszugehörigkeit; lassen wir den falschen Nationalstolz beiseite. Wer wagt es, stolz zu sein in diesem vergänglichen Leben in einer Welt voller Elend und Leid! Wer sind wir vor der Allmacht Gottes? Doch heute Abend richte ich die offene Frage an Sie: »Beten Sie alle um Ihre zukünftigen Kinder? Sind Sie dankbar, Mutter zu sein?« Gehen Sie in sich mit dieser Frage. Wenn Sie nicht mit »Ja« antworten können, dann ist Ihre Ehe eine Täuschung, Ihre Weiblichkeit unecht, Ihre Erziehung Aberglaube. Und Ihre Kinder? Wenn sie nicht mit Andacht empfangen werden, wie könnten sie zum Segen für die Menschheit werden? … Sehen Sie den Unterschied zwischen den beiden verschiedenen Mentalitäten? … Die Mutterschaft bringt die größte Verantwortung mit sich. Das ist die Grundlage, der Ausgangspunkt. Warum steht der Mutter so viel Verehrung zu? Wie wir aus unseren alten Schriften wissen, erhält das Kind den Impuls zu guter oder schlechter Veranlagung über die Einwirkungen im vorgeburtlichen Stadium seiner Entwicklung … Wir kommen mit einem gewaltigen Impuls zur Welt, Gutes oder Böses zu verwirklichen; als göttliche Wesen oder als Dämonen. Im Vergleich dazu sind Erziehung und andere Faktoren eine Bagatelle … Wenn sich ein Mann und eine Frau in Liebe vereinigen, ist sie es, die mit ihrer Hingabe, mit ihrer Andacht, mit ihrem Gebet die entsprechende Möglichkeit schafft. Das, woraus das Kind hervorgeht, ist das HEILIGSTE SYMBOL GOTTES. Es ist das innigste Gebet zwischen Mann und Frau, das Gebet, das eine weitere Seele auf diese Welt ruft, eine Seele mit einer ungeheuren Macht zum Guten oder zum Bösen. Ist das eine Kleinigkeit? Sollte es sich hier nur um eine Befriedigung der Triebe, um einen bloßen sexuellen Genuss handeln? Nein, sagt der Hindu, tausendmal nein! … Wir sind vom Ideal der Mutterverehrung, der Mutterliebe ausgegangen, für sie, die bereit ist, alles Leid auf sich zu nehmen, alles Leid zu tragen. Hierin hat die Liebe und die Hochschätzung der Mutter ihren Ursprung. Jahrelang hat sie Körper und Seele rein gehalten; ihre Nahrung war rein, ihre Kleider waren rein, ihre Gedanken waren rein – alles im Hinblick auf meine Geburt. Deshalb verehre ich sie wie eine Heilige …«

Welches stolze Erbe können wir unseren Kindern, der künftigen Generation, hinterlassen? So, wie eine gute Städteplanung sowohl auf die Gegenwart als auch auf die Zukunft ausgerichtet ist, so sollte sich unsere Hinterlassenschaft nicht nur auf die Errungenschaften einer mächtigen Zivilisation und Technologie – von sauberen Städten bis zu einem stark ausgebauten militärischen Verteidigungssystem – beschränken, sondern sie müsste vor allem auch kultureller Natur sein. Jeder Einzelne von uns sollte danach streben, das Gute, das Edle, das er in sich trägt, lebendig zu erhalten, Charakterstärke zu offenbaren. Sagte doch Swami Vivekananda so treffend: »Erziehung bedeutet nicht, wie viel Information wir in unserem Kopf gespeichert haben, die dort nur Unruhe schafft und ein Leben lang unverdaut liegt. Was wir aufnehmen müssen, sind konstruktive, menschen-und charakterformende Gedanken. Wenn es uns gelingt, fünf Grundideen aufzugreifen und diese zu assimilieren, bis sie uns in Fleisch und Blut übergegangen sind, dann besitzen wir mehr Bildung als ein Gelehrter, der eine ganze Bibliothek auswendig gelernt hat.«

Jener Vater und jene Mutter sind ein Segen für das Kind, welche LIEBE, VERSTÄNDNIS, STÄRKE UND LAUTERKEIT verkörpern. Ihre bloße Gegenwart genügt, um im Kind ähnliche Eigenschaften zu erwecken, die sie selbst besitzen.

