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Titelseite

Prolog

Crow spürte die Vision, als er ohne Scheinwerferlicht aus Ems Einfahrt fuhr. Wenn er sich beeilte, würde er vielleicht bis nach Hause kommen, bevor sie ihn erreichte. Langsam gewöhnte er sich an dieses Gefühl, das nach und nach in sein Hirn drang, an das Kribbeln und den darauffolgenden stechenden Schmerz, wenn die seltsamen Bilder Besitz von ihm ergriffen. Nur dass die Visionen in letzter Zeit schlimmer wurden, quälender. Im Moment fühlte es sich an, als klemmte sein Kopf in einem Schraubstock. Die Straße verschwamm vor seinen Augen.

Er würde es nicht schaffen.

Ungefähr zwei Kilometer von Ems Haus entfernt hielt er am Straßenrand. Es war eine mondlose Nacht und der Wald erhob sich wie eine schwarze Wand vor den Autofenstern. Crow atmete tief durch, während er das Lenkrad des Pick-ups fester umklammerte. Explodierender Schmerz in seinem Kopf. Sterne. Bunte Farben.

Sie kam. Gleich, jeden Moment …

Drea war tot. Er konnte es noch immer nicht fassen. Sie war in einem Feuer ums Leben gekommen. Crow hatte irgendwie gewusst, dass das passieren würde. Genau wie er gewusst hatte, dass der Außenseiterin der Schule, Sasha Bowlder, etwas Schlimmes zustoßen würde … und dass hier in Ascension etwas viel Schlimmeres unter der Oberfläche brodelte.

Em steckte in Schwierigkeiten, so viel hatte er ihr gerade in ihrem Zimmer erzählt. Crow versuchte, die Erinnerung daran zu verdrängen, wie bestürzt sie ausgesehen hatte, wie schmal und blass, und wie gerne er sie in den Arm genommen hätte. Aber er hatte bloß wiederholt, was Drea ihm gesagt hatte: Du bist dabei, eine von ihnen zu werden.

Em musste es einfach erfahren. Drea hatte erfolglos versucht, Emily Winters davor zu bewahren, sich in eine Furie zu verwandeln. Stattdessen war sie selbst in der Turnhalle der Ascension Highschool verbrannt.

Der Brandgeruch schien ihm überallhin zu folgen. Crow hatte das Gefühl, er schnürte ihm die Luft ab, presste seine Lunge zusammen – er musste ins Freie. Mit einem Schwung öffnete er die Fahrertür, deren rostiges Quietschen durch den Wald schallte.

Unter seinen Stiefeln knirschte feiner Schotter, als er auf die Straße trat, und sein Kopfschmerz vervielfachte sich und ließ ihn rückwärtsstolpern, bis er sich mit den Händen an der Ladefläche des Pick-ups abstützen konnte. Er schloss die Augen und lehnte sich zurück, kam nicht gegen das Schwindelgefühl an.

Spiegel. Spiegel vor ihm, hinter ihm, überall um ihn herum. Doch es ist nicht sein eigenes Spiegelbild, das er darin sieht. Es ist Em. Die schöne, intelligente Em wirbelt da im Kreis herum. Sie tanzt vor sich hin, aber sie ist nicht sie selbst. Es ist ein anderes Mädchen – mit zarten Gliedmaßen, schwarzbraunem Haar und Wimpern wie winzige Federn. Aber nicht Em. Sie sehen fast gleich aus, doch irgendetwas stimmt nicht mit ihr.

Crow merkte, wie ihm die Knie weich wurden und dann wegsackten. Auf allen vieren rang er nach Atem, während sich kleine scharfe Steinchen in seine Handflächen bohrten. Rauch. Er roch Rauch. Meinte, daran zu ersticken.

Begleitet von einem schrillen Schrei zerspringt das Glas. Überall ist Rauch, raubt ihm den Sauerstoff. Aus den Scherben erheben sich mit stummem Flügelschlag drei Krähen und entschwinden in die Nacht.

Crow keuchte, als die Vision ihn in einer letzten Hitzewelle zurückließ. Während er zitternd auf die Beine kam und sich den Splitt von den Händen wischte, drang glasklar ein Gedanke aus all dem Rauch und Chaos in seinen Kopf: Ich muss sie beschützen.

Rahmen oben

Erster Akt

Schlaflos
oder
Die Narben

Rahmen unten

Kapitel 1

Es passierte so schnell. Ein kleiner Funkenregen sprühte aus der Fassung. JD zog rasch die Hand weg, allerdings nicht rasch genug; Schmerz durchzuckte seine Finger und die Hitze jagte ihm eine Gänsehaut den Arm hinauf. Verflixt. Er pustete sich auf die Hand und schüttelte sie vor der Brust. Das gibt bestimmt eine Narbe.

Er starrte auf die Stelle zwischen Motorhaube und Scheinwerfer und prägte sich ein, wie er die neue Glühlampe drehen musste, um sie richtig einzusetzen – idealerweise ohne sich dabei die Fingerspitzen zu verbrennen. Diese Birnchen waren empfindlich und man hantierte besser nicht allzu lange damit herum, bevor man sie einschraubte, sonst waren sie innerhalb weniger Tage schon wieder durchgebrannt. In letzter Zeit fiel es ihm schwer, vorsichtig zu sein; er hatte das Gefühl, alles, was er anfasste, kaputt zu machen.

Heute Morgen war es besonders schlimm. Schon seit einer Stunde stand er über den Mustang gebeugt und friemelte unter der Motorhaube an dieser Halterung herum, doch in Wirklichkeit genoss er einfach die Stille beim Schrauben. Ungeachtet des feuchtkalten Frühlingsmorgens hatte er nackte Arme und seine Jeans war mit schwarzen Flecken übersät. Er wusste, dass er bald hineingehen und sich umziehen musste. So ölverschmiert konnte man schließlich nicht auf einer Beerdigung erscheinen. Aber er schob es auf, so lange er konnte.

»JD? JD, mein Schatz, meinst du nicht, es ist an der Zeit hereinzukommen?« Die sanfte Stimme seiner Mutter schwebte zögerlich hinaus auf die Einfahrt. Er blickte nach unten und merkte, dass er schon wer weiß wie lange reglos den Schraubenzieher umklammerte. Er warf ihn mit Wucht in den Werkzeugkasten, wo er mit einem lauten Scheppern landete. Während er die Hand abwechselnd zur Faust ballte und wieder öffnete, steuerte er auf das Haus zu. Offensichtlich ließ es sich nicht länger hinauszögern.

Wahrscheinlich zum ersten Mal in seinem Leben war er unzufrieden mit der Kleiderauswahl in seinem Schrank: zu viele Farben und Muster, viel zu viel verrücktes Zeug. Nicht ein einziges ordentliches Hemd, nicht eine Krawatte, auf der keine Sonnenbrillen, Schildkröten oder sonst etwas Albernes prangten. Besaß er denn wirklich gar nichts, das er zu Drea Feiffers Trauerfeier anziehen konnte?