Jener Lehrer ist ein Segen für das Kind, der als Vorbild, aufgrund seiner eigenen Charakterstärke, die schlummernden Anlagen von Mut, Furchtlosigkeit, Kraft, Aufrichtigkeit und Selbstvertrauen im Kind weckt. Unsere Kinder benötigen dringender denn je zuvor eine menschenformende, charakterstärkende Erziehung, eine Erziehung, die sie für das Leben wappnet. Die bloße Erscheinung eines solchen Lehrers vermag im Kind den schlafenden Löwen zu wecken. – Die Stärke einer Nation liegt nicht in ihrer Armee, sondern in der ethischen und moralischen Einstellung jedes Einzelnen. Einige wenige genügen, welche allein durch ihr Beispiel ihre Mitmenschen dazu anspornen, ähnliche Charaktereigenschaften zu offenbaren. Ein Volk droht auszusterben, wenn es nicht in der Lage ist, den richtigen Menschentyp zur Erfüllung seiner Aufgaben hervorzubringen. Wir brauchen Männer und Frauen, die körperlich und seelisch stark sind, aufrichtig bis ins Knochenmark. Wir brauchen mutige, tapfere, furchtlose Menschen, Menschen mit unerschütterlichem Selbstvertrauen; denn sie sind das Salz der Nation; sie sind das Fundament, auf dem das Staatsgefüge ruht, welches künftige Generationen noch für lange Zeit beherbergen, beschützen und inspirieren wird.

Jener Priester ist ein Segen für das Kind, den Erwachsenen, die Gesellschaft, die Nation, dessen Wesen im Menschen die Erinnerung wachruft, dass das Leben Wert, Sinn und Bedeutung hat, einen Zweck und ein glorreiches Ziel verfolgt. Mit seinem leuchtenden Beispiel sollte er seine Gemeinde herausführen »von der Unwirklichkeit zur Wirklichkeit, von der Dunkelheit ins Licht, vom Tod ins Leben«. Ein Gramm gelebter Geistigkeit, die von der Wahrheit getragen wird, spricht für sich selbst und wiegt schwerer als Tonnen von Theorien, denn diese sind nichts als leere Worte. WORTE VERMÖGEN NIEMANDEN ZU ÜBERZEUGEN; SCHWEIGENDES BEISPIEL ALLEIN WIRKT GLAUBWÜRDIG. Der Priester ist Symbol Gottes. Priester – im wahrsten Sinne des Wortes – ist, wer Gott gesehen, Gott erlebt hat, eins ist mit Gott und dadurch zu Seinem Stellvertreter wurde. Ein Dutzend solcher geistiger Giganten könnten eine Nation von Grund auf verändern und die Menschen zu jenem wahren Glück führen, das nicht in den Sinnen zu finden ist, nicht in Name, Rang und Reichtum, sondern nur in der Entfaltung unseres göttlichen Geistes, unseres SELBST.

DIE ERZIEHUNG EINER NATION WIRD GEMEINSAM GETRAGEN VON DEN ELTERN ZU HAUSE, DEN LEHRERN IN DER SCHULE UND DEM PRIESTER.

Unsere heutige Welt benötigt dringender denn je starke, ehrliche, aufrichtige Menschen, welche für das Wohl der Allgemeinheit arbeiten. Wir brauchen Männer und Frauen, die ihre Zeit und Energie zuerst dazu aufwenden, an sich selbst zu arbeiten, sich durch und durch zu läutern, stark, selbstbewusst und unabhängig zu werden. Erst wenn sie ihre eigenen Schwierigkeiten und Probleme gelöst haben, werden sie bereit sein für die große Aufgabe, ihre Erfahrung und ihr Wissen weiterzugeben. Zuerst ihrer unmittelbaren Umgebung, und allmählich wird sich ihr Wirkungskreis vergrößern und die Massen erreichen. So werden sie zum Segen für jeden, der mit ihnen in Berührung kommt.

Die fünfte und wichtigste Voraussetzung für ein glückliches Leben ist, zu wissen, wer wir in Wirklichkeit sind. Wir müssen die Wahrheit, die absolute Wahrheit kennen. Wenn Gott das ganze Universum geschaffen hat und Er die Vollkommenheit selbst ist, dann ist auch Seine Schöpfung göttlich und vollkommen. »Gott schuf den Menschen nach Seinem Ebenbild«, heißt es im Alten Testament.