Er würde sich etwas aus dem Kleiderschrank seines Vaters borgen müssen. Sein Dad war viel größer als er und JD würde aussehen wie ein kleiner Junge, der sich verkleidet hatte. Dabei fühlte er sich ohnehin schon, als spielte er eine Rolle – ungefähr so, als versuchte er, das Leben eines anderen zu führen. Jede Sekunde rechnete er damit, aufzuwachen und festzustellen, dass die Woche seit dem Frühjahrsfest und dem Feuer, das die Turnhalle der Ascension Highschool verschlungen hatte, ebenso Einbildung war wie Dreas Tod.

Eine Woche. Eine Woche im Schwebezustand, voller Albträume und Schuldgefühle. Eine Woche, seit er Em aus Rauch und Flammen gerettet hatte – und Drea dabei zurücklassen musste. Ein Schauer schlechten Gewissens lief ihm den Rücken hinunter. Er riss die Schranktür auf und versuchte, sich auf die Seidenkrawatten seines Dads – in sämtlichen Varianten von Schwarz, Blau, Braun und Grau – zu konzentrieren.

Nach dem Unglück war die Schule zwei Tage lang geschlossen geblieben, und auch als sie wieder aufgemacht hatte, war Em nicht zum Unterricht zurückgekehrt. »Sie wird sich den Rest der Woche Zeit nehmen und dann mal sehen, wie sie sich fühlt«, hörte JD Ems Mom, Susan Winters, eines Abends zu seinen Eltern sagen. In der Schule grassierten die wildesten Gerüchte: Ems Lunge sei durch die Rauchvergiftung dauerhaft geschädigt. Sie hätte sich in dem Feuer schreckliche Brandverletzungen zugezogen und bliebe für immer entstellt. Die Ärzte hätten Ems schöne lange Haare abschneiden müssen, um die Brandblasen auf ihrem Kopf und an ihrem Hals behandeln zu können.

JD wusste, dass nichts davon stimmte. Ems Verletzungen waren seelischer Art; die rasch aufeinanderfolgenden Tode von Sasha Bowlder und Chase Singer im letzten Jahr hatten sie schwer getroffen. Und jetzt … Drea und Em hatten sich zwar erst vor Kurzem angefreundet, aber die beiden Mädchen hatten sich gleich gut verstanden und JD spürte, dass Drea Em wirklich wichtig gewesen war. Was JD, offen gesagt, überraschte. Noch vorige Weihnachten, als sie zusammen im Kino gewesen waren, hatte Em Witze über Dreas Aufzug gemacht.

Doch seitdem hatte Em sich verändert. Ascension hatte sich verändert.

Und er hatte seit einer Woche nicht mehr mit Em gesprochen. Nur einmal hatte er sie ganz flüchtig gesehen: eine schemenhafte Gestalt, die an ihrem Zimmerfenster vorbeihuschte, das seinem direkt gegenüberlag. Sie hatte ausgesehen wie ein Geist. Ohne ihre langen braunen Haare hätte er womöglich nicht einmal erkannt, dass sie es war. Er war sich allerdings ziemlich sicher, sie heute in der Kirche zu sehen, wo sie ihrer Freundin Drea die letzte Ehre erweisen würde. Drea mit dem Undercut, dem schwarzen Nagellack, dem Nelkenzigarettengeruch und dem beißenden Spott.

Es schnürte ihm die Kehle zu. Gott. Er würde sie vermissen.

Er musste später unbedingt mit Em reden, um sich zu vergewissern, dass es ihr gut ging. Er würde es nicht ertragen, sie auch noch zu verlieren.

JD wählte die marineblaue Krawatte zu dem grauen Anzug, den er im Schrank seines Dads ausgegraben hatte. Klassisch mit Nadelstreifen, aber nicht übertrieben. Während er sich vor dem Spiegel seiner Eltern mit dem Knoten abmühte, betrachtete er sich von oben bis unten. In den Kleidern seines Vaters erkannte er sich kaum wieder. Das da im Spiegel hätte genauso gut ein Fremder sein können: mit nach hinten gegelten Haaren, Brille im Fünfzigerjahre-Stil und schwarz polierten Schuhen. Wie einer dieser Typen aus Mad Men. JD fragte sich unwillkürlich, ob Em sich diese Serie wohl auch ansah und ob er ihr im Anzug gefallen würde, ärgerte sich dann jedoch sofort darüber, wie oberflächlich er war.

Er atmete tief durch, steuerte die Treppe hinunter und lief dabei so langsam wie möglich, als könnte er die Beerdigung damit aufschieben.

»Der arme Walt«, sagte JDs Mom, als sie in den Familienkombi stiegen. »Zuerst seine Frau … und jetzt Drea.«

»Das gibt ihm sicher den Rest«, stellte sein Dad nüchtern fest. »Er hat ja schon die letzten Jahre nur knapp überstanden.« Mr Fount und Mr Feiffer kannten sich von der Arbeit. JDs Dad kaufte den Fisch für sein Restaurant in Walt Feiffers Fischmarkthalle am Hafen in Portland. Im Laufe der Jahre hatte Mr Fount ab und zu Bemerkungen darüber gemacht, dass Dreas Dad frühmorgens nach Schnaps roch oder dass er ihn einmal dabei beobachtet hatte, wie er über einem Eimer Muscheln weinte.

»Es ist schon ein furchtbarer Zufall …« JDs Mom verstummte und fingerte an ihrem Sicherheitsgurt herum.

»Was denn?«, meldete Melissa sich vom Rücksitz aus zu Wort.

»Na ja … Vor ein paar Jahren hat er mal einen Brand verursacht. Und Drea wäre dabei fast verletzt worden. Damals hatte er auch getrunken. Aber jetzt …«

»Lass gut sein, Mom«, sagte JD.

Er beobachtete vom Rücksitz aus, wie die Landschaft mit dem schmelzenden Schnee am Fenster vorbeisauste. Alles verändert sich.

Im Grunde hätte jeder von ihnen in der Turnhalle umkommen können. Heute hätte seine Beerdigung sein können und das Einzige, was er mit seinen knapp siebzehn Jahren vorzuweisen gehabt hätte, wären ein Stapel herausragender Schulzeugnisse, ein paar Verdienste als Beleuchter beim Schultheater und jahrelanger Liebeskummer gewesen. Wegen einer einzigen Person.

Em. Er kannte sie schon sein ganzes Leben lang und doch schien er sie seltsamerweise immer weniger zu verstehen. Er war sich sicher, sie in jener Nacht im Shopping-Monster zusammen mit einem anderen Kerl gesehen zu haben. In der Nacht, als sie sich bei der Feier am Lagerfeuer verabredet hatten, in der Nacht, als er sie über ihn lachen hörte. Und nicht nur mit irgendeinem Kerl, sondern mit Crow, dem angehenden Arschloch des Jahres.

Em hatte sich von einem Idioten (Zach) direkt in die Arme des nächsten (Crow) geworfen, und das genau in dem Moment, als JD geglaubt hatte, er hätte vielleicht eine Chance. Es war zum Verrücktwerden und total demütigend und doch …

Er musste das alles hinter sich lassen. Denn es führte absolut kein Weg daran vorbei: JD liebte Em. Schon immer. Ewig.

Was auch passiert war.