Als man die Autorität Jesu infrage stellte, lautete seine Antwort: »Steht nicht in eurem Gesetz geschrieben: ›Ich habe gesagt: IHR SEID GÖTTER‹?« (Joh. 10,34).

Im Matthäus-Evangelium lesen wir folgende Worte Jesu zur Verherrlichung des Menschen: »Ihr seid das Salz der Erde … Ihr seid das Licht der Welt … Lasset euer Licht so strahlen vor den Menschen, dass sie eure guten Werke sehen und euren Vater preisen, der im Himmel ist« (Matth. 5,13-16).

Paulus schrieb in seinem ersten Brief an die Korinther (6,19): »Oder wisset ihr nicht, dass euer Leib ein TEMPEL DES HEILIGEN GEISTES in euch ist, den ihr von Gott erhalten habt? … So verherrlicht nun Gott mit eurem Leib.«

Als sich Davids langer Weg der Suche nach Gott von der Welt seiner Vorstellung löste und ihn hineinführte in die Tiefe seines Herzens, begegnete er dort dem lebendigen Gott. Und er sprach die ergreifenden Worte: »SEI STILL UND WISSE, DASS ICH GOTT BIN.« (Psalm 46,10)

Ich könnte in diesem Zusammenhang noch viele andere Bibelstellen zitieren, mit denen wir uns als Christen vertraut machen sollten. Sie sind eine Hilfe, um uns von der Hypnose der irrigen theologischen Auffassung, wir seien in Sünde geboren, zu lösen. Hätte man uns doch von unserer frühesten Kindheit an die WAHRHEIT gelehrt, dass wir Geschöpfe Gottes und daher EINS MIT IHM sind. Hätte man uns doch bewusst gemacht, dass Gott das ganze Universum nach Seinem Ebenbild schuf. Hätten wir doch gelernt, den lebendigen Gott in allem zu sehen, was eine Form hat, sei es eine Ameise, ein Schmetterling, eine Biene, eine Blume, eine Frucht, ein Tier oder ein Mensch. Hätte man uns doch gesagt, dass Gott uns anschaut durch jedes Auge, das seinen Blick auf uns richtet; dass Gott zu uns spricht durch jeden Mund, der zu uns redet. Hätten wir doch gelernt, mit Gott und in Gott zu leben – wäre unser Leben nicht eine Oase des Friedens, ein Paradies auf Erden?

Als Fünfzehnjähriger hatte ich die Gewohnheit, positive, kraftvolle Gedanken zu sammeln und in ein kleines Heft zu schreiben. Um fünf Uhr morgens wanderte ich jeweils am Meeresufer von Madras entlang – langsam, tief und bewusst atmend – und las diese Gedanken der Kraft laut vor mich hin. Mehrere Jahre hielt ich an dieser Gewohnheit fest, und ich ahnte nicht, wie viel Kraft und wie viel Energie sich in meinem Unterbewusstsein aufspeicherte. Die Gedanken haben nicht nur Wurzel gefasst, sie sind heute ein fester Bestandteil meines Lebens geworden, und keine Macht der Welt kann diese Kraft zerstören. Ich hatte damals einen Energiestrom in Bewegung gesetzt, der mein Lebensrad mit einer solchen Geschwindigkeit dreht, dass jeglicher Schatten von Zweifel, Verzweiflung oder Finsternis zurückgeschlagen wird; so wie ein helles, blendendes Licht keine Finsternis duldet.

Möchten Sie sich diese Gewohnheit nicht auch aneignen? – Gehen Sie hinaus in die freie Natur, in den Wald oder in einen Park, möglichst allein, und lesen Sie – entweder leise oder laut – die folgenden Sätze, die so hilfreich für mich waren. Identifizieren Sie sich mit dem jeweiligen Gedanken! Eine tägliche Wiederholung über längere Zeit vermag eine grundlegende Änderung Ihrer Lebenseinstellung hervorzurufen; und nach einiger Zeit werden Sie feststellen, dass Sie wirklich innerlich gefestigt sind und eine eiserne Willenskraft besitzen.

»Lasse positive, kraftvolle, aufbauende Gedanken dein Wesen durchdringen. Halte dich offen für diese, aber niemals für negative, schwächende und lähmende Gedanken.«

»Kümmere dich nicht um Fehlschläge; sie sind natürlich, sie gehören zur Fülle und Schönheit des Lebens. Was wäre das Leben ohne sie? Ohne Kampf wäre es nicht lebenswert. Wo bliebe die Poesie des Lebens? Mache dir nichts aus den Fehlern, den Kämpfen!

Eine Kuh habe ich nie lügen gehört, aber sie ist und bleibt auch eine Kuh. So lasse dich von deinen Misserfolgen, von kleinen Rückschritten nicht entmutigen. Gib das Ideal niemals auf; tausend Mal fallen, heißt, tausend Mal wieder aufstehen.«

»Niemand kann sich von Schwäche befreien, indem er über Schwäche nachgrübelt, sondern nur, indem er sich seine Kraft in Erinnerung ruft. Macht den Menschen ihre innere Kraft bewusst.«

»Der Starke weiß, was Kraft bedeutet. Der Elefant versteht den Löwen, nicht die Maus.«

»Trage keine Schwäche in dir, nicht einmal angesichts des Todes. Bereue nichts! Schaue nicht zurück auf deine vergangenen Handlungen und Taten, weder auf die schlechten noch auf die guten. Sei frei! Der Schwache, der Ängstliche, der Unwissende wird das SELBST nie erreichen.«

»Der Mensch besitzt nur deshalb einen Körper, um SELBST-Erkenntnis zu erlangen. Wenn du immer den Neigungen der Massen folgst und dich vom allgemeinen Strom mittreiben lässt, wo bleibt da deine Charakterstärke? Das ganze Geheimnis des Lebens ist Furchtlosigkeit. Habe nie Angst davor, was aus dir wird. Sei von nichts und niemandem abhängig. Erst wenn du alle Hilfe ablehnst, bist du frei.«

»NIEMALS MUSSTE DIE WAHRHEIT IM DIENST DER GESELLSCHAFT STEHEN, WEDER FRÜHER NOCH HEUTE. DIE GESELLSCHAFT SOLL IM DIENST DER WAHRHEIT STEHEN; TUT SIE ES NICHT, DROHT IHR DER UNTERGANG.« Die WAHRHEIT hat sich nicht den Menschen anzupassen, sondern es ist Aufgabe des Menschen, sich auf die Stufe der Wahrheit zu heben. Jene Gesellschaft steht am höchsten, die es versteht, die höchste Wahrheit unverfälscht in die Praxis umzusetzen. Und sollte die Gesellschaft für die absolute Wahrheit noch nicht aufnahmefähig sein, so setzt alles daran, dass sie es wird – je früher, desto besser. Erhebt euch in diesem Geist, ihr Männer und Frauen; wagt es, an die Wahrheit zu glauben, wagt, die Wahrheit im Alltag zu leben. Die Welt braucht ein paar hundert kühne, unerschrockene Männer und Frauen, entschlossen, der Wahrheit ins Auge zu sehen; entschlossen, die Wahrheit zu vertreten, sogar angesichts des Todes. Heißt ihn sogar willkommen, den Tod – wissend, dass euer wahres Wesen Geist ist und im ganzen Universum nichts existiert, was diesen Geist töten könnte. Dann werdet ihr frei sein. Dann werdet ihr um die wahre Natur eures Geistes wissen.«

»Wie hätte alles Wissen dieser Welt erlangt werden können, wenn nicht durch Konzentration der Gedankenkraft? Die Welt ist bereit, ihre Geheimnisse preiszugeben; es liegt nur an uns, richtig und mit der erforderlichen Entschlossenheit vorzugehen. Die Kraft und die Vehemenz, mit der wir uns Zugang verschaffen, wird durch unser Konzentrationsvermögen bestimmt. UNSERE GEDANKENKRAFT KENNT KEINE GRENZEN. Je konzentrierter sie ist, desto größer ist die Kraft, die auf einen einzigen Punkt gerichtet werden kann; das ist das Geheimnis.«

»Wenn im Verlauf der Geschichte im Leben großer Männer und Frauen eine Antriebskraft im Vordergrund stand, so war es der Glaube an sich selbst. Im Bewusstsein geboren, für eine große Aufgabe bestimmt zu sein, wurden sie groß.«

»Ist ein Mensch so tief gesunken, dass er nicht mehr weiter sinken kann, kommt unfehlbar der Moment, wo er, von Verzweiflung getrieben, die aufwärts führende Richtung einschlagen muss und lernt, an sich selbst zu glauben.«

URCHTLOSIGKEIT