Sie waren Tür an Tür aufgewachsen, ihre Eltern waren schon seit ihrer Collegezeit befreundet. Von Urlauben über Fahrgemeinschaften bis hin zu gemeinsamen Abendessen: Ihre Familien machten alles zusammen. Und als Kinder waren JD und Emily unzertrennlich gewesen. Allerdings anders als Bruder und Schwester.

Das lag vielleicht daran, dass er schon eine Schwester hatte.

Er warf einen Blick auf die dreizehnjährige Melissa, die neben ihm saß und gerade eine SMS schrieb. Sie hatte diesen typischen selig-entrückten Ausdruck im Gesicht, der darauf hindeutete, dass sie wahrscheinlich noch den ganzen restlichen Abend simsen, chatten oder sonst etwas in der Art tun würde. Seine jüngere Schwester hatte ohne Zweifel hundert Prozent der Fount’schen Kontaktfreudigkeit geerbt.

Mel hatte Drea gar nicht gekannt, abgesehen davon, dass sie ihr ein paarmal über den Weg gelaufen war, wenn sie zum Lernen vorbeikam. Aber JD hatte darauf bestanden, dass seine gesamte Familie mit zur Beerdigung kam, und seine Eltern hatten das ebenfalls für das Beste gehalten. Sie schienen zu spüren, wann man sie brauchte und wann nicht. Wenn Drea in der Nähe gewesen war, hatten sie dieses Gespür offensichtlich auch gehabt, wahrscheinlich weil sie Mitleid mit ihr hatten – sie wussten, dass ihre Mutter schon ganz früh gestorben und ihr Vater im Prinzip geistig abwesend war. Die wenigen Male, die Drea ihn besucht hatte, waren seine Eltern ihnen jedenfalls aus dem Weg gegangen, damit sie sich wohlfühlte.

Oder vielleicht, weil sie annahmen, zwischen JD und ihr liefe etwas.

So oder so, jetzt waren sie alle da, kamen mit zur Beerdigung, teilten das schmerzliche Gefühl mit ihm. Und dafür war JD ihnen dankbar.

Er wusste, dass er froh sein konnte, sie zu haben.

Trotzdem: Der einzige Mensch, den JD jetzt wirklich sehen wollte, war Em.

Em gehörte irgendwie zur Familie und irgendwie auch nicht. Vielleicht war sie eher eine Verbündete. Der Zuckerguss auf seiner Torte. Ohne sie wäre sein Leben viel langweiliger gewesen, nur halb so schön. Als sie jünger waren, war sie jedes Mal diejenige gewesen, die sie in Schwierigkeiten brachte, und er derjenige, der sie wieder herausboxte. Sie hatte ihn angestiftet, um die Wette zu dem halb verrotteten Badefloß im Galvin’s Pond rauszuschwimmen; er hatte sie ermahnt, als es Zeit war, zum Ufer zurückzukehren, und sie huckepack getragen, als sie zu müde war, um nach Hause zu laufen. Sie hatte ihn überzeugt, dass es lustig wäre, dem Babysitter einen Streich zu spielen und sein Handy in einer Schüssel Wackelpudding zu versenken; er hatte sich den Mund fusselig geredet, damit sie keinen Ärger bekamen, als ihre Eltern wieder zu Hause waren. Ohne Em wäre JD bloß einer von diesen weltfremden Strebern gewesen, die bei Jugend forscht mitmachten. Mit ihr fühlte er sich heiterer. Glücklicher. Weniger wie ein Loser.

Mit Em war er der Ritter im glänzenden … Retrolook.

Tief in seinem Inneren musste JD sich eingestehen, dass die Wurzeln seines exzentrischen Selbstwertgefühls in seiner Freundschaft zu Em lagen. In der Middleschool hatten Em und die stets aufgekratzte Gabby Dove sofort Spitzenplätze in der sozialen Hierarchie eingenommen. Und während seine Schüchternheit und sein völliges Desinteresse an Sport ihm bei den Jungs nur Minuspunkte einbrachten, ließ Em ihn niemals fallen. Sie hatte auch dann noch Lust, zu Endlos-Filmabenden vorbeizukommen; sie kicherte weiterhin, wenn er sich neue Sprüche für ihre Glückskekse ausdachte. Er hatte auch seine eigenen Freunde: Ned, den er schon seit der Zeit bei den Pfadfindern kannte, und Keith, ein anderes Mitglied der Technik-AG. In letzter Zeit hatte er sich manchmal mit Aaron getroffen, der an den berufskundlichen Kursen an der Ascension teilnahm, um Automechaniker zu werden. Aaron hatte ihm ein paar super Tipps für sein Vorhaben gegeben, den Mustang instand zu setzen. Und natürlich Drea, mit der er durchs Geschichte-Pauken und ihre gemeinsame Vorliebe für Krimis Freundschaft geschlossen hatte.

Irgendwann hatte JD erkannt, dass er keine besonderen »Bedingungen« erfüllen musste, damit Em Teil seines Lebens blieb. Sie urteilte nicht über ihn und erwartete auch nicht, dass er bestimmte Vorgaben erfüllte. Und das war der Grund, warum er ab einem gewissen Punkt angefangen hatte … er selbst zu sein. Er mochte alte Klamotten – eigentlich alles, was alt war: Retro-Uhren, klapprige Plattenspieler und jeglichen Kram, der nirgends mehr regulär verkauft wurde. Also trug er T-Shirts aus dem Secondhandladen. Er mochte Scheinwerfer, besonders solche fürs Theater, also meldete er sich freiwillig, um die Beleuchtung der Schultheaterstücke in die Hand zu nehmen. Er machte sein Ding und Em machte ihres und zwischendurch trafen sie sich, um in die Welt des jeweils anderen einzutauchen.

Aber nun hatte er dieses Mädchen irgendwie verloren … schon seit den Weihnachtsferien.

»Was hast du denn mit deiner Hand gemacht?« Melissas Stimme riss ihn aus seinem Tagtraum und er sah auf die roten Blasen, die auf seiner linken Hand prangten.

»Bloß ein bisschen verbrannt«, antwortete er und zog den Ärmel herunter. »Könntest du dich bitte von diesem Ding da trennen, bevor wir reingehen«, fügte er mit einem Blick auf ihr Handy hinzu, während sie auf den Parkplatz vor der Kirche einbogen. Sie verdrehte die Augen, legte das Gerät aber auf den Sitz.

Der Platz war überraschenderweise voller Autos. JD spürte, wie ihn ein Anflug von Wut durchzuckte. Als Drea noch gelebt hatte, war kaum jemand sonderlich nett zu ihr gewesen. Sie hatte als Spinnerin gegolten, zumindest nach den typischen Highschoolmaßstäben. Glaubten die Mitglieder der Ascension etwa, sie könnten etwas wiedergutmachen, wenn sie bei der Trauerfeier auftauchten? Er hasste es, wie die Leute sich immer erst dann kümmerten, wenn es schon zu spät war. Nachdem Sasha Bowlder sich umgebracht hatte, war es ganz genauso gewesen.

Vielleicht war es ja einfach auch das schlechte Gewissen. Als Drea und Sasha noch lebten, hatten ihre Mitschüler über die beiden gelacht. Sie hatten sie beschuldigt, Hexen zu sein und mitternächtliche Rituale im Verwunschenen Wald abzuhalten; sie hatten getuschelt, sie würden sich nackt ausziehen und mit Blut bemalen. Vielleicht hatten die Schrecken der letzten Zeit seine Schulkameraden ja dazu gebracht, endlich den Arsch hochzukriegen.

»Da drüben ist das Mädchen, das vor ein paar Wochen diesen schrecklichen Unfall hatte«, flüsterte seine Mom seinem Dad zu, der andächtig nickte. Es war Skylar McVoy, die da in einem übergroßen schwarzen Kleid, in dem sie klein und zerbrechlich wirkte, in die Kirche gehumpelt kam. Sie ging am Arm einer älteren Frau. JD schauderte. Er hatte Skylar kaum gekannt, bevor das Glasdach im Pavillon der Schulcafeteria auf sie herabgestürzt war. Inzwischen war dieser Teil des Gebäudes gesperrt und ihr Promistatus verblasst, nachdem sie mit schrecklichen, aber nicht lebensbedrohlichen Verletzungen davongekommen war.

JDs Familie betrat nacheinander die Kirche und nahm auf einer der Bänke im hinteren Teil Platz, wobei JD, gefolgt von Melissa, bis ganz nach innen durchrutschte. Er schob die Hände tief in die Hosentaschen und versuchte angestrengt, nicht auf den offenen Sarg im vorderen Bereich des Raumes zu schauen. Melissa stupste ihn mit dem Ellenbogen an und legte den Kopf zur Seite. Ohne dass sie die Worte aussprechen musste, fragte ihr Blick: Geht’s dir gut? Er zeigte ihr ein Daumenhoch und gab sich die größte Mühe, so etwas wie ein Lächeln hinzubekommen.

Aber es ging ihm definitiv nicht gut.

Staubpartikel schwebten träge in dem Licht, das durch die Glasfenster fiel. Es war warm in der Kirche und viel zu hell. Die Mischung aus Weihrauchgeruch und dem Duft der Trauergestecke war ungewohnt. Seine Familie ging sonst nie zur Kirche. Er konnte keine bequeme Position finden, die Bank war zu hart und er hatte das Gefühl, völlig überhitzt zu sein. Während er sich aus seinem Mantel kämpfte, hätte er beinahe dem Mädchen neben ihm seinen Ellenbogen ins Gesicht gestoßen. »Tschuldigung«, raunte er.

Das Mädchen war klein, hatte honigblonde Haare und ein elfenhaftes Gesicht. Es war komplett in Schwarz gekleidet, bis auf das hellrote Band, das es eng um den Hals gebunden trug. Er hatte es noch nie gesehen. Vielleicht gehörte es zu Dreas Freunden, die nichts mit der Ascension zu tun hatten. Drea hatte öfter Punkclubs besucht und nie ein Dubstep-Konzert ausgelassen und so alle möglichen Leute kennengelernt.

»Macht nichts«, antwortete das Mädchen, das allerdings gar nicht aussah wie eine von Dreas Musik-Bekanntschaften. Es wirkte eher wie eine menschliche Barbie, beinahe schon zu perfekt. Sein Gesicht schien auf sonderbare Weise zu einem nichtssagenden Ausdruck erstarrt, wie bei einer der Puppen, mit denen Mel früher immer gespielt hatte. »Ich bin Meg.«

»JD«, murmelte JD abwesend. Er war nicht in der Stimmung für Small Talk. Falscher Ort, falsche Zeit. Er überflog den Raum auf der Suche nach Em. Sein Herzschlag setzte aus. Da. Em und ihre Eltern saßen ziemlich weit vorne, zusammen mit Gabby und den Doves. Sie hatte den Kopf gesenkt und er konnte ihre Schultern ganz leicht beben sehen. Sie sah mitgenommen aus. Schön, aber mitgenommen.

Alles verändert sich, dachte JD wieder. Das Leben war kurz und er durfte keine Zeit mehr verschwenden. Er musste Em verzeihen und ihr sagen, was er fühlte: dass er sie liebte. Schon vor Jahren war ihm klar geworden, dass er sie liebte. Er erinnerte sich genau an diesen Augenblick.

Sie hatten auf dem Sofa in seinem Fernsehzimmer gesessen und für ihren Sozialkundekurs eine Dokumentation über die Todesstrafe angeschaut. Nur so eine langweilige Hausaufgabe. Er hatte den Film gerade ausschalten und eine DVD einlegen wollen. Doch als er sich umgedreht hatte, hatte er gesehen, wie ihr Tränen das Gesicht hinunterliefen.

Und der erste überwältigende Drang, der ihn in dem Moment überkommen hatte, war, die Arme nach ihr auszustrecken und sie zu trösten. Aber gleichzeitig hatte er gespürt, dass auch er ihren Trost brauchte. Er hatte das Bedürfnis gehabt, den Duft ihres Haars zu riechen, sie hochzuheben, sie zu küssen und ihr zu versichern, dass alles gut werden würde. Stattdessen hatte er ihr ein paar Papiertaschentücher hingeschoben und sich mit klopfendem Herzen völlig verstört wieder dem Film zugewandt.

Das war der Tag gewesen, an dem JD sich eingestand, dass er seine beste Freundin liebte.

Der Gottesdienst begann mit einer kurzen Predigt und es dauerte nicht lange, bis sich ein heftiges Druckgefühl in JDs Brust aufbaute. Er spürte ein heißes Kribbeln hinter den Lidern und an der Nasenwurzel und zwang sich, zur Ablenkung im Raum umherzuschauen. Sein Blick schweifte von Ems Rücken zu dem dunklen, mit Seide ausgeschlagenen Sarg und den Bergen von Blumen im vorderen Teil des Raumes. Wahrscheinlich von trauernden – oder schuldbewussten – Mitschülern übersandt. Eines der Gestecke stach ganz besonders hervor: ein riesiger Strauß roter Orchideen. Sie wirkten seltsam grell neben all den anderen Blumen in gedeckten Creme- und Weißtönen und erinnerten ihn auf unangenehme Weise an Blut. Ihm drehte sich der Magen um.

»… und nun heißen wir Dreas guten Freund Colin Roberts willkommen, der uns ein Lied vortragen wird, das er eigens für den heutigen Tag geschrieben hat.« JD schaltete zurück zum Geschehen und beobachtete, wie Crow zum Mikrofon ging, in der einen Hand seine Gitarre, während er sich mit der anderen die schwarzen Haare aus den Augen schob.

Sieh mal einer an: das Arschloch des Jahres. Was fand Em bloß an diesem Typen? Was hatte Drea an ihm gefunden? Crow hatte nicht mal die Highschool zu Ende gemacht. Man munkelte, er wäre freiwillig gegangen, bevor er von der Schule geschmissen wurde. JD war Crow bisher nur ein einziges Mal begegnet, auf einer Party bei Drea. Sie hatten kaum miteinander gesprochen, deshalb wusste er lediglich zwei Dinge über ihn: Er spielte in einer Band und hatte sich früher mal richtig gut mit Computern ausgekannt. Ach ja, und er rauchte ’ne Menge Gras.

Es war eine klare Sache für JD, dass er und Crow hinter demselben Mädchen her waren. Es war Crow gewesen, den Em in jener Nacht beim Shopping-Monster getroffen hatte. Und das hieß, es war Crow, dem er das zu verdanken hatte, was ihm damals zugestoßen war: Er war von einem herabstürzenden Rohr am Kopf getroffen worden, ein Unfall, durch den er beinahe bei lebendigem Leib unter Beton begraben worden wäre. Zum Glück hatte Em es geschafft, ihn da rauszuholen, und jetzt deutete nur noch eine Narbe über seiner Braue darauf hin. Aber es war ihre Schuld, dass er überhaupt verletzt worden war.

Und das hieß, es war Crows Schuld.

Crow räusperte sich und sprach ins Mikrofon. »Viele von euch kannten Drea ja kaum«, begann er, ohne überhaupt den Versuch zu unternehmen, seine Verachtung für die Zuhörer zu verbergen. Doch dann fuhr er mit gepresster Stimme fort: »Aber vielleicht … vielleicht ist es noch nicht zu spät für euch, das ein oder andere von ihr zu lernen. Sie hatte nie Vorurteile. Interessierte sich immer für alles, was außergewöhnlich und anders war. Falls ihr Drea also eine Ehre erweisen wollt, dann versucht ab jetzt ein bisschen mehr wie sie zu sein. Seid so, wie sie es gewollt hätte, wenn sie noch hier wäre und euch sehen könnte. Unterscheidet euch von der Masse.« Mit diesen Worten hob er seine Gitarre. »Drea, das hier ist für dich.« Und er begann, ein Lied zu zupfen, ganz langsam zuerst.

Dann fand er zur Melodie und seine Musik ergoss sich in den Raum, traurig und eigenwillig zugleich.

Genau wie Drea.

Es ärgerte JD ziemlich, dass das Stück so gut war. Und Crow konnte wirklich singen, in dieser rauen unverfälschten Art, auf die alle Mädchen standen. Er ließ seine kräftige Stimme erklingen und klopfte mit dem Fuß den Takt dazu. JD stellte sich vor, wie Em von der ersten Sitzreihe aus zu ihm aufblickte, dieser Stimme lauschte und Trost darin fand. Herrgott, es machte ihn krank, wie sämtliche Mädchen auf Musiker abfuhren. Er senkte den Kopf, erneut von Verwirrung und Bitterkeit übermannt.

Da spürte er einen Ellenbogen in der Seite.

»Hier«, murmelte Meg, das Mädchen mit dem roten Halsband, und hielt ihm ein Papiertaschentuch hin. Er wollte ihr gerade sagen, dass er nicht weinen musste, da drückte sie ihm das Taschentuch schon in die Hand. Sie musste seinen Ärger als Schmerz missdeutet haben. Sie legte ihr kleines Gesicht zur Seite und sah ihn wieder mit diesem puppenhaften Ausdruck an: »Weißt du, ich stell mir immer vor, der Tod wäre nur der Anfang von etwas anderem. Von etwas, das wir nicht verstehen.« Ihre Stimme klang hell und freundlich und doch lief es ihm eiskalt den Rücken hinunter.

JD nickte und wandte sich erneut dem Altar zu, in der Hoffnung, das Mädchen würde ihn dann in Ruhe lassen. Sie versuchte eindeutig, nett zu sein, aber ihr gesamtes Verhalten war so emotionslos, dass es einfach nur unheimlich wirkte.

Crow spielte die letzten Takte seiner musikalischen Würdigung. Als er fertig war, drehte er sich um und verließ das Podium, ohne den leisen anerkennenden Applaus überhaupt zu beachten. Alle klatschten. Alle, außer JD.

Kann sein, dass du das Publikum hier beeindrucken kannst, dachte er. Aber Em wird dich eines Tages durchschauen.

Am Ende des Gottesdienstes tippte JD seiner Mom auf die Schulter. »Meinst du, ich sollte da vorne hingehen?«, fragte er und deutete auf den Sarg, vor dem die Trauernden sich anstellten, um Drea die letzte Ehre zu erweisen.

»Nur wenn du willst, JD«, erwiderte seine Mutter.

Natürlich wollte er nicht. Er wollte nicht Dreas im ewigen Ausdruck des Todes erstarrtes Gesicht sehen. Wollte nicht sehen, wie man sie »hergerichtet« hatte, mit Make-up, das sie niemals so getragen hätte. Was, wenn das da vorne eine Nullachtfünfzehn-Version von Drea Feiffer war – in der Art und Weise künstlich zurechtgemacht, über die sie sich ihr Leben lang aufgeregt hatte? Abgesehen davon fand er offene Särge unheimlich. Wer wollte schon seine Liebsten so sehen? Aber er schuldete es ihr. Einen letzten Abschiedsgruß.

»Also gut, ich mach’s«, sagte er.

Als er sich den Weg durch die ihm entgegenschlurfende Menschenmenge bahnte, fiel sein Blick auf Walt Feiffer, Dreas Dad, der sich mit dem Orchideengesteck abmühte, das JD schon vorher aufgefallen war. Es schien kurz davor umzukippen und Walt versuchte offenbar, es wieder aufzurichten. Er war völlig allein.

JD seufzte und sah sich um. Wenn sonst keiner Dreas Dad half, dann würde er es eben tun. Er lief hinüber zum Altar. Gerade als er Walt zur Hand gehen wollte, ließ der die Blumen fallen – eigentlich sah es sogar fast so aus, als hätte er sie umgestoßen – und JD fragte sich, ob er nicht schon die ganze Zeit über versucht hatte, das Gesteck umzuwerfen.

»Kann ich Ihnen helfen, Sir?« JD erkannte seine eigene Stimme kaum wieder; sie klang gepresst.

Walt drehte sich um. Er hatte rote Augen und roch nach Alkohol. Er weinte und ließ den Tränen, die über sein Gesicht rannen, freien Lauf. Es war JD peinlich und er schämte sich dafür, dass es ihm peinlich war. Walt hatte seine Tochter verloren. Er hatte das Recht zu weinen. Und zu trinken.

»Zuerst meine Edie und nun meine Drea«, sagte Mr Feiffer und lallte ein wenig dabei. »Was bleibt mir denn jetzt noch?« Ein weiterer Schluchzer entwich der Kehle des Mannes.

»Es tut mir so leid, Mr Feiffer«, antwortete JD. »Drea war eine Freundin von mir.« Die Beileidsworte blieben ihm beinahe im Hals stecken. Seine Gedanken wanderten zurück zu der Szene, die sich in der Turnhalle abgespielt hatte: zu der Panik, der Hitze, dem Rauch. Hätte er Drea retten können?

Nun war es zu spät.

Bis zu diesem Augenblick hatte er den eigentlichen Schrecken des Ganzen noch gar nicht richtig begriffen: Drea war fort und sie würde nicht mehr zurückkommen – nie mehr.

Er konnte nichts daran ändern.

Niemand konnte das.

Er wandte sich wieder dem Sarg zu. Er konnte ihren Kopf sehen, bloß dass es nicht ihr Kopf war, beziehungsweise nicht ihre Haare. Der Bestatter musste ihr eine Perücke aufgezogen haben. Ob sie das gemacht hatten, weil ihre Verbrennungen so schlimm waren oder weil sie wollten, dass sie wie eine Hausfrau aus den Fünfzigern wirkte statt wie ein rebellischer Teenager? JD musste schlucken und trat einen Schritt näher heran.

Drea sah nicht aus wie sie selbst. Ihr blaues Kleid war schlicht und sittsam und die Perücke – ein glatter brauner Pagenschnitt – irritierend unpassend. Ihre Gesichtszüge waren friedlich, als befände sie sich inmitten eines tiefen Schlafes. Ihre Hände waren auf dem Brustkorb gefaltet und zwischen ihren Fingern steckte eine einzelne Blüte. Sie war zart und filigran und leuchtend rot, wie die Orchideen, mit denen Dreas Dad sich gerade abgemüht hatte.

Mach’s gut, Drea. Ich werd dich vermissen.

»Hast du die dahin gelegt?« Walt Feiffer stand hinter ihm und zeigte zitternd auf die Blume. »Nimm sie da weg. Nimm das Ding von meiner Tochter weg!« Er war völlig panisch, griff so energisch an JD vorbei, dass er ihm praktisch einen Stoß versetzte. JD stolperte vorwärts, viel näher an den Sarg heran, als ihm lieb war, und beobachtete entsetzt, wie Walt Drea die Blume aus der Hand riss und sie mit dem Stiefel zertrampelte. Er sah auf die Stelle auf dem Fußboden; die Blütenblätter waren zertreten und verschmiert, aber der Mittelteil war mehr oder weniger unversehrt. Das Ganze erinnerte ihn an den toten Vogel, den er einmal zufällig gefunden hatte, als er als Kind mit dem Rad unterwegs gewesen war.

JD blickte auf und bemerkte, dass die Umstehenden unauffällig wegsahen, so als wäre nichts Außergewöhnliches vorgefallen.

Die Reaktion war ziemlich heftig gewesen, aber JD sagte sich, wenn irgendwer das Recht dazu hätte, dann wäre es Mr Feiffer. Er konnte es dem Mann nicht verdenken. Schließlich hatte er schon vor vielen Jahren, als Drea ein kleines Mädchen war, seine Frau verloren. JD erinnerte sich nicht mehr an die Einzelheiten – Drea hatte nie darüber gesprochen –, aber er wusste, dass Edie Feiffer ebenfalls durch einen schrecklichen Unfall ums Leben gekommen war. In einem Kühlhaus eingesperrt oder so? Und jetzt hatte Walt auch noch seine Tochter verloren, sein einziges Kind.

Unterdessen hatte Mr Feiffer angefangen, an einer Zigarette und einem Feuerzeug herumzufummeln. Seine Hände zitterten heftig. Er war eindeutig betrunken. JD hatte nicht den Mut, ihn daran zu erinnern, dass sie sich in einem Gebäude befanden, in einer Kirche. Er tat das Einzige, was ihm in dem Moment einfiel. Er zeigte auf das Feuerzeug, nahm es und zündete die Zigarette an, damit Walt einen kräftigen Zug nehmen konnte.

»Sie war ein wunderbarer Mensch, Mr Feiffer«, sagte JD und hörte, noch während er sie aussprach, wie armselig seine Worte klangen.

Mr Feiffer antwortete nicht einmal. Sein Blick war auf etwas Unsichtbares fixiert. Als starrte er ins Nichts. JD wandte sich zum Gehen.

Inzwischen hatte sich die Menschenmenge deutlich gelichtet und Em war nirgends mehr zu sehen. Er trottete aus der Kirche und fühlte sich beunruhigter als je zuvor.

Zu Hause nahm JDs Mom einen selbst gemachten Auflauf aus dem Gefrierschrank. »JD, Schatz, bringst du den für mich rüber zu Sue und Dave? Sie haben im Moment eine Menge um die Ohren und ich hab das Gefühl, sie könnten ein bisschen gute Hausmannskost brauchen.«

JD versuchte, sich daran zu erinnern, wann er das letzte Mal zu den Winters hinübergegangen war – auf jeden Fall nicht, seit er beim Shopping-Monster verletzt worden war. Abgesehen von ihrer Beinahe-Versöhnung auf dem Ball, hatten er und Em in den vergangenen zwei Monaten kaum mehr als zehn freundliche Worte miteinander gewechselt. Er wusste, dass das zum großen Teil an ihm lag. Er war sauer gewesen, weil sie sich für Crow entschieden hatte. Außerdem gab er ihr die Schuld für den Unfall, bei dem er beinahe getötet worden wäre. Sie hatte hundertmal versucht, sich zu entschuldigen, doch er hatte sie immer abblitzen lassen. Aber jetzt war er es leid, wütend und verletzt zu sein und nichts dagegen zu tun.

Er war es leid, sie zu vermissen.

»Ich zieh mich nur schnell um«, antwortete er und tastete in der Hosentasche nach seinem Handy, das angefangen hatte zu vibrieren. Es war Ned.

»Hey, Alter, ich brauch dich morgen im Regieraum«, begrüßte dieser ihn und klang wie üblich völlig erledigt und aufgekratzt zugleich. »Eins von unseren Mischpulten hat den Geist aufgegeben und ich hab hier Castings laufen. Deshalb kann sich keiner drum kümmern.«

Ned führte Regie bei der Frühjahrsaufführung des Schülertheaters – irgendein griechisches Drama – und JD hatte versprochen zu helfen. Er hatte schon bei ein paar früheren Aufführungen für Beleuchtung und Ton gesorgt, denn die Sache mit der Technik lag ihm irgendwie. Außerdem mochte er die ruhige, abgeschiedene Dunkelheit im Regieraum hoch über der Bühne, von wo aus man alles und jeden beobachten konnte, aber selbst von niemandem gesehen wurde.

»Ja, alles klar«, erwiderte er. Ein bisschen Ablenkung konnte nicht schaden. »Dann sehen wir uns morgen.«

Er rannte nach oben, ersetzte seinen grauen Anzug durch eine bequemere Jeans und sein schwarz-gelbes Lieblingshemd und kam zurück, um das Essen aus der Küche zu holen.

Der Weg von seiner Hintertür bis zum Hauseingang der Winters dauerte eine Minute; gerade lange genug, um sich in Erinnerung zu rufen, wann er Ems Zuhause das letzte Mal betreten hatte: an dem Tag, als er die Blumen und die Tafel Schokolade für sie abgegeben hatte. Und eine Nachricht. Immer. Dein JD. Er hatte noch genau vor Augen, wie Mrs Winters ihn angesehen hatte – als hätte sie gewusst, dass das Geschenk mehr als nur eine Entschuldigung sein sollte. Dass es auch ein Geständnis war, und ein Versprechen.

Er wusste bis heute nicht genau, wie Em darauf reagiert hatte.

»JD! Was für eine nette Überraschung«, begrüßte ihn Ems Mutter, als sie an der Tür erschien.

»Meine Mom dachte, ihr hättet vielleicht Lust auf ein bisschen Auflauf«, sagte er und hielt die Form in die Höhe.

»Ach, wie lieb von ihr«, antwortete Sue Winters. »Ich trage ihn schnell in die Küche.« Dann fügte sie nach kurzem Zögern hinzu: »Em ruht sich oben aus. Ich bin sicher, sie würde sich freuen, dich zu sehen, Schätzchen.« Sie wandte sich um und lief durch den Flur Richtung Küche.

JD holte tief Luft, bevor er die Treppe hinaufging. Das war sie. Die Chance, wieder ins Reine zu kommen, wieder neu anzufangen, etwas anzufangen.

Ems Tür stand halb offen. Er klopfte leise und trat, als er keine Antwort hörte, ins Zimmer. Em lag auf ihrem Bett, hatte noch die Kleider von der Trauerfeier an und war beim Lesen eingeschlafen. Ihre dunklen Haare lagen ausgebreitet auf einem Berg von weißen Kissen und ihre Träume, von denen JD hoffte, dass sie gut waren, brachten ihre Lider kaum merklich zum Flattern.

Ein Anfall von Enttäuschung überkam ihn, gepaart mit Erleichterung. Und ein tiefergehendes Gefühl: Liebe. Schlicht und einfach. Em war so schön. Er ging leise durch das Zimmer, um das Licht auf ihrem Nachttisch auszuschalten. Dabei fiel sein Blick auf den Titel des Buches, das sie gerade gelesen hatte: Wie beschwöre ich die Furien. Das Buch war alt und abgenutzt und JD fiel auf, dass es über und über mit Notizzetteln versehen war.

Neugierig nahm er es in die Hand und blätterte die staubigen Seiten durch. Hauptsächlich griechische und römische Mythologie, wahrscheinlich für das Englischprojekt, an dem Mr Landons Schüler arbeiteten, nachdem er ausgefallen war. Der Lehrer war letzten Monat tot aufgefunden worden und seine Vertretung hatte für den Rest des Halbjahres Referate verteilt. Oder hatte Em etwa vor, beim Schultheater mitzuspielen?

Auf Seite 38 geriet JD ins Stutzen: die detaillierte Zeichnung einer blutenden Schlange. Die Bildunterschrift lautete: Auge um Auge, Zahn um Zahn. Nur Blut erweckt sie wieder zum Leben. Plötzlich überkam ihn ein Anflug von Übelkeit. Er musste an den Abend denken, als er Em auf dem Friedhof überrascht hatte, schlammverschmiert, eine tote Schlange in der Hand. Er war erschrocken, besorgt und angewidert zugleich gewesen. Sie trauerte, drehte durch wegen der ganzen Todesfälle. Das hatte er sich damals jedenfalls gesagt.

Im Haus der Winters war es warm, doch er zitterte unwillkürlich. Ziemlich unheimlich. Jede Wette, dass dieses Buch nicht unbedingt als Trauerratgeber taugte. Ob er es ihren Eltern gegenüber erwähnen sollte?

Er blätterte weiter zu einem neuen Kapitel. Gerechtigkeit oder Rache. Er rückte sich die Brille zurecht und begann zu lesen:

Wurden sie erst einmal herbeigerufen, können – und wollen – die Rachegöttinnen nicht mehr aufhören. Sie sind nicht in der Lage, zwischen angemessener Bestrafung und heimtückischer Vergeltung zu unterscheiden. Der Durst nach Rache äußert sich in ihren bösen Taten, die ihre Opfer gemartert zurücklassen.

JD hätte das Buch am liebsten quer durch das Zimmer geschleudert oder es irgendwo vergraben. Obwohl er rein gar nichts auf Aberglauben und Geisterkult gab, hätte er schwören können, dass diese Seiten negative Energie abstrahlten wie giftige Gase. Bevor er den Band jedoch zuklappen konnte, rekelte Em sich verschlafen und öffnete die Augen. Er sah, dass sie geweint hatte, aber trotzdem bekam sie ein zaghaftes Lächeln zustande. Er lächelte zurück, schlug ruhig das Buch zu und legte es auf ihren Nachttisch.

»Hi«, sagte sie. Ihre Stimme war leise.

»Hi«, antwortete er. Er fühlte sich unwohl dabei, so über ihr zu stehen, und kniete sich neben das Bett, um mit ihr auf Augenhöhe zu sein. »Meine Mom hat ein bisschen was zu essen rübergeschickt, Lasagne und …« Er hielt inne, um sich nicht mit unnötigen Plaudereien aufzuhalten. »Hör zu, Em, ich weiß, du hast gerade ’ne schwere Zeit. Und ich wollte dir sagen … Ich wollte, dass du auf jeden Fall weißt … dass ich dir verzeihe. Ich bin nicht mehr wütend auf dich. Ich bin für dich da. Immer.«

Sie war schon wieder halb eingeschlafen und er schaffte es nicht mehr, den letzten Teil seiner Rede auszusprechen. Den wichtigsten Teil. Den Teil darüber, dass er sie liebte. Also streichelte er ihr nur unbeholfen über die Schulter, nahm die Wolldecke, die zusammengefaltet am Fußende ihres Bettes lag, deckte sie zu und ging.

Während er über ihren Rasen zurückmarschierte, spielte er die vergangenen Minuten im Geist noch einmal durch. Ems verschlafenes Lächeln. Wie seine Handflächen gekribbelt hatten, als er neben ihr kniete. Wenigstens hatte er einen Teil von dem gesagt, was er sagen wollte. Das gab ihm immerhin ein bisschen Befriedigung.

Aber ein bedrohliches Gefühl schlich sich in die Zufriedenheit, die er empfand, und dafür machte er Ems Buch verantwortlich. Er wurde einfach den Gedanken an die Worte »Nur Blut erweckt sie wieder zum Leben« nicht los. Was zum Teufel bedeutete das? Hatten sie nicht alle schon genug Blut gesehen?

Kapitel 2

Mit schlaftrunkenem Blick spähte Em auf ihren Wecker. Sieben Uhr. Gleich würde Gabby da sein.

Nach der Trauerfeier am Tag zuvor und vor allem nach Crows Song und der Rede, die er an die Trauergemeinde gerichtet hatte, hatte Em beschlossen, ihre selbst auferlegte Auszeit zu beenden. Dem Druck in der Schule eine Woche lang aus dem Weg zu gehen, hatte offenbar nichts weiter bewirkt, als ihre Angst zu verstärken. Irgendwann würde es sowieso keinen Film mehr geben, den sie noch nicht angeschaut hatte. Und wenn sie die Tage alleine verbrachte, hatten ihre Gedanken bloß Gelegenheit, immer wieder an den Abend des Brandes zurückzukehren und um das zu kreisen, was Crow damals gesagt hatte. Ihre Stimmung wechselte unablässig zwischen unbändiger Wut (Verflucht! Niemals würde sie »eine von ihnen« werden!) und der Sorge, dass sich unbestreitbar etwas in ihr änderte.

So oder so, es war an der Zeit, sich der Realität zu stellen – dadurch, dass sie verängstigt und wütend im Bett herumlag, war nichts gewonnen. Und sich ihr Leben zurückzuholen, war das, was Drea gewollt hätte. Und was sie selbst getan hätte. Es war schon komisch, wie viel sie von Drea über wahre Stärke gelernt hatte. Darüber, sich für die Menschen einzusetzen, auf die es ankam, über Loyalität, darüber, zu ignorieren, was andere Leute über einen dachten oder sagten, und darüber, seine eigenen Ängste zu überwinden.

Gabby hatte Em versprechen müssen, sie Montag früh zur üblichen Zeit abzuholen, ohne Wenn und Aber. Sie hatte am Telefon skeptisch geklungen, war jedoch einverstanden gewesen.

Es klopfte an der Tür und Em sprang auf.

»Was ist?«, rief sie etwas zu barsch.

»Bist du wach, mein Schatz? In ungefähr einer halben Stunde ist Gabby hier.« Die zaghafte Stimme ihrer Mutter drang durch die Tür.

»Bin schon auf, Mom!«, rief sie zurück und bemühte sich, ihre Stimme halbwegs normal klingen zu lassen. Sie ging zu ihrem Nachttisch und zwang sich dazu, sich zurechtzumachen. Schon nach nur einer Woche kam ihr das ungewohnt vor, als versuchte sie, sich in die Jeans einer anderen zu zwängen. Sie fing an, sich einen Kamm durch die langen Haare zu ziehen. »Ich bin gleich unten.«

Sie bewegte sich mechanisch, wusch ihr Gesicht und putzte sich die Zähne, versuchte, an ganz normale Dinge zu denken. Matheunterricht. Osterferien. Als sie in der Kommodenschublade wühlte, stieß sie auf ihr blaues Lieblings-T-Shirt. Sie zog es über den Kopf und fing an zu würgen, ein plötzliches, heftiges Übelkeitsgefühl, das sich schlagartig von ihrem Magen bis in die Kehle ausbreitete.

Dieser Geruch. Das war nicht ihrer.

Jemand anderes hatte das T-Shirt getragen.

Voller Panik begann sie, daran zu zerren, begann hektisch, es abzustreifen, merkte, dass ihr Kopf im Ausschnitt feststeckte, als hätten sich unsichtbare Hände um ihren Hals gelegt. Weg! Weg von mir. Loslassen! Ungefähr so fühlte es sich ihrer Vorstellung nach an, in ein Fass voller Schlangen gestoßen zu werden.

Endlich hatte sie sich aus dem Stoff befreit und schleuderte das T-Shirt so weit von sich, wie sie nur konnte. Dieser Geruch. Wie verwelkende Blumen. Gerade eben abgestorben, das letzte bisschen traurige Süße verströmend. Ekelhaft. Falls ihre Mom ein neues Waschmittel benutzte, würde sie es wegwerfen müssen.

Mit einem Schaudern nahm sie ein neues, schlichtes weißes T-Shirt aus der Schublade.

Gabby hupte schon draußen. Em blickte aus dem Fenster und sah ihr Auto in der Einfahrt stehen. Sie machte sich rasch weiter fertig, zog sich ein schwarzes Sweatshirt über den Kopf und kickte sich durch einen Berg Kleider auf dem Fußboden. Sie brauchte eine Jeans, irgendeine, die nicht aussah, als hätte sie die ganze Woche lang zusammengeknüllt in der Ecke gelegen. Schließlich fand sie ein schwarzes Exemplar, das nicht allzu zerknittert war, schlüpfte hinein und wäre beinahe über ihre eigenen Füße gestolpert, als sie aus dem Zimmer hastete. Sie sauste die Treppe hinunter und hielt kurz inne; sollte ihre Mom in der Küche sein, würde es eine peinlich-aufmunternde Rede von ihr geben. Nachdem sie sich versichert hatte, dass die Luft rein war, schob Em einen Stapel Bücher in ihre Tasche und schnappte sich einen Joghurt von der Küchentheke.

»Danke, Mom!«, rief sie, während sie schon die Haustür hinter sich zuschlug.

Als sie sich auf den Beifahrersitz sinken ließ, fühlte sie sich augenblicklich erleichtert. Gabby überreichte ihr einen dampfenden Becher heiße Schokolade und musterte sie rasch von oben bis unten.

»Du siehst gut aus«, sagte sie und hob anerkennend die Augenbrauen.

»Wirklich?«, fragte Em und klappte die Sonnenblende hinunter, um sich im Spiegel zu betrachten.

»Wirklich«, erwiderte Gabby. »Besser denn je. Willkommen zurück.«

Emily brachte mühsam ein Lächeln zustande. »Danke, Gabs. Für alles.« Plötzlich wieder ins Schulleben geworfen zu werden, würde nach einer Woche Einsiedlerdasein ganz schön hart sein. Da wusste sie Gabbys Zuspruch zu schätzen.

Gabby lächelte zurück. »Dazu sind beste Freundinnen doch da, oder?« Sie streckte den Arm aus und drückte die Hand ihrer Freundin, zuckte aber sofort zusammen. »Niedriger Blutdruck, was? Deine Hände sind ja eiskalt.«

Emily legte die Hände fest um ihren Becher Kakao, während Gabby rückwärts aus der Einfahrt fuhr und wie immer nur knapp den Briefkasten verfehlte. Ems Stimmung hob sich ein bisschen. Normal. Ein normaler Anfang eines gewöhnlichen Tages. Es war erstaunlich, wie sehr sie sich mittlerweile nach dem Alltäglichen sehnte, nach den gewohnten Routinen des Lebens, und wie sehr sie sie genoss. Genauso wie sie die Menschen, die sie liebte, auf ganz neue Art und Weise achtete. Gabby hatte ihr in den vergangenen Monaten unglaublich großherzig verziehen. Zuerst war da das Zach-Fiasko während der Weihnachtsferien gewesen, als Em Gabby auf die schlimmstmögliche Weise hintergangen und etwas mit diesem Widerling von Freund ihrer besten Freundin angefangen hatte. Dann musste Gabby sich an Ems wachsende Freundschaft mit Drea gewöhnen, einem Mädchen, über das sie sich vorher immer gemeinsam lustig gemacht hatten. Außerdem hatte sie ziemlich lange damit gewartet, ihrer ältesten und engsten Freundin zu erzählen, dass sie verliebt war. Verliebt in ihren Nachbarn JD Fount.

Eigentlich hatte Em sich schon langsam gefragt, ob sie so eine beste Freundin wie Gabby überhaupt verdiente, eine, die sogar jetzt mit dem Kopf perfekt im Takt zur Radiomusik wippte. Em nippte an ihrem heißen Kakao und wünschte sich, er würde genauso gut schmecken, wie sie es in Erinnerung hatte. Aber bei dieser ganzen Grübelei darüber, wie sie Gabby hintergangen hatte, wurde ihr kotzübel. Und das alles wegen ihm. Zach.

Er schwebte wie ein Schreckgespenst über ihrer Freundschaft. Zach McCord, Gabbys schwanzgesteuerter Ex. Er hatte mit ihnen beiden sein fieses Spiel getrieben, indem er Gabby betrogen und Em dazu gebracht hatte, sich als etwas Besonderes zu fühlen, während sie in Wirklichkeit nichts anderes gewesen war als eine weitere Trophäe in seiner Sammlung. Sie musste zugeben, dass sie dankbar gewesen war, als er die Schule verließ. Inzwischen kursierten Gerüchte, Zach sei das Opfer einer seltsamen Krankheit oder eines Unfalls geworden, weswegen er keinen Sport mehr treiben könne. Doch Em kam wunderbar zurecht, ohne viel über Zachs neues Leben zu erfahren. Sie war froh, dass er nicht mehr zu ihrem gehörte